Väter

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Ein Jahr zuvor:

„Mit dir stimmt irgendetwas nicht," sagte ich besorgt, als ich von meinem Kurzurlaub mit den Mädels zurückkam und gerade meine Sachen einräumte. Schon auf der Rückfahrt hatte ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Als ich Josh dann in der Küche entdeckte, wurde mein dieses Gefühl umso mehr bestätigt. Er stand da, unschlüssig mit seinem Handy in der Hand, und sein Gesichtsausdruck verriet sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich fasste mir ein Herz, trat zu ihm und legte einen Arm auf seine Schulter. „Josh, was ist los?"

Er zögerte. ,,Es ist alles okay, es ist nur...''

Warum sprach mein Freund es nicht aus?

,,Es ist nur was?''

Eine innere Stimme sagte mir, dass es mit seinem Dad zu tun haben musste. Wir würden nachher mit ihm Essen gehen und ich befürchtete, dass dies nicht passieren würde. Ich kannte Daniel nicht besonders gut, aber so, wie er sich bis jetzt verhalten hatte, war anzunehmen, dass er abgesagt hatte.

,,Wir werden heute Abend nicht mit meinem Vater Essen gehen. Er hat heute überraschenderweise keine Zeit und muss länger als gedacht in der Kanzlei bleiben. Ich hatte so große Hoffnungen gehabt, dass er kommt, weil er wenigstens einmal nicht direkt absagt hat, aber anscheinend waren diese völlig umsonst.''

Josh sprach leider genau das aus, was ich angenommen hatte und ich wollte meinen Freund irgendwie trösten. Es musste ein schreckliches Gefühl sein, wenn man von seinem eigenen Vater so enttäuscht wurde. Das hatte er nicht verdient.

,,Hey, beruhigt dich. Es ist doch nicht schlimm, wenn er heute nicht kann. Wir verschieben einfach das Dinner auf nächste Woche an einem Tag an dem er kann.''

Es sprach doch nichts dagegen, es auf einen anderen Tag zu verschieben. Irgendwann musste doch Daniel begreifen, dass sein Verhalten alles andere als okay war.

,,Sag mal, kapierst du es nicht? Er wird auch nächste Woche nicht können. Er nimmt sich unter der Woche nicht mal genügend Zeit für seine eigene Tochter. Glaubst du ernsthaft, dass er in seinem vollgepackten Terminkalander doch irgendwann die Zeit findet, mit seinem Sohn und dessen Freundin Essen zu gehen? Wir sollten uns glücklich schätzen, dass er nicht direkt abgesagt hat, sondern erst vorhin. Ich kenne meinen Vater seit 21 Jahren, Selina. Er ist schon immer so gewesen. Ihn hat es noch nie interessiert, wie es seine Familie damit geht, dass er nicht präsent ist.''

Ich verstand seine Verbitterung. Er hatte jedes Recht, sich so zu fühlen. Es hatte schon viel zu lange in ihm geschlummert und nun musste es einfach raus. Ich überlegte, ob ich ihm raten sollte, mit Daniel darüber zu reden, doch mir wurde schnell klar, dass es Josh nicht wirklich weiterhelfen würde.

Daniel schien kein Mann der Gefühle zu sein und es würde sich wahrscheinlich nichts ändern, wenn ihm sein eigener Sohn sagte, dass sein Verhalten ihn kränkte. Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was sich da machen ließ.

Ich musste an meinen eigenen Vater denken und mir wurde es schwer ums Herz. Er war nicht mehr da und ich konnte nicht mit ihm sprechen. Josh hingegen hatte noch seinen Dad, auch wenn dieser seine Familie nicht an erster Stelle setzte. Er musste Daniel einfach eine zweite Chance geben und hoffen, dass er sich ändern würde.

,,Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch einen Vater hast. Wie oft glaubst du, dass ich wünsche, ich könnte wenigstens seine Stimme, sei es nur am Telefon, hören und mit ihm reden? Wie oft glaubst du, denke ich daran, dass ich ihm noch so viel zu sagen hätte, es nun aber nicht mehr kann, weil er nun für immer weg ist? Dein Dad lebt noch. Er ist noch Teil deines Lebens. Du hast noch die Möglichkeit, euer Verhältnis zu verbessern, zu stärken. Du bist doch derjenige, der mir ständig eintrichtert, dass wir uns die Gegenwart Zukunft von Fehlern aus der Vergangenheit kaputt machen lassen dürfen. Dass wir verzeihen müssen. Ich verstehe ja, dass es verdammt schwer ist, jemandem zu verzeihen, von dem man schon so oft enttäuscht wurde. Aber sag mir: warum fällt es dir so schwer, geduldig mit ihm zu sein und ihm eine zweite Chance zu geben, mit der er beweisen kann, dass dich und Ellie über alles lieb hat und gelernt hat ein besserer Vater zu sein?''

Leider bewirkten meine Worte genau das Gegenteil bei Josh, als sie sollten. Er blickte mich leicht wütend an, weil ich das hier mit mir und meinem Dad verglich. Trotzdem fand ich, dass ich nicht ganz unrecht hatte.

,,Du kannst das eine nicht mit dem anderen vergleichen. Hör auf, mir einzureden, dass ich ihm eine zweite Chance geben soll.''

Josh nahm meinen Arm von sich runter und damit war klar, dass ich einen empfindlichen Punkt getroffen hatte.

,,Wenn es mein Dad wäre, würde ich ihm verzeihen. Ganz egal, was er gemacht hat und was nicht. Manchmal muss man da einfach drüber hinwegsehen und hoffen, dass er sich bessert.''

Mein Freund schüttelte den Kopf und wich vor mir endgültig zurück.

,,Ich kann das nicht mehr, Selina. Ich habe es so satt, das hinzunehmen. Auch wenn er mein Dad ist. Irgendwann reicht es einfach. Und, dass du deinen eigenen Dad jetzt mit ins Spiel gebracht hast, zeigt, dass du es nicht verstehst. Lass es einfach sein.''

Ich wusste gar nicht mehr, was ich tun sollte. Alles, was ich zu ihm sagen konnte und wollte, fühlte sich gerade nicht richtig an.

,,Es bringt doch auch nichts, wenn du in Selbstmitleid versinkst. Du bist stärker als das.''

All meine Bemühungen halfen nicht. Mein Freund schien nicht hinzuhören oder wollte es nicht. Ich spürte die Kälte, in der er gerade zu erfrieren drohte und konnte ihm da nicht heraushelfen. Das konnte nur er selbst.

,,Lass es. Ansonsten sage ich gleich etwas, das ich hinterher bereuen werde.''

So schnell wollte ich aber nicht aufgeben.

,,Ich möchte aber nicht dabei zusehen, wie schlecht es dir gerade geht. Ich versuche es wirklich, dass du dich etwas besser fühlst, aber es funktioniert nicht. Josh, jetzt sei doch nicht so. So kenne ich dich gar nicht", machte ich weiter, in der Hoffnung, dass er mir endlich zuhörte.

Warum kam nicht bei ihm an, dass ich ihn liebte, mir Sorgen um ihn machte und für ihn da sein wollte?

,,Warum ist es für dich so schwer, zu akzeptieren, dass ich gerade einfach wütend bin und es sein möchte! Ich brauche gerade deinen Optimismus einfach nicht! Ich glaube kaum, dass sich mein Dad jemals ändern wird. Ich bin es leid, mir mitanzusehen, wie sehr es Ellie verletzt. Sie hätte einen Vater verdient, der sich um sie kümmert und dem sie wichtig ist. Und weißt du was? Meine Mutter ist da nicht viel besser. Anstatt ihrer Tochter Aufmerksamkeit zu schenken, verbringt sie lieber Zeit mit diesem Travis. Unsere Familie ist kaputt und du glaubst an zweite Chancen und vergleichst das auch noch mit deinem Vater? Tut mir leid, aber das brauche ich gerade echt nicht.''

Sein Tonfall ließ mich kurz aufschrecken. Josh war noch nie gegenüber mir laut geworden und daher kam es so unerwartet, dass er nicht mit einem ruhigen Tonfall mit mir sprach. So hatte ich ihn noch nie erlebt und es brach mir das Herz.

,,Willst du dich nun auch mit mir streiten? Ist das dein Ziel? Wenn ja, dann tun wir das gerade. Ich bemühe mich, für dich da zu sein, aber anscheinend möchtest du das nicht. Du hast mir mal versprochen, dass wir niemals so sein würden, wie unsere Eltern. Aber irgendwie fühlt es sich gerade so an.''

,,Dann sind wir halt nicht besser als sie! Ich hatte sowieso nicht daran geglaubt! Verdammt, ich halte das nicht aus. Ich muss hier weg.''

Das tat mehr als weh. Ich wusste gar nicht, was sich darauf erwidern sollte.

Er glaubte also nicht daran, dass unsere Beziehung besser sein konnte als die von unseren Eltern?

Wieso war seine Hoffnung so tief gesunken, dass er nicht daran glaubte, dass wir vielleicht sogar für immer glücklich miteinander sein konnten?

,,Hey, wohin gehst du?'', rief ich ihm nach, als mein Freund zum Jackenständer lief und sich dort seine Jacke schnappte. ,,Jetzt bleib doch hier.''

Josh hörte nicht auf mich und im nächsten Moment fiel die Tür ins Schloss. Und ich sah ein, dass es gerade einfach alles nur nutzlos war.

Ich konnte nur hoffen, dass Josh sich wieder beruhigte und wir danach den Streit klären konnten. Und dennoch hatte ich die große Angst, dass er mir auf diese Weise gezeigt hatte, dass mit uns Schluss war.

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