Wieder aufstehen

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Ein Jahr zuvor - Joshs Sicht:

VERDAMMTES ARSCHLOCH!

VERDAMMTES ARSCHLOCH!

VERDAMMTES ARSCHLOCH!

Das war das Einzige, was ich über mich und mein Verhalten tagelang dachte. Ich war betrunken gewesen, doch trotzdem änderte es nichts daran, dass ich Selina mit einer anderen Frau betrogen hatte und sie nun nicht mehr Teil meines Lebens war. Und vielleicht hatte ich genau das gewollt. Ich hatte etwas kaputt gemacht, was gut gewesen war, weil ich davon überzeugt war, dass ich es nicht verdiente.

Niemand hatte wahrscheinlich sowieso daran geglaubt, dass das mit Selina und mir lange halten würde, weil ich nun mal beziehungsunfähig war.

Es war ein neuer Rekord gewesen, dass ich ganze zwei und halb Jahre mit dem selben Mädchen gewesen war. Ich war ja sogar mit ihr gemeinsam in eine Wohnung gezogen. Wir hätten fast ein Kind miteinander bekommen und wir hatten uns zusammen einen Hund zugelegt. Und nun hatte ich alles zerstört.

Ally sagte mir niemals ins Gesicht, dass sie enttäuscht von mir war, doch das musste sie gar nicht. Ich sah es auch so in ihren Augen, wenn sie mich ansah. Bei Luke war es nicht viel anders. Ich selbst war enttäuscht von mir und ging öfters in meinem Kopf den Abend durch, an dem ich mich dazu entschieden hatte, das mit Selina aufzugeben. Mir waren wenige Erinnerungen geblieben und die, die ich hatte, waren verbunden mit unserem Streit. Ich wäre gar nicht erst in diese Bar gegangen, wenn wir nicht die Auseinandersetzung gehabt hätten und ich so aufgebracht wegen meinem Dad gewesen wäre. Das entschuldigte nichts, aber ich konnte meine Entscheidungen nun mal nicht rückgängig machen.

Ich musste mit der Konsequenz leben, dass der Mensch, den ich geliebt hatte, nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Nachdem Selina all ihre Sachen mitgenommen hatte, fand ich mich ganz allein in unserer Wohnung wieder und vermisste sie schrecklich. Da war niemand mehr, der neben mir schlief und mir einen Tee oder Suppe machte, wenn ich mich nicht gut fühlte. Ich mied es, eine Lasagne zu machen, weil es mich an einen ganz bestimmten Menschen erinnerte.

Mir fehlten die vielen Post-It Zettel, die Selina immer vollgekritzelt hatte, um ja nichts zu vergessen. Die weiße Wand wirkte leer ohne den Kalender, wo sie all mögliche Dinge und Termine festgehalten hatte. Die Bettseite neben mir roch nicht mehr nach ihr und machte mir umso mehr bewusster, dass sie fort war.

Es war besonders schlimm, wenn Ellie nach Selina fragte, weil ihr natürlich auffiel, dass sie verschwunden war. Ich erzählte ihr lediglich, dass wir uns getrennt hatten und das bedeutete, dass sie nun ihren eigenen Weg ging. Meine Schwester hatte geheult und ich hatte mich unglaublich mies gefühlt.

Nichts machte mir mehr so wirklich Freude und es kostete mich viel Kraft, den Tag irgendwie zu überstehen. Ich riss mich zusammen für Ellie, weil sie mich brauchte. Natürlich merkte ich, dass es schwieriger war ohne Selina. Da war niemand mehr, der mich da unterstützte und sich um sie kümmerte, wenn ich es gerade einfach nicht konnte. Ally bot mir hin und wieder ihre Hilfe an, aber das konnte man nicht so wirklich miteinander vergleichen. Ellie ins Bett zu bringen, war am schwierigsten, weil sie nicht schlafen wollte und sie sich immer beschwerte, dass Selinas Gute-Nacht Geschichten so viel besser gewesen waren. Ich war nun mal nicht so kreativ wie sie und dagegen konnte ich nichts machen.

Auch Bella schien die Veränderung zu spüren. Am Abend fand ich sie häufig an der Tür sitzend und es kam mir fast so vor, als ob sie dort darauf wartete, dass Selina zurückkam. Doch sie tat es nicht und irgendwann begriff sie es auch.

Als ich an dem Punkt kam, wo ich mich überfordert fühlte, entschloss ich, dass es eine gute Idee wäre, mir einen Therapeuten zu suchen. Einfach um jemanden zu haben, der mir helfen konnte und Tipps gab, wie ich mein Leben besser im Griff bekam. Es dauerte gerade mal zwei Therapiestunden, bis wir auf meine Eltern zu sprechen kamen. Wir redeten darüber, was für Auswirkungen es auf mich gehabt hatte, dass sie mich stets mit Ellie allein gelassen und sich in unserer Gegenwart nur gestritten hatten.

Ich lernte, dass es einen Trigger in mir ausgelöst haben musste, als ich und Selina uns gestritten hatten, da es mich an das erinnert hatte, was ich in meiner Kindheit erlebt hatte. Zuerst dachte ich, dass es Schwachsinn sei, doch als ich genauer darüber nachdachte, stimmte das irgendwie.

Ich war normalweise jemand, mit dem man über alles reden konnte und ruhig blieb. Doch an dem Abend war ich das offensichtlich nicht gewesen. Ich hatte lieber, bevor wir alles hätten vernünftig klären können, die Wohnung verlassen und war gegangen. Und damit hatte ich das Versprechen gebrochen, dass wir niemals so werden würden wie unsere Eltern.

Meine Therapeutin meinte, dass wir alle mal Fehler machten, doch diesen konnte ich mir nicht verzeihen. Sie versicherte mir, dass es mich zu keinem schlechten Menschen machte und ich nicht so hart zu mir selbst sein sollte. Es brauchte etwas, bis ich das glauben konnte, jedoch half es mir, das Ganze schlussendlich besser zu verarbeiten.

Ja, ich war nicht geblieben, als ich es hätte tun sollen.

Ja, ich war in die Bar gegangen, um für eine Weile vergessen zu können und die Probleme hatten sich dennoch nicht in Luft aufgelöst.

Und ja, ich hatte den dümmsten Fehler meines Lebens begangen und hatte mit einer anderen Frau geschlafen.

Ich musste das akzeptieren und sehen, wie ich weitermachte. Ich musste damit klarkommen, von jetzt an ohne Selina zu sein. Manchmal war ich kurz davor, nach meinem Handy zu greifen und sie anzurufen oder ihr eine Nachricht zu schreiben. Ich tat es nicht. Wenn sie meine Nummer sehen würde, hätte sie vermutlich sowieso nicht abgenommen oder mir geantwortet. Ich konnte mir sogar vorstellen, dass sie mich blockiert hatte.

Ich erfuhr von Ally, dass sie nun zusammen in einer WG mit Tessa und Keila wohnte, und das beruhigte mich zumindest. Sie war unter Menschen, die sie kannte und für sie da sein würden. Ich fuhr sogar aus Neugierde zu der Adresse von der zugehörigen Wohnung, doch klingelte nicht. Ich schaute nur in die Richtung und drehte dann wieder um.

Die nächsten Monate konzentrierte ich mich nur auf mich selbst. Es war mir schwergefallen, doch ich gab mein Studium an der MVU auf, weil ich merkte, dass es doch nicht das Richtige für mich war. Es tat so gut, nicht mehr den Coach im Hinterkopf haben zu müssen und Bestleistung zu geben. Ich hatte neue Ziele. Darunter war ein Kochkurs, den ich für Kinder gab, den sie alle mehr als begeistert besuchten.

Es machte verdammt viel Spaß, es ihnen beizubringen und sich langsam gemeinsam mit ihnen an den Herd heranzutasten. Meine Arbeit als Personalcoach gefiel mir ebenfalls. Leuten zu helfen und mit ihnen auszuarbeiten, was sie tun sollten, damit sie körperlich fit blieben, tat gut.

Ich kam zurecht und dennoch fehlte mir das Mädchen, das mich davon überzeugt hatte, dass es so etwas wie die Liebe noch gab.

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