Schuld und Reue

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Joshs Sicht - Ein Jahr zuvor: 

,,Danke dir, dass ich für ein paar Tage bleiben kann'', bedankte ich mich bei meiner besten Freundin, als sie mich in ihre Wohnung reinließ, nachdem ich gegangen war, weil Selina mich darum gebeten hatte.

,,Kein Problem. Dafür ist man doch schließlich miteinander befreundet. Ich kann dir nur meine Couch anbieten, aber auf dieser sollte man eigentlich ganz komfortabel schlafen können.''

Ally schloss die Tür hinter uns und wir betraten ihr Wohnzimmer. Ich stellte meine notdürftig gepackte Tasche ab und sah, dass sie zum Schrank ging, wo sie zwei Gläser rausholte, die sie mit Wasser befüllte. Sie reichte mir eines und ich nahm einen großen Schluck. In den letzten Stunden hatte ich mich so beschissen wie noch nie gefühlt und kam nun etwas zur Ruhe. Und trotzdem änderte sich nichts daran, was passiert war. Ich war heute Morgen mit dem Wissen zurück in die Wohnung gekommen, dass ich Selina beichten musste, dass ich mit einer anderen geschlafen hatte und sie sich anschließend verständlicherweise von mir getrennt hatte. Ich hatte noch leichte Kopfschmerzen, weil ich gestern zu viel getrunken hatte, doch das war mir in diesem Moment sowas von egal. Vor meinem inneren Auge lief nur der Film ab, bei dem Selina mich sehr verletzt anschrie, dass ich ein Arschloch sei und wegen mir Tränen in den Augen hatte. Und dieses Bild würde wohl niemals mehr aus meinem Kopf verschwinden. Ich hatte es verdient, zu wissen, wie sehr ich sie enttäuscht hatte. Nach dem, was ich mir da geleistet hatte, war ich mit gutem Recht ein Arschloch.

,,Möchtest du mir vielleicht erzählen, was passiert ist? Hattest du Streit mit Selina? Du kannst es mir sagen, Josh. Ich bin für dich da.''

Ich glaubte nicht, dass Ally mich mit den gleichen mitfühlenden Augen ansehen würde, wenn sie wüsste, was ich gemacht hatte. Vielleicht würde es sie sich ja anders überlegen und mich nicht mehr hier schlafen lassen. Aber wenn ich etwas nicht konnte, dann war es die Personen anzulügen, die mir wichtig waren und mir etwas bedeuteten. Das hieß also, dass ich ehrlich sein und es ihr erzählen würde. Ganz gleich ob sie hinterher nicht mehr mit mir befreundet sein und mich genauso sehr hassen würde. So war ich. Ich machte niemandem etwas vor und stand selbst zu vermutlich nicht verzeihbaren Fehlen wie diesem.

,,Ich habe gestern etwas gemacht, das ich mir niemals verzeihen kann. Ich habe jetzt schon einige Male den Abend gedanklich rekonstruiert, aber das hat am Ende gar nichts gebracht. Ich ... weiß nicht mehr, an welchem Punkt ich entschieden habe, das mit Selina und mir aufzugeben. Und mir ist klar, dass mich das mich zu einem Vollidioten macht. Jedenfalls lässt sich meine Entscheidung nicht mehr rückgängig machen und ich muss damit leben, dass ich es verbockt habe. Selina hat berechtigter Weise mit mir Schluss gemacht, als ich ihr gestanden habe, dass ich ihr fremdgegangen bin. Mein Vater hat sich bei mir gemeldet, um mitzuteilen, dass er wie sonst auch keine Zeit hat und nicht zum Abendessen kommen kann. Danach hatte ich einen Streit mit Selina und bin verschwunden, ohne diesen mit ihr zu klären. Ich bin in eine Bar gegangen und hatte dann etwas mit der Barkellnerin. Deswegen hatte ich dich gefragt, ob ich ein paar Tage bei dir bleiben kann. Das ist die Wahrheit. Ich könnte es sehr gut verstehen, dass du mich rausschmeißen möchtest, nachdem du diese kennst.''

Ich rechnete mit allem, nur nicht damit, dass Ally ihre Arme um mich schlang. Und es genau das, was ich gerade mehr als brauchte. Ich begriff, dass solche einfachen Dinge eine wahre Freundschaft ausmachten. Freunde verurteilten dich nicht für Fehler, die du begangen hattest. Wenn ihnen die Freundschaft am Herzen lag, versuchten man gemeinsam Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen und hielt am Ende des Tages zusammen.

,,Danke, dass du es mehr erzählst hast. Ich schätze es sehr an dir, dass du ehrlich bist und nie etwas verheimlichst. Puh, da hast du dir ganz schön etwas geleistet. Es spricht für dich, dass du es Selina gesagt hast. Ich denke, sie braucht für die nächste Zeit Abstand von dir, um das Ganze zu verarbeiten. Danach könnte ihr weitsehen. Eine Trennung muss nicht endgültig sein. Ich weiß, dass du sie liebst, auch wenn du dir das gemacht hast. Und wenn sie bereit ist, wird sie mit dir sprechen. Es ist noch nicht alles verloren.''

Ally meinte es gut, doch ich wusste, dass es nur Worte waren, um mich wieder aufzubauen. Selina würde definitiv nicht mehr mit mir reden. In keiner Welt würde sie mir das, was ich getan hatte, mir verzeihen. Ich hatte alles kaputt gemacht, was ganze zwei Jahre lang aufgebaut hatten. Sie würde nicht mehr zu mir zurückkommen und ich würde von nun an allein zurechtkommen müssen. Wir hatten uns gerade mal ein paar Stunden nicht gesehen und ich vermisste sie schrecklich. Wenn ich kein verdammter Vollidiot war, dann wusste ich auch nicht.

Herzlichen Glückwunsch, du hast genau das erreicht, was du wolltest. Du hast ihr einen Grund gegeben, dich zu verlassen. Du hast ihr erst recht bewiesen, dass man dich nicht lieben kann, wenn du Vertrauen durch so eine miese Aktion einfach so missbrauchst.

Ich weinte nicht, weil ich mir im Klaren war, dass das nichts bringen und sich auch nichts ändern würde. Es war ein Wunder, dass Ally noch bei mir geblieben war. Sie hatte diesen traurigen Gesichtsausdruck, der mir verriet, dass mich am liebsten ebenfalls auf den Mond geschossen hätte, doch sie tat es nicht, weil ich nach wie vor ihr bester Freund war. Es fühlte sich genauso an wie damals, als Hazel sich für mich entschieden und Luke verlassen hatte. Und ich erinnerte mich daran, wie es war, als Bianca herausgefunden hatte, dass sich etwas zwischen mir und Selina angebahnt hatte. Ich war wirklich gut darin, mich in die Scheiße zu reiten.

,,Warum hältst du mir keine Predigt oder schmeißt mich raus? Ich könnte das sehr gut verstehen.''

,,Weil ich dich sehr gut kenne. Das entschuldigt natürlich nichts, aber ich weiß ja, dass du es in deiner Kindheit nicht leicht hattest. Du warst stets für deine Schwester da, aber niemand hat sich um dich gekümmert. Du hast viel zu oft mitbekommen, wie sich deine Eltern nur gestritten haben. Das hat dich geprägt. Ich kenne den Jungen hinter dieser Machofassade, der bestimmt nicht gerade wenig darin gezweifelt hat, ob er diese Beziehung überhaupt verdient. Es ist an der Zeit, dass du dich um dich selbst kümmerst. Ich könnte mir vorstellen, dass dir eine Therapie guttun würde, wenn du dafür offen wärst. Und damit will ich nicht sagen, dass du psychisch irgendwie krank bist. Du hast nur einiges zu verarbeiten, was du so erlebt hast und ich bin davon überzeugt, dass du dich hinterher sehr viel besser fühlen wirst.''

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