Kapitel 4: Blood, Sweat and Tears

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 Wie ihr sicher schon festgestellt habt, ist Lyn ganz und gar nicht so wie die zurückhaltende Miga. Sie hingegen war selbstbewusst und wusste was sie konnte und wollte. Zudem ließ sie sich selten von etwas abbringen.

Nachdem Lyn J-Hope und den zu spät gekommenen V hundert Liegestütze hat machen lassen und alle irgendwie neben der Spur gewesen zu sein schienen, ließ sie das Training etwas früher enden als sonst. Sie selbst war auch nicht ganz auf der Höhe. Umso länger sie mit Jimin arbeitete, desto verwirrter wurde sie über ihre eigenen Gedanken. Dabei wusste sie, dass sie stets professionell sein musste.

Die Jungs schienen ebenfalls erleichtert zu sein, dass es früher vorbei war und verließen den Raum.

„Morgen kommt ihr allerdings eine halbe Stunde früher, verstanden?", schrie sie ihnen noch hinterher.

„Alles klar, Lyn!", antwortete Namjoon, salutierte kurz und folgte den anderen.

Lyn seufzte gerade schwer auf, als Sumi, ihre Freundin, den Gang entlang kam und beinahe von den Jungs über den Haufen gerannt worden wäre. Schon wieder.

„Huuuch!", entfuhr es ihr daher.

„Hi Sumi!", erwiderten die Jungs, winkten ihr kurz zu, sie winkte zurück und lachte.

V hingegen ging breit grinsend an ihr vorbei, sagte dabei kein Wort, sondern zwinkerte ihr zu. Sumis Lächeln wurde noch breiter, als sie dies sah.

Sie blickte jedem der BTS-Jungs lachend nach und freute sich. Nicht nur wegen V, sondern auch, weil sie nun endlich auch Suga zu Gesicht bekommen hatte. Er schien ja sehr zurückhaltend zu sein.

So wandte sie ihren Blick wieder nach vorne und sah Lyn, die schwer seufzend an der Tür zum Trainingsraum stand und den Jungs geistig abwesend nachsah.

„Hallo, Lyn, was ist denn los?", fragte Sumi etwas besorgt. „Du siehst so deprimiert aus" Als Lyn nicht sofort reagierte, verfolgte sie ihrem Blick und blieb an Jimin hängen. „Oooh, ich verstehe, du hast ein Auge auf Jimin geworfen" Lyn reagierte immer noch nicht und Sumi begann, sich einen Spaß daraus zu machen. „Sein Hintern ist schon toll, auf jeden Fall. So schön, dass hinter ihm Einhörner fliegen. Wow!"

Lyn zuckte verwirrt zusammen, sah ihre Freundin und seufzte: „Hallo, Sumi. Tut mir Leid, ich hab dich gar nicht bemerkt"

„Das hab ich gemerkt", lachte Sumi und zwinkerte ihrer Freundin verschwörerisch zu. „Was ist denn los? Worauf warst du fixiert? Es hat fast so gewirkt, als hättest du Jimin nachgekuckt"

„Jimin? Wieso Jimin? So ein Quatsch!", stritt Lyn viel zu hartnäckig ab.

Sumi nickte nur breit grinsend und wissend, ließ es aber dabei sein. Sie wusste, wie schwer sich Lyn mit Gefühlen tat. Außerdem gab es wohl niemanden, der so professionell war wie sie. Falls Sumi mit ihrer Annahme Recht hatte, würde Lyn niemals zu ihren Gefühlen für Jimin stehen.

Deswegen fragte sie: „Also, was ist los? Du siehst deprimiert aus"

Lyn senkte geknickt den Kopf. „Es ist furchtbar. Wenn die Jungs weiterhin so unkonzentriert arbeiten und tanzen, bekommen sie die Choreografie zu ihrem neuen Song nie fertig, bis ihre Angehörigen kommen. Wenn ich nur daran denke, dass es nur noch drei Tage sind..."

„Ach, Lyn, mach dir keinen Kopf", sagte Sumi und schlug ihrer Freundin aufmunternd auf die Schulter. „Ich bin mir sicher, wenn das wer hinkriegt, dann du"

„J-Hope wäre heute fast zu spät gekommen und V ist es sogar!" Lyn schüttelte fassungslos den Kopf. „Er hat tatsächlich behauptet, er wäre deinetwegen zu spät gekommen. Kannst du das glauben?"

„Oh, das ist aber so", lachte Sumi.

Lyn sah sie verwirrt an. „Was? Wie das?"

„Er hat nicht aufgepasst, ich hab nichts gesehen und so ist er in mich hineingerannt", erklärte Sumi. „Es hat eine Weile gedauert, bis alles, was ich getragen hatte, wieder aufgehoben war, weshalb er auch zu spät kam" Sie verneigte sich. „Entschuldige, dass er dir meinetwegen Probleme beschert hat"

„Wenns nur das wäre!", schimpfte Lyn weiter. „Danach war er total neben der Spur und hat nicht so getanzt, wie ich ihn kenne! Von RM erwarte ich eine gewisse Verpeiltheit, aber V weiß, was er tut. Außer heute"

Sumi sah erschrocken auf. „Er war danach neben der Spur?"

„Ja!", meckerte Lyn. „Was hast du mit ihm gemacht, meine Güte!"

Sumi lief etwas rot im Gesicht an, weil sie sich insgeheim darüber freute, dass sie den selbstbewussten und mega attraktiven V scheinbar aus der Fassung gebracht hatte.

„Oh Gott, hast du mit ihm rum geknutscht?", fragte Lyn gerade aus.

„Nein! Um Himmels willen", empörte sich Sumi. „Meinst du im Ernst, ich würde über ihn her fallen?"

„Ich arbeite seit Jahren mit ihm", sagte Lyn mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen. „Ich weiß, dass sie alle sehr viel Charisma haben und sehr attraktiv sind. Vor allem V. Es würde mich nicht überraschen"

„Ich bitte dich!" Sumi schüttelte den Kopf. „Von einer, die sich Hals über Kopf in Jimin verliebt hat, lass ich mir doch nicht einreden, dass ich über V herfallen würde"

„Ich hab mich nicht in Jimin verliebt! Was redest du da?"

Sumi begann laut zu lachen und so neckten sie sich eine Weile, bis Sumi wieder seriöser wurde: „Aber mal im Ernst, Lyn, du solltest dir möglichst schnell über deine Gefühle für Jimin im Klaren werden"

„Da gibt's nichts, worüber ich mir im Klaren werden sollte", beharrte Lyn.

Ihre Freundin hingegen zuckte mit den Schultern. „Nun, wenn du das sagst. Allerdings hast du mir gerade eben gesagt, wie attraktiv und charismatisch sie sind. Vielleicht bin ja nicht ich diejenige von uns beiden, die schwach wurde"

Sumi sagte dies teils belustigt, teils aber auch ernst. Doch so wie Lyn danach drein kuckte, war ihr wohl durchaus selbst bewusst, wie Recht ihre Freundin hatte.

Lyn kam sich unfassbar dämlich vor. Sie, die bereits Jahre mit BTS zusammen arbeitete, soll sich verliebt haben? Außerdem verliebte sie sich nie. Ihr begegnete nur sehr selten ein Mann, der sie beeindrucken konnte.

Sumi schien ihre Gedanken zu lesen, legte einen Arm um Lyns Schulter und flüsterte: „Falls ich Recht habe, ist das doch nichts Schlimmes. Die Liebe fällt dahin, wo sie hinfallen will. Man sucht sich nicht aus, in wen man sich verliebt. Außerdem..." Sie sah kurz in die Richtung, in der BTS verschwunden waren. „Außerdem ist Jimin schon ziemlich cool und beeindruckend" Lyn sah sie verwundert an. Da lachte Sumi auf. „Schau nicht so! Ich kann mir vorstellen, was du gerade denkst. Ich kenn dich vielleicht besser, als du dich selbst"

Mit diesen Worten verabschiedete sich Sumi wieder, da sie noch zum Markt musste, um frische Lebensmittel zu kaufen. Lyn verstand immer noch nicht ganz, warum sich Sumi das selbst antat. Sie hatte genügend Küchenpersonal, die ihr unter geordnet waren. Allerdings betonte ihre Freundin auch stets, dass es bei Lebensmittel nichts zu scherzen gab und sie eine solche Aufgabe äußerst ungern einem Praktikanten überließ. Nicht, dass er das Falsche kaufte.

Lyn seufzte. Nun ja, da war Sumi eben eigen. Genauso wie sie selbst bei ihren Choreografien eigen war.

 Glücklicherweise kam am nächsten Tag niemand der Jungs zum Training zu spät und V schien auch seine gewohnte Leistung zurück zu haben. Selbst RM hatte einen guten Tag.

Die Besuchstage gingen für Lyn relativ unspektakulär vorbei. Sie selbst bekam die Angehörigen, Sora und mich nur ein- oder zweimal zu sehen, wenn wir bei einem Tanztraining zu sehen hatten dürfen.

Für die Jungs waren dies wohl die angenehmsten Trainingsstunden gewesen, die sie je gehabt hatten, denn Lyn gab sich die größte Mühe, weniger streng zu ihnen zu sein. Immerhin wollte sie vor den Angehörigen, Sora und mir nicht wie eine Tyrannin da stehen. Wahrscheinlich besonders vor Jimins Eltern nicht.

Allerdings geschah ein paar Tage, nachdem die Angehörigen, Sora und ich fort waren, etwas, was Lyns Professionalität erneut herausforderte. Jimin, ausgerechnet er, kam mit einer merkwürdigen Bitte direkt nach dem Training zu ihr. Die Jungs hatten ihm zuvor noch etwas zugeflüstert, waren mit einem kurzen „Tschau" in ihre Richtung kichernd aus dem Raum gegangen und hatten sie mit Jimin allein gelassen.

Seufzend und etwas kleinlaut kam er zu ihr geschlendert.

Sie war gerade dabei, ihre Tasche zu packen und sich abzutrocknen.

„Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Jimin schließlich.

Lyn sah verdutzt auf und befürchtete schlimmes. Sollte Sumi etwa mit Jimin gesprochen haben?

Sie stand auf und gab sich cool. „Wie kann ich dir helfen?"

Er rieb sich nervös den Kopf. „Gestern, während unserer Pause, ist was passiert und die Jungs haben mich gebeten, mit dir zu reden..."

„Ist nicht RM euer Leader?", fragte Lyn neckisch mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ja, das stimmt schon, allerdings meinten sie, es wäre besser, wenn ich das übernehme" Jimin räusperte sich nervös.

„Bin ich so furcht einflößend?"

Als Jimin ihr keine Antwort gab und sie stattdessen viel sagend ansah, seufzte Lyn, weil die Frage überflüssig war. Allerdings wusste sie nicht, ob ihr das gefiel, dass Jimin Angst vor ihr hatte.

„Du auch?", fragte sie daher vorsichtig.

Er dachte kurz nach. „Nun ja, du hast etwas Einschüchterndes und manchmal nimmst du uns etwas zu hart ran, aber ich versteh das" Er lächelte süß. „Wir wären nicht so gute Tänzer ohne dich"

Lyn bekam Schnappatmung. Sie hätte nie erwartet einmal ein Kompliment von einem der BTS-Mitglieder zu bekommen.

„Na ja, bei dir und Jungkook brauche ich eigentlich am wenigsten tun, Jimin", lachte sie. „Und wenn J-Hope sich besser konzentrieren würde, bei ihm auch nicht. Aber RM und Jin machen mir manchmal wirklich Sorgen"

„Ihre Stärken liegen eben woanders", sagte Jimin.

Lyn nickte zustimmend und fragte. „Also, was ist denn soooo schlimmes passiert, dass RM lieber dich vorschickt?"

„Wir hatten gestern in der Pause unerwartete Besucher", gestand Jimin, als Lyn wütend die Hände in die Hüften stemmte und gerade beginnen wollte, Jimin zu schimpfen, fuhr er hastig fort: „Nicht, was du denkst! Niemand von uns hat sie eingeladen! Wir wollten gerade etwas essen, dann ist Hobi seine Tomate herunter gefallen und unter den Tisch gerollt und dann hat er darunter zwei Trainees gefunden"

Das klang so absurd, dass Lyn ihn einfach nur verwundert ansehen konnte.

„Welche Trainees?"

„Miga und Juhee aus der fortgeschrittenen Mädchengruppe"

Lyn seufzte genervt auf. „Juhee also... Von ihr erwarte ich solche Dummheiten, aber von Miga hätte ich mehr erwartet!", schimpfte sie. Sie versuchte sich zu beruhigen und wandte sich anschließend wieder an Jimin. „Und was willst du jetzt von mir?"

So erzählte Jimin ihr, wie leid es Miga und Juhee getan und wie groß ihr schlechtes Gewissen zu sein schien. Außerdem sagte er, dass beide nicht wollten, dass es irgendjemand mitbekam und dass, besonders Juhee, sich Sorgen um ihre Stellung in der Gruppe machte, da sie scheinbar bereits ein schwieriges Ansehen bei den anderen Mädchen hatte.

Lyn nickte verständnisvoll. Sie wusste, was Jimin meinte. Es war nur verständlich, dass Juhee sich Sorgen machte. Die anderen Mädchen waren teilweise sehr gemein zu ihr, was Lyn stets, wenn sie es denn mitbekam, missfiel und harte Strafen verteilte. Allerdings ahnte Lyn, dass dies alles wahrscheinlich noch schlimmer für Juhee machte.

Trotz ihrer anfänglichen Wut gegenüber den beiden Mädchen, dachte sie näher darüber nach und wunderte sich, worauf Jimin eigentlich hinaus wollte.

„Sie haben uns gebeten, sie öfter zusehen zu lassen, wenn du es erlaubst und wenn es ihr Zeitplan zulässt", erzählte Jimin weiter.

„Unter Verschwiegenheit, richtig?" Jimin nickte und Lyn seufzte erneut. „Oh, was tut ihr mir an? Ihr wisst, wenn das rauskommt, kann mir die Kündigung drohen"

„Ja, deswegen verstehen wir das, wenn du ablehnst"

„Wirklich?", fragte Lyn skeptisch. „Ich glaube eher, dass ihr dann im Hintergrund über mich lästern werdet, wie wenig nachsichtig und gemein ich bin"

Jimin biss seine Zähne zusammen und sagte leise: „Bei Hobi und Jin könnte es durchaus so sein, aber im Grunde würden sie es verstehen"

Lyn verschränkte die Arme und sah Jimin immer noch skeptisch an.

„Was ich nur immer noch nicht verstehe... Warum haben dich die Jungs zu mir geschickt? RM ist doch noch mal ein bisschen diplomatischer als du"

Jimin zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich leider auch nicht so genau. Jedenfalls, ist es wichtig, dass wirklich niemand davon erfährt. Auch, wenn du dich dagegen entscheidest, sonst..."

Lyn unterbrach ihn sofort: „Ist ja schon gut. Ich verstehe, Juhees und Migas Gefühle. Ich hab selbst oft mitbekommen, wie biestig sie manchmal zu Juhee sind. Allerdings sollte euch allen bewusst sein, dass die Wahrheit immer eines Tages ans Licht kommt. Und wenn Bang Shi Hyuk dahinter kommt und mich befragt, bin ich verpflichtet, ihm zu sagen, was los ist"

Und danach darf sie ihre Kündigung abholen.

Jimin nickte verständnisvoll, begann dann allerdings etwas an zu grinsen und sah Lyn verschmitzt an. „Soll das heißen, du erlaubst es den Beiden?"

Lyn musste sich ebenfalls ein leichtes Lächeln verkneifen und versuchte, so cool und unnahbar wie ihr möglich war, zu antworten: „Nun, ich werde meinen Job euretwegen verlieren, aber ich denke, die beiden könnten einiges von euch abkucken"

Was Lyn allerdings nicht aussprach, war, dass sie wusste, dass Miga dies eigentlich nicht nötig hatte. Sie war in ihrer Gruppe sozusagen der Jimin von BTS. Sie fasste alles extrem schnell auf und konnte es ebenso schnell umsetzen. Juhee schadete es aber nicht. Sie war häufig sehr unkonzentriert. Lyn tat es jedes Mal weh, sie diesbezüglich schimpfen zu müssen, weil ein paar der Mädchen sie wieder auslachten. Doch tat Lyn dies nicht, hänselten sie sie nach dem Training, weil Lyn Juhee angeblich vorzog. Manchmal fühlte sich Lyn richtig machtlos. Es gab keinen richtigen Weg, wie sie die Gehässigkeit der anderen Mädchen eindämmen könnte. Selten hatte sie so viel Mitgefühl für andere als wie für Juhee. Das Mädchen war gerade mal 18 Jahre alt. Sie war viel zu jung. Doch einmal hatte Lyn mit Juhee nach dem Training gesprochen, dass sie sah, was los war und dass sie wahrscheinlich wegen den Hänseleien manchmal unkonzentriert war, was Juhee auch bejahte. Lyn hatte ihr damals gesagt, dass sie sie nur schimpfte, damit die Mädchen sie danach nicht fertig machten.

Es war ein schwacher Trost, aber mehr konnte Lyn leider nicht tun.

Jimins Lächeln wurde jedenfalls breiter und Lyn bemerkte, dass er überlegte, ob er sie denn umarmen könnte. Schließlich tat er es sehr zu Lyns Bedauern nicht, doch er berührte sie kurz an der Schulter.

„Vielen Dank, Lyn!", freute er sich. „Das ist wirklich total super! Und falls Bang Shi Hyuk dir kündigen sollte, bin ich mir sicher, dass wir- seine Jungs- ihn noch mal umstimmen können"

Lyn sah ihn wenig begeistert an. „Das hoffe ich sehr. Ich liebe meinen Job hier. Euch ist nicht bewusst, wie sehr ich für euch aufs Spiel setze"

Jimins Lächeln erstickte. Dieses Mal ließ er seine rechte Hand länger auf ihrer Schulter ruhen, sah sie mitfühlend an und sagte: „Hm, das können wir. Aber ich danke dir trotzdem. Und ich bin mir sicher, Miga und Juhee werden dir auch dankbar dafür sein"

Lyn zweifelte allerdings an, ob Miga und Juhee bewusst war, dass nicht nur ihr die Kündigung drohte, sondern auch den beiden Mädchen. Bei Ungehorsam konnte es durchaus passieren, dass Bang Shi Hyuk sie heraus schmiss.

Jimin bedankte sich noch einige Male bei ihr und Lyn verstand nicht, warum ihnen das so wichtig war.

Jedenfalls verließen sie beide den Raum, Lyn sperrte ihn ab und beschloss, Sumi in der Küche zu besuchen. Sie hatte unfassbaren Hunger. Vielleicht hatte ihre Freundin ja was Leckeres für sie.

Jimin kehrte mit erleichtertem Herzen in das Apartment von BTS zurück. Sofort flitzten alle Jungs herbei, als sie die Tür ins Schloss fallen hörten.

„Und? Wie sieht's aus?"

J-Hope hüpfte ihn fast in die Arme, so aufgeregt war er.

„Na, erzähl schon", forderte Jungkook ihn auf. „Was hat sie gesagt?"

„War sie sehr sauer?", fragte hingegen Namjoon. „Du warst echt lange weg"

Jimin zog sich seine Schuhe und seine Jacke aus und sagte: „Beruhigt euch doch mal" Er sah zuerst Namjoon an. „Ja, ich war lange weg. Es hat eine Weile gedauert, ihr alles genau zu erläutern. Aber sie versteht, dass Miga und Juhee nicht wollen, dass es irgendwer mitkriegt. Allerdings hat sie mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ihr Job auf dem Spiel steht und wenn Bang Shi Hyuk sie befragt, dass sie ihm die Wahrheit sagen muss"

Namjoon ging in die typische Denkerpose. „Hm, ja, das war zu erwarten, aber das wissen die Beiden auch selbst"

„Hinzu kommt, dass man das als Ungehorsam deuten könnte und sie ebenfalls ihren Vertrag verlieren könnten", wandte Suga nüchtern ein und alle nickten zustimmend.

„Das hat Lyn zwar nicht gesagt, aber davon ist auszugehen", sagte Jimin.

„Aber bedeutet das, sie hat es erlaubt?", fragte Jungkook vorsichtig mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Jimin lächelte ihn breit an und legte einen Arm um ihn. „So sieht's aus! Ich war selbst überrascht, weil sie echt sauer auf die Beiden war! Anfangs dachte sie, wir hätten Miga und Juhee eingeschleust"

Da klatschte J-Hope breit grinsend laut in die Hände. „Ha! Ich wusste, dass es die beste Idee ist, Jimin zu ihr zu schicken"

Jimin war nicht begeistert von J-Hopes Euphorie.

„Es war trotzdem furchtbar", erwiderte er. „Joon hätte das sicher besser gekonnt"

„Na ja, das glaube ich jetzt nicht", lachte Namjoon und klopfte Jimin auf die Schultern.

„Außerdem glaubt Lyn jetzt, dass wir Angst vor ihr haben", sagte Jimin.

„Das ist ja auch so", kam es wie aus einem Chor von Jin, J-Hope und Jungkook.

„Ist das euer Ernst?", fragte Namjoon mit einem Blick auf Jin und J-Hope. „Ihr seid immerhin älter als sie"

„Trotzdem ist sie gruselig", murmelte J-Hope.

„Du müsstest dich nur besser fokussieren, das würde sie dich weniger schimpfen", erwiderte Jimin und grinste. „Das hat sie vorhin gesagt"

„Waaaaas?", kam es von J-Hope.

Alle lachten, klopften J-Hope auf die Schulter und verbrachten den restlichen Abend zusammen.

Lyn dachte die nächsten Tage oft über das, was Sumi gesagt hatte, nach. Auch nach dem Gespräch mit Jimin, als Lyn ihrer Freundin einen Besuch in der Küche abgestattet hatte, hatte ihr Sumi ins Gewissen geredet. Solange Lyn selbst nicht wusste, was sie fühlte, konnte sie nicht professionell mit Jimin arbeiten. Erst, wenn sie wusste, was los sei, könne sie wieder ihre gewohnte Professionalität an den Tag legen, meinte Sumi.

Vielleicht hatte sie damit Recht. Wenn sie wusste, dass sie nichts für Jimin empfand –außer tiefe Bewunderung- konnte sie normal weiter arbeiten, als sei nichts geschehen. Auch, wenn sie entdeckte, dass sie Gefühle für ihn hatte, die über diese Bewunderung hinaus gingen, würde sie zu Bang Shi Hyuk gehen und ihn um eine Veränderung ihres Einsatzes bitten.

Doch solange sie sich in der Schwebe befand und nichts wusste, konnte sie auch nichts an der Situation ändern. Dennoch ärgerte sie sich. Wie hatte es so weit kommen können? Sie arbeitete bereits seit fast vier Jahren, seit dem sie sich bei BigHit Entertainment beworben hatte, mit den Jungs zusammen. Natürlich war Jimin schon immer etwas heraus gestochen und im zarten Alter von 19 Jahren, als sie ihn kennen gelernt hatte, hatte sie sich doch schließlich auch nicht in ihn verliebt. Warum jetzt mit 23?

Sumi beantwortete dies neulich in der Küche so: „Muss ich dich wirklich daran erinnern, was vor vier Jahren war? Dein damaliger Freund hat dir das Herz gebrochen, hat dir gesagt, er verstehe deine Liebe zum Tanz nicht, dass sie lächerlich sei und hat sich tatsächlich eine gesucht, die einen langweiligen Bürojob hat. Daraufhin hast du beschlossen, dich nie wieder zu verlieben und deinen Traum als Profitänzerin wahr zu machen, um es ihn und deinen Eltern zu zeigen. Du hast angefangen, dein Herz zu verschließen. Du wurdest hart, streng und kalt. Ich bin die Einzige, die weiß, wer du wirklich bist. Darum hast du dich mit 19 nicht in Jimin verliebt. Nur darum"

Diese schweren, aber weisen Worte hatte sie leichtfertig geäußert, während sie Lyn zwei Spiegeleier gebraten hatte.

Es war beängstigend, wie klug Sumi doch war. Tatsächlich hätte Lyn den steinigen Weg zur Profitänzerin bei BigHit Entertainment vermutlich wirklich nicht, ohne die Dummheit ihres damaligen Freundes und dem Unglauben ihrer Eltern in sie, geschafft. Sie hatte sich verschlossen und es hatte viele Kerle gegeben, die sich in die verliebt hatten, doch Lyn hatte nur das Spiel mit ihnen gesucht. Nur nichts Ernstes. Nur nicht mehr vertrauen.

Doch Sumi hatte noch mehr gesagt. Sie hatte gelächelt, als sie sagte: „Und jetzt bist du wahrscheinlich endlich darüber hinweg und bereit, dich wieder anderen- außer mir- zu öffnen. Darum siehst du erst jetzt, wie toll Jimin ist"

Fast hätte Lyn gescherzt, ob nicht eher Sumi in Jimin verliebt sei, doch sie wusste, dass es nicht so war. Und wenn doch, würde es ihr Sumi nie sagen. Sie würde Lyn den Vortritt lassen.

Die Trainingseinheiten mit BTS wurden immer schlimmer für Lyn. Es begann, eine Qual zu werden. Sie lag nächtelang wach und wusste nicht weiter.

Schließlich erwachte sie eines Tages schweißgebadet in ihrem Bett, völlig fertig, mit fiebrigem Kopf. Sie hatte sich tatsächlich erkältet.

Es war ihr peinlich, Bang Shi Hyuk anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass heute ihr erster Fehltag nach fast vier Jahren sein würde.

„Ich werde jemanden finden, der die fortgeschrittenen Mädchengruppe unterrichtet", sagte er. „Und um BTS brauchst du dir erst recht keine Sorgen machen. Ruf mich morgen an, ob es dir besser geht"

Lyn nickte, während der CEO von BigHit auflegte und ließ sich laut aufkeuchend zurück ins Bett fallen.

Wenig später klingelte ihr Handy und Sumi rief sie an.

„Soll ich später zu dir kommen?", fragte sie.

„Oh nein, das brauchst du wirklich nicht", antwortete Lyn. „Es ist nur leichtes Fieber. Bestimmt geht es mir morgen wieder besser"

„Na gut, wenn du das sagst" Sumi war sichtlich nicht überzeugt von Lyns Worten. „Aber wenn was ist, rufst du mich an und ich bring dir Hühnersuppe oder so vorbei"

„Als ob du während der Arbeit Zeit hättest, mir Hühnersuppe zu schicken", scherzte Lyn und hustete kurz auf.

Schließlich konnte sie Sumi dann doch davon überzeugen, dass es ihr nicht so schlecht ging, wie sie sich am Telefon anhörte und beide legten auf.

Ungefähr zur selben Zeit betrat Bang Shi Hyuk den Trainingsraum von BTS, sah, dass die Jungs tatsächlich bestens ohne Lyn klar kamen und ließ die Musik aus der Anlage pausieren.

Die sieben Jungs zuckten kurz zusammen, verließen ihre Position und gingen höflich zunickend zu ihrem Chef.

„Guten Morgen, Bang PD", grüßten alle synchron und Namjoon fragte: „Sind Sie wegen Lyn hier? Wissen Sie, wie es ihr geht?"

„Nun, sie hat mich heute Vormittag angerufen und daraufhin habe ich dafür gesorgt, dass ihre Mädchengruppe einen anderen Lehrer bekommt. Bei euch weiß ich ja, dass ihr auch alleine klar kommt" Er grinste wie ein stolzer Vater.

Namjoon lächelte ebenfalls stolz und nickte ihm tief zu. „Vielen Dank. Das freut mich zu hören"

„Wissen Sie, ob sie morgen wieder kommt?", fragte hingegen Jimin besorgt.

Bang Shi Hyuk schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich habe ihr gesagt, dass sie mir morgen Bescheid geben soll"

Nachdem er wieder fort war, standen die Jungs noch unschlüssig da. Jimin sah ihm geistesabwesend nach.

Er zuckte zusammen, als er Sugas Hand auf seiner Schulter spürte und seine Stimme hörte. „Hey, ist alles in Ordnung?"

Jimin wandte sich Suga zu und lächelte. „Oh, oh, ja klar. Alles super"

„Du machst dir Sorgen um Lyn, nicht wahr?" Jimin schluckte schwer und nickte schließlich. Wenn ihn jemand verstand, dann war es wohl Suga. „Ich bin auch überrascht. Sie tanzt immer. Auch, wenn sie die schlimmste Erkältung hat und während dem Tanzen so stark husten muss, dass sie sich fast übergeben muss"

Namjoon kam hinzu, legte beiden seine Hände auf die Schulterblätter und sagte: „Allerdings ist es gut, wenn sie sich eine Pause genehmigt. Wenn man krank ist, ist das das Wichtigste"

„Ich bin froh darüber", ertönte J-Hopes Stimme. „Sie ist in letzter Zeit noch verbissener als sonst"

„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen", überlegte Jimin. „Sie scheint etwas neben sich zu stehen"

„Vielleicht hat sie private Probleme", sagte Jungkook.

„Allerdings stehen hier auch noch andere neben der Spur", scherzte Jin mit einem Seitenblick auf J-Hope, Jungkook, V und Namjoon. „Seitdem uns zwei süße Trainees heimlich zugekuckt haben und die Besuchstage waren, sind die meisten von uns verwirrt"

V winkte ab. „Ich weiß nicht, warum du mich dabei so ansiehst"

Jin trat einige Schritte auf den zweitjüngsten zu, verwuschelte ihm die Haare und grinste breit. „Ach komm, seitdem du unserer Köchin rein gelaufen bist, bist du noch seltsamer als sonst" Dann wandte er sich an Namjoon. „Und unser Leader macht in letzter Zeit noch mehr Dinge kaputt"

„Also, das ist jetzt gemein", schimpfte Namjoon teils im Ernst, teils zum Spaß. „So viele Sachen mach ich auch wieder nicht kaputt"

„Oh, soll ich alles aufzählen?", lachte Jin und begann alles aufzuzählen. Von Namjoons Sonnenbrille bis Equipment des Personals ließ er nichts aus.

Nachdem Jin gefühlte fünf Minuten alles Mögliche aufgezählt hatte, wurde es Namjoon schließlich zu viel. Er winkte lachend ab und sagte: „Okay, okay, das reicht jetzt. Ich habs ja verstanden" Dann klatschte er in die Hände und verkündete: „Lasst uns jetzt weiter trainieren, damit Lyn, wenn sie wieder zurück kommt, stolz auf uns sein wird"

„Als ob sie das je sein wird", seufzte J-Hope in einem Tonfall, bei dem sich selbst die anderen Mitglieder, die ihn wirklich gut kannten, nicht sicher waren, ob er es lustig oder ernst gemeint hatte.

Die Jungs trainierten also weiter ihren neuen Song, während Lyn fiebrig in ihrem Bett lag und wenn sie nicht gerade versuchte zu schlafen, aß sie und trank viel und dachte über Jimin nach. Außerdem nahm sie sich das, was Sumi gesagt hatte, sehr zu Herzen. Sie hatte in allen Punkten Recht und als Lyn während einem erneuten kleinen Nickerchen schlief, träumte sie sogar von Jimin. Sie sah, wie sie eng umschlungen und ziemlich romantisch mit ihm einen Contemporary zu Serendipity tanzte und wie sie einander küssten.

An dieser Stelle wachte Lyn erschrocken auf.

Sie hatte von Jimin geträumt.

Wie sie mit ihm romantisch tanzt.

Oh Gott. Aber... war der Gedanke wirklich so schlimm für sie?

Dies konnte Lyn mit einem klaren Nein beantworten. Es wäre sogar äußerst schön. Bei der Vorstellung daran erwärmte sich ihr Herz und sie begann gegen ihren Willen zu lächeln. Daraufhin wusste sie, was sie zu tun hatte. Schritt 1 war erstmal Sumi anrufen und Schritt 2 würde sein, morgen wieder zur Arbeit zu gehen.

Es dauerte eine Weile, bis Sumi ans Telefon ging.

„Hallo, Lyn? Ist alles in Ordnung? Ist dein Fieber gestiegen?"

Lyn musste lächeln, als sie die Besorgnis in der Stimme ihrer Freundin hörte.

„Nein, nein, alles gut", sagte sie. „Mir geht's viel besser, als die kompletten letzten Wochen. Vielleicht sogar wie die letzten vier Jahre"

„Hä? Was meinst du?"

Lyn lachte laut auf, was sie wohl schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Dummerweise hustete sie schwer auf.

„Also, Sumi, hör zu, ich habe mich entschieden", eröffnete sie und begann, Sumi von ihrem Traum mit Jimin zu erzählen und welche Gefühle er in ihr auslöste.

Augenblicklich, nachdem das Gespräch mit Sumi beendet hatte, rief sie Bang Shi Hyuk an und informierte ihn darüber, dass sie morgen sicher wieder erschien.

 Nicht nur Lyn saß den kommenden Tag die ganze Zeit über auf heißen Kohlen. Auch Sumi war sehr nervös darüber, wie Lyn Jimin wohl vorhatte die Liebe zu gestehen. Immerhin war sie noch nie gut in so was gewesen, geschweige denn, nachdem was vor vier Jahren gewesen war. Doch sie versuchte, positiv zu bleiben. Vielleicht unterschätzte sie Lyn ja auch.

Die Jungs waren sichtlich froh darüber, dass Lyn wieder da war. Selbst J-Hope schien glücklich darüber zu sein und war an diesem Tag so konzentriert wie selten bei den Trainings. Leider wusste Lyn, dass das nicht für immer so sein würde oder besser gesagt, wusste sie, dass BTS bald einen neuen Trainer haben würden. Denn egal, ob Jimin ihre Liebeserklärung annahm oder nicht, würde sie mit Bang Shi Hyuk über ihre Versetzung sprechen.

Doch soweit war sie noch nicht. Zuerst mal sollte sie sich langsam überlegen, wie sie es ihm überhaupt sagen sollte.

Nach dem Training klopfte es an der Tür und Sumis Kopf ragte in den Raum. Lyn lächelte freudig, als sie sie sah und Sumi erwiderte ihr Lächeln und schlich sich in den Raum, um nicht zu stören.

Lyn winkte sie heran, als Zeichen, dass sie beruhigt eintreten durfte.

„Das war wirklich super heute, Jungs!", verkündete Lyn, nachdem sie die Stereoanlage ausgeschalten hatte. Sie klatschte aufgeregt in die Hände. „J-Hope, wenn du immer so konzentriert wärst wie heute, würdest du mir mein Leben erleichtern"

„Tja, vielleicht freue ich mich doch einfach, dich wieder zu sehen", zwinkerte er verschwörerisch.

Lyn lachte kurz auf, weil sie ihm nicht glaubte.

„Also dann, bis übermorgen und einen schönen Tag noch", sagte Lyn, ging zu ihrem Rucksack und nahm einen großen Schluck Wasser aus ihrer Flasche.

Die Jungs taten es ihr gleich, während einige von ihnen kurz mit Sumi sprachen. Schließlich hatte es Sumi geschafft, zu Lyn vor zu dringen und flüsterte: „Und? Hast du schon mit ihm gesprochen?" Sie wandte kurz ihren Kopf, um nach Jimin zu suchen.

„Nein, ich wollte das jetzt nach dem Training machen"

„Hast du schon ne Idee, wie du es sagen willst?" Als Lyn verlegen mit dem Kopf schüttelte, stemmte Sumi die Hände in die Hüften und sah Lyn ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst!"

„Ich weiß doch nicht, wie man das macht"

Sumi schüttelte nur den Kopf, verkündete dann schließlich: „Na schön, dann werde ich dir helfen" Während sie das sagte, grinste sie so spitzbübisch, dass Lyn klar wurde, dass ihre Freundin etwas plante.

Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, was es war, denn Sumi klatschte begeistert in die Hände und rief: „Hey Jungs, habt ihr Hunger?" Als von fast allen, außer Suga, ein lautes „Ja!" zurückkam, grinste sie in Lyns Richtung. „Was haltet ihr davon, wenn ihr mich in die Küche begleitet und ich euch was Leckeres koche?"

Die Jungs freuten sich und Sumi schob alle, außer Jimin, in Richtung der Tür, während sie mit ihnen sprach. Sie wandte ihren Kopf zu Lyn und diese machte panische Bewegungen mit ihren Händen und sah sie ebenso panisch an. Doch Sumi ignorierte dies, sagte zu Jimin: „Oh, Jimin, Lyn sagte mir, dass sie noch etwas Wichtiges mit dir zu besprechen hat. Aber willst du dann später nachkommen?"

Jimin lächelte so süß wie ein Engel. „Wenn ihr mir dann noch was übrig lässt, aber was will sie denn...?"

„Ja klaaaar tun wir das", unterbrach Sumi unbarmherzig und winkte ihm. „Bis später!" Und schob schließlich die verdutzt drein blickenden restlichen Mitglieder von BTS zur Tür hinaus.

Zurück blieben eine panische Lyn und ein irritierter Jimin, der nicht wusste, was er von der Situation halten sollte. Er streifte sich ein paar Haare aus dem Gesicht, als er auf sie zu schritt.

„Du willst etwas mit mir besprechen?", fragte er. „Geht's noch mal um Miga und Juhee?"

Lyn winkte sofort ab. „Nein, nein, überhaupt nicht. Es ist etwas ganz anderes"

„Bist du mit mir nicht zufrieden?"

„Nein, nein! Um Himmels Willen!" Jimin grinste bei Lyns unbeabsichtigten Gefühlsausbruch kurz auf. Lyn stand unschlüssig da. Was sollte sie jetzt nur tun? Wie sollte sie es ihm nur sagen? „Also hör zu, ich weiß wirklich nicht, wie ich das sagen soll" Jimin legte verdutzt den Kopf schief. Schließlich fiel ihr Blick auf die Stereoanlage und auf ihr Handy, das daneben lag. Die wohl beste Möglichkeit ihre Gefühle zu äußern war das Tanzen. Noch dazu kam, dass Jimin selbst einer war, der seine Gefühle stets durchs Tanzen offenbarte. Er würde sie sicher verstehen. Tanzen war das, was sie verband.

Doch welcher Song? Sein Solo Lie war prinzipiell falsch. Dieser wäre eher dafür geeignet, wenn sie ihn betrogen hätte.

Schließlich fiel ihr eines der Intros ein, das gleichzeitig auch ein Solo von Jimin war: Serendipity. Außerdem passte er. Serendipität beschrieb den Umstand, dass einem bewusst wurde, dass man etwas fand, nachdem man nicht gesucht hatte. Ähnlich war es bei ihr. Sie hatte sich nicht verlieben wollen und doch war es passiert.

„Lyn, geht's dir nicht gut?", fragte Jimin besorgt, weil er ewig keine Reaktion von ihr erhalten hatte.

„Doch, doch, ich... musste nur kurz nachdenken"

Jimin wurde langsam ziemlich nervös, denn er hatte Lyn noch nie so aufgebracht gesehen. Was wollte sie ihm nur sagen, was sie so aus der Fassung brachte? Sonst war sie stets cool und lässig, schon fast unterkühlt.

„Jimin, ich will, dass du dich hinsetzt und gut beobachtest, was ich tue, okay?" Er nickte. „Ich werde dir jetzt etwas vortanzen. Bitte beachte nicht, falls irgendwas nicht perfekt sein sollte, ich mache das ganz spontan. Ich habe noch nie so spontan vor jemanden getanzt. Also ignoriere Kleinigkeiten. Bitte beachte einfach nur, was ich dir sagen möchte, okay?" Lyn begann, sich die Schuhe auszuziehen.

Jimin setzte sich perplex mit weit aufgerissenen Augen auf den kühlen Boden des Tanzraumes. Als Lyn mit ihrem Handy, das sie an die Anlage schloss, sein Solo Serendipity abspielen ließ, stockte ihm ganz kurz der Atem.

Lyn eilte zur Mitte des Raumes und begann zeitgleich mit Jimins Gesang, ihre Tanzanlage.

Er merkte sofort, dass sie keine ihrer sanften Bewegungen vorher geübt hatte und doch war er sich sicher, dass es auf Menschen, die kein geübtes Auge hatten, so wirken musste, als hätte Lyn seit Tagen an der Choreografie gearbeitet.

Sie tanzte einen geschmeidigen, wunderschönen Contemporary. Sanft glitt sie über die Tanzfläche und verzauberte ihn. Er hatte gewusst, dass sie eine hervorragende Tänzerin war, doch komplett spontan, noch dazu mit einer leichten Erkältung, völlig unvorbereitet so wundervoll zu tanzen, war schier unglaublich.

Lyn hingegen versuchte sich auf die Schritte zu konzentrieren und sich eine schöne Choreografie auszudenken, die ihre Gefühle zum Ausdruck brachte. Sie wagte nicht, auch nur kurz zu Jimin zu blicken, aus Angst, sie könnte die Fassung verlieren und aus dem Rhythmus kommen. Teilweise schloss sie sogar die Augen und vergaß, warum sie eigentlich gerade tanzte. Doch sie hoffte, sie betete, dass ihn ihre Gefühle erreichten und er verstand, was sie sagen wollte. Was sie fühlte.

Während der letzten zwanzig Sekunden des Songs, in denen nur noch wenig Hintergrundmusik zu hören war und Jimins Stimme noch mehr im Fokus stand und die letzten Zeilen hauchte, ließ sich Lyn sanft, langsam und schmerzerfüllt, als Sinnbild für ihre Verwirrung, zu Boden gleiten und blieb ein paar Sekunden dort liegen.

Nach zwei Minuten war der kurze, gefühlvolle Song vorbei und als Lyn merkte, dass Jimin die Stereoanlage ausgeschalten hatte, stand sie mit gesenktem Kopf auf und beide gingen aufeinander zu.

Lyn war ganz heiß im Gesicht, was nicht daran lag, dass sie einen Contemporary getanzt hatte, es lag an der Peinlichkeit der Situation. Sie hoffte inständig, dass Jimin endlich etwas sagte.

Lyn sah allerdings, dass Jimin ebenfalls rot im Gesicht war und sich nervös durch die Haare fuhr.

„Das war wirklich wunderschön" Seine Stimme glich einem Hauchen.

„Ich hoffe, es waren nicht allzu viele Fehler drin" Jimin schüttelte den Kopf und lächelte kaum ersichtlich. „Hast du verstanden... was ich dir sagen wollte, Jimin?"

„Ich denke, ja", flüsterte er.

„Ich weiß, dass es unprofessionell von mir und ein seltsamer Zeitpunkt ist, weil ich immerhin schon seit Jahren mit dir arbeite... Außerdem ist mir bewusst, dass unser Arbeitsverhältnis- unabhängig von deiner Sicht- beeinträchtigt sein wird", sagte Lyn schüchtern. „Doch ich wollte einfach, dass du es weißt. Ich werde auf jeden Fall mit Bang Shi Hyuk reden und ihn bitten, mir eine andere Aufgabe zu geben"

Jimin sah ihn geschockt an. „Was? Aber du weißt doch gar nicht, was meine Antwort ist"

„Selbst, wenn du meine Gefühle erwidern würdest, wäre unsere Arbeit miteinander belastet", erklärte Lyn wehmütig. „Und das möchte ich nicht. Ich bin selbst über meine eigene Unprofessionalität wütend. Ich kann nur hoffen, dass Bang Shi Hyuk gnädig mit mir ist und mich nicht heraus wirft"

„Warum sollte er?", fragte Jimin und Lyn konnte immer noch nicht erkennen, was er wohl dachte. „Du bist seine beste Choreografin"

Lyn zuckte mit den Schultern. „Trotzdem ist es unprofessionell"

„Könntest du bitte damit aufhören, die ganze Zeit von Professionalität zu sprechen?", fragte Jimin etwas aufgebracht. Lyn erschrak kurz darüber und Jimin senkte den Kopf. „Entschuldige, aber es ist doch egal, wie sehr du denkst, dass es unprofessionell ist. Und es ist egal, was andere darüber denken"

„Aber ich möchte meinen Job ungern verlieren..."

„Ich weiß und doch ist es halt so" Jimin lächelte so süß wie ein Engel und Lyn befürchtete, davon zu schmelzen. „Man verliebt sich ja nicht mit Absicht in jemanden. Und auch, dass es erst nach vier Jahren ist, ist doch auch nicht wichtig, so ist es nun mal. Vielleicht warst du vorher noch nicht so weit"

Lyn seufzte, weil Jimin damit genau ins Schwarze traf. Doch was Jimin anschließend sagte, erschütterte alles in Lyn.

„Ich für meinen Teil kann dir sagen, dass ich dich schon immer irgendwie toll fand" Lyn starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und Jimin lächelte süß und verlegen. „Auch, wenn du oft ziemlich streng und kalt warst, hatte ich immer den Eindruck, dass du das nur machst, damit wir uns besser anstrengen. Und mir machte das auch irgendwie nichts aus"

„Dich habe ich ja auch am wenigsten geschimpft", lachte Lyn.

„Ja, aber das meine ich nicht", redete Jimin weiter und Lyn sah ihn verwundert an. „Ich meine, weil ich das Gefühl hatte, als würdest du deine wahre Persönlichkeit zurück halten, hatte ich gehofft, dass du eines Tages mutig genug dafür sein würdest und dass du irgendwann aufhörst, dich zu verstecken"

Er war erstaunlich nah dran, mit dem, was er sagte.

„Natürlich war ich mir nicht sicher, ob ich Recht habe", grinste Jimin. „Aber sagen wirs so. Ich hatte es gehofft, weil ich dich wirklich hübsch und beeindruckend finde"

„Wie lange... siehst du das schon so?", fragte Lyn.

„Eigentlich schon immer" Jimin rieb sich nervös den Kopf.

„Wirklich?"

Jimin nickte. „Ja, aber bestimmt hast du früher nicht über mich nachgedacht, weil ich so dick war"

„Ich würde nicht sagen, dass du dick warst, Jimin", lächelte Lyn. „Du warst ein wenig pummeliger als die anderen, das stimmt, aber das ist nicht der Grund. Wirklich nicht"

„Welcher dann?"

Lyn seufzte schwer. „Als ich dich kennen lernte und mit euch beauftragt wurde, hatte ich ein gebrochenes Herz und wollte mich niemals wieder in jemanden verlieben"

„Dann lag ich also richtig" Lyn nickte sanft und kaum sichtbar.

„Ich war mir meinen Gefühlen sehr lange nicht bewusst", gestand sie. „Ich dachte, es ist nur Bewunderung, die ich empfinde, wenn ich dir beim Tanzen zu sah, doch vor einigen Wochen hatte mich Sumi darauf aufmerksam gemacht und das brachte mich total aus der Fassung"

„Warst du darum gestern krank?", fragte Jimin.

Lyn schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt, glaube ich. Ich hatte leichtes Fieber und huste ein wenig, aber vielleicht wurde ich deinetwegen unterbewusst krank. Wer weiß?"

Wie es aussah, hatte sich Lyn so viele Gedanken um Jimin und ihre Gefühle gemacht, dass ihr eigener Körper davon geschwächt wurde. Denn eigentlich war Lyn keine, die einfach so krank wurde.

„Du willst also wirklich jemanden anderen trainieren?", fragte Jimin schließlich.

Lyn seufzte. „Von wollen kann nicht die Rede sein, aber ich halte es für das Beste"

„Die Jungs und ich werden das nicht zulassen", sagte Jimin ernst. Lyn sah ihn verwundert von der Seite an und er wandte nun seinen Blick auch auf sie. „Einige der Jungs haben zwar ein bisschen Angst vor dir, aber wenn sie dich erstmal richtig kennen lernen, wird sich das sicher ändern. Außerdem ist es eigentlich viel mehr Respekt und Anerkennung als Angst"

„Wenn du meinst..." Lyn sah zur Seite.

Sie glaubte nicht daran, dass sie sie anerkannten. Vor allem würden sie es nach ihrem Liebesgeständnis noch weniger tun.

„Aber versteh doch, Jimin", sagte sie und sah ihn nun wieder an. „ich kann euch nicht mehr weiter trainieren. Du wirst sicherlich mit den Jungs darüber reden und dann wars das mit der angeblichen Anerkennung mir gegenüber und all der Respekt, den ich mir aufgebaut hatte, ist nicht mehr"

„Als ob sie aufhören werden, dich zu respektieren, nur weil du endlich Gefühle zeigst", kommentierte Jimin ernsthaft. „Ich denke, dadurch wird sich ihr Blick auf dich zwar verändern, aber zum Positiven"

Es war erstaunlich, wie optimistisch Jimin war. Lyn sah das nicht so. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es so sein würde.

„Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, was du willst", flüsterte Lyn.

Erneut lächelte Jimin wie ein Engel, sah Lyn intensiv in die Augen und sagte: „Ich hab doch bereits gesagt, dass ich dich schon immer cool, hübsch und beeindruckend fand. Allerdings möchte ich dein wahres Ich kennen lernen, außerhalb von Big Hit. Das Problem ist nur, dass die Jungs und ich bald auf eine Tour gehen. Es ist zwar keine Welttour, trotzdem sind wir einige Wochen weg"

„Zwei Wochen seid ihr noch da, richtig?", sagte Lyn und Jimin nickte. „Vielleicht schaffen wir es uns in diesen zwei Wochen ein paar Mal zu treffen und wenn ihr auf Tour seid und du Zeit hast natürlich, können wir auch telefonieren"

Jimin grinste breit und verschmitzt. „Oh, ich hätte nicht gedacht, dass du mit mir telefonieren willst" Lyn senkte mit pudelrotem Gesicht ihren Kopf. Jimin legte daraufhin eine Hand auf ihre Schultern. „Aber das klingt wirklich toll. Nach der Tour sehen wir weiter und sprechen mit Bang PD"

Lyn musste unweigerlich breit lächeln, als Jimin dies sagte, obwohl ihr der Gedanke, mit Bang PD darüber zu sprechen, immer noch Sorgen bereitete. Doch wenn Jimin sie dabei unterstützte und sie nicht allein ließ, würde es sicher gut werden. Auch wusste sie, dass Sumi immer hinter ihr stehen würde, egal was kam. Und das gab ihr Kraft.

Jimin verabschiedete sich schließlich von Lyn, unter anderem weil er Hunger hatte und auch, weil er befürchtete Jungkook und Jin würden ihm alles weg essen. Lyn entfuhr ein sanftes Lächeln, als er dies sagte. Sie winkte ihm zu und er verschwand aus der Tür. Ihr fiel ein schwerer Stein vom Herzen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, Jimin die Liebe zu gestehen- noch dazu erfolgreich! Allerdings war es Lyn nie aufgefallen, dass Jimin ein Äuglein auf sie geworfen hatte, aber selbst wenn es ihr aufgefallen wäre, hätte es sie sowieso nicht interessiert. Damals war sie einfach viel zu enttäuscht gewesen.

Was Lyn sehr, sehr positiv überraschte, war die Tatsache, dass Jimin nach wenigen Minuten –schneller als es ihr möglich war, Sumi die Neuigkeiten zu berichten- wieder zurückkam, um sie zu einem Essen mit den Jungs und Sumi einzuladen. Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern zog sie mit. Gerade noch hatte Lyn Zeit, ihre Tasche mitzunehmen und den Raum zu zusperren.

Sumi entfuhr ein breites, wenn auch fragendes, Grinsen, als beide den Raum betraten. Einige der Jungs waren über ihren Anblick verwundert, doch das überraschte Lyn nicht. Anfangs wunderte sich Lyn, ob die Jungs Bescheid wussten, dennoch schien es nicht so. Dazu war nicht genügend Zeit vergangen.

Als Jin und J-Hope eifrig den Tisch deckten, flüsterte Sumi Lyn zu: „Was ist? Hat es geklappt?"

Lyn konnte nicht anders, als doof zu grinsen. „Ja, er empfindet scheinbar dasselbe"

„Nicht dein Ernst?", entfuhr es Sumi, hielt sich augenblicklich den Mund zu, sah sich um, ob jemand sie beachtet hatte und stellte fest, dass dem nicht so war. Jin und J-Hope waren viel zu laut.

„Ich erzähl dir den Rest später", flüsterte Lyn. „Aber sag mir lieber, wessen Idee es war, mich zu holen?"

Nun war Sumi diejenige, die dumm grinste. „Na Jimin. Als er mit der Idee kam, ahnte ich, dass es geklappt hatte. Ich war mindestens genauso überrascht wie du jetzt"

Nein, das hätte Lyn wirklich nicht erwartet, dennoch freute es sie sehr und sie konnte nicht anders, als zu Jimin herüber zu lächeln, der sich gerade mit Suga und V unterhielt. Sie hoffte nur, dass er noch nicht mit ihnen darüber sprach.

Tatsächlich gelang es ihr und Jimin sich in den darauf folgenden zwei Wochen mehrfach zu treffen. Beim ersten Treffen gestand ihr Jimin, dass die Jungs natürlich, kaum dass sie zuhause gewesen waren, wissen wollten, worüber sie gesprochen hatten. Lyn musste lachen, denn etwas anderes hatte sie nicht erwartet.

„Und wie haben sie darauf reagiert?", fragte Lyn.

Sie saßen an einem sonnigen Nachmittag auf den Treppen eines Springbrunnens und aßen leckeres Eis.

Jimin zuckte mit den Schultern. „Na ja, Jin, Jungkook und Hobi brachte das total aus der Fassung, wobei sie es nach ein paar Minuten gut aufgenommen haben. Tja, Rap Mon und Yoongi nahmen es ganz nüchtern entgegen. Allerdings freuten sie sich auch sehr für mich. Rap Mon sagte sogar, dass ihm das nie aufgefallen sei, dass es ihn aber auch nicht überrasche. Derjenige, der sich wohl am meisten darüber gefreut hat, war vermutlich Taehyung" Jimin lachte kurz auf, als er dies sagte. „Umarmt haben sie mich ja alle, aber bei ihm war es richtig aufgeregt. Er hat sich mit Abstand am meisten gefreut"

„Das ist super", sagte Lyn erleichtert.

„Ich hab ihnen gesagt, dass wir nach der Tour mit Bang PD sprechen wollen und dass sie vor ihm nichts sagen sollen und auch sonst noch niemandem" Jimin dachte kurz nach. „Yoongi und Taehyung ist daraufhin eingefallen, dass du wohl der eigentliche Grund dafür gewesen sein musst, warum Sumi die ganze Zeit über nervös auf die Uhr gekuckt hat. Sie habe ja behauptet, sie mache sich Sorgen um mich"

Lyn wäre bei diesen Neuigkeiten beinahe das Eis herunter gefallen. „Oh, oh ja, das war dann wohl wirklich meinetwegen"

„Sie ist wirklich nett", lächelte Jimin und leckte an seinem Eis.

„Ja, das ist sie", lächelte auch Lyn sanftmütig. „Sie ist ein Engel. Ich glaube, ohne sie wäre ich nicht hier. Ohne sie hätte ich nicht den Mut gehabt, meinen eigenen Weg zu gehen und erst recht nicht, dir die Liebe zu gestehen"

Da grinste Jimin und sah sie verschwörerisch an. „Ich glaube, Tae Tae steht auf sie"

Sofort musste Lyn laut auf lachen, weil es ihr so absurd vorkam. Natürlich wusste niemand besser als sie, wie fantastisch und liebenswürdig Sumi war, doch ausgerechnet V von BTS sollte sich in sie verliebt haben? Nun ja, die Liebe fiel zwar dahin, wo sie hinfiel- bei Jimin und ich war es ja auch nicht anders- dennoch galt V als der Attraktivste in der Band. Hm, doch wenn Lyn so darüber nachdachte, wusste sie gar nicht, wie Sumi dazu stand.

„Aber ich hab nichts zu dir gesagt", lächelte Jimin süß und zog einen unsichtbaren Reißerverschluss auf seinem Mund zu.

Lyn erwiderte die Geste und beide begannen zu lachen.

Das dritte Date fiel ausgerechnet auf den letzten Abend, bevor BTS ihre Asientour antreten würden. Lyn hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Jimin davon abhielt, sich noch mal richtig ausruhen zu können, doch er winkte ab.

„Das ist nicht so wild", sagte Jimin und sah ihr intensiv in die Augen. „Ich werde bei meinen Gedanken immer bei dir sein und das wird mir das nötige Durchhaltevermögen geben"

Lyn wollte etwas dazu sagen, doch ihr fiel einfach nichts ein. Manche Dinge waren so schön, dass man darauf nichts antworten konnte, weil es nichts gab, was dem gerecht werden könnte.

Sie lachten viel, philosophierten viel, doch am aller meisten redeten sie viel, bis schließlich die Zeit des Abschiednehmens gekommen war. Es fiel beiden nicht, sich voneinander zu trennen, weil sich Jimin und Lyn nach den drei Dates- und besonders durch das heutige dritte- näher gekommen war. Lyn sah Jimin an, wie schwer es ihm fiel, ausgerechnet jetzt durch ganz Asien reisen und auftreten zu müssen.

„Ich werde jeden Auftritt und jeden Livestream auf V live verfolgen, den ihr online stellt", lächelte Lyn verlegen. „Außerdem haben wir doch ausgemacht, dass wir telefonieren und es sind auch nur drei Wochen. Das wird schon"

Jimin seufzte traurig aus. „Ich hoffe... aber sag mal, Lyn, hast du sonst auch immer auf V live geschaut, was wir auf Tour machen?"

Sie dachte kurz nach, bevor sie antwortete: „Hm, nein, nicht unbedingt. Nur ab und zu. Es kam mir komisch vor, alles zu verfolgen, was ihr tut. Ich hätte mich dabei gefühlt, wie ein junges Fangirl" Bei dem letzten musste sie laut auflachen.

Auch Jimin grinste breit. „Aber vielleicht hättest du dich schon früher in mich verliebt"

Lyn lachte erneut laut auf. „Oh nein, ich denke nicht. Das wäre mir viel zu peinlich gewesen"

Die Beiden neckten sich ein wenig, bis ihnen schließlich wieder einfiel, dass sie für die nächsten drei Wochen getrennt voneinander sein würden. Ohne, dass es Lyn aufgefallen war, hatte Jimin vorsichtig ihre Hände genommen, sah sie nun etwas wehmütig an, seufzte erneut und sagte: „Tja, es wird leider Zeit für mich, ins Wohnheim zu gehen, so schwer es mir fällt"

Lyn lächelte und verhackte ihre Finger noch mehr in Jimins. „Ich weiß und für mich ist es auch nicht leicht, aber ich bin mir sicher, diese drei Wochen werden vergehen wie im Flug"

Jimin nickte etwas zuversichtlicher, flüsterte „Also dann, ich ruf dich nach unserem ersten Auftritt übermorgen Abend an, ja?" Lyn nickte und wollte gerade ihre Finger aus seinen lösen, als sie spürte, dass er sie nicht los ließ und ihr, bevor er sie schließlich doch losließ, einen sanften Kuss auf die Wange gab. „Ich hab dich wirklich gern, Lyn, bitte vergiss das nicht"

Erneut fiel Lyn nichts ein, was sie darauf hätte antworten können, also nickte sie nur wie ein dummes Schulmädchen, während das Herz gegen ihre Brust schlug und drohte vor lauter Freude herauszuspringen.

Tatsächlich erhielt Lyn zwei Tage später eine Nachricht von Jimin, ob sie nun Zeit hätte, sie antwortete und nur wenige Sekunden später videotelefonierte sie mit Jimin. Sie hatte extra früher mit der Arbeit aufgehört, um rechtzeitig zuhause zu sein, falls er anrief. Es kam Lyn immer noch unwirklich und seltsam vor, dass sie fast jeden Abend mit ihm videotelefonierte und sie sich dabei so fühlte, als sei sie seine Freundin. Was sie aber nicht war. Und das war gut so. Sie waren sich immerhin schon viel zu nahe gekommen. Doch umso öfter sie mit ihm telefonierte, desto schwieriger wurde die Vorstellung für sie, dass sie nicht eines Tages seine Freundin werden könnte. Auch, dass ihr Sumi immer wieder Mut zu sprach, ihr sagte, sie solle mit Jimin über ihre Gefühle reden, tat auch ihr übriges.

„Du liebst ihn doch, oder?" Lyn antwortete nicht auf Sumis Frage und sah sie nur viel sagend an. „Ja, also. Worauf wartet ihr noch? Ihr telefoniert fast jeden Abend, er nimmt sich trotz des Stresses die Zeit für dich. Das würde er sicher nicht tun, wenn er nicht dasselbe für dich empfinden würde"

„Denkst du wirklich?"

„Ja, klaaaar", betonte Sumi. „Ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht so meinen würde. Und außerdem" Auch dieses Wort betonte Sumi. „hat er dich zum Abschied geküsst"

„Auf die Wange", wandte Lyn sofort ein.

„Trotzdem", grinste Sumi. „Ein Kuss ist ein Kuss. Also, sag ihm, dass du mit ihm zusammen sein möchtest"

„Das möchte ich doch gar nicht!", protestierte Lyn.

Sumi legte den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach so, ja, wenn das so ist, können wir ja aufhören, über Jimin zu reden. Er ist ja auch nur der erste Kerl seit Jahren, den du an dich ran lässt. Pfff, stimmt, du willst sicher nicht mit ihm zusammen sein", sagte sie schließlich in Sarkasmus getränkt. Anschließend schlug Sumi Lyn auf die Schultern und Lyn entfuhr ein „Au! Hey!". „Bist du dumm? Ich seh doch, dass du mit ihm zusammen sein willst. Wenn willst du hier anlügen, Lyn? Mich oder dich? Mich kannst du nicht anlügen"

Lyn duckte sich und machte sich kleiner. Wie hatte sie nur denken können, dass ihr Sumi das abkaufen würde? Sie glaubte es ja nicht mal selbst.

„Soll ich ihm etwa am Telefon sagen, dass ich mit ihm zusammen sein will?", fragte Lyn etwas wütend.

„Das kommt drauf an, ob du noch warten willst"

„Das weiß ich selbst nicht", antwortete Lyn wahrheitsgemäß.

„Dann entscheide dich spontan"

Lyn nickte und dachte bei jedem weiteren Anruf an Sumis Worte, doch irgendwann wurde ihr klar, dass es wohl falsch war, Jimin so etwas Wichtiges am Handy zu sagen. Also wartete sie geduldig ab, bis er zurückkam.

Glücklicherweise hatten die Jungs direkt nach der Tour ein paar Tage frei, um sich zu erholen und Lyn bat Jimin um ein Treffen, weil sie ihm etwas sagen wollte.

Lyn und Jimin saßen wieder auf demselben Brunnen und aßen erneut Eis.

Die Jungs, vor allem V und Jungkook zogen Jimin die ganze Asientour über damit auf, warum die beiden noch nicht zusammen waren und wie sehr er doch in sie verliebt sein musste, wenn er fast jeden Abend trotz Erschöpfung mit Lyn telefonierte. Doch schließlich ermunterten die beiden und auch die restlichen Jungs Jimin, den nächsten Schritt zu wagen.

„Du hast ihr bereits einen Kuss auf die Wange gegeben", hatte Suga gemurmelt. „Du kannst jetzt nicht einfach aufhören"

 J-Hope stimmte zu: „Ja, frag sie einfach. Das hab ich bei Miga auch getan und kuck uns an. Es funktioniert irgendwie"

An diese Worte dachte Jimin und sagte schließlich, an Lyn gewandt: „Lyn, ich würde dir heute auch sehr gerne etwas sagen"

„Oh, möchtest du anfangen?"

„Nein, nein", winkte Jimin lächelnd ab. „Ladies first. Also fang an"

„Jimin... während deiner Abwesenheit wurden mir einige Dinge klar und Sumi hat mich ermutigt, ehrlicher zu dir und zu mir zu sein" Bei diesen Worten sah Jimin sie überrascht an, hörte aber weiterhin aufmerksam zu. „Am Anfang habe ich verdrängt, was ich wirklich wollte, aber... ich habe gemerkt, dass ich mich selbst angelogen habe" Nun sah sie Jimin intensiv in die Augen und er ihr und sagte voller Ehrgeiz: „Park Jimin, ich möchte deine Freundin werden, egal, wie viel Angst ich davor habe. Egal, wie sehr mich eure Fans vielleicht hassen werden und egal, ob ich meinen Job verliere!"

Jimins Lächeln wurde langsam breiter. „Genau dasselbe wollte ich dir auch sagen"

„Wirklich?"

„Ja, ich möchte auch mit dir zusammen sein und während ich fort war, wurde mir das klar" Jimins engelsgleiche Lächeln trat hervor. Für einen kurzen Moment sah er verträumt in den Himmel, bevor er Lyn wieder ansah. „Die Jungs haben gemerkt, dass ich mich mit etwas quäle und sie haben mir geraten, dazu zu stehen, was ich für dich empfinde"

Lyn sah ihn skeptisch an. „Auch J-Hope?"

Jimin grinste breit bei ihrer Frage und nickte. „Selbst er"

„Jetzt bin ich verwundert", sagte Lyn. „Er kann mich doch nicht leiden"

„Das stimmt nicht", sagte Jimin ernst. „Er versteht nur nicht, warum du so streng mit ihm bist, obwohl er alles sofort versteht und umsetzen kann"

„Weil ich möchte, dass er sich konzentriert", erwiderte Lyn.

Das Lächeln fand seinen Weg zurück zu Jimin, als sie dies sagte. „Schwierige Aufgabe hast du dir da selbst gegeben"

Sie seufzte und zuckte nur mit den Schultern. Als ob sie das nicht wisse.

„Wir müssen mit Bang Shi Hyuk reden, das weißt du", sagte sie schließlich.

Jimin sah sie verwundert von der Seite an, während er an seinem Eis leckte. Doch er nickte nur.

Einen Tag später wurde ihr Plan in die Tat umgesetzt. Lyn hatte dem CEO von Big Hit Entertainment bereits am Vormittag offenbart, dass sie und Jimin am Nachmittag mit ihm reden mussten. Er war verwundert gewesen, warum Jimin statt Namjoon bei dem Gespräch dabei war, wo doch er der Leader von BTS war. Doch Lyn sagte ihm, dass es nichts mit BTS zu tun hatte. Das überraschte ihn noch mehr.

„Falls er was dagegen haben sollte, werde ich noch mal mit ihm sprechen", sagte Namjoon wenige Minuten, bevor Jimin und Lyn zu Bang Shi Hyuk gingen. „Er mag mich gern, außerdem bin ich der Leader seiner Band. Ich denke, ich bin euer Ass im Ärmel"

„Hoffen wir, dass wir deine Hilfe nicht brauchen", sagte Jimin mit einem unsicheren Blick auf seinen Leader, der ihm aufmunternd auf die Schultern schlug.

„Hach, ich hab selbst auch total Herzklopfen", seufzte Sumi, die ebenfalls bei Lyn, Jimin und BTS vor dem Büro von Bang Shi Hyuk stand, um ihre Freundin bei ihrem wichtigen Unternehmen zu unterstützen. „Ich hoffe sooo, dass es gut wird"

Im selben Moment öffnete die Assistentin von Bang Shi Hyuk die Tür, die zum Büro führte, und sagte: „Ihr könnt jetzt rein kommen"

Jimin und Lyn nickten ihr zu, sahen einander an und nickten sich ebenfalls noch mal zu. Die Jungs und Sumi deuteten ihnen noch, dass sie ihnen die Daumen drückten, bevor die Assistentin die Tür schloss.

Einige seufzten auf, J-Hope, Suga und Jin setzten sich auf den Boden und warteten ruhig, während V, Jungkook und Sumi nervös hin und her liefen. Namjoon blieb wie ein geduldiger Vater bei ihnen und versuchte sie zu beruhigen.

Jimin und Lyn begannen recht rasch von den Geschehnissen der letzten Wochen zu erzählen, von den Trainings, den Dates und den Telefonaten während der Asientour. Lyn beschloss, ihm sogar zu erklären, warum sie sich erst nach vier Jahren in Jimin verliebt hatte. Ja, sie war sich lange nicht sicher gewesen, ihrem Vorgesetzten von ihrem Problem mit Männern zu erzählen, doch sie hielt es für richtig, komplett ehrlich zu ihm zu sein.

Sein erster Kommentar, nachdem Lyn und Jimin zu Ende erklärt hatten, war durchaus ernüchternd: „Vor etwas als einen Monat kam J-Hope mit derselben Sache zu mir. Ihr wisst doch, dass ich euch freigebe, ob und wen ihr datet"

Lyn und Jimin sahen einander verwirrt an.

„Aber ich bin ihre Choreografin", warf Lyn ein.

Er sah wenig beeindruckt an. „Nun... haben Sie jetzt erwartet, dass ich Ihnen fristlos kündige?"

„Um ehrlich zu sein, habe ich es in Betracht gezogen...", gestand Lyn.

Bang Shi Hyuk lachte. „Ich wäre doch total dumm, wenn ich das tun würde. Dann wäre ich kein bisschen besser, als die intoleranten Idioten von Cube Entertainment, die so dämlich waren, eine Goldmiene wie HyunA herauszuschmeißen, nur weil sie seit Jahren Dawn datet. Als ob man das nicht gemerkt hat"

Jimin musste sich sein Lächeln verkneifen, als sein Chef sich kurz über den Skandal aufregte, der vor einigen Monaten Topthema in der KPop-Industrie gewesen war.

„Allerdings freut es mich, dass ihr mich trotzdem um Erlaubnis bittet", grinste Bang Shi Hyuk. „Bei J-Hope konnte ich es zwar noch etwas besser nachvollziehen, immerhin ist es unseren Trainees eigentlich nicht gestattet, eine Beziehung zu haben, aber nun ja. Ich möchte auch keiner jungen Liebe im Weg stehen. Allerdings hätten ihr zwei nicht zu mir kommen brauchen"

„Na ja, ich war mir nicht sicher, ob Sie es erlauben würden", sagte Lyn.

Er zuckte mit den Schultern. „Natürlich ist es ungewöhnlich und wahrscheinlich würde Sie jeder andere CEO heraus werfen. Aber wie gesagt, ich möchte keiner Liebe im Weg stehen. Ich hoffe sehr, dass es euer Arbeitsverhältnis nicht stören wird"

„Darüber wollte ich noch mit Ihnen sprechen", sagte Lyn. Bang Shi Hyuk gab ihr ein Zeichen, dass sie beginnen sollte. Lyn räusperte sich. „Ich würde Sie bitten, mir einen anderen Aufgabenbereich zu geben"

Der CEO sah erstaunt zu Jimin. „Jetzt bin ich ehrlich überrascht"

Lyn seufzte. „Ich möchte, dass die Jungs höchste Professionalität erhalten und ich bin mir nicht sicher, ob ich noch dazu fähig bin"

„Wir bedauern Lyns Entscheidung sehr, aber weder ich noch Joon konnten sie umstimmen", sagte Jimin.

„Das passt gut", erwiderte Bang Shi Hyuk. „Ich hatte sowieso vor mit Ihnen über eine Veränderung zu sprechen" Lyn blickte sofort auf. „Es geht um Dinge Ihrer fortgeschrittenen Trainee-Gruppe betreffend. Ich habe dafür morgen Vormittag ein Meeting einberufen lassen. Wenn wir eine neue KPop Gruppe herausbringen, möchte ich, dass Sie deren Choreografin werden. Aber bis dahin, möchte ich Sie bitten, weiterhin mit BTS zu arbeiten"

Ein sanftes und kaum erkennbares Lächeln durchfuhr Jimins Gesicht.

Lyn nickte sachlich. „Alles klar. Dann werde ich den Mädchen heute Bescheid geben und ein extra Training veranlassen"

Als Jimin und Lyn langsam das Büro verließen, verneigten sie sich immer noch bei ihrem Chef und bedankten sich für sein Verständnis. Kaum hatte die Assistentin die Tür, die zum Gang führte, in dem die Jungs und Sumi immer noch warteten, geöffnet, hüpften alle wie von der Tarantel gestochen auf. Jins und V's Köpfe kollidierten sogar beim Aufstehen miteinander und schrieen vor Schmerz laut auf. Der Einzige, der gemächlich war, war natürlich Suga.

Die Assistentin schloss die Tür.

V hielt sich noch den schmerzenden Kopf, als er fragte: „Und? Was ist?"

Jimins Lächeln wurde so breit wie selten und verkündete: „Lyn und ich sind jetzt offiziell ein Paar!"

Die Jungs schreiten laut auf, umarmten Jimin und Lyn und waren so ausgeflippt wie immer. Sumi machte mit, als sei es als Köchin von BTS völlig normal und fiel dabei null auf unter sieben Jungs, die total irre waren.

Lyn wurde bewusst, dass sie sich an so was von nun an gewöhnen musste, um die Freundin von Park Jimin sein zu können. Oder besser gesagt: Sie musste sich daran gewöhnen, dass sie nun Teil davon war, anstatt wie früher nur von außen dabei zu zu sehen. Es würden sich einige Dinge in ihrem Leben ändern und vielleicht war das ganz gut so.

Das war also die Geschichte, wie die Choreografin von BTS sich selbst fand und dabei herausfand, dass die Liebe ihres Lebens die ganze Zeit vor ihrer Nase getanzt hatte. Dies war die Geschichte von Jimin und Lyn. Zwei Menschen, die sehr viel Blut, Schweiß und manchmal Tränen für das opferten, das sie liebten.

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