2. Kapitel

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Alec

Der nächste Morgen kam viel zu früh.
Ich hatte vielleicht zwei, höchstens drei Stunden geschlafen und als ich die Augen aufschlug fühlte ich mich, als hätte man mich mit einem LKW überfahren.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich noch ein paar Stunden hatte, ehe ich aufstehen musste, doch ich fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr.
Meine Gedanken waren noch immer bei Magnus und der Hass auf mich selbst schien von Minute zu Minute stärker zu werden.
Also starrte ich schweigend an die Zimmerdecke, die Hände zu Fäusten geballt und die Augen mit Tränen gefüllt.
Ich wusste, dass das nicht so weiter gehen konnte. Wäre ich so stark wie Jace oder Izzy, würde ich Magnus einfach vergessen und weiter machen, als hätte er nie existiert.
Aber ich war nicht so stark wie die Beiden.
Ehe ich etwas dagegen tun konnte, hatte ich wieder damit begonnen zu weinen.
Stumm drehte ich mich auf die Seite und spürte, wie mein Kissen unter meinem Gesicht langsam nass wurde, während ich mich tiefer unter meiner Decke vergrub.
Ich wünschte, ich könnte einfach damit aufhören, Magnus zu lieben.
Ich wünschte, ich hätte ihn nie kennengelernt.
Ich wünschte, er wäre nicht das Beste, das mir je passiert war.
Ich wünschte, ich hätte nie diesen Fehler begangen.
Ein leises Schluchzen entwich mir und ich grub meine Nägel in meine Handflächen. Dann richtete ich meinen Oberkörper auf und nahm mein Handy von meinem Nachttisch.
Mein Zeigefinger scrollte durch meine Kontakte und bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, hatte ich bereits Magnus angerufen.
Angespannt wartete ich darauf, dass er abnahm, doch es ging lediglich die Mailbox dran.
Was nicht wirklich verwunderlich war, schließlich war vier Uhr morgens keine Zeit, in der man aufstand und telefonierte.
„Magnus?“, begann ich, darum bemüht, mit fester Stimme zu sprechen, „Wir müssen reden. Bitte, ich weiß das ich einen Fehler gemacht hab. Gib mir die Chance es zu erklären.“
Zwar bezweifelte ich, dass er die Nachricht überhaupt abhören würde, so wütend wie er gewesen war, doch mir blieb nichts anderes übrig, als es zu hoffen.
Innerhalb der nächsten Stunde hatte ich ihm dreimal auf die Mailbox gesprochen und ihm zwei SMS geschrieben.
Doch als ich gegen sechs Uhr schließlich aufstand, hatte er noch immer nicht geantwortet.
Ich wusste, dass ich nicht gerade geduldig war, was sowas anging und sechs war immer noch eine unmenschliche Uhrzeit, weswegen ich nicht mit einer Antwort rechnen sollte. Zumindest nicht jetzt.
Aber das kümmerte mich nicht.
Stattdessen ging ich zu meinem Schrank und wühlte mir etwas zum Anziehen heraus.
Wenn ich zu Magnus ging, machte ich mir tatsächlich die Mühe, mich halbwegs anständig anzuziehen. Nicht, dass das etwas gebracht hätte, schließlich hatte mein Hexenmeister immer etwas zu bemängeln gehabt.
Aber jetzt zog ich mir nur irgendetwas an. Es spielte keine Rolle für mich, wie ich aussah, weswegen ich mich auch nicht darum kümmerte, dass ich mein Shirt verkehrt herum anzog und meine Jeans voller Löcher war.
Nett ausgedrückt sah ich aus wie ein Penner.
Ich ging seufzend ins Badezimmer und schaltete das Licht an, ehe ich in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing, blickte.
Meine Augen waren rot und verquollen, während sich unter ihnen dunkle Ringe gebildet hatten, die durch meine blasse Haut nur umso auffälliger wurden.
Angeekelt von mir selbst verzog ich das Gesicht und sah schnell weg.
Kein Wunder, dass Magnus mich nicht haben wollte.
Ich wusch mir halbherzig das Gesicht und versuchte krampfhaft die Schmerzen in meinem Brustkorb zu ignorieren, aber es gelang mir nicht.
Stattdessen ging ich zu meinem Schrank und kramte mein Messer hervor.
Vom Vortag klebte noch ein wenig Blut daran, doch das störte mich nicht.
Ich ging einfach zurück ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab. 
Dann setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und zog meinen linken Ärmel nach oben.
‘Erbärmlich.‘
So hatte Camille mich genannt und dieses Wort schien mich tatsächlich perfekt zu beschreiben.
‘Ein Fehler.‘
Das waren die Worte meiner Eltern gewesen.
‘Wertlos‘.
‘Unzuverlässig.‘
Auch das waren Worte, die wie für mich gemacht zu sein schienen.
‘Widerwärtig.‘
Ich war nicht einmal ansatzweise so hübsch wie Magnus oder die vielen Typen, die er zweifellos gedatet hatte.
‘Ein furchtbarer Bruder.‘
Das waren die Worte die mich am meisten trafen, doch leider waren sie wahr. Ich hatte Max nicht retten können und Jace konnte ich auch nicht beschützen.
Nicht einmal für Izzy konnte ich da sein.
Ich legte die Klinge an mein Handgelenk an, bereit, sie über meine Haut zu ziehen, damit der physische Schmerz meinen Psychischen vertreiben konnte.
Doch in diesem Moment klopfte es an meiner Tür und ich ließ das Messer vor Schreck fallen.
„Alec?“, hörte ich die Stimme meiner Schwester durch die Badezimmertür, „bist du da?“
„Ich bin hier!“, rief ich zurück, während ich das Messer schnell in den kleinen Schrank stopfte, der neben dem Spiegel hing.
„Kommst du runter? Es gibt Frühstück“, meinte sie und ich hörte, dass sie direkt vor dem Bad stehen musste.
Also stand ich auf und öffnete die Tür.
Normalerweise hätte ich gefragt, ob sie gekocht hatte, nur um sicherzugehen, dass ich mich nicht gleich vergiften würde.
Doch heute störte mich das nicht.
„Alec, du…“, begann meine Schwester und unterbrach sich, als sie mich von oben bis unten musterte, „Wow.“
„Was?“, fragte ich nur und ging aus dem Zimmer.
Izzy folgte mir und wir liefen gemeinsam die Treppe nach unten in Richtung Küche.
„Du siehst echt beschissen aus“, kam die liebenswerte Antwort auf meine Frage, „geht’s dir gut?“
„Alles super“, erwiderte ich knapp.
Eigentlich liebte ich meine Schwester für ihre direkte Ader. Aber heute konnte sie wenigstens so tun, als ob ich nicht total scheiße aussehen würde.
‘Widerwärtig.‘
Ich atmete tief durch und wollte nur noch zurück in mein Zimmer, doch Izzy hatte andere Pläne.
Sie nahm mich ungefragt an der Hand und zog mich weiter mit sich, während sie ununterbrochen über irgendetwas redete.
Ich schaltete nach den ersten Sätzen die sie sagte ab und hing meinen eigenen Gedanken nach.
‘Wertlos.‘
‘Unzuverlässig.‘
‘Erbärmlich.‘
‘Ein Fehler.‘
Jedes dieser Worte versetzte mir einen weiteren Stich, doch es war nichts im Vergleich zu den Schmerzen die ich spürte, wenn ich an Magnus dachte.
Wenn ich daran dachte, dass das alles meine Schuld war.
„Wäre das okay für dich?“
Izzy riss mich aus den Gedanken und blickte fragend zu mir. Wir standen vor dem Eingang der Küche und sie hielt an noch bevor wir sie betraten, vermutlich, weil sie zuerst eine Antwort wollte.
Allerdings hatte ich nicht zugehört.
„Äh… klar. Schon okay“, meinte ich nur, in der Hoffnung, das Richtige gesagt zu haben.
Meine Schwester strahlte.
„Ich wusste, du würdest ja sagen, Brüderchen“, freute sie sich, „dann muss ich nur noch Jace überzeugen… Also, was soll ich dann zu Mittag kochen?“
Sie lächelte mich an und ich realisierte erst nach ein paar Sekunden, worum es ging.
Anscheinend hatte sie mich mit ihrem ‘Wäre das okay für dich?‘ gefragt, ob es okay für mich wäre, wenn sie Mittagessen kochte.
Und dummerweise hatte ich ja gesagt.
„Ist mir egal“, murmelte ich schließlich und ging dann in die Küche. Izzy folgte mir, doch auf ihrem Gesicht lag ein verwirrter Ausdruck.
„Du bist echt seltsam heute“, stellte sie fest, aber ich ging nicht weiter darauf ein.
Stattdessen setzte ich mich einfach an den Esstisch, an welchem schon Jace und Clary saßen.
„Hey“, begrüßten die zwei mich und ich gab ein kurzes ‘Hi‘ zurück.
„Du siehst echt beschissen aus“, kam es von Jace, der mich kurz gemustert hatte.
„Danke, ich hab’s schon verstanden, als Izzy das gesagt hat“, knurrte ich und starrte dann auf die Tischplatte, im Glauben, ich würde dadurch weiteren Gesprächen entkommen.
Doch leider war das nicht der Fall.
„Jace hat erzählt, dass du gestern für Magnus bei einem Film weinen musstest“, kicherte Izzy, welche eine Packung Cornflakes auf den Tisch stellte.
Na super.
Ich sah Jace wütend an, doch mein Parabatai tat, als würde er es nicht bemerken.
Er wich meinem Blick einfach aus und schüttete sich Cornflakes in seine Schüssel.
„Echt?“, lachte Clary, „Welcher Film war’s denn?“
„‘Titanic‘“, antwortete Jace für mich, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
„Der Film war aber wirklich traurig“, meinte Clary, „und ich verstehe einfach nicht, warum Jack sterben musste. Auf diesem Holzding war genug Platz, Rose hätte nur ein bisschen zur Seite rutschen müssen!“
Die Rothaarige sah zu mir, vermutlich, um meine Meinung dazu zu hören.
Aber ich hatte den Film ja nie gesehen…
„Ja… das war wirklich sinnlos“, murmelte ich und Clarys Lächeln zeigte mir, dass ich anscheinend das Richtige gesagt hatte.
„Da fällt mir ein… triffst du dich heute mit Magnus?“, fragte Izzy, die sich neben Clary gesetzt hatte, „Wir könnten alle zusammen ins Pandemonium.“
Bei der Erwähnung meines Ex Freundes verkrampfte ich mich kurz.
„Nein… nein, wir treffen uns heute nicht“, antwortete ich, darum bemüht, keine Miene zu verziehen.
Und natürlich merkte meine Schwester sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie besorgt.
„Nein“, log ich.
„Okay, dann können wir ja zusammen hingehen“, mischte sich Clary ein.
Bei Raziel, dass hier schien langsam aus dem Ruder zu laufen.
„Eher nicht, Magnus hat ziemlich viel zu tun heute. Deswegen können wir uns auch nicht treffen.“
Das war die zweite Lüge, die ich ihnen erzählte.
„Na, was solls“, meinte Jace achselzuckend, während er Milch in seine Schüssel goss, „dann können wir beide heute trainieren.“
‘Nicht das noch.‘
„Eigentlich würde ich das Training heute ausfallen lassen“, nuschelte ich, „ich bin echt müde.“
Die dritte Lüge. Langsam wurde es einfacher.
Jace sah nicht begeistert aus, doch immerhin sagte er nichts dagegen.
Die drei frühstückten weiter und ich stand schließlich auf, da ich es nicht mehr hier aushielt.
„Ich bin dann mal oben“, verabschiedete ich mich.
„Hast du keinen Hunger?“, fragte Clary stirnrunzelnd.
„Nein.“
Das war die Wahrheit.
Ich wartete nicht darauf, dass meine Geschwister mich mit weiteren Gesprächsthemen oder Fragen aufhielten, sondern verließ einfach die Küche.
Ohne Umschweife machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab, nachdem ich es betreten hatte.
Normalerweise schloss ich nie ab, doch mittlerweile schien das zur Routine zu werden.
Ich warf mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.
Obwohl ich nur zwei oder drei Stunden geschlafen hatte wusste ich, dass ich jetzt nicht würde einschlafen können, so sehr ich es auch versuchen würde.
Also blieb ich einfach so liegen, während ich wieder einmal zu weinen begann.
Auch das wurde mittlerweile zur Routine.

Es waren ein paar Stunden vergangen, als mein Handy plötzlich vibrierte. Ich drehte den Kopf und starrte auf das Display, welches mir eine neue Nachricht ankündigte.
Seufzend wischte ich die Reste meiner Tränen weg und angelte nach meinem Handy, das nach wie vor auf dem Nachttisch lag.
Ich entsperrte den Bildschirm und mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich sah, von wem die Nachricht kam.
Magnus. 
Für einen kurzen Augenblick kam in mir die Hoffnung auf, dass Magnus mir vielleicht verziehen hatte. Vielleicht war er bereit, mit mir nochmal darüber zu reden.
Doch als ich mir den Inhalt der Nachricht durchlas, verschwanden diese Hoffnungen wieder und mein Herz krampfte sich zusammen.

*Bitte hör auf mir zu schreiben. Hör auf mich anzurufen. Ich möchte nicht mit dir reden. Tut mir leid, aber wir sind nicht mehr zusammen. Also lass mich bitte in Ruhe.*

Das war alles, was er geschrieben hatte.
Augenblick kehrten die Schmerzen in meinen Brustkorb zurück, nur mit dem Unterschied, dass sie nun wesentlich stärker waren.
Ich starrte auf die SMS und alles in mir würde am liebsten sterben.
‘Wertlos.‘
‘Unzuverlässig.‘
‘Erbärmlich.‘
‘Ein Fehler.‘
Ich wusste, dass ich das nicht tun sollte, doch in diesem Moment konnte ich nicht klar denken. Mein Weg führte mich ins Badezimmer und ich griff nach dem Messer, dass ich vorher in dem kleinen Schrank neben dem Waschbecken versteckt hatte.
Dann schloss ich die Tür ab, setzte mich auf den Badewannenrand und zog den Ärmel meines Shirts hoch.
Diesmal würde mich niemand davon abhalten können, dass hier zu tun. 
Ich legte das Messer an meinem Handgelenk an, parallel zu dem Schnitt, den ich mir gestern Abend zugefügt hatte.
‘Wertlos.‘
Ich zog das Messer über meine Haut und hinterließ einen dünnen Schnitt. Sofort zuckte ein brennender Schmerz durch meinen Arm und ich schloss kurz die Augen, um diesen Schmerz zu genießen. Dann öffnete ich sie wieder und sah auf das Blut, dass über meinen Arm lief.
‘Unzuverlässig.‘
Ein weiterer Schnitt, tiefer als der vorherige.
‘Ein Fehler.‘
Ein dritter Schnitt. Diesmal tief genug, um eine klaffende Wunde zu hinterlassen. Die Haut war wesentlich stärker in zwei geteilt, als bei den anderen beiden Schnitten. Es blutete heftiger, der Schmerz war intensiver. 
Vielleicht hätte ich aufhören sollen, doch ich konnte nicht. Ich verdiente das hier. Ich verdiente jeden einzelnen dieser Schnitte.
‘Widerwärtig.‘
Ein weiterer Schnitt, mindestens so tief, wie der Vorherige. Vielleicht tiefer. Mittlerweile floss das Blut über meine Hand und tropfte an meinen Fingern zu Boden. Das Brennen, das ich verspürt hatte, wich einem dumpfen Schmerz und ich fühlte, wie meine Brust wieder zu schmerzen begann.
‘Erbärmlich.‘
Ich atmete kurz durch.
Ja, ich war wirklich erbärmlich. Und das war auch der Grund, warum Magnus mich nicht haben wollte. Ich war erbärmlich und für nichts zu gebrauchen. Vermutlich war ich es nicht einmal Wert, geliebt zu werden.
‘Nicht nur *vermutlich*‘, meldete sich eine kleine, zynische Stimme in meinem Kopf.
Ich setzte das Messer zum fünften Mal an, doch ich schnitt mich nicht. Nicht, weil ich mir das Ganze anders überlegt hatte und jetzt damit aufhören wollte.
Nein, ich glaubte einfach, dass ich für dieses Wort mehr brauchte, als nur einen einfachen Schnitt.
Ich drückte die Klinge in das weiche Fleisch meines Unterarms und begann zu schneiden.
Nach wenigen Sekunden nahm ich das Messer weg und starrte auf meinen Unterarm.
Mein Arm brannte mittlerweile wie Feuer, ein Schmerz, den ich genoss. Denn er sorgte dafür, dass ich mich befreit fühlte.
Ich nahm mir ein paar Taschentücher und wischte das Blut von meinem Arm. Dann säuberte ich auch den Boden.
Die benutzten Taschentücher spülte ich einfach im Klo runter und das Messer räumte ich zurück in den Schrank.
Dann öffnete ich die Tür und legte mich wieder ins Bett.
Doch bevor ich meinen Kopf wieder in meinem Kissen vergrub, sah ich noch einmal auf meinen Unterarm.
Traurig lächelte ich.
Ich hatte mit dem Messer das Wort ‘erbärmlich‘ hinein geritzt.

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