Kapitel 11 - Circle

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»There was never butterflies. Just fire .«
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Katherine POV

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Im Mondlicht, das die Lichtung erhellt, kann ich eine zusammengekauerte Person entdecken, womit ich mein Ziel erreicht habe. Wortlos umrunde ich Ezras bebenden Körper und Knie mich vor ihn hin, ehe ich vorsichtig nach seinem Kinn greife und seinen Kopf leicht anhebe. Ezra sieht mir direkt in die Augen und offenbart mir zum ersten Mal einen Blick in die wirkliche Tiefe hinter der sonst immer aufrechterhaltenen Mauer. Mir bleibt für einen kleinen Moment der Atem weg als ich nur ansatzweise annehmen kann was für einen Schmerz mein Teampartner wohl in sich tragen muss, und mir wird klar dass kein Wort der Welt jetzt passend wäre.

Also halte ich meinen Mund und ziehe Ezra stattdessen fest an mich ran.

Ich spüre wie er kurz erstarrt, doch ich lasse nicht los und hoffe darauf, dass er mir nicht gleich den Vogel zeigt. Zu meiner Erleichterung spüre ich nach einigen elenden Sekunden wie Ezra seine Arme um meine Hüfte legt, seine Stirn an mein Schlüsselbein anlehnt, und sich tatsächlich etwas entspannt. Es überrascht mich nicht wenig später die herzzerreißenden Schluchzer aus seinem Mund zu hören, und erneut kann ich nur ansatzweise erahnen, woher das alles wohl kommen mag. Wie lange trägt Ezra das alles schon mit sich rum? Wie lange musste er einfach durchhalten? Hatte er jemals jemanden, der ihn in den Arm genommen hat?

Vorsichtig fahre ich mit den Fingerspitzen immer wieder über Ezras Haaransatz an seinem Nacken, während meine Hand auf seinem Hinterkopf ruht und diesen sanft an mein Schlüsselbein drückt. Mein anderer Arm umschlingt Ezras Schultern und Rücken, wobei ich feststellen muss, dass mein Arm entweder recht kurz, oder Ezras Rücken sehr breit ist, denn ich schaffe es kaum von einer Schulter zur anderen zu kommen. Auch seine Arme verdecken so gut wie alles von meiner Seite und meinem Rücken. Eigentlich könnte er meine menschliche Decke sein.

Ezras bebender Körper und seine Schluchzer gehen mir bis ins Knochenmark, und ich beiße mir fest auf die Zunge als ich den Kloß in meiner Kehle spüre, der meine Tränen ankündigt. Es wäre absolut unberechtigt jetzt zu weinen, wenn Ezra mich gerade in einem stabilen Zustand braucht. Ich kann ihm diese Hilfe die er jetzt braucht nicht geben wenn ich selbst welche benötige. Trotzdem erinnert der Junge in meinen Armen mich an mich selbst.

Ich habe schon vor paar Tagen gemerkt dass wir beide die Sorte von Mensch sind, die ihre Gefühle und ihren Schmerz für sich behalten, bis es irgendwann nicht mehr geht. Dann suchen wir nach einem Ventil, egal welches, und lassen alles raus. Und dann fängt es wieder von vorne an, bis zum nächsten Ausbruch. Dass diese Methode der Verdrängung nicht gesund sein kann ist mir klar, aber alles andere schmerzt zu sehr, und ich weiß nicht wie viel mein Körper noch aushalten kann.

„Tut mir leid", flüstert Ezra plötzlich heiser gegen meine Haut, und überrascht weiche ich ein kleines Stück nach hinten, um ihm in seine geröteten, angeschwollenen Augen zu sehen. „Was tut dir leid?", frage ich ebenfalls flüsternd nach, und wische Ezra reflexartig ein paar Tränen vom Gesicht. Ich spüre dass er sich das nicht gewohnt ist und wohl nicht so recht weiß, was er davon halten soll, doch solange er sich nicht dagegen wehrt gehe ich vorsichtig davon aus, dass es okay ist.

Der Junge vor mir zuckt mit den Schultern und zieht die Nase hoch. „Keine Ahnung... du bist mir nachgelaufen und frierst jetzt, wir werden uns wohl beide erkälten, du musstest dich viel zu sehr belasten, nur weil ich weggelaufen bin", erklärt er dann stockend, und ich fange schon in der Hälfte seines Satzes an den Kopf zu schütteln. Ezras Blick zuckt aufgeregt und orientierungslos umher und ich kann sehen, wie sich die nächste Welle in ihm aufbaut. Ich lege beide Hände an seine Wangen und umfasse so sein Gesicht, um es auf mich zu richten. „Sieh mich an", befehle ich leise, und mit einem lauten Schlucken kommt Ezra dem Befehl nach.

„Du trägst hier absolut keine Schuld. Ich habe mich dazu entschieden dir nachzulaufen, ich habe beschlossen mich zu belasten, und ich bin das Risiko eingegangen mich zu erkälten. Und weiß du was?" Ezra schüttelt leicht den Kopf. „Ich habe es gern getan, denn du hast jemanden gebraucht. Gib dir nicht die Schuld dafür dass du auch mal etwas rauslassen musst. Das muss jeder, okay? Wir alle tragen etwas in uns, dass uns fertigmacht wenn wir es nicht irgendwann rauslassen. Es ist meine Entscheidung hier zu sein, und bei dir ist es dein Körper der dir sagt, dass du ein Ventil gebraucht hast. An beiden Dingen bist also garantiert nicht du schuld, hast du verstanden?"

Erschöpft nickt Ezra, und mit meinem Daumen wische ich auch noch seine restlichen Tränen von den Wangen. Dann schließt Ezra kurz die Augen und atmet tief durch, während er seine Stirn ganz leicht gegen meine lehnt. Ich spüre seinen heißen Atem auf meinem Gesicht und erlaube es mir, die Augen ebenfalls kurz zu schließen. „Danke", murmelt mein Teamkollege leise gegen meine Haut, und ich lächle leicht. „Gerne, Ez." Ich spüre an meiner eigenen Stirn wie Ezra eine Augenbraue hebt, und obwohl ich die Augen nicht öffne kann ich mir gut vorstellen, dass er einen Mundwinkel hochgezogen hat.

„Ez?", flüstert er dann mit einem belustigten Unterton, und Ich zucke mit einem kleinen Lachen die Schultern. „Ja, passt doch, oder? Ich meine... du nennst mich auch nicht Katherine." Ezra lacht nun ebenfalls ganz kurz und leise, doch das genügt mir völlig. Alles ist besser als die verbitterten Tränen die vor wenigen Minuten noch über seine Wangen gerollt sind.

„Wir sollten langsam zurück. Du frierst." Ezra entfernt sich nach seinen Worten leicht von mir, und nickend rapple ich mich auf. Die letzten Zentimeter zieht Ezra mich auf die Beine, und ich sehe mich auf der Lichtung um. „Ähm", murmle ich leise als ich feststelle dass ich keine Ahnung habe, wo wir hin müssen, doch Ezra zieht mich an meinem Arm sanft hinter sich her. „Du bist aber auch eine kleine Idiotin. Folgst mir ohne zu wissen wohin ich gehe und wie du zurück kommst? Das hätte schiefgehen können. Mir nach, ich kenne den Weg." Tadelnd schüttelt Ezra seinen Kopf, doch ich weiß dass er es nicht ernst meint.

Er braucht diesen Sarkasmus jetzt einfach um seine Stimmung wieder etwas hochzubringen, und ich werde ihm dabei sicherlich nicht im Weg stehen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir beide gerade einen Stimmungsheber gebrauchen könnten.

Ich folge Ezra stumm aus dem Wald heraus und weiss auch wieder wo ich bin, als ich die Stadt unter uns sehen kann. Noch immer schweigend laufen wir nebeneinander mitten auf der Strasse, da wir hier etwas abgelegener sind und ein Auto lange bevor es uns erreicht hören würden. Während wir den entfernten Geräuschen der Stadt lauschen überlege ich fieberhaft was ich tun könnte, um Ezras Stimmung wieder etwas zu heben und ihn von seinen Gedanken ablenken zu können, bis mir ein kleiner Geistesblitz kommt. Um genau zu sein bringt der gerade haltende Bus in unmittelbarer Nähe mich auf die Idee.

Noch bevor er irgendwas dagegen tun kann schnappe ich mir Ezras Arm und ziehe ihn in den Bus herein, der schon dabei ist die Türen wieder zu schliessen. Mit der Verwirrung deutlich ins Gesicht geschrieben lässt der Russe sich von mir zu einem Sitzplatz führen und hat sogar die Geduld mit seinen Fragen zu warten, bis ich mich gesetzt habe. „Was genau wird das?", fragt er dann aber doch und starrt neugiereig aus dem Fenster als der Bus losfährt. „Kleiner Abstecher in die Stadt", erkläre ich milde lächelnd, so als hätte Ezra sich das nicht schon selbst zusammenreimen können.

Genau so sieht er mich gerade auch an, begleitet von einem Seufzen.

„Solange ich da schlafen kann", murmelt er dann leise, woraufhin ich leise lache. „Vertrau mir, du wirst nicht schlafen wollen. Kannst du tanzen?" Sofort verzieht der Junge gegenüber von mir das Gesicht und schüttelt heftig den Kopf. „Nein! Um Gottes Willen, ich kann nicht tanzen. Gehen wir etwa tanzen?" Jetzt kann ich einen kleinen Lacher nicht mehr zurückhalten, und als ich den Kopf schüttle ist Ezra sichtlich beruhigt. „Nein, wir gehen nicht tanzen, aber an einen Ort wo man tanzen könnte." Nun scheint auch Ezra langsam zu verstehen was genau unser Reiseziel ist, und zieht augenblicklich die Augenbrauen zusammen. „Katarina, du darfst nicht trinken. Wir dürfen beide nicht trinken."

Ich nicke und starre nun ebenfalls aus dem Fenster. „Ich weiss, aber wer sagt denn, dass wir trinken müssen? Gute Musik und tolle Gesellschaft ist doch schon genug, nicht?" Ezra zuckt als Antwort bloss mit den Schultern, doch ich lasse mir meine Begeisterung über die Idee nicht nehmen. Ich weiss, dass er auftauen wird. „Und was ist mit deinem andauernden Zittern? Wir haben beide nur Shirts an." Zwar hat Ezra nicht ganz Unrecht mit diesem Argument, doch erstmal angekommen werden wir ja sowieso nicht mehr draussen sein. „Das wird schon", antworte ich also, und Ezra scheint seinen Protest gegen meine Idee endgültig aufgegeben zu haben.

Der Bus ist so gut wie leer, was ich um diese Uhrzeit aber nicht anders erwartet hätte. Mittlerweile stehen schon die Sterne am wolkenlosen Himmel. Den Rest der Fahrt sagt keiner von uns etwas, und wir erheben uns synchron als Ezra merkt, dass wir bei der nächsten Haltestelle aussteigen werden. Erstmal ausgestiegen befinden wir uns mitten im Zentrum von Brooklyn, was mein Herz etwas höher schlägen lässt, denn ich liebe es hier. Hier bin ich aufgewachsen, und hier will ich ehrlich gesagt auch für immer bleiben. Ich bin kein Mensch der in die Welt hinaus will, mir gefällt es hervorragend wo ich gerade bin.

Zusammen mit einem noch immer nicht so motivierten Ezra überquere ich die Strasse, deren Fussgängerstreifen so nutzlos wie das "g" in Lasagne sind, und steuere zielstrebig diesen einen Club an, in dem ich mit grosser Sicherheit der loyalste Stammgast überhaupt bin. Ich besuche absolut keine anderen Clubs. „Circle", murmelt Ezra leise vor sich hin als wir in der Schlange vor dem Eingang stehen, und meint damit den Namen des Clubs. „Wieso nicht rectangle oder so?", fragt er dann ehrlich interessiert an mich gewandt, und deutlich überfordert zucke ich hilflos mir den Schultern.

„Ähm, keine Ahnung, das habe ich mich noch nie wirklich gefragt", schmunzle ich als wir an der Reihe sind, und während Ezra sich wohl darauf gefasst macht sein Alter zu fälschen nickt der Türsteher mir mit einem kleinen Lächeln zu und lässt uns kommentarlos durch. Den Mund leicht geöffnet starrt Ezra mich an als er nach mir den Club betritt, und scheint für einen kleinen Moment die Welt nicht mehr zu verstehen. „Wie- hä? Wie denn? Hast du etwa eine Partygirl-Seite die keiner von dir kennt oder wieso weiss der Typ direkt wer du bist?"

Wie schon früher an diesem Abend steht Ezra die Verwirrung auch jetzt gross ins Gesicht geschrieben, was mich erneut zum Lachen bringt. „Beruhige dich, ich trinke nicht heimlich Unmengen an Alkohol und beherrsche die perfekten Tanzmoves. Um genau zu sein trinke ich nicht und tanzen kann ich wohl sogar noch schlechter als du." Nun hebt der Russe fragend eine Augenbraue und zeigt um sich. „Und wieso genau bist du sowas wie ein Stammgast in einem Club, in dem offensichtlich getrunken und getanzt wird? Demütigst du dich in deiner Freizeit gerne mit Dingen die du nicht kannst oder darfst?"

Ezra hinter mir her ziehend schüttle ich immer noch lachend den Kopf und ergattere kurz darauf ein kleines Tischchen mit einer Sitzecke. „Nein, auch das tue ich nicht. Ich bin einfach gerne hier, mir gefällt die Stimmung. Die Leute sind alle hier um Spass zu haben, verstehst du? Sowas wie Alltagssorgen und so findest du hier nicht. Es wird nicht über die Schuel gesprochen, oder darüber was gerade für schlimme Sachen in der Welt abgehen. Jeder hier ist immerhin für seine Aufenthaltszeit im Circle sorglos."

Während meiner Erklärung schaue ich mich begeistert um und beobachte all die lachenden, angeheiterten Gesichter die sich auf der Tanzfläche tummeln. „Und die Musik ist gut." Langsam scheint Ezra zu verstehen was genau ich hier verloren habe, oder immerhin nickt er immer wieder leicht während meiner Erklärung. Jedoch hindert ein Barkeeper ihn vorerst daran zu antworten, und ich bestelle zwei alkoholfreie Cocktails für uns. Denn ich trinke wirklich nicht. Als der Barkeeper wieder weg ist kann ich sehen wie Ezra sich ebenfalls interessiert umsieht, und erneut nickt.

„Ich sehe was du meinst", ruft er mir über den Tisch zu als die Musik gerade etwas lauter ist, und ich hebe grinsend beide Daumen. Die Drinks kommen, und wir stossen an. „Auf die Partymaus in dir", witzelt Ezra und lässt unsere Gläser aneinanderklirren bevor ich meins wegziehen kann, woraufhin ich bloss gespielt empört einen grossen Schluck nehme. „Das war nicht fair", murre ich und bin glücklich als ich sehe, wie Ezra langsam wieder sein Lächeln zurückbekommt.

Das war mein Ziel.

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Ich liebe es wie die beiden langsam eine stabile Bindung aufbauen *.*

- Xo, Zebisthoughts

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