Kapitel 22 - Alexej Ivanov

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»Why do we know, but act like we don't?«
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Ezra POV

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Ich höre Stimmen um mich rum, teilweise lauter und teilweise leiser, mal näher und mal weiter weg. Jedoch kann ich eine ganz klar herausfiltern, und als mir langsam dämmert dass es sich hier nicht um einen Traum handelt, wird mir kotzübel.

Ich will meine Augen nicht öffnen, ich will nicht aufwachen. Im Moment wäre ich lieber tot als hier. Jedoch kann ich nicht mehr lange so tun als wäre ich nicht da; eines der vielen Haushaltsmädchen meines Vaters erkennt sofort dass ich aufgewacht bin.

„Willkommen zurück", murmelt sie, und sieht mich mit leerem Blick an. Sie ist definitiv jemand der schon länger hier ist, so wenig Hoffnung wie sie in ihren Augen trägt. Da ist kein Funkeln mehr, sie sieht aus wie eine Tote.

Ich sage nichts, und lasse das Mädchen seine Arbeit erledigen, die daraus besteht, meinen gesundheitlichen Zustand zu beurteilen. Sie misst Fieber, hört meine Lunge ab, und misst meinen Blutdruck. Dabei stelle ich schnell fest, dass ich angekettet bin - nicht, dass es mich überrascht. Mein Vater würde mich, anchdem ich abgehauen bin, niemals frei rumlaufen lassen - auch nicht obwohl alles hier genauestens überwacht wird von Leuten, die niemanden entwischen lassen. Es hat Monate an Vorbereitung gebraucht um mit Aaron hier rauszukommen.

„Wo ist er?", frage ich mit heiserer Stimme, und betrachte meinen von Blutergüssen übersähten Körper kurz. Das Mädchen lässt von mir ab und seufzt dann. „Er ist gerade bei dem anderen Mädchen", erklärt sie dann, und mir wird noch übler. „Wie geht's ihr?", frage ich, diesmal jedoch zuckt das Mädchen mit den Schultern. „Das weiss ich nicht. Ich bin für dich zuständig, nicht für sie. Soweit ich aber weiss wurde sie gar nicht medizinisch unter die Lupe genommen, sondern direkt in eine der Hallen gebracht."

Das ist nicht gut - das ist gar nicht gut.

Wer bei uns in eine der Hallen gebracht wird hat nicht mehr lange zu leben.

Ich hoffe einfach dass Kat einen Weg finden wird, um sich zu befreien. Und ein kleines Bisschen hoffe ich auch auf Aaron, immerin wurde er meines Wissens nach nicht geschnappt.

„Ich bringe dir gleich deine Kleider. Dein Vater will mit dir sprechen, dafür solltest du einigermassen hergerichtet sein." Ich antworte nichts, da ich nichts zu antworten habe. Ich habe hier nichts zu sagen, wenn mein Vater mich treffen will dann wird er das auch tun.

Ich werde für einen Moment alleingelassen, und sehe mich kurz um. Ich befinde mich nicht in meinem alten Schlafzimmer, ob ich das überhuapt noch jemals zu Gesicht bekommen werde ist nicht sicher. Stattdessen sitze ich auf einem alten Bett, die Hände an beiden Bettpfosten gefesselt. Ich kenne dieses Zimmer noch nicht, gehe aber davon aus dass es eines der Zimmer ist die mein Vater sonst den Hausmädchen zuteilt.

Das Mädchen von eben betritt den Raum wieder und legt ein Hemd, eine Anzugshose und das dazu passende Jackett vor mich hin. Dann kramt sie nach einem Schlüssel und öffnet beide Handschellen, so dass ich mich umziehen kann - jedoch verlässt sie den Raum nicht. Natürlich nicht, ich könnte jetzt irgendwas anstellen. "In zehn Minuten kommt dein Vater", berichtet das Mädchen leise, und bleibt vor der Türe stehen. Ich nicke und fange an, mich umzuziehen.

Während ich das Hemd zuknöpfe spüre ich wie meine Hände zittern, und manche Knöpfe entweichen mir mehrmals nacheinander bis ich sie endlich schliessen kann.

„Wie heisst du?", frage ich das immer noch vor der Türe stehende Hausmädchen, und schaue sie kurz aus dem Augenwinkel heraus an. „Eve", antwortet sie monoton, und ich nicke. „Ich bin Ezra."

„Ich weiss."

Natürlich weiss sie das. Trotzdem will ich mich vorstellen.

„Wie lange bist du schon hier?" Erneut sehe ich Eve an, welche den Blick kurz abwendet. „Mehrere Jahre", antwortet sie dann, und ich runzle die Stirn. Es kommt nur selten vor dass mein Vater ein Haushaltsmädchen für länger als ein Jahr am Leben lässt.

„Ich weiss. Ich habe auch keine Ahnung wieso ich noch lebe."

Eve scheint meine Gedanken erraten zu haben, und zum dritten Mal siet unserem Gespräch nicke ich. „Interessant", murmle ich, und schäle mich aus der alten Jeans, die völlig durchlöchert ist. „Darf ich fragen wie du hierhingekommen bist?"

Eve nickt, und als sie sieht wie ich mit der Krawatte zu kämpfen habe übernimmt sie die Arbeit.

„Aaron", seufzt sie, und schüttelt kurz den Kopf. „Ich habe ihm vor paar Jahren einen grossen Gefallen getan, weil ich in seiner Schuld stand. Er hat mich davor bewahrt mit meiner Familie getötet zu werden. Sein Vater hat das irgendwann erkannt, und mich unter dem Vorwand, die Freunde und Freundinnen seines Sohnes kennenlernen zu wollen, von meiner Familie getrennt. Seit dem Tag habe ich die Aussenwelt nur noch aus der Ferne betrachten können. Wahrscheinlich denkt meine Familie schon lange dass ich tot bin - und vielleicht ist das auch besser so für sie. Ich würde nicht wollen dass sie wissen, dass ich immer noch in Gefangenschaft bin und gerade einem Jungen dabei helfe, seine Krawatte zu binden."

Tatsächlich höre ich sowas wie Humor in Eve's Stimme mitschwingen, und hebe eine Augenbraue. „Der Junge hat dich nicht darum gebeten, das würde deine Familie sicher berücksichtigen." Eve schüttelt den Kopf, doch ich kann das kleine Lächeln auf ihren Lippen sehen.

„Es tut mir leid was mein Vater dir angetan hat", murmle ich dann, und schüttle verständnislos den Kopf. „Ich verstehe nicht was in ihn gefahren ist. Seit Mom... er ist durchgedreht, und seitdem läuft es hier so." Eve zuckt mit den Schultern und greift nach meiner alten Kleidung.

„Wir müssen los", sagt sie, und somit scheint das Thema für sie vorerst beendet zu sein.

Ich folge ihr nickend, und weigere mich irgendwas hier erkennen zu wollen. Ich möchte dieses Haus vergessen. Alles von diesem Haus. An jeder einzelnen Wand kleben so unglaublich viele Erinnerungen an die schlimmste Zeit meines Lebens, dass ich schreien könnte. Sie erdrücken mich.

Das Wohnzimmer, in dem wir angelangen, ist noch immer genauso eingerichtet wie früher - auch nicht gerade förderlich für meinen Wunsch, nichts erkennen zu können.

Am Fenster steht ein grosser Mann, ebenfalls im Anzug, und als Eve an der geöffneten Türe klopft, dreht er sich um. Ein einziger Blick in diese eisigen, kühlen, emotionslosen blauen Augen genügt, und ich muss mich zusammenreissen um vor Wut nicht gleich überzukochen. „Danke, Eve", brummt mein Vater, und das Hausmädchen verschwindet.

Eine Weile stehen wir einander wortlos gegenüber, beide mit beiden Händen in den Hosentaschen versunken. Ich bin gleichgross wie mein Vater, was mir wenigstens ein bisschen Selbstvertrauen schenkt, doch ich weiss dass ich immer noch bei weitem den Kürzeren ziehe.

Hier regiert Alexej Ivanov, und obwohl der Name meines Vaters mein Zweitname ist, habe ich absolut nichts zu sagen.

„Ezra", stellt mein Vater irgendwann kühl fest, doch ich halte seinem erdiedrigenden Blick stand. Das scheint meinen Vater zu stören, jedoch nicht zu überraschen. „Ich sehe, du hast dich verändert." Ich sage noch immer nichts, da ich ehrlich gesagt nicht wüsste ob ich überhaupt etwas zu sagen habe, das mir keine Schwierigkeiten einhandelt.

Nette Sachen zum Beispiel, wie "schön dich wieder zu sehen, Vater".

Doch ich finde es nicht schön diese Person wieder zu sehen. Gar nicht schön.

„Alexej", erwiedere ich, bewusst darauf achtend meinen Vater nicht "Vater" zu nennen. Das hat er nicht verdient, denn wenn er in all den Jahren eines nicht war, dann ein Vater. Biologisch vielleicht, das war's dann aber auch schon.

Mein Vater schnaubt und wendet den Blick schlussendlich ab, während er sich wieder etwas zum Fenster dreht. „Ich frage mich was ich bei dir falsch gemacht habe, dass du so undankbar geworden bist", seufzt er dann, und ich muss mich zusammenreissen um nicht laut aufzulachen.

Wie wäre es mit alles?

„Ich gebe dir ein Zuhause, soziale Kontakte, die Fähigkeit dich zu verteidigen, und was machst du undankbares Stück Enttäuschung? Du haust ab. Verrätst deinen eigenen Vater! Deine Mutter wäre-"

„Erwähne meine Mutter nicht."

Meine Stimme unterbricht meinen Vater schneidend, was ihn wohl tatsächlich etwas überrascht. Ich habe ihm noch nie wiedersprochen oder ihn unterbrochen, erst recht nicht wenn er wütend war. Jedoch habe ich nicht vor wie früher zu sein. Ich verabscheue diese Version von mir selbst. Wie konnte ich mich jemals so demütigen lassen, Tag ein Tag aus, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu widersetzen?

„Sieh mal einer an", sagt mein Vater langsam, was nichts Gutes bedeutet. „Der Bengel widerspricht mir auch noch."

Noch immer denke ich nicht daran den Blick abzuwenden, wohlwissend dass ich mir gerade mein eigenes Grab schaufle. Mit diesem Verhalten werde ich hier nicht lange überleben, doch ich muss auf meinen Bruder vertrauen, und darauf, dass er mich hier rausholen wird. Ohne ihn bin ich hier drin verloren.

„Was soll ich denn jetzt mit dir machen", seufzt mein Vater vor sich hin, und geht im Raum auf und ab. Dann bleibt er wieder stehen.

„Wer ist das Mädchen?"

Ich schüttle sofort den Kopf. Ich werde meinem Vater ganz bestimmt nichts über Katarina erzählen. Umso weniger er weiss, umso grösser ist ihre Chance hier so schnell wie möglich rauszukommen. Ich kann nicht verhindern dass er irgendwann erfahren wird wer sie ist, doch ich versuche ihr so viel Zeit wie möglich zu verschaffen. Sobald Vater erfährt dass sie einem Clan angehört, ist es aus für Kat, so viel steht klar.

„Was für eine Überraschung", seufzt mein Vater sarkastisch, und schüttelt wieder mal den Kopf. „Nun ja, sie wird so oder so nicht mehr lange leben, und ich werde schon herausfinden wer sie ist." Ich schlucke bitter, lasse mir meine Unruhe jedoch keineswegs anmerken.

„Sie hat nichts mit mir oder anderen zu tun, wieso willst du sie töten lassen?" Ich entscheide mich dafür dass es der beste Weg für Kat ist, so zu tun als würden weder Aaron noch ich sie wirklich kennen, und hoffe inständig darauf, dass Katarina das auch so sieht.

Mein Vater zuckt mit den Schultern und dreht sich zur riesigen Fensterfront, die viel Licht ins Wohnzimmer lässt. Eigentlich wäre das Haus, in dem ich mich befinde und leider auch aufgewachsen bin, wirklich nicht übel. Es ist gross und modern eingerichtet, doch zu viele Erinnerungen haften an jedem Möbelstück. Ich könnte es nie schön finden.

„Ezra, tu nicht so als würdest du nicht wissen wie es hier läuft. Du kannst froh sein dass du überhaupt noch hier stehen kannst, und das weisst du ganz genau."

Ich schnaube verächtlich, und gehe ein paar Schritte im Raum auf und ab. „Du bist bemitleidenswert, Alexej", zische ich, und schaue meinen Vater kühl an.

„Du weisst gar nicht mehr was du hier eigentlich tust. Verdammt, ich bin dein Sohn, Aaron ist dein Sohn. Wir sollten deine Familie sein, nicht deine Sklaven die du auftreiben lässt wenn sie sich aus dem Staub machen. Wieso glaubst du dass Mom krank wurde, huh? Mit all der Scheisse um mich rum wäre ich auch schon lange abgekratzt! Hast du schon mal um dich gesehen und daran gedacht, ob Mom das überhaupt wollte? Du solltest ihr Ehemann sein, nicht der Sklaventreiber ihrer Kinder! Und als wäre das schon nicht genug nimmst du so unglaublich vielen Menschen, vorzüglich natürlich jungen Mädchen, ihr Leben weg nur weil sie nichtsahnend mit jemandem von uns gesprochen haben? Scheisse, weisst du wie krank du eigentlich bist?!"

Meine Stimme ist lauter geworden, doch der kühle Ausdruck auf meinem Gesicht ist geblieben. Ich stehe nicht mit einer vor Wut verzerrten Miene vor meinem Vater, das überlasse ich ihm selbst.

Besagter Vater räuspert sich etwas, ehe er sich wieder zu mir dreht - wenig überraschend ebenfalls mit einem kühlen Gesichtsausdruck, doch ich weiss dass meine Worte nicht an ihm vorbeiziehen. Meine Mutter ist für alle hier ein heikles Thema, sogar für meinen gefühlstoten Vater.

Meine laute Stimme hat die Bodyguards meines Vaters auf den Plan gerufen, doch fürher oder später hätte ich sowieso mit ihnen Bekanntschaft gemacht. „Ich hätte Aaron und dich schon bei eurer Geburt töten sollen", erwidert er, und nickt den Bodyguards dann zu.

„Geh mir aus den Augen."

Ich wehre mich nicht als ich an beiden Oberarmen fest gepackt und dann aus dem Raum geschleift werde - jedoch nicht ohne meinen Vater nochmals anzusehen.

„Und dann lässt er seinen eigenen Sohn aus dem Raum entfernen, so ein Vater ist er. Aber weisst du was? Ich trete dir liebend gerne aus den Augen. Jede Sekunde die ich nicht mit dir in einem Raum verbringen muss ist Musik in meinen Ohren. Bestimmt hat Mom sich auch so gefühlt, als sie endlich von dir erlöst wurde. Weisst du noch dass sie mit einem Lächeln eingeschlafen ist? Ach nein, stimmt. Du warst dir zu gut um überhaupt bei ihr zu sein als sie gegangen ist. Weisst du was? Besser für sie."

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Harte Worte für Vater und Sohn...

Vergesst das Sternchen nicht <3

- Xo, Zebisthoughts

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