18. Kapitel - Cora

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„Hier, können Sie das sehen?" Und wie ich es konnte. Meine Gefühle standen vollkommen Kopf, als ich die kleine, runde Bohne auf dem Bildschirm erblickte. Warum ich augenblicklich weinte, konnte ich selbst nicht einschätzen. Ich bemerkte es auch erst, als die Tränen schon über meine Wangen liefen und ich ihnen vergeblich versuchte Einhalt zu gebieten mit meinen Handflächen.

„Das ist für viele Frauen ein sehr ergreifender Moment", sprach sie einfühlsam auf mich ein. „Es geht gerade sicher viel in Ihnen vor, nehmen Sie sich die Zeit, bevor Sie den Raum verlassen." Dankbar nickte ich mehrfach. Das brauchte ich, diesen Augenblick, um mich sammeln zu können.

„Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?" Jetzt würde vermutlich der unangenehme Teil dieses Termins auf mich zukommen, aber es graute mir gar nicht mehr allzu sehr davor. Die Ärztin war nett und ich hatte das Gefühl, dass ich wirklich gut bei ihr aufgehoben war. Sie würde immerhin Niemandem ein Sterbenswörtchen von unserem Gespräch erzählen dürfen. Außerdem war ich volljährig – und hatte keine Eltern, denen man es hätte petzen können – deshalb würde Keiner hier von erfahren, außer ich würde es wollen.

„Ist das im Wartezimmer der Vater des Kindes?" Ja, es wurde gleich unangenehm. „Sie müssen mir, wie erwähnt, nicht antworten. Ich möchte nur einen besseren Überblick über Ihre Situation bekommen." Den wollte ich auch. Deshalb würde ich auspacken, schlimmer konnte es eh nicht mehr werden, schätzte ich. Gerade volljährig und schwanger von einer Bekanntschaft – wenn man übertrieb von einem Freund für den ich keinerlei Gefühle im romantischen Sinne hegte. Dazu noch eine Vollwaise, die ohne Mutter aufgewachsen war und vor ein paar Wochen ihren Vater verloren hatte. Ja, die Situation hatte ihren Reiz und es wäre schon schwierig, es noch schlimmer werden zu lassen. Aber ich wollte das Schicksal nicht herausfordern.

„Ja, er ist der Vater, aber wir sind nicht zusammen oder etwas in der Art. Wir sind – wenn man es gut nimmt – gute Freunde, mehr nicht." Es tat gut, die Wahrheit auszusprechen. Obwohl es die Zukunft dieses Kindes nicht sonderlich rosig aussehen ließ. Mutter und Vater würden immerhin nicht zusammenleben und in keiner romantischen Beziehung stehen. Es würde keine perfekte Familie geben, so viel stand jetzt schon fest.

„Unterstützt er Sie?" Darüber sorgte sie sich also. Sah ich so unbeholfen aus? Gut, ich war jung und die Situation ließ nicht gerade ein anderes Denken zu. Wirkte ich vielleicht noch unbeholfener, weil ich ohne meine Mutter als Unterstützunghergekommen war, wie es fast jedes andere Mädchen in meiner Situation getan hätte? Zumindest lag es nicht daran, dass ich minderjährig war. Ich war Ende letzten Jahres achtzehn geworden. Mein Alter wäre hier wenigstens nicht das Problem. Immerhin etwas.

„Er hat gesagt, er würde es tun und ich glaube es ihm", versicherte ich ihr und versuchte nicht verunsichert zu klingen. „Es ist zwar keine gewollte Schwangerschaft, aber ich habe ein paar Menschen, die mir zur Seite stehen." Oder auch ein paar Werwölfe, aber dies konnte ich ihr wohl kaum erklären. Wobei ich unser Rudel gar nicht direkt im Kopf hatte, sondern viel mehr eine gewisse Person.

„Das ist schön zu hören." Dies sah man ihr an, denn die Anspannung schien von ihren Schultern zufallen. Sie sackte nicht zusammen, aber sie war nicht mehr verspannt, wie noch vor ein paar Minuten. Eigentlich sollte es ein merkwürdiges Gefühl sein, wenn man seine Frauenärztin beruhigen musste und nicht anders herum, oder? Allerdings empfand ich dies gar nicht, sondern war sogar sehr froh darüber.

„Ich weiß noch nicht, ob ich es behalten möchte", platzte ich heraus. „Kann ich -"

„Sie müssen so etwas nicht sofort entscheiden", unterbrach sie mich mit einem entschuldigenden Lächeln. „Wenn Sie darüber nachdenken, kann ich Ihnen ein paar Informationen mitgeben. Ich wollte Ihnen sowieso noch ein paar Dinge mit auf den Weg geben." Dies tat sie. Am Ende verließ ich mit einem rauchenden Kopf und ein paar Broschüren in meiner Tasche das Behandlungszimmer.

Allerdings lief ich gleich in die nächste Diskussion. Wobei ich Malcolm nicht verübeln konnte, dass er darüber Bescheid wissen wollte, was in diesem Raum besprochen und entschieden worden war. Ich musste es ihm sagen, dass war ich ihm als Vater schuldig.

„Gehen wir erst Mal zum Auto", entschied er, als er meinen Blick auf sich spürte. Es war kaum misszuverstehen, aber ich war ihm dankbar, dass er mich dieses Gespräch nicht im Wartezimmer und Eingangsbereich der Praxis führen ließ. Vorher sprach ich mit der Sprechstundenhilfe an der Rezeption und vereinbarte einen Termin für die nächste Woche. Für meine Entscheidung.

„Tut mir Leid, ich wollte keine Szene schieben in der Praxis", meldete sich Malcolm gleich wieder zu Wort, keinen Moment früher, als das wir ins Auto eingestiegen waren.

„Du hast keine Szene gemacht, alles gut." Und das wares auch. Er musste sich nicht dafür entschuldigen. „Ich bin nur überfordert – mit allem."

„Bin wohl keine große Hilfe." Er lächelte. „Tut mir Leid, falls ich zu aufdringlich bin. Nimm dir die Zeit." Er startete den Motor des Wagens und ließ mich die Rückfahrt über in meinen Gedanken schwelgen. Es tat gut, dass wir nicht sofort reden mussten. Nicht nur, dass mir die Worte fehlten, ich war einfach müde und mit den Nerven am Ende. Zwar war der Termin gut verlaufen, es gab keine allzu unangenehmen Gespräche und auch keine unschönen Nachrichten – allerdings hatte ich bis dato ein wenig auf schlechte Nachrichten gehofft, wenn ich es mir selbst eingestand.

Wenn die Ärztin kein Leben auf dem Bildschirm entdeckt hätte, dann hätte dies all meine Probleme gelöst. Auf einen Schlag. Dann wäre ich nicht Schwanger, hätte keine Morgenübelkeit und würde mich weiter mit meinem Ableben beschäftigen können. Gut, sterben war spätestens jetzt sowieso keine Option mehr.

„Wenn du willst, können wir wann anders reden?" Wir standen inzwischen am Straßenrand, einige Meter entfernt von meinem Haus. Das wir angehalten hatten, hatte ich kaum mitbekommen, wenn ich ehrlich war. Mir spukten einfach viel zu viele Gedanken im Kopf herum.

„Es bringt Nichts, davor wegzulaufen." Ich konnte nicht zulassen, dass dem Leben, das in mir heranwuchs, etwas zustoßen würde. Es konnte nichts für mein Leben, nichts für meine Gefühle und schon gar nichts für den Tod meines Vaters. Es war unschuldig und – und es verdiente es, zu leben. „Ich glaube, ich möchte das Kind behalten."

„Du hast dich entschieden?", fragte er überrascht, obwohl wir gar nicht direkt über dieses Thema gesprochen hatten. Wahrscheinlich hatte er einfach angenommen, dass ich es vielleicht abtreiben wollte. Es wäre ja eine Option gewesen, nur für mich eben nicht.

„Es ist nicht daran schuld, was in unseren Leben geschieht. Dieses Baby verdient es, zu leben, darüber haben wir nicht zu entscheiden. Und ich glaube, ich kann es nicht."

„Das musst du nicht, ich werde die Entscheidung akzeptieren, ganz egal, welche es ist und ob sie sich vielleicht nochmal ändert. Hab mich schon mental etwas darauf vorbereitet, in diesem Moment nicht durchzudrehen." Zumindest tat er dies nicht nach Außen hin, doch ich konnte sein Herz schneller schlagen hören. „Aber ich glaube tatsächlich, dass ich gerne ein Vater sein würde."

„Wirklich?" Wie überrascht ich darüber war, konnte ich nicht verbergen.

„Die letzten Tage habe ich darüber nachgedacht und ich meine, dass ich bereit dazu wäre. Ich bin schon etwas älter und eine Familie wollte ich eines Tages sowieso haben." Das berührte mich sehr, obwohl ich es erst gar nicht zulassen wollte. Es hatten sich jedoch verräterische Tränen in meinen Augen angesammelt, die ich zurück hielt.

„Möchtest du noch mit rein kommen? Ich kann dir nur keinen Drink anbieten, die sind aktuell aus."

„Brauchst auch keine zu kaufen." Kam da ein bisschen der Cop in ihm durch? Es war beinahe lächerlich, dass wir über solche Dinge lachten. „Aber ich muss leider passen, ich habe in einer Stunde Dienstbeginn und muss mich noch umziehen."

„Stimmt, da war ja was", stammelte ich mir zusammen. „Dann halt nicht."

„Sonst würde ich sehr gerne", gestand er und lächelte mich an. Die Atmosphäre im Wagen war merkwürdig. Es wirkte vertraut – zu vertraut für meinen Geschmack. Ich ahnte, worauf es vielleicht hinauslaufen könnte, als er ganz vorsichtig nach meiner Hand griff.

„Ich hoffe, du hasst mich nicht dafür, aber ich muss dir etwas sagen." Er legte den Kopf schief, während er mir wies, weiterzusprechen. Dies tat ich. „Ich mag dich wirklich. Aber nur als Freund und nicht mehr. Ich bin mir mit vielem noch nicht sicher, aber ich möchte nicht, dass es komisch zwischen uns wird und ich – ich verkacke es lieber jetzt als in ein paar Monaten."

Diese Blase der Vertrautheit zerplatzte plötzlich. Sie war da gewesen, aber nun fühlte sich die Leere beängstigend an. Er schlug die Augen zu und stieß leise Luft aus, während er in sich hineinlachte.

„Autsch", brachte er nur hervor, bevor er seine Augen öffnete, aber es nicht mehr zu wagen schien, überhaupt in meine Richtung zu blicken.

„Es tut mir Leid", flüsterte ich und spürte nichts anderes mehr, als diese komplette Überforderung. Die Entschuldigung tat so weh, gerade deshalb, weil ich ihn verletzt hatte. Mit ihm zu sprechen hatte für mich nie ein Problem dargestellt, ich hatte ihm sogar das mit dem Test und der Schwangerschaft erzählen können. Allerdings war jetzt ein Moment eingetreten, in dem ich maßlos überfordert mit dieser Situation war.

Vielleicht hatte ich alles ruiniert, wer wusste das schon? Aber ich konnte nicht länger diese Unklarheit vorherrschen lassen. Er könnte sich Gefühle von meiner Seite ausgemalt haben, die nicht existierten – und es hatte sich noch nie so schwer angefühlt, jemandem einen Korb zu geben. Dabei hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie jemanden einen Korb geben müssen.

Es tat weh, ihn so zu sehen. Und ich hielt es nicht länger aus.

Nach meiner Entschuldigung vor ein paar Sekunden, hastete ich so schnell es ging aus dem Auto und zur Haustür. Ich war vollkommen fixiert darauf, die Tür aufzuschließen, als mich eine Hand auf meiner Schulter daran hinderte.

„Darf ich auch noch was dazu sagen?" Es war Malcolm. Er wich sofort etwas von mir zurück, als er den geringen Abstand zwischen uns und meinen Blick bemerkte. Mir war seine Nähe zum ersten Mal wirklich unangenehm. Nicht auf einer zwischenmenschlichen Ebene, sondern auf einer rein physikalischen. All den Schmerz hatte ich verhindern wollen. Malcolm hatte alles Glück der Welt verdient, aber nicht das.

„Was gibt es da noch zu sagen?" Für mich war alles gesagt, aber vielleicht galt dies nicht für seine Seite. „Also?"

„Ich möchte das nicht einfach so stehen lassen. Können wir nicht darüber reden? Wir sollten nicht auf die Art heute auseinander gehen."

„Nein und bitte, mach es nicht so schwer." Ob es die Hormone waren oder nicht, ich stand schon wieder kurz vor den Tränen. Alles schrie in mir nach Flucht. Ich wollte hier weg – weg von ihm und dies so weit, wie es eben ging.

„Schön, dann reden wir eben nicht darüber." Er war kein bisschen wütend, viel mehr gleichgültig. Da ich ihm praktisch den Mund verbot, war eine solche Reaktion für mich nachvollziehbar. Ehrlich gesagt war sie viel zu harmlos, wenn ich mir das Arsenal an Möglichkeiten vor Augen rief, wie es weitergehen oder gar enden könnte bei einem solchen Gespräch.

Er wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und rempelte beim Verlassen des Grundstücks an einen daher laufenden Passanten. Trotz allem entschuldigte er sich, wie ich vernahm und verschwand daraufhin endlich aus meinem Blickfeld.

Scheiße, ich hatte es gesagt. Obwohl eine Last von meinen Schultern hätte fallen sollen, fühlte ich mich augenblicklich allein gelassen. Allerdings konnte ich Malcolm nicht meinen Egoismus aufzwingen und seine Gefühle zu mir ausnutzen. So sehr konnte er mich gar nicht mögen. Wir hatten weniger geredet, sondern viel mehr Körperlichkeiten ausgetauscht. Zumindest bevor er das mit meinem Vater rausbekommen hatte. Und jetzt kam meine Schwangerschaft dazu. Es war zwar sein Kind, keine Frage, aber ich konnte seine Nähe und Liebe nicht auszunutzen, wenn sie mir nicht zustand.

„Cora?" Ich erschreckte mich zutiefst und fuhr ruckartig zusammen. Dann drehte ich mich zum daher laufenden Passanten, der wohl Niemand geringeres als Jonas gewesen zu sein schien. „Hey." Er kam auf mich zu und öffnete seine Arme, damit ich ihm um den Hals fallen konnte.

„Scheiße", fluchte ich leise und schluchzte gegen seine Brust. „Hi."

Unfassbar lange verblieben wir in dieser Position. Er strich mir über den Rücken, malte mit seinen Fingern vorsichtig kleine Kreise und Schnörkel. Allein seine Anwesenheit beruhigte mich ungemein. Keine Worte, sondern seine bloße Existenz war genug für mich in diesem Augenblick.

Irgendwann gingen wir rein, als er von mir den Haustürschlüssel ergattert und mich zum Sofa gelotst hatte. Wenig später kam er mit einer Teetasse zu mir und ließ sich mit ausreichendem Abstand zwischen uns nieder. Zumindest für ihn schien der Abstand zwischen uns auszureichen, mir wäre seine Nähe lieber gewesen.

Drehten die Hormone mein Kuschelbedürfnis so dermaßen in die Höhe? Es fühlte sich an, als wäre ein Schalter in mir umgelegt worden, den ich normalerweise ausgeschaltet ließ.

„Was ist passiert? Ich nehme mal stark an, dass es was mit dem Typ zu tun hat, der mich fast umgerannt hätte?" Er fragte nicht, ob ich darüber reden wollte. Immer wenn er sich zu viele Sorgen machte, achtete er nicht mehr darauf, wie er nach Dingen fragte. Da wurde er immer ziemlich stürmisch und wollte unbedingt seine Antwort. Dieses Verhalten war mir schon vor einer Weile aufgefallen.

„Ja." Ich atmete tief durch, während ich mich aus meiner Jacke schälte und im Anschluss dankend die Tasse mit warmen Tee entgegennahm. „Das war Malcolm."

„Der Vater vom Baby?", schlussfolgerte der Blondhaarige vorsichtig. Wahrscheinlich wollte er mich nicht erzürnen, aber ich war noch nie wirklich wütend auf ihn gewesen, wenn er etwas in Erfahrung bringen wollte. Er akzeptierte ein Nein – meistens jedenfalls.

Ich nickte, bevor ich weitersprach: „Ich habe ihm gesagt, was ich fühle." Mein Sitznachbar wurde bleich und sehr still, als er meine Worte vernommen hatte. Seine Reaktion konnte ich nicht ganz deuten, aber es war merkwürdig. „Und er wollte es nicht auf dem Korb beruhen lassen. Gerade kann ich aber nicht mit ihm darüber reden, weil mich das zu sehr überfordert."

„Darf ich ganz ehrlich mit dir sein?" Seine Frage irritierte mich etwas, doch ich stimmte ihm zu, damit er es erklären konnte. „Ich bin manchmal auch ein bisschen überfordert."

„Das ist doch ganz normal", versuchte ich einzulenken, doch er lächelte nur als Antwort.

„Das erklärt auf jeden Fall sein Auftreten eben." Scheinbar wollte er wieder zum eigentlichen Thema wechseln und ich ließ ihn. „Du hattest vor ein paar Tagen ja gesagt, dass du in ihm nicht mehr als einen Freund siehst. Ist vielleicht nicht schlecht gewesen, ihm das mitzuteilen."

„Ja, vielleicht", merkte ich an. „Nein, ich glaube, es war die richtige Entscheidung. Ich brauchte diese Klarheit zwischen uns." Und er hatte wohl wirklich Gefühle für mich gehabt, wenn er so reagiert hatte. Sonst hätte Malcolm das Gespräch eben auch einfach lachend abwinken können, oder? Wenn es ihn nicht gekümmert hätte, wäre es vermutlich auch nur halb so schwer gewesen. Sowohl für ihn, als auch für mich. „Es war nicht schön, aber es musste sein."

„Sieh es so, jetzt ist es endlich gesagt." Er setzte ein kleines Lächeln auf und schien augenscheinlich zu versuchen, mich aufzuheitern. Es funktionierte, wie ich schnell bemerkte.

„Ich versuche es."

„Gut, darf ich dich dann für heute entführen?" Das kam überraschend. Ich hatte kaum Zeit, es richtig zu realisieren, aber mein erster Impuls ließ mich zustimmen. Noch ehe ich darüber nachdenken konnte, war mein heutiger Nachmittag wohl verplant. Wir schnappten uns unsere Jacken und verließen das Haus, das wir vor ein paar Minuten erst betreten hatten.

„Wie lief die Untersuchung?", fragte er, als wir den Weg in Richtung Wald einschlugen. „Natürlich nur, wenn du darüber reden magst", fügte er sofort hinzu, als er seine Worte Review passieren ließ.

„Es ist wohl alles so, wie es sein sollte. Laut der Ärztin bin ich in der siebten Woche", erzählte ich und freute mich, dass er danach fragte. Es war in den letzten Tagen selten zu einem solch offenen und vor allem entspannten Gespräch gekommen, wie in diesem Augenblick. Unser Austausch von Worten wirkte beinahe alltäglich, vollkommen zwanglos. Vielleicht lag es auch daran, dass ich keine schlechten Nachrichten mehr überbringen müsste für eine Weile. Ich war immer noch unheimlich glücklich, dass Jonas mich nicht vor den Kopf gestoßen hatte nach der großen Nachricht diese Woche. Ihn musste das ganze sicher fast genauso aufgewühlt haben, wie mich. Darauf zu reagieren, wenn ich nicht die Betroffene wäre, würde mir auch eher schwer fallen. Wann wüsste man schon, was man sagen konnte und sollte in manchen Momenten?

„Ist die Ärztin ein Mensch?" Es wunderte mich nicht, dass er danach fragte.

„Ja, sie ist ein Mensch, aber wir haben keine Frauenärzte im Rudel und da der Posten des Rudelarztes aktuell unbesetzt ist", ließ ich meine Erklärung auslaufen. „Ich weiß noch nicht, an wen ich mich da wenden soll. Dazu müsste ich es vielleicht bekannt machen und das traue ich mich noch nicht, wenn ich ehrlich bin."

Er nickte nur verständnisvoll. „Es ist nichts verkehrt daran, die Entwicklung von Werwölfen und Menschen ist im Grunde ja komplett gleich. Ist nur bei Werwölfen etwas kürzer, wie ich gehört habe. Ein Monat war es, glaube ich?" Er schien sich wirklich informiert zu haben, dass bemerkte ich. Als Mann würde ich mir auch weniger Gedanken um Schwangerschaften machen, wenn ich ganz ehrlich war. Das er solche Dinge allerdings wusste, berührte mich sehr.

„Hab ich auch so im Kopf", stimmte ich ihm zu. „Ihr ist bisher nichts aufgefallen, also wird es wohl vorerst kein Problem darstellen. Zumindest hoffe ich darauf."

„Und wenn es doch ein Problem geben würde, finden wir eine Lösung", versicherte er mir und lächelte, während er sich durch die Haare fuhr. Sein Blick hatte sich gen Himmel gerichtet, genau der Sonne entgegen, sodass er die Augen schloss, um nicht vom gleißenden Sonnenlicht geblendet zu werden. Diese Sekunden war er vollkommen eins mit den warmen Strahlen und ich konnte nicht verhindern, dass ich ihn eingehend betrachtete, während er abgelenkt war. Er sah so gut aus und als mich seine blau-grauen Augen anstrahlten, fühlten sich dies viel wärmer an, als die hochstehende Mittagssonne.

Inzwischen hatten wir den Wald erreicht und das Wohngebiet hinter uns gelassen. Die vertraute Umgebung löste Begeisterung in mir aus, die ich längst geglaubt hatte, verloren zu haben. Es lag ein Geruch von Moschus in der Luft und die Fährten zahlreicher Tiere waren ebenfalls auszumachen. Vor allem jedoch war klar deutlich, dass die Natur wieder aus ihrem Winterschlaf erwacht war. Der Wald begann zu erblühen und vor Leben nur so zu sprudeln.

„Ich war so lange nicht mehr hier", flüsterte ich ergriffen und wusste gar nicht, welches Detail vom Frühling ich zuerst aufgreifen sollte. Meine Sinne liefen auf Hochtouren. So viele Eindrücke, Gerüche und Geschehnisse spielten sich um mich herum ab, die ich kaum alle zugleich wahrnehmen konnte. Wir Werwölfe hatten schon immer in einer tiefen Verbindung mit dem Wald gestanden, denn er war schlussendlich für eine unserer Hälften unsere Heimat.

„Deshalb habe ich dich hergebracht. Es ist unglaublich schön, oder?" Er wusste, dass ich es gebraucht hatte, bevor ich es mir selbst eingestehen konnte. Mir war nicht bewusst gewesen, was ich all die Zeit versäumt hatte, die ich mich im Haus eingeschlossen hatte. Die Welt drehte sich weiter. Sie blieb nicht stehen, nur weil ich dies tat.

„Danke." Mein Herz begann zu rasen, als ich begriff, dass ich immer noch am Leben war. Er hatte mir das Gefühl zu Leben zurückgegeben. Jonas hatte mich gerettet, das verstand ich nun endlich.


*****

Hallo zusammen! Ja, das Kapitel kommt pünktlich, ich bin selbst noch ein wenig erstaunt. Dies ist das letzte Kapitel, das ich aktuell fertig geschrieben habe. Ich hoffe, dass ich bis zur nächsten Woche das 19. Kapitel schreiben kann, aber ich versuche mein Bestes!
Danke fürs Lesen und all die Unterstützung!

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