24 - Heiß, Heißer und Kinsley

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Es ist das erste Mal seit vielen Tagen, dass ich mit einem glücklichen Strahlen aufwache. Mein Herz und meine Seele fühlen sich befreit an und ich bin voller Optimismus, eine Zukunft schaffen zu können, die sowohl Lucifers als auch meinen eigenen Anforderungen gerecht werden wird.

Mit einem Lächeln auf den Lippen krabbele ich aus meinem Bett, ziehe mich um und tapse dann zu Lucifers Schlafgemach. Ich klopfe einmal gegen das Holz, ehe ich übermütig die Tür aufstoße.

„Guten Morgen", trällere ich viel zu fröhlich. „Na? Hast du gut geschlafen?"

Wie immer ist es in Lucifers Zimmer dunkel. Nur ein schwacher Lichtschein erhellt den Raum und hilft mir dabei, den Teufel auf seinem Bett auszumachen. Auch Pinkabella, Heiß und Heißer liegen zusammengekuschelt auf der Matratze. Allerdings am Fußende.

Die Drachen schlafen noch, schnarchen leise und pusten abwechselnd kleine Rauchwölkchen aus ihren Nasenlöchern.

„Guten Morgen, Hailee", begrüßt mich Lucifer schmunzelnd. „Schön, dass du so gute Laune hast." Er klopft einladend auf die freie Betthälfte neben sich, sodass ich mich ohne zu zögern an seine Seite kuschele.

„Steht unsere Abmachung eigentlich noch?", möchte ich verunsichert von ihm wissen.

Lucifer wickelt sich eine meiner cremefarbenen Haarsträhnen um den Zeigefinger und lächelt. „Natürlich", antwortet er mir voller Entschlossenheit. „Wenn du bereit bist, können wir gehen."

Ein aufgeregtes Kribbeln breitet sich in meinem Herzen aus. „Ich bin bereit!", behaupte ich vollgepumpt mit Adrenalin und Vorfreude. „Und zwar zu eintausend Prozent!"

Lucifers Lächeln wird breiter und verwandelt sich in ein Grinsen. „Na gut." Er tätschelt meine Hand. „Dann lass uns gehen."

„Und was ist mit Heiß und Heißer?", halte ich ihn mit meiner Frage zurück.

Daraufhin runzelt Lucifer die Stirn und schaut mich verständnislos an. „Was soll mit ihnen sein?", hakt er verwirrt nach. „Sie schlafen und machen zur Abwechselung mal keinen Blödsinn. Das gleicht einem Weltwunder!"

Jetzt liegt es an mir, zu lachen. „Du weißt doch, dass ich ihnen versprochen habe, sie mitzunehmen ..."

Lucifer seufzt. Begleitet von dem schönsten Augenrollen, das ich jemals gesehen habe, gibt er nach: „Na schön. Dann weck die beiden Nervensägen halt auf."

Und genau das mache ich dann auch.

***

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach so vielen Tagen wieder vor meiner Wohnungstür auf der Erde zu stehen. Heiß und Heißer haben es sich auf meinen Schultern bequem gemacht und können es kaum erwarten, die Horrorfilm-Liebhaberin Kinsley persönlich kennenzulernen.

„Nun mach schon, Hailee!", drängelt Heiß ungeduldig.

„Wir wollen endlich deine coole Freundin treffen!", fügt Heißer hinzu.

„Und eure Popcornmaschine testen!"

Nachdem ich Lucifer gestern Abend seine Fehler verziehen habe, hat er eingewilligt, dass ich gemeinsam mit den beiden Drachen Kinsley besuchen darf. Er selbst ist bei den toten Seelen geblieben, um ihnen das neue Konzept der Hölle vorzustellen, das wir in den nächsten Wochen und Monaten umsetzen möchten. Heute Abend holt er uns dann wieder ab, damit wir gemeinsam unser weiteres Vorgehen besprechen können.

Mit den Erinnerungen bei Lucifer krame ich meinen Wohnungsschlüssel hervor und sperre die Tür auf. Kaum habe ich einen Schritt in den Flur gesetzt, schlittert Kinsley in ihren quietschgrünen Kuschelsocken zu mir und starrt mich ungläubig aus ihren babyblauen Augen an.

„Hailee?" Tränen kämpfen sich an die Freiheit und kullern über ihre Wangen. „Oh mein Gott, Hails!" Keine Sekunde später stürzt sie sich wie ein wildes Raubtier auf mich und schnürt mir mit ihrer Umarmung beinahe die Luft zum Atmen ab.

Ich lache und vergieße gleichzeitig ein paar Glasperlen der Freude.

Es tut unheimlich gut, Kinsley wiederzusehen, ihre Nähe zu spüren und ihre Stimme zu hören. So lange von ihr getrennt zu sein, war eine richtige Zerreißprobe für mich. Vor allem ihre Ratschläge haben mir gefehlt.

„Oh mein Gott!", wiederholt sich meine Freundin überwältigt. „Was machst du hier, Hails? Und wie konntest du Lucifer entkommen? Ich dachte, er würde dich gegen deinen Willen in der Hölle festhalten. Ich habe schon fleißig im Internet recherchiert, wie ich eure Ehe aufheben könnte."

Ich möchte meinen Mund öffnen, um Kinsley eine Antwort zu geben, doch Heiß ist schneller. „Niemand entkommt Lucifer. Dafür ist er viel zu mächtig!", behauptet er mit einem ehrfürchtigen Unterton in der Stimme. „Außerdem gilt eine Ehe mit dem Teufel so lange, bis dass Lucifer sie aufhebt."

Kinsleys Augen nehmen schlagartig die Größe von Untertassen an, als sie die beiden kleinen Drachen auf meinen Schultern entdeckt. „Scheiße!", entwischt ihr ein atemloser Laut. „Sind das ..." Sie stockt und reibt sich über die Lider. „Sind das echte Drachen?"

„Natürlich sind wir echt!", schnaubt Heißer eingeschnappt.

„Wir können sogar Feuer spucken!"

„Aber Hailee hat uns das verboten."

„Weil es hier Feuermelder oder so gibt."

Die Drachen tauschen einen Blick aus und verdrehen dann synchron ihre dunklen Knopfaugen. Als würden sie die arme Kinsley nicht schon genug überfordern, stoßen sie sich nun von meinen Schultern ab und vollführen mehrere Salti und Schrauben in der Luft.

„Heiliger Drachenmist!" Kinsleys Kinnlade klappt mindestens bis auf den Boden hinab. „Kann es sein, dass ich total viel verpasst habe?" Zum Glück klingt sie nicht vorwurfsvoll, sondern neugierig und aufgeregt.

„Jap", bestätige ich deshalb ihre Vermutung mit einem knappen Nicken. „Ich besorge uns schnell noch Schokoladeneis und dann erzähle ich dir alles, okay?"

„Okay!"

***

Während sich Heiß und Heißer einen Kampf mit unserer Popcornmaschine liefern, weihe ich Kinsley in all die Ereignisse ein, die sich in den vergangenen Tagen in der Hölle überschlagen haben. Ihre Augen werden mit jeder Sekunde größer und die Ungläubigkeit ist ihr wie ein Kunstwerk ins Gesicht gemeißelt.

Obwohl ihr wahrscheinlich Millionen Fragen wie Gift auf der Zunge brennen, schluckt sie sie allesamt hinunter und hört mir aufmerksam zu. So lange, bis ich meine Erzählung außer Atem beendet habe.

„Wow, krass!", entfährt es Kinsley daraufhin. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass meine Dämonenbeschwörung dein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde."

„Tja, da sind wir dann wohl zu zweit ..."

Kinsley grinst. Nach ein paar Sekunden wird sie allerdings wieder ernst und fragt mich vorsichtig: „Möchtest du meine ehrliche Meinung hören, Hails?"

Mein Herz bleibt stehen, nur um kurz darauf doppelt so schnell weiterzuhämmern.

Kinsley ist von Natur aus ein sehr ehrlicher und direkter Mensch, der nie ein Blatt vor den Mund nimmt. Dementsprechend habe ich auch ein bisschen Angst davor, was sie mir zu sagen hat. Trotzdem nicke ich verunsichert und presse ein „J-Ja" hervor.

Sofort greift Kinsley nach meiner Hand und zeichnet kleine Kreise auf meine Haut. „Es war nicht richtig, dass dir Lucifer eure Hochzeit verschwiegen hat, aber ich kann ihn sogar ein klitzekleines bisschen verstehen", beginnt sie zögerlich. „Er hat jahrhundertelang auf eine Frau wie dich gewartet und hat dich deshalb sofort geheiratet. Damit du an ihn und die Hölle gebunden bist. Dein Zorn war ihm egal. Hauptsache, du bleibst in seiner Nähe."

Es ist erstaunlich, mit welch einer Ruhe Kinsley spricht. Ihre Worte bohren sich geradewegs in meine Seele und nisten sich dort wie ein Bienenschwarm ein.

„Ich kenne dich jetzt schon ziemlich lange, Hails, und ich weiß, dass du den toten Seelen helfen kannst und in diesem Job glücklich werden würdest", fährt sie fort. „Ich weiß aber auch, wie wichtig dir dein Studium, deine Familie und deine Freunde sind."

Ein Kloß, der sich nicht herunterschlucken lässt, bildet sich in meinem Hals. Ich hasse es, dass Kinsley genau das Thema anspricht, das mir schon seit gestern Nacht Bauchschmerzen bereitet.

„Du musst auf jeden Fall nochmal mit Lucifer sprechen und Kompromisse aushandeln", rät sie mir. „Wirf das, was du dir hier aufgebaut hast, nicht einfach weg, okay? Heißer Typ hin oder her." Wir müssen beide lachen. „Finde einen Weg, wie du dein Leben auf der Erde mit deinem neuen Leben in der Hölle vereinbaren kannst. Und dann werde bitte glücklich, Hails! Das hast du nämlich verdient!"

Mit brennenden Tränen in den Augen verwickele ich Kinsley in eine stürmische Umarmung. „Danke", schniefe ich leise in ihre Halsbeuge. Sie ist immer für mich da und unterstützt mich, wo sie nur kann. Eine bessere Freundin könnte ich mir gar nicht wünschen!

„Schon gut", winkt Kinsley lächelnd ab. „Du kannst dich ja irgendwann mal revanchieren und mir die Hölle zeigen." Sie zwinkert mir frech zu.

„Das klingt-" Ich werde mitten in meinem Satz unterbrochen, denn ein ohrenbetäubender Knall hallt wie ein Kanonenschuss durch die Wohnung.

Gleichzeitig drehen Kinsley und ich unsere Köpfe zu Heiß und Heißer, die panisch versuchen, die brennende Popcornmaschine zu löschen.

„Oh man", gluckst Kinsley belustigt. „Scheint so, als würde es in deinem neuen Leben nie langweilig werden!"

Damit trifft sie den Nagel perfekt auf den Kopf!

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