3 - Ein Pakt mit dem Teufel

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Als ich am nächsten Morgen aufstehe und mich für die Uni fertigmache, ist Kinsley schon längst über alle Berge verschwunden.

Sie zählt zu diesen motivierten Frühaufstehern, die pünktlich um 6 AM vor der Bibliothek stehen, um sich die Zeit bis zum Vorlesungsbeginn mit Lernen zu vertreiben.

Ich wünschte, ich wäre genauso ehrgeizig und diszipliniert, wie sie, doch das bin ich leider nicht.

Aber, hey! Dafür habe ich bestimmt andere Vorzüge. Oder?

Obwohl ich meinen Studiengang Soziale Arbeit liebe, fällt es mir heute total schwer, mich auf die Inhalte der Vorlesungen und Seminare zu konzentrieren. Ständig schweifen meine Gedanken zu vergangener Nacht und bleiben dort hängen.

Habe ich mir die Sache mit Lucifer bloß eingebildet?

Innerlich habe ich die Hoffnung, dass mich Kinsley für meinen verrückten Traum auslachen wird, wenn ich ihr nachher davon erzähle, aber ein stechendes Pieken in meinem Bauch verrät mir, dass mehr Wahrheit hinter letzter Nacht steckt, als mir lieb ist.

Da mein Kopf raucht, meine Konzentration überhaupt nicht mehr vorhanden ist und ich bloß kleine Teufel-Smiley in meinen Collegeblock kritzele, beschließe ich, die Vorlesung Ethik in der Sozialarbeit ausfallen zu lassen und mache mich stattdessen auf den Heimweg.

Immer wieder sehe ich eine gruselige, schwarze Nebelgestalt mit Hörnern vor mir, die sich in einen jungen Mann verwandelt. Außerdem spuken die Sätze „Mit dem Teufel liegst du gar nicht mal so falsch. Ich bin Lucifer" wie ein niemals endendes Echo durch meinen Kopf.

Verdammt! Was war letzte Nacht real und was habe ich bloß geträumt?

Ich bin so sehr in den Labyrinthen meiner Gedanken gefangen, dass mir ein leiser Schrei entflieht, als mir plötzlich eine Person den Weg versperrt. Mit hämmerndem Herzen mache ich einen Schritt zurück und mustere den fremden Mann, der vor mir steht.

Er hat schwarze Locken, saphirblaue Augen, einen Drei-Tage-Bart und gebräunte Haut. Zudem trägt er schwarze Klamotten und strahlt etwas Geheimnisvolles und Mystisches aus.

Ich möchte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, immerhin habe ich nicht richtig auf meine Umgebung geachtet, da bleibt mir auf einmal die Luft im Hals stecken. Denn je länger ich den Mann anstarre, umso wilder wirbeln die Gedanken durch meinen Kopf.

Diese saphirblauen Augen ... Und dieses freche Grinsen ... Und diese dunkle Aura ...

„Kann ... Kann es sein, dass wir uns kennen?", frage ich den Mann verunsichert.

Direkt ziehen sich seine Mundwinkel noch weiter in die Höhe, sodass ich befürchte, sie könnten jeden Moment reißen. „Habe ich letzte Nacht etwa so wenig Eindruck hinterlassen, dass du mich schon wieder vergessen hast, Hailee?"

Was?!

Seine Worte schlagen wie eine Bombe in meinem Herzen ein und hinterlassen dort ein Chaos aus Zerstörung und Verwüstung. Meine Kehle schnürt sich zu, mein Körper zittert und ein Fünkchen Angst keimt in meinem Inneren auf.

Ich wünschte, ich könnte mich von diesen stechenden, saphirblauen Augen lösen, doch sie halten mich gefangen und erinnern mich daran, was vor nicht mal zwölf Stunden in meinem Wohnzimmer passiert ist.

Kinsley hat einen Dämon heraufbeschwört, woraufhin Lucifer erschienen ist. Als wäre das nicht schon verrückt genug, hat er angeboten, mich auf Juliets Hochzeit zu begleiten.

Mit einem Kopfschütteln verwerfe ich die albernen Erinnerungsfetzen meines Traumes.

Teufel existieren nicht!

Oder?

Ohne es kontrollieren zu können, schieben sich schwarze Punkte in mein Sichtfeld und mir wird schwindelig. Ich taumele einen Schritt nach vorne und kralle mich intuitiv an dem Shirt des Mannes fest.

„Och nö", seufzt dieser genervt, „wird es jetzt zu einer Angewohnheit, dass du jedes Mal in Ohnmacht fällst, wenn du mich siehst?"

Er legt schützend seine Arme um meinen Oberkörper und begleitet mich zu einer Bank, die am Ufer eines kleinen Teichs steht. Sobald ich auf dem kalten Stahl sitze, beruhigt sich mein Puls und auch die schwarzen Punkte verschwinden langsam wieder.

Ich hole tief Luft und konzentriere mich auf meine Atmung. So lange, bis ich das Gefühl habe, nicht mehr vor lauter Panik zu ersticken.

Wie in Zeitlupengeschwindigkeit drehe ich meinen Kopf nun zur Seite, wo der Mann mit den intensiven Saphiraugen sitzt. Ich schlucke schwer, ehe ich ihn zögerlich frage: „Du ... Du bist also wirklich Lucifer?"

Erinnerungen von einer gruseligen Gestalt, die sich aus schwarzen Nebelschwaden zusammensetzt, fluten mein Hirn. Ich sehe zwei Hörner, einen langen Schwanz und einen gigantischen Körper.

„Korrekt", bestätigt mein Gegenüber mit einem Nicken. „Deine Freundin Kinsley hat mich gerufen und mir von deinem Problem erzählt."

„Problem?", hake ich nach.

Lucifer grinst. „Wenn ich richtig informiert bin, fehlt dir noch ein Date für die Hochzeit deiner Schwester, richtig?"

Oh, verdammt! Diese Frage ist Beweis genug, dass ich letzte Nacht keinen verrückten Albtraum hatte, sondern wirklich einem Teufel gegenüberstand.

Scheiße! Was soll ich denn jetzt machen?

„Hör zu, Hailee." Lucifers Stimme klingt sanft und weich. Irgendwie sogar liebevoll. „Ich kann verstehen, dass du skeptisch und überfordert bist, aber ich würde dich sehr gerne zu der Hochzeit deiner Schwester begleiten. Das wird bestimmt lustig!"

Ein großer Kloß formt sich in meinem Hals, denn eigentlich habe ich mich schon damit abgefunden, mich krank zu stellen und Juliets Hochzeit sausen zu lassen. Aber jetzt, wo sich Lucifer als potenzielles Date anbietet, bin ich gezwungen, meinen Plan nochmal zu überdenken.

Juliet ist meine Schwester und der Tag morgen bedeutet ihr unheimlich viel. Zwar haben wir kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander, aber möchte ich deswegen ihre Hochzeit verpassen?

Nein, definitiv nicht!

Auch wenn es wahrscheinlich total bescheuert und dumm ist, runzele ich nachdenklich meine Stirn. „Du bist der Teufel", stelle ich mit einem Seitenblick auf Lucifer fest. „Woher weiß ich, dass du nicht Chaos stiften und alles ruinieren wirst?"

„Weil ich es dir hoch und heilig verspreche!"

Lucifers Blick ist so eindringlich und stechend, dass mein Herz einen aufgeregten Satz in die Höhe macht. Vermutlich klingt das albern, doch an dem Leuchten in seinen blauen Augen erkenne ich, dass er die Wahrheit sagt.

Trotzdem bleibe ich skeptisch.

Bis gestern habe ich nicht mal an Teufel und Dämonen geglaubt und plötzlich möchte mich Lucifer höchstpersönlich zu Juliets Hochzeit begleiten?

Oh man, noch absurder geht's nicht ...

„Was verlangst du denn als Gegenleistung von mir?", möchte ich nach kurzer Bedenkzeit wissen.

Direkt heben sich Lucifers Lippen zu einem Grinsen. „Eigentlich ist es ganz einfach, Hailee", säuselt er unbekümmert, „ich begleite dich zu einer Hochzeit und im Gegenzug begleitest du mich ebenfalls zu einer Hochzeit. Ganz simpel, oder?"

Tatsächlich habe ich etwas anderes als Gegenleistung erwartet. Etwas, das nicht so schön ist.

„Haben wir einen Deal?" Lucifer streckt mir erwartungsvoll seine Hand entgegen und funkelt mich neugierig aus seinen blauen Saphiraugen an.

Oh Gott! Soll ich mich auf den Teufel einlassen oder nicht?

Gedanklich wäge ich mehrere Pro- und Contra-Argumente ab, bis ich nach einer Minute zu einem Entschluss komme.

Und ja, wahrscheinlich bin ich lebensmüde, naiv und dumm, aber ich ergreife Lucifers Hand und erwidere selbstbewusst: „Deal!"

***

„Kinsley?!" Sobald sich die Wohnungstür öffnet, schlittere ich aufgeregt in meinen pinken Kuschelsocken in den Flur. Da ich zu viel Schwung habe, stoße ich mit meiner Freundin zusammen und ramme mir aus Versehen ihren spitzen Ellenbogen in die Magengrube.

„Gott, Hails!", keucht Kinsley überrascht. „Erschrick mich doch nicht so!"

Ich ignoriere sowohl den dumpfen Schmerz in meinem Bauch als auch Kinsleys mahnenden Unterton und verkünde stattdessen hibbelig: „Lucifer wird mich morgen zu Juliets Hochzeit begleiten!"

„Was?!" Kinsleys babyblaue Augen weiten sich und füllen sich mit einem ungläubigen Funkeln. „Ernsthaft?"

Ich nicke. „Er hat mich nochmal nach der Uni im Stadtpark abgefangen", erzähle ich ihr. „Keine Ahnung, ob mein Hirn einen Aussetzer hatte, aber wir haben uns darauf geeinigt, gemeinsam zwei Hochzeiten zu besuchen."

„Wow." Kinsley lächelt mich überrascht und stolz an. „Ich hätte nie im Leben erwartet, dass du dich auf dieses verrückte Abenteuer einlassen würdest, Hails."

Ich auch nicht!

„Aber dann haben sich meine Film- und Internetrecherchen, wie man einen Dämon heraufbeschwört, ja wenigstens gelohnt."

„Auf jeden Fall!", grinse ich. „Er kommt morgen früh vorbei und holt mich ab, damit wir zusammen zur Kirche fahren."

Um ehrlich zu sein, bin ich furchtbar aufgeregt und nervös. Ich meine, man geht ja schließlich nicht jeden Tag mit einem Teufel zu einer Hochzeit.

Na ja, wird schon schief gehen ...

Oder?

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