2 - L wie Lucifer

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Kinsleys Worte schlagen wie eine Bombe in meinem Herzen ein und zerfetzen es in Millionen kleine Splitter. Angst breitet sich in meinem Körper aus und lähmt mich.

„W-Was?", stammele ich überfordert.

Haben mir meine Ohren etwa einen Streich gespielt oder hat Kinsley die gruselige Gestalt wirklich als Lucifer vorgestellt? Oh Gott, ich glaube, mir wird schlecht!

Obwohl meine Sicht langsam verschwimmt und schwarze Flecken an meinen Augenrändern tanzen, kann ich die furchteinflößende Gestalt klar und deutlich erkennen. Als wäre sie gerade der Mittelpunkt meines Lebens.

Das Wesen hat Arme und Beine und setzt sich aus den schwarzen Nebelschwaden zusammen, die eben noch die gesamte Wohnung verhüllt haben. Nachtfarbene Locken tanzen wie züngelnde Flammen um den Kopf und bilden eine Krone der Finsternis. Ich sehe einen Mund mit spitzen Zähnen und zwei Augäpfel, die so gefährlich wie ein tosendes Feuer lodern.

Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, hat die Gestalt zwei Hörner, die seitlich aus ihrem Kopf ragen, und einen langen Schwanz, der unruhig über den Boden peitscht.

Ich gebe es nicht gerne zu, aber die Ähnlichkeit zwischen diesem gruseligen Wesen und einem Teufel ist nicht zu übersehen.

Intuitiv weiche ich einen Schritt zurück und stoße dabei eine schwarze Kerze um. Der Aufprall auf dem Boden hallt wie ein Kanonenschuss in meinen Ohren wider und beschleunigt meinen Herzschlag.

Lucifer ...

Dieser Name spukt wie ein Geist durch meinen Kopf und lässt mich in einem Meer aus Panik ertrinken.

Übelkeit wallt in mir auf, mein Körper wird von einem Erdbeben erfasst und kalter Schweiß rinnt über meinen Nacken.

„Hails?" Kinsleys Stimme dringt wie durch Watte gedämpft zu meinen Ohren hindurch. Als wäre sie mehrere hundert Meter von mir entfernt. „Ist alles okay? Du siehst so blass aus."

Mir fehlt die Kraft, um ihr zu antworten, denn die schwarzen Flecken breiten sich rasend schnell aus und die Luft zum Atmen wird immer dünner.

Während ich panisch versuche, die Kontrolle über meinen Körper zurückzuerlangen, schiebt sich die gruselige Gestalt in mein Sichtfeld. Genau in dem Moment, in dem ich ein weiteres Mal in diese gefährlichen, rotglühenden Augen starre, verliere ich mein Bewusstsein und falle wie ein Kartenhaus in mir zusammen.

***

Als ich langsam meine Lider öffne, fühle ich mich wie von einem Lastwagen überfahren. Ein taubes Kribbeln zieht sich durch meine Extremitäten, mein Schädel dröhnt wie ein Presslufthammer und meine Kehle ist staubtrocken.

Ich versuche vergeblich, mich an die vergangenen Stunden oder Minuten zu erinnern, doch es scheint, als würden schwarze Nebelschwaden mein Gedächtnis hinter dicken Gitterstäben einsperren.

Verdammt!

Vorsichtig setze ich mich auf und presse meine kühle Handfläche gegen meine pochende Schläfe. Ein flüchtiger Blick durch den Raum verrät mir, dass ich mich auf dem Sofa im Wohnzimmer befinde. Um mich herum stehen überall schwarze Kerzen und Schalen, die mit merkwürdigen Flüssigkeiten und Steinchen gefüllt sind.

Außerdem riecht es verbrannt. Und irgendwie auch verwesen. Nach dem Tod.

„Oh, Hails!", ertönt plötzlich die vertraute Stimme von Kinsley. „Endlich bist du wach!" Mit schnellen Schritten kommt sie zu mir geeilt und hockt sich neben mich auf die Sofakante. Ihre Finger finden sofort den Weg zu meinen und malen kleine Kreise auf meinen Handrücken. „Wie fühlst du dich?", erkundigt sie sich besorgt bei mir.

„Beschissen!", antworte ich ehrlich. Nicht nur, dass jede einzelne Faser meines Körpers schmerzt, nein, mir fehlen sämtliche Erinnerungen der letzten Stunden. Hoffentlich kann Kinsley etwas Licht in die Dunkelheit bringen. „Was ... Was ist passiert?"

„Na ja", druckst meine Freundin herum. Dass sie mir etwas verschweigt, verraten ihre Unsicherheit und ihre geröteten Wangen.

„Nun sag schon!", fordere ich sie ungeduldig auf.

Keine Sekunde später wandern Kinsleys babyblaue Augen durch das Wohnzimmer und bleiben an dem Esstisch hängen, der sich im hinteren Teil des Raumes befindet. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was sie mir damit sagen möchte, folge ich ihrem Blick und erstarre.

„Scheiße!" Mein Herzschlag setzt aus, nur um gleich darauf doppelt so schnell weiterzuhämmern.

An dem Esstisch lehnt ein junger Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er hat schwarze Locken, die wild um seinen Kopf herumwirbeln, und saphirblaue Augen, die so scharf und intensiv wie die Klinge eines Messers leuchten. Sein Körper ist definiert und muskulös und wird von einem schwarzen T-Shirt und einer schwarzen Hose bedeckt. Außerdem hat er einen Drei-Tage-Bart und sonnengebräunte Haut.

„Wer zum Teufel ist das?", frage ich Kinsley verwirrt.

Auch wenn mein Erinnerungsvermögen enorm eingeschränkt ist, bezweifele ich, diesem Mann schon mal begegnet zu sein. So ein attraktives Aussehen würde ich nicht vergessen. Niemals!

Bevor mir meine Freundin eine Antwort auf meine Frage geben kann, stößt sich der fremde Mann von der Tischkante ab und kommt mit eleganten Schritten zu mir gelaufen. Dabei erinnert er mich an eine wilde Raubkatze, die auf Beutezug ist.

Dass ich in diesem Fall seine Beute bin, muss ich nicht erwähnen, oder?

„Hey." Der Fremde bleibt vor mir stehen und formt seine blutroten Lippen zu einem freundlichen Lächeln. Obwohl seine Stimme angenehm rau klingt, tanzt eine Gänsehaut der Ehrfurcht über mein Rückgrat. „Mit dem Teufel liegst du gar nicht mal so falsch." Sein Lächeln verwandelt sich in ein Grinsen und verstärkt das ungute Gefühl in meiner Magengrube. „Ich bin Lucifer. Freut mich, dich kennenzulernen, Hailee."

Wie bitte?!

Die Zeit bleibt stehen. Mein Herz ebenfalls.

Der Klang von Lucifers Namen kommt mir seltsam bekannt vor und entfacht ein Feuer unter meiner Haut. Natürlich hat der fremde Mann keine Ähnlichkeiten mit einem Teufel, aber er strahlt dennoch etwas Mystisches und Gefährliches aus.

„Deine Freundin Kinsley hat mich gerufen", erklärt er mir. „Sie-"

„Moment mal!", unterbricht Kinsley ihn empört, indem sie ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Eigentlich wollte ich einen ganz normalen Dämon rufen, okay? Woher sollte ich denn auch wissen, dass das Internet lügt und plötzlich Lucifer höchstpersönlich in meinem Wohnzimmer auftaucht?"

Ich reiße entsetzt meine Augen auf und spüre, wie meine Kinnlade in Richtung Boden fällt.

„Du ..." Ich räuspere mich, um das Chaos auf meiner Seele zu sortieren. „Du hast einen Dämon gerufen, Kinsley?", frage ich sie entgeistert. „Weißt du, wie verdammt gefährlich das ist?!"

Während ich innerlich vor Wut und Angst brodele, zuckt Kinsley unbekümmert mit den Schultern. Als hätte sie lediglich mit Barbiepuppen gespielt. „Vielleicht war das nicht meine beste Idee", gibt sie nach kurzer Bedenkzeit zu, „aber ich wollte dir mit deinem Hochzeitsproblem helfen, Hails."

Sofort verraucht mein Zorn und ich seufze. Wie soll ich Kinsley auch böse sein, wenn sie mir bloß unter die Arme greifen wollte?

„Und soll ich dir etwas verraten?" Plötzlich funkeln ihre Augen geheimnisvoll und ein zufriedenes Grinsen breitet sich auf ihren Lippen aus. „Lucifer hat versprochen, dass er dir hilft. Er wird dich zu Juliets Hochzeit begleiten. Ist das nicht toll?"

Was?! Ich blinzele benommen und schaue erst Kinsley, dann den fremden Mann ungläubig an.

Keine Ahnung, was für ein Spiel die beiden mit mir spielen, aber ich habe keine Lust mehr darauf, mich zum Narren halten zu lassen.

„Nichts für ungut, aber warum nennst du dich Lucifer?", erkundige ich mich bei dem Mann. „Sind deinen Eltern damals die Ideen ausgegangen?"

Der Fremde grinst. „Ganz einfach", erwidert er, „ich heiße Lucifer, weil ich Lucifer bin!"

Nur einen Wimpernschlag später wird er in eine schwarze Rauchwolke gehüllt. Sein Körper verformt sich und wird größer und bedrohlicher. Zwei Hörner ragen auf einmal aus seinem Kopf und ein langer Schwanz peitscht wild durch die Luft. Seine Augen werden durch rote, glühende Löcher ersetzt und ein Mund mit spitzen Zähnen kommt zum Vorschein.

„Oh mein Gott!", entflieht es mir ängstlich. Noch nie zuvor habe ich so etwas Abscheuliches gesehen.

Ich drücke mich enger an die Sofalehne und lege schützend meine Arme um meinen Oberkörper. Mein Herzschlag beschleunigt sich, meine Atmung geht flach und stoßweise und ich zittere am ganzen Leib.

Normalerweise glaube ich nicht an Dämonen oder Teufel, aber das, was ich gerade sehe, ist gruselig und furchteinflößend. Genauso wie Lucifer es ist!

„Na? Glaubst du mir jetzt, Hailee?"

Schwindel und Übelkeit kämpfen um die Oberhand und drohen, mich zu verschlucken. „Du ... Du hast echt einen Dämon heraufbeschwört?", vergewissere ich mich panisch bei Kinsley.

„Ja." Sie nickt. „Aber keine Sorge, Hails, Lucifer ist total harmlos."

Im Einklang mit ihren Worten wird die gruselige Gestalt erneut in eine schwarze Rauchwolke gehüllt. Für ein paar Sekunden bleibt der monströse Körper in der Dunkelheit gefangen, bis sich die Finsternis auflöst und Lucifer wieder in seiner menschlichen Gestalt vor mir steht.

Scheiße, ist das alles verrückt!

„Und wie schon gesagt: Er begleitet dich sehr gerne zu Juliets Hochzeit."

Verdammt! Das wird mir gerade alles zu viel. Die Gedanken wirbeln unkontrolliert durch meinen Kopf und meine Gefühle fahren Achterbahn. Mir wird abwechselnd heiß und kalt, Stromstöße zucken durch meine Blutbahn und die Überforderung lähmt mich.

Bevor ich mein Bewusstsein verliere, höre ich noch, wie Lucifer zu Kinsley sagt: „Am besten, ich komme morgen nochmal wieder. Wir wollen ja nicht, dass Hailee alle fünf Minuten in Ohnmacht fällt, oder?"

Dann ist alles schwarz.

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