♔Dreizehntel Wahrheit

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Für einen Moment schien die Zeit, und alles um uns herum, stillzustehen.
Selbst mein Herz hörte für diesen winzigen Moment auf zu schlagen. Alles war ruhig, beinahe friedlich. Bis die Panik sich einen Weg zurück in meinen Körper suchte. Bis mir auffiel, dass die warme Hand, die bis vor einigen Sekunden noch an meiner Wange gelegen hatte, fehlte. Sie hing in der Luft, wie tausend ungesagte Wörter. Die Stille unserer Wörter.

"Ich - vergiss es. Vergiss, was ich gesagt habe." Alles in mir schrie nach Rückzug. So schnell wie nur irgendwie möglich. Was hatte ich mir dabei gedacht?
Hastig fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare, wollte mich umdrehen und fliehen. Fliehen aus dieser Situation, fliehen aus diesem Schloss, fliehen vor meinen verdammten Gefühlen.
Doch Nathaniel griff nach meinem Arm, umschloss ihn und hielt mich zurück.

"Warte. Es ist nicht so, wie du jetzt vermutlich denkst." Seine Stimme war heiser, rau.
Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
"Du musst dich nicht erklären. Alles was kein Ja ist, ist ein Nein. Und das ist okay. War eine blöde - ich habe nicht nachgedacht."
Das eigentliche Problem war, ich hatte zu viel nachgedacht. Mich verrannt in einer Idee, die niemals funktioniert hätte. Nathaniel zu heiraten und seine Familie zu verraten.
Der springende Punkt war, wenn ich meine Gefühle nicht in den Griff bekommen würde, wie hätte ich ihn jemals verraten können?

"Ich würde dich gerne heiraten. Ich wollte von Anfang an nur dich, Lyn. Doch es liegt nicht mehr nur in meiner Hand. Das habe ich abgegeben, als ich mich dazu bereiterklärt habe, mehrere Frauen ins Schloss einladen zu lassen. Doch deine Chancen stehen unglaublich gut. Ich kann nur jetzt nicht Ja sagen." Ich hörte Enttäuschung in seiner Stimme, seine Hand war immernoch fest um meinen Unterarm geschlungen.
"Aber es gibt da noch etwas, was ich dir sagen sollte."
Jetzt war es Unsicherheit.

Langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu ihm. Versuchte nicht in seine Augen zu schauen, doch sie hatten diese Anziehung auf mich. Ich konnte gar nicht anders, als mich jedes Mal aufs Neue in ihnen zu verlieren. Immer und immer wieder, bis ich irgendwann in ihnen ertrinken würde. Ich könnte meinen letzten Atemzug in dem dunklen Braun nehmen, es wäre okay. Meine Einwände würden wie Schokolade schmelzen.

Ich räusperte mich, hatte Angst, meine Stimme nicht finden zu können.
"Und das wäre?"
Er ließ meinen Arm langsam los, war sich unsicher, ob ich vielleicht doch noch fliehen würde, in dem Moment in dem er mich loslässt. Doch ich blieb. Viel zu groß war meine Neugier.
"Meine Mutter sucht nicht nur nach einer Ehefrau für mich."
Wieder Stille. Selbst wenn ich etwas sagen wollte, ich würde keinen anständigen Satz hervorbringen.

"Collin. Sie sucht ebenso einen für Collin. Keine der Frauen hier weiß das, weil natürlich das finden meiner Frau an erster Stelle steht. Aber ich weiß, dass du dich von ihm fernhalten musst. Bitte, Eadlyn." Sein Ton ging in ein Flehen über. Sein Daumen strich sanft über meine Unterlippe, die ein wenig zu zittern begonnen hatte.
Cora sucht eine Frau für Collin. Collin, dessen Nachname falsch war. Collin, vor dem mich Nathaniel so ausdrücklich gewarnt hatte. Was verbarg diese Familie, was verbarg Cora?

"Als deine Mutter mich vorhin zu unserer Verabredung begleitet hat, sagte sie mir, ich solle dir eine Chance geben. Du wärst einer von den Guten. Ich denke also nicht, dass du dir Sorgen machen musst, was Collin betrifft."
Zumindest hoffe ich das.
"Meine Mutter liebt dich, dass weiß ich." Ein kleines, kurzes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch sein Körper war immernoch furchtbar angespannt. Er hatte mir noch nicht alles erzählt.

"Aber Collin ist, sagen wir, sehr interessiert an dir."
"Wieso sollte er das sein? Wir haben nur einmal getanzt. Weder davor, noch danach habe ich ihn gesehen. Er weiß nichts über mich."
"Weil ich dich haben will. Und er dich somit nicht haben kann. Aber er will immer, was er nicht haben kann. Und er will immer, was mir gehört."
Seine Finger strichen die Linien meines Gesichts nach, wanderten über meinen Hals zu meinen freiliegenden Schultern. Die Berührungen hinterließen Gänsehaut auf meinem Körper.
Und er will immer, was mir gehört.
Dieser Satz ließ mein Herz höher schlagen.

"Was geht dort vor, zwischen euch beiden? Euren Familien? Wer ist Collin wirklich?"
"So viele Fragen, Prinzessin. Und keine einzige davon kann ich dir beantworten."
Er machte noch einen Schritt auf mich zu, zog mich gleichzeitig an meiner Hüfte dichter an sich.
"Du hast mir eine Frage gestellt, ich habe sie ehrlich beantwortet."
"Aber -." Bevor ich protestieren konnte, schloss er den Abstand zwischen unseren Lippen. Jegliche Gedanken verschwanden aus meinem Kopf. Dort gab es nur noch ihn.
Die Sanftheit seiner Lippen, der leichte Drucke, den seine Hand auf meine Hüfte ausübte.

Als ich seinen Kuss erwiderte, entspannte sich sein Körper merklich, nur um sich Sekunden später unter meinen Berührungen wieder anzuspannen. Meine Hände wanderten von seinem Hals über seinen Rücken. Seine Muskeln zuckten unter meinen Fingerspitzen.
Ihn zu küssen, war das berauschenste Gefühl meines Lebens. Es fühlte sich an, wie Luft holen nach zu langem Tauchen. Nathaniel fühlte sich nach lebendig sein an.
Und spätestens jetzt war mir bewusst, dass ich ein riesiges Problem hatte.

Etwas atemlos lösten wir uns voneinander, seine Hand lag aber immernoch auf meinem Körper.
"Ich habe mir nur geholt, was mir gehört.", hauchte er gegen meine Lippen. Ein freches Grinsen zierte seine Gesicht, machte ihn zum schönsten Menschen, den ich je gesehen hatte.
Warum mussten verbotene Sachen immer so verdammt aufregend sein?
"Glaub nicht, dass ich aufhöre Fragen zu stellen, nur weil du mich küsst.", erwiderte ich. Das er mich mit jedem Kuss zum schweigen bringen könnte, würde ich ihm defintiv nicht verraten.

"Sie können da noch nicht rein! Sir!"
Nathaniel und ich fuhren schlagartig auseinander. Die Stimme der Wache hallte vom Eingang des Gewächshauses zu uns.
Nat stellte sich beschützend vor mich, sein Blick auf den kleinen Verbindungstunnel gerichtet, der uns vom Eingang trennte.
"Sie wissen, wer ich bin, oder?", hörte ich eine andere männliche Stimme. Sie kam mir bekannt vor, ich konnte nur noch nicht ganz zuordnen, wieso.

Dann kam Collin lässig hereingeschlendert.
Nathaniel ballte seine Hände zu Fäusten. Und ich bereute es sehr, noch nicht mehr über den Mann mit den blonden Haaren herausgefunden zu haben.
Zuerst musterte er Nat, bevor sein Blick zu mir wanderte. Für meinen Geschmack blieb er einen Moment zu lange an mir hängen. Ich begann mich augenblicklich unwohl zu fühlen.

"Süß, wie du dich vor sie stellst, um sie zu beschützen. Dabei ist bist du der einzige, vor dem sie beschützt werden müsste.", sagte er mit einer Leichtigkeit, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Gleichzeitig gesellten sich zu meinen hundert Fragen noch zehn neue dazu.
Wieso sagte er das, während Cora mir erzählt, Nathaniel sein einer der Guten?
Wer war ehrlich zu mir, und wer nicht?

"Was willst du hier?", zischte Nat. Ich wollte nach seiner Hand greifen, denn ganz egal was Collin sagte, ich fühlte mich sicher bei ihm, geborgen. Für mich barg er keine Gefahr, dass hatte er selbst gesagt. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er mir jemals etwas antun könnte.
Der Blick, wenn er mich ansah. Seine zärtlichen Berührungen.
Er würde mich immer beschützen, da war ich mir sicher.
Oder ich wünschte mir das einfach nur sehnlichst.

"Ich wollte gar nicht lange stören. Mutter will dich sprechen."
Mein Kopf brauchte einen Moment, um die Worte zu verarbeiten, die gerade aus seinem Mund gekommen waren. Und als ich sie verstand, rissen sie mir den Boden unter den Füßen weg.
Ich taumelte einen Moment, doch Nathaniel war zur Stelle und schlang seine Arme um meinen Körper.
"Du elender -."
Doch bevor er seinen Satz zu Ende führen konnte, unterbrach Collin ihn.

"Mein Fehler, ihr steht euch so nah, da dachte ich du hättest es ihr schon längst gesagt, Bruderherz."


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