♔ Dritte Chancen

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"Du siehst aus, als hättest du dich verlaufen."
Er ließ sich sein arrogantes Lächeln durch meine Zurechtweisung nicht aus dem Gesicht wischen.
Ich raffte meine Kleid und lief in die Richtung, von der ich dachte, dass sie richtig sei. Schaute ihn dabei nicht noch einmal an. Mein Herz schlug schnell, aber nur weil ich so wütend war.
Und eigentlich keine Sekunde länger hier bleiben wollte.

"Falsche Richtung.", rief er mir amüsiert hinterher. Für einen Moment überlegte ich, trotzdem weiterzulaufen. Seine Worte einfach zu ignorieren. Aber dann würde ich mich mit Sicherheit richtig verlaufen. Und meine Mutter würde mich einen Kopf kürzer machen.

Also drehte ich möglichst elegant auf dem Absatz und lief in die andere Richtung.
"Danke.", fauchte ich, als ich an ihm vorbei rauschte. Dieses Grinsen ließ mein Blut förmlich kochen.
"Du siehst übrigens wirklich toll aus, Lyn.", hörte ich ihn noch sagen.
"Eadlyn.", korrigierte ich ihn erneut.
Dann lief ich durch die breiten Flure, meine Schritte hallten von den Wänden wieder. Von hier aus ging es nur geradeaus.

Im Ballsaal angekommen waren alle anderen Frauen schon da. Meine Mutter konnte mir zwar einen bösen Blick zuwerfen, aber ich würde ihn sowieso nicht sehen. Ich hörte ihre Stimme in meinem Kopf.
"Nie die letzte sein, immer pünktlich.", dass ich dagegen schon am ersten Tag verstoßen hatte fand sie bestimmt alles andere als erfreulich.

Ich setzte mein Lächeln auf, als ich die Räumliche betrat und stellte mich neben ein Mädchen in einem fuchsfarbigen Kleid. Auch sie lächelte. Sie lächelte mich an, die Königin, die Wand - eigentlich alles, was in ihr Blickfeld kam, wurde auch angelächelt.

Der König richtete sich auf, als ich meinen Platz gefunden hatte.
"Nun, da wir vollzählig sind, kann der Ball hiermit eröffnet werden.", sein Blick fiel auf mich und für einen Moment rutschte mein Herz zu meinen Füßen. Meine Mutter hatte mit Sicherheit einen hochroten Kopf.
"Und noch einmal möchte ich daran erinnern, dass niemand außer der Anwärterinnen hier unten sein darf. Unterhalten sie sich. Miteinander, mit dem Prinzen, mit mir und meiner Frau. Tanzen sie, nutzen sie jede Chance, die sie bekommen.", eröffnete er die Veranstaltung des heutigen Abends.

Augenblicklich ertönte Musik und der Prinz schritt durch die große Flügeltür in den Saal. Dieser Mann schien einen großen Auftritt wirklich sehr zu lieben. Am liebsten hätte ich meine Augen verdreht, hatte dann aber doch zu große Angst, dass es jemand sehen würde.

"Dein Kleid ist wunderschön.", sprach mich das lächelnde Mädchen neben mir an.
"Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich diese Farbe trage, ich fühle mich eher als würde ich in den Wald gehören." Kurz unterbrach sie ihr Lächeln und schaute sehnsüchtig in Richtung des Prinzen.
"Er wäre ein toller Fang, oder?", schwärmte sie. Ob es wirklich Frauen in diesen Reihen gab, die ernsthafte Gefühle für ihn hatten? Hatte er eine Geliebte, irgendwo, die sich die Augen ausweinte weil sie nicht gut genug war den Prinzen zu heiraten? Konnte der Prinz sich wirklich verlieben?

"Bist du noch anwesend?", das Mädchen wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht hin und her. Ich hatte mich festgeguckt, meine Gedanken waren davongetrieben. Viel zu oft passierte mir das.
"Entschuldige bitte, was hast du gesagt?", fragte ich sie freundlich.
"Was dich anspornt. Liebe, Geld, Macht?"
Ich räusperte mich. Diese Frage war unangemessen und keinesfalls eine Antwort wert.

Also drehte ich mich um und lief wortlos in die Richtung der Königin. Sie war in meinen Augen das geringste Übel für eine nette Unterhaltung. Auch sie würde mir Löcher in den Bauch fragen, aber sie wusste, welche Fragen angemessen waren, welche man stellen durfte.
Zu meiner Verwunderung sprach kein anderes der Mädchen mit ihr. Der Prinz wurde umworben und auch der König befand sich im Gespräch, sie schaute hingegen nur durch den großen Saal.
Einige Bedienstete bauten gerade das Buffet auf.

"Eure Majestät.", begrüßte ich sie und knickste erneut zu ihren Füßen.
Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre schwarzen Haare hatte sie geflochten und nach hinten gesteckt. Ihr Kleid war bestimmt dreimal so breit wie das meine, doch wunderschön, mit kleinen Perlen bestickt, welche aufleuchteten wenn sich das Licht in ihnen verfing.
"Eadlyn Rosemary von Dounbrig", sagte sie und musterte mich. Meinen ganzen Namen aus ihrem Mund zu hören, verunsicherte mich kurz. Es erinnerte mich an den Moment, an dem ich als Kind etwas angestellt hatte und meine Mutter mich mit meinem vollen Namen rief, um mir eine Standpauke halten zu können.

"Wie komme ich zu der Ehre? Es mag eine halbe Ewigkeit her sein, dass ich Sie das letzte Mal gesehen habe. Wie klein waren Sie, im Vorgarten des Schlosses mit einem Buch." Ihre Stimme war weicher geworden, als sie in den Erinnerungen früherer Zeit schwelgte.

"Es ist lange her, eure Majestät. Bestimmt 15 Jahre.", versuchte ich das Gespräch weiterzuführen.
"Wie ist es ihnen und ihrer Mutter ergangen?" Sie klopfte leicht auf den Platz neben sich und deutete mir an, mich zu setzen. Ich raffte mein Kleid und setzte mich. Ein Glas Wein wurde mir von einem jungen Mann eingeschenkt.
Da man ihn in die Nähe der Königin ließ, musste er schon hier Leben, seit er klein war.

"Uns ist es gut ergangen. Meine Mutter hat Land erworben, nachdem mein Vater gestorben ist. Land, welches es mir ermöglicht hat heute hier zu sitzen."
Sie hob ihr Glas und ein leises Klirren war zu hören, als es mit meinem zusammenstieß.
"Es ist schön Sie zu sehen. Und wenn ich mir Nathaniel angucke, sieht er es genauso."
Ob ich einen unfairen Vorteil hatte, weil meine Familie eine Vorgeschichte mit der königlichen Familie hatte, war mir vorher nicht in den Sinn gekommen. Soweit ich wusste, hatte die Königin nie etwas von der Auseinandersetzung zwischen ihrem Sohn und mir mitbekommen. Und so wie Nathaniel sich verhielt, hatte er es ebenso verdrängt. Ich hingegen nicht. Ich würde es niemals vergessen.

"Es ist ebenfalls schön Sie zu sehen. Es muss ungewohnt sein, so viele Gäste im Schloss zu beherbergen.", sagte ich und schaute über die Frauen. Die meisten standen an, um mit dem Prinzen zu tanzen. Ich versuchte zu verdrängen, dass ich ab und an seinen Blick auf mir spüren konnte, obwohl seine Hand an der Hüfte einer anderen Frau lag.

Einige Frauen redeten mit dem König, der ein wenig genervt aussah und ständig auf das Büfett schaute. Als das Schwein serviert wurde, konnte ich tatsächlich ein kleines Funkeln in seinen Augen ausmachen.
"Oh, es wird ja nicht lange so voll sein. Einmal ist es möglich. Die Sicherheitsvorkehrungen sind verstärkt worden und die Räumlichkeiten haben wir zu Genüge."
Sie nickte leicht, als wollte sie sich selbst versichern, dass es stimmte, was sie mir erzählte.

"Ich hoffe, Sie sind lange bei uns. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss das Büfett eröffnen. Sonst fällt mein Mann mir noch vom Fleisch." Liebe schwang in ihrer Stimme. Ich wusste nicht, ob die beiden sich vor der Hochzeit geliebt hatten oder einfach gelernt haben sich zu Lieben. Doch ich konnte sie deutlich hören.
Neid machte sich in mir breit.
Es war unwahrscheinlich, dass mir jemals dieses Gefühl vergönnt war. Dass ich es spüren würde, heiraten würde aus Liebe.
Ein kleiner Stich in meiner Brust, den ich schnell verdrängte.

Die Königin erhob sich und Schritt elegant auf das Büfett zu. Alle Augen waren auf sie gerichtet, doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Eine Frau reichte ihr ein brennendes Holz, mit welchem sie die Flamme unter dem Schwein entfachte.
Der König wäre am liebsten aufgesprungen, dass sah man ihm an.
Nathaniel versuchte sich aus der Meute der Mädchen zu befreien, doch sie folgten ihm auf Schritt und Tritt. Leise lachte ich in mich hinein. Ich wusste nicht, ob ich es traurig oder beneidenswert finden sollte, solch eine Aufdringlichkeit zu zeigen.

"Das Büfett ist hiermit eröffnet.", strahlte sie, als die kleine Flamme brannte.

♕♘♔♙♖♚

Ich stand mit einem Glas Wein an der Seite und beobachtete die tanzenden Menschen. Prinz Nathaniel tanzte mit einem Mädchen nach dem anderen, eines schöner als das zuvor. Er sah sichtlich amüsiert aus, man konnte ihm ansehen, welche Frauen er in Betracht zog. Die Musik berauschte den Raum, ließ die ganze Situation etwas skurril erscheinen.

Ich stellte mein Glas ab. Unschlüssig, was ich tun sollte lief ich ein Stückchen weiter durch die Massen. Ob meine Mutter jeden meiner Schritte verfolgte?

"Wo willst du hin, wir haben noch gar nicht getanzt.", hörte ich seine dunkle, raue Stimme. Wie war es möglich, gerade eben tanzte er doch selber noch zwischen den Paaren?

"Ich wollte mir nur die Nase pudern gehen.", sagte ich höflich.
"Ich weiß, dass du gehen willst. Selbst ohne einen Tanz sind deine Chance auf die nächste Runde beinahe sicher. Aber ich bestehe auf diesen Tanz.", sagte er dominant. Die Haare an meinem Nacken stellten sich auf.

Ich drehte mich um, da streckte er mir bereits seine Hand entgegen. Einige Ringe zierten seine langen Finger.
Unmöglich dieses Angebot auszuschlagen.
Also legte ich meine Hand in seine.
Seine Haut zu spüren fühlte sich sonderbar an. Vertraut und doch unheimlich fremd. Es fachte einen Sturm in mir an, Gefühle, die ich zu unterdrücken versuche.

"Liebend gerne.", sagte ich und knickste ein wenig vor ihm nieder. Er führte mich an der Hand durch die Menschen, ich hörte einige Frauen tuscheln. Es war Neid, nichts weiter. Daran musste man sich gewöhnen.

Wir standen uns gegenüber, seine Hand legte sich an meine Hüfte. Ich atmete tief ein, als die Musik zu spielen begann. Er zog mich noch ein Stück dichter zu sich.
Unsere Blicke trafen sich, fixierten einander. Die Spannung war greifbar.
"Es ist schön, dich wiederzusehen.", sprach er über die Musik.
Ich funkelte ihn an.
"Ich bin froh, wenn es wieder vorbei ist.", erwiderte ich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
"Dieses Temperament." Er wirbelte mich herum, fing mich wieder auf. Unsere Beine tanzten umeinander herum, unsere Körper folgten der Musik. Meine Gefühle wollten nicht auf meinen Kopf hören.

"Triff mich nach dem Ball auf dem Turm. Aus deinem Schlafsaal nach links, einen Gang geradeaus, rechte Tür, durch die nächsten zwei Türen und die Treppe nach oben.", befahl er. Verwirrt sah ich ihn an.
"Obwohl das bei deinem Orientierungssinn schwierig werden könnte, hoffe ich dich später zu sehen." Er lächelte leicht, bevor er meine Hand losließ und mich einem anderen Mann übergab.

Ich war so verwirrt, beinahe wäre ich dem König auf die Füße getreten.


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