♔ Vier Uhr Morgens

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"Eadlyn, es ist wirklich so schön Sie hier zu sehen.", lachte mir der König entgegen. Seine Alkoholfahne hätte ich wahrscheinlich noch bis an das andere Ende des Ballsaals riechen können. Ich knickste sanft, lächelte ebenso.
Das würde ich auch gerne behaupten, aber das kann ich nicht.
"Dankeschön, mein König.", sagte ich leise.

Mein Blick folgte Nathaniel durch die Menge. War das gerade wirklich passiert?
Und sollte ich dort hingehen, oder war das nur ein Scherz, eine Falle um mich bloßzustellen?
Diesem Mann konnte man nicht vertrauen, ich wusste das am Besten. Und trotzdem riet mir irgendwas, dort heute Nacht zu erscheinen.

"Genießen Sie den Ball?", fragte er mich, riss mich somit aus meinen Gedanken.
Er hatte ein kleines Törtchen in der Hand, dass er glücklich anschaute.
"Ja. Er gefällt mir sehr gut. Nathaniel ist ein ausgesprochen guter Tänzer."
Das Kompliment für seinen Sohn ließ ihn erstrahlen, als ob es ein Geheimnis wäre, welches ich soeben gelüftet hatte.

"Morgen werden wir reiten.", sagte er dann etwas lallend. Wie viel Alkohol hatte dieser Mann heute schon getrunken? Dann schlug er sich die Hand vor den Mund.
"Das hätte ich ihnen gar nicht verraten dürfen, Eadlyn.", flüsterte er dann und lachte leise in sich hinein.
"Ich gehe jetzt lieber, bevor ich in ihrer Anwesenheit noch mehr verrate. Schöne Frauen locken bei mir so eine Seite hervor.", sagte er und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Das war unangebracht, wie schon so vieles an diesem Abend.
"Genießen Sie den Abend, mein König.", erwiderte ich höflich, ließ mir nichts von dem Gefühl anmerken, welches er mir vermittelt hatte.

Es dauerte noch etwa zwei Stunden, bis der Ball langsam sein Ende fand. Ich hatte ihn überwiegend aus der Ferne beobachtet, mit einem doch ständig gut gefüllten Wein. Dieser ließ den Abend überhaupt erst aushaltbar werden. Selten kann ich verstehen, wieso man wirklich in so eine Gesellschaft einheiraten möchte. Ich bevorzuge ein ruhiges Leben, ein gutes Buch, einen Strauß Wildblumen.
Der Trubel war nichts für mich.

Doch der Wein sorgte für ein leichtes Gefühl in meinem Inneren, mein Bein wippte leicht zur Musik und ein Lächeln umspielte meine Lippen.
Dem Himmel sei Dank gibt es guten Wein in hoher Gesellschaft.
Er schmeckte wie eine gemischte Obstplatte mit einer Menge Spritz, und ich liebte alles daran.

Ein wenig zu wacklig auf den Beinen beschloss ich, mich mit Nathaniel zu treffen.
Ich war neugierig, wollte wissen, wieso ausgerechnet ich.
Außerdem wollte ich ihm sämtliche Beleidigungen an den Kopf schmeißen, die mir in diesem Moment einfallen würden. Alleine dafür würde sich der Weg lohnen, dem war ich mir sicher.

Als sich die königliche Familie verabschiedete, huschte ich unbemerkt durch eine der Türen an den Seiten. Ich konnte mich noch wage daran erinnern, wo ich lang musste. Trotzdem hatte ich ein wenig Angst mich zu verlaufen. Dieses Schloss war riesig und ich hatte wirklich keinen Schimmer, wem ich hier mitten in der Nacht in die Arme laufen konnte.

Zielstrebig lief ich zu meinem Schlafsaal, denn von da wusste ich den Weg. Die Flure waren leer, es waren nicht einmal mehr Angestellte unterwegs. Wie spät war es überhaupt?
Und wie sollte ich morgen elegant auf einem Pferd sitzen können?
Ich musste ein wenig schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass morgen alle ein wenig verkatert miteinander ausreiten würden. Wenn ich wetten dürfte, würde ich darauf setzen, dass jemand von uns runterfallen würde.

"Okay. Von hier war es nach links, einen Gang geradeaus.", murmelte ich zu mir Selbst, bevor ich weiterlief. Bitte lass das keine schlechte Idee sein.
"Dann die rechte Tür." Ich lief durch die Tür.
"Durch die nächsten zwei Türen."
Vor der zweiten Tür blieb ich kurz stehen. Goldene Verzierungen schimmerten auf ihr und irgendetwas sagte mir, dass dieser Bereich des Schlosses eigentlich nicht für mich zugänglich war. Doch der Wein, und die mittlerweile sechs Beleidigungen die mir bereits eingefallen waren, ermutigten mich zum weitergehen.

Stolpernd lief ich die Treppe nach oben, versuchte angestrengt nicht hinzufallen.
Erstens würde das mit Sicherheit wehtuen und zweites mein Kleid ruinieren.
Zweiteres war dabei auch schlimmer als ersteres.
Oben angekommen war ich ein klein wenig außer Atem, die Welt drehte sich für einen Moment zu schnell. Ich hielt mich an dem Geländer fest.
Dann hörte ich ein leises Lachen. Erschrocken fuhr ich hoch.

Nathaniel lehnte an dem Geländer des Turmes, seine Augen lagen auf mir. Er wurde nur von dem Licht einiger Kerzen erhellt. Er sah gut aus in seinem komplett schwarzen Anzug, doch alleine für diesen Gedanken wollte ich mir am liebsten in den Hintern treten.
"Eine Lady lacht man nicht aus.", ermahnte ich ihn, raffte mein Kleid zusammen und näherte mich ihm einige Schritte.

Der Himmel war sternenklar, es war etwas frisch, aber eher angenehm abkühlend.
"Wenn sie nach zehn Treppenstufen schon außer Atem ist, dann doch.", sagte er sichtlich amüsiert.
Sein Blick lag auf mir.
"Sag mir, Nathaniel Theodore Black, was willst du von mir?"
Ich machte noch einen Schritt auf ihn zu. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das dämmrige Licht.

Seine Haare hingen ihm in Locken in die Stirn. Sie waren kaum schwärzer als die Nacht selbst.
Ich schluckte schwer. Erinnerte mich an den Tag, an dem ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Als wir das letzte Mal gesprochen hatten. Und den Schmerz, den dieser Tag mit sich gebracht hatte.

"Dich.", flüsterte er leise, seine Stimme war rau. War er nervös?
Unsere Blicke verwoben sich miteinander. Das helle Grün meiner Augen mit den dunklen Schatten der seinen. Eine Kombination wie Licht und Schatten, Tag und Nacht.
Eine Kombination die sich so sehr braucht, und doch so schwer zu lieben war.

"Sag sowas nicht.", flüsterte ich leise. Mein Körper wollte rennen. Mein Verstand sagte mir, es war eine dumme Idee gewesen hier hoch zu kommen. Ich sollte mich von ihm fernhalten, so wie ich es geplant hatte. Ich konnte ihn nicht ausstehen, ich hasste diesen Mann der hier vor mir stand. Und doch zog es mich aus unerklärlichen Gründen immer weiter in seine Richtung.
Meine Beine liefen wie von alleine auf ihn zu.

"Wieso tust du seit heute Mittag so, als würdest du mich hassen?", fragte er mich. Legte dabei seinen Kopf leicht schief.
"Weil es so ist.", erwiderte ich, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken zu müssen.
"Ich kann dich nicht ausstehen, Nathaniel." Musste ich ihn darin bestärken dass es so war, oder doch eher mich selbst?

"Und wieso bist du dann hier, Lyn?" Er sprach meinen Spitznamen dunkel aus, rau. Niemand anders hatte mich jemals so genannt. Immer nur er. Niemand anders durfte mich jemals so nennen, und auch ihm war es nicht mehr gestattet. Ich wollte ihn verbessern. So wie die letzten Male. Doch irgendwas löste dieser Name in mir aus, mitten in der Nacht über den Dächern der Stadt. Die Sterne fingen sich in seinen Augen, er spiegelte den Nachthimmel wieder.

"Ich würde es auf den Wein schieben."
Einen Moment länger schaute ich ihn noch an, bevor ich mich wieder abwendete.
"Aber es war ein Fehler zu kommen.", fügte ich noch hinzu. Ich drehte mich um, wollte zurück zu der Treppe laufen. Mit einem klaren Kopf wäre es niemals so weit gekommen. Mit einem klaren Kopf hätte ich genug Verstand und mein Hass ihm gegenüber wäre nicht so furchtbar vernebelt.
Doch ich hatte keinen klaren Kopf, keinen Verstand, weniger Hass.

Ich spürte wie sich seine Hand um meinen Arm schloss.
Instinktiv blieb ich stehen, schaute ihn jedoch nicht an. Mein Herz schlug ein wenig schneller als sonst. Die Schlagfertigkeit blieb auf meiner Zunge liegen.
Du kannst ihn nicht ausstehen, Eadlyn, sagte ich zu mir Selbst.

"Lass mich bitte los, Nathaniel.", forderte ich ihn auf und sein Griff löste sich.
"Nat.", korrigierte er mich.
Für einen Moment fühlte ich mich wieder wie mit Dreizehn. Ich saß mit ihm auf der Wiese, wir laßen gemeinsam ein Buch. Mein Kopf ruhte auf seinem Bein, während ich seiner Stimme lauschte. Zu mir war er immer nett gewesen, auch wenn er andere Kinder bereits in diesem Alter rumkommandierte. Er drückte sich anders aus, verhielt sich anders, er hielt sich schlichtweg für etwas besseres. Aber das war er ja auch.

Ich hatte ihn angesehen, seine beinahe schwarzen Augen. Er hatte mich angelächelt.
Das war der gleiche Tag, an dem mein Bruder für den König sein Leben lassen musste.
An dem Nathaniel mir gesagt hatte, dass für ein Königreich Opfer gebracht werden mussten.
Das Männer in Kriegen starben. Es war das Normalste der Welt.
Das war der Tag, an dem für mich die Welt in Scherben lag, doch seine sich ganz normal weitergedreht hatte. Der Tag an dem ich wusste, so ein Leben wollte ich nie führen.

Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um.
"Ich bin nicht mehr Lyn. Du bist nicht mehr Nat. Du hast das an dem Tag begraben, als du meinen Bruder als Kollateralschaden abgestempelt hast. Ich werde mich nicht nochmal in dich verlieben. Nicht in diesem und auch in keinem anderen Leben, Nathaniel.", sagte ich langsam. Jedes Wort mit Bedacht gewählt.
Seine Augen weiteten sich. Für einen Moment stand sein Mund offen, bevor er etwas sagte.

"Ich war auch in dich verliebt, Eadlyn."

Doch das war schon lange nicht mehr von Bedeutung.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro