♔ Neun Sorgen

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Ich spürte, wie mir mein Gesicht entglitt.
Fassungslos starrte ich Nathaniel einfach nur an. Tausend Gedanken begannen durch meinen Kopf zu rasen. Meine Mutter hatte mich angelogen. Gut, sie hätte einen großen Vorteil daraus wenn ich die nächste Prinzessin werde. Ìhr Ansehen würde ernorm steigen. Explodieren. Doch die ganze Zeit dachte ich, ich rette sie vor etwas. Dabei war das gar nicht der Fall.

Und Nathaniel? Er hatte sich, nach dem ich gegangen war, nie wieder bei mir gemeldet. Keine Kontaktversuche, nichts. Es herrschte all die Jahre Funkstille. Und jetzt? Sitzt er vor mir und will mir erklären, dass er dafür gesorgt hat, dass ich hier bin?
Hätte ich überhaupt eine Chance auf eine Einladung gehabt, wenn man mich nicht explizit auf seinen Wunsch herbestellt hätte?

Ich spürte seine Hand auf meiner, doch zog mich augenblicklich zurück.
"Fass mich nicht an.", sagte ich leise. Mein Herz raste in meiner Brust. Und ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Wie ich mit dieser neugewonnen Information umgehen sollte.
"Lyn. Es tut mir leid. Ich hätte es dir früher sagen sollen."
Seine Hand schwebte immer noch in der Luft, wo unsere Hände sich gerade noch berührt hatten. Sie zitterte leicht.

"Du hättest es einfach nie tun sollen, Nathaniel. Du hast all die Jahre nie versucht mich zu erreichen. Und dann willst du mir jetzt erzählen, dass du mich her bestellt hast? Wieso? Das ergibt keinen Sinn."
Ich versuchte meine Stimme leise zu halten, doch am liebsten hätte ich ihn angeschrien.
Meine Augen bohrten sich in seine. Frustiert fuhr er sich durch die schwarzen Haare.
"Ich dachte, dass wäre meine beste Chance. Dir auf ehrlichem Weg wieder nahe zu kommen. Dass du von alleine merkst, dass wir -." Doch er brach den Satz ab, wich meinem Blick aus.

Wortlos wandert seine Hand zu dem gebundenen Buch, welches auf dem kleinen Tisch lag.
Er griff danach, bevor er es mir reichte. Noch immer schaute er mich nicht an, sein Blick war auf den Boden gerichtet. Verwirrt schaute ich auf das Buch. Es war abgenutzt, in braunes Leder gebunden. Kein Titel, kein Schriftsteller. Vorsichtig nahm ich es in meine Hände, schlug es an der Stelle auf, an der ein Stoffband die Blätter voneinander trennte.
Schweigend flogen meine Augen über die handgeschriebenen, kleinen Gedichtverse.

M

ein Kopf setzte die Buchstaben zu Worten, trotzdem konnte ich nicht begreifen, was ich dort gelesen hatte. Ich klappte das Buch zusammen, meine Augen brannten heiß.
"Du hast über mich geschrieben?", fragte ich leise, reichte ihm das Buch zurück.
"Gefällt es dir nicht?"
Eine Gegenfrage zu einer Frage.
"Das habe ich nicht gesagt. Ich verstehe es nur nicht." Meine Stimme durchschnitt scharf die Ruhe der Nacht.

"Du hattest mir nicht vergeben. Es hätte nichts gebracht, dir zu schreiben."
Eine Träne lief über meine Wange. Ich hätte ihm nicht vergeben, damit hatte er Recht. Aber wenn er sich gekümmert hätte, entschuldigt. Wenn er mir gezeigt hätte, dass das Gesicht, dass ich an diesem Tag gesehen habe nur Fassade für das Königreich war. Dann hätte ich ihm verziehen, ich hatte ihm verzeihen können. Viel früher. Viel schneller.

"Ich denke, es ist besser wenn ich jetzt gehe." Wie von alleine richtete ich mich auf, verschränkte meine Hände vor meinem Körper. Auch Nathaniel stand auf, trat einen Schritt an mich heran.
Sein Geruch stieg mir in die Nase und versetzte meinem viel zu schwachen Herz einen Stich.
Mein Mund öffnete sich, doch mir fehlten die passenden Worte. Ich verstand nicht, was passiert war, oder wie es überhaupt passieren konnte.

"Wirst du das Schloss verlassen?", fragte er leise. Seine Hand glitt zu meiner Wange, doch verharrte über ihr. Als würde er auf eine Erlaubnis warten, mich berühren zu dürfen. Ich sagte nichts, bewegte mich aber auch nicht. Sanft strich er mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Seine Hand verweilte auf meiner Wange. Ich schluckte schwer.

"Ich weiß es nicht."
Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wieder. Gepaart mit Sehnsucht, gaben sie eine tötliche Kombination ab. Dunkel wie die Nacht selbst.
"Bitte geh nicht. Verlass mich nicht.", flehte er leise.
"Nicht schon wieder.", fügte er noch hinzu. Sein Daumen wanderte leicht über meine Haut, fuhr meine Konturen nach. Regungslos und auch absolut unfähig mich zu bewegen blieb ich vor ihm stehen.

"Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein."
Mehr Worte brachte ich nicht raus. Ich wollte ihm so viel sagen. Ihm erklären, was in mir vorging. Welche Sorgen und Ängste in mir wohnten und das ich definitiv nicht die richtige Frau für diesen Posten wäre. Ich wäre eine grauenvolle Prinzessin, weil ich mich nicht damit identifizieren kann. Weil ich nicht einmal weiß, was diese Familie alles getan hat um an die Macht zu kommen, die sie jetzt haben. Welche Geheimnisse hinter den schweren Mauern stecken und welche Gerüchte wirklich wahr sind. Und mir kann es auch nicht egal sein, so wie den anderen Mädchen.

Anderseits verliere ich mich in den Augen des Mannes, der vor mir steht. Ertrinke in seinen Berührungen und wünsche mir nichts sehnlicher, als den Abstand zwischen uns zu schließen und ihn nie wieder wachsen zu lassen. Er war der erste und einzige Mann, für den ich jemals etwas empfunden hatte. Und auch wenn mein Kopf so tapfer streikt und sich wehrt, würde mein Herz am liebsten die weiße Fahne hissen. Doch wie viel Glück wäre für uns vorbestimmt? Wie sollte das jemals funktionieren? Wir konnten nicht gewinnen.

"Du solltest genau hier sein.", erwiderte Nat. Seine Berührungen hinterließen ein warmes Kribbeln in meinem Bauch. Leicht schmiegte ich meine Wange gegen seine Hand.
Er setzte meinen Körper in Brand, ohne etwas dafür tun zu müssen. Seine Nähe reichte vollkommen aus, um mich aus der Bahn zu werfen, um alles zu vergessen, was mich wegstoßen und nicht anziehen sollte.

Ohne darüber nachzudenken legte ich meine Hand ebenso auf seine Wange.
Ich sah etwas in seinen Augen flackern, nur eine Sekunde, bevor es wieder verschwunden war.
"Küss mich.", flüsterte ich leise. Konnte nicht einmal selbst realsieren, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte.
Nat's freie Hand legte sich an meine Hüfte, er zog mich ein Stück dichter zu sich.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er den Abstand zwischen uns schloss.

Von ihm geküsst zu werden löste ein Feuerwerk in mir aus, von dem ich nicht gedacht hätte es noch fühlen zu können. Es weckte Sehnsüchte in mir, die ich versteckt hatte, verborgen in den hinteresten Ecken meines Körpers.
Ich erwiderte seinen Kuss ohne darüber nachzudenken. Meine Hand fuhr durch seine Haare, über seinen Nacken, seinen Rücken. Ich wollte alles von diesem Kuss spüren, jede Sekunde dieses Gefühls in mir aufnehmen.

Gänsehaut überzog meinen Körper an den Stellen, an denen er mich berührte.
Ich war Wachs in seinen Händen und konnte nichts dagegen tun. Viel zu lange hatte ich mir diesen Kuss gewünscht, mich danach gesehnt, ihn mir ausgemalt. Viel zu oft darüber nachgedacht wie seine Lippen wohl schmecken würden, wie seine Hände sich anfühlten.
Doch die Wahrheit übertrumpfte alles, was sich in meinem Kopf abgespielt hatte.
Seine Berührungen waren Feuer für meine Seele, seine Lippen schmeckten süß und viel zu verführerisch.

Ich wusste nicht wie lange wir unter den Sternen standen und uns küssten. Wie viel Zeit vergangen war bis die kleinen Kerzen um uns herum heruntergebrannt waren und uns kein Licht mehr spendeten. Doch ich wusste, dass ich diesen Moment eigentlich niemals Enden lassen wollte. Doch irgendwann gewann mein Kopf wieder die Oberhand über meinen geschmolzenen Körper, holte uns zurück ins Hier und Jetzt.
Atemlos löste ich mich von ihm, trat einen Schritt zurück.

Ohne das ich etwas sagen musste, veränderte sich sein Blick.
"Tu das nicht.", ermahnte er mich leise. Seine Wangen waren leicht gerötet, seine Haare von meinen Händen zerzaust.
Ich schaute ihn an, prägte mir dieses Bild ein, für den Fall, dass ich es zeichnen wollte, wenn die Sehnsucht zurückkam. Ich würde nicht gehen, nicht heute, nicht morgen. Ich würde aber auch nicht so lange bleiben, um Prinzessin werden zu können. Ich hielt die Tränen zurück, die sich einen Weg aus mir bahnen wollten. Es würde nicht funktionieren. Gefühle für ihn reichten für so eine Hochzeit und Verantwortung einfach nicht aus.

"Du solltest Sofia heiraten, dass wäre das Beste für dich, Nat.", sagte ich leise, schenkte ihm ein letztes Lächeln bevor ich mich umdrehte und nicht mehr zurückschaute.

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