12. Kapitel

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Allein zu sein, tat Mara gut. Noch besser machte dieses Alleinsein die Tatsache, dass Maurice daheim auf sie wartete.
Wahllos warf sie Gemüse und Obst in den Wagen, bevor sie drei Tüten Paprikachips hinzufügte. Mara mochte Chips. Es war ihr egal, dass sie ihre Figur ruinierten, sie trieb Sport. Auch wenn ihre Mutter ihr ständig vorhielt, dass ihr das in zwanzig Jahren bei ausuferndem Konsum auch nicht mehr weiterhelfen würde, wollte sie nicht verzichten.
Ihr Handy klingelte. "Hallo?", meldete sie sich.
"Du speicherst dir die Nummer ab und wenn du wieder hier bist, darfst du meine Wohnung besichtigen."
Maurice tigerte im Eingangsbereich von Maras Wohnung auf und ab. Ohne Mara langweilte er sich. Jetzt, wo sie seine Freundin war, sollte sie um sein Vertrauen wissen.
Sie ist unvergleichlich, dachte er. Mara war anders. Er mochte sie eben. Wie lange war sie fort? Seit fünf Minuten, maximal zehn. Er sehnte sich nach ihr ...
Mara grinste wie ein Honigkuchenpferd, während sie die Handynummer hinterlegte. Andere Kunden im Supermarkt schauten sie schräg an, aber es war ihr egal.
Er vertraut mir, dachte sie. Maurice war anders. Sie mochte ihn eben. In seiner Nähe war alles leichter.
Sie bahnte sich ihren Weg zur Kasse. Es fehlten noch eine Menge Dinge, die auf ihrer Einkaufsliste standen, aber Mara wollte zurück zu Maurice, sofort.
Im Schloss drehte sich ein Schlüssel und Maurice öffnete die Tür, bevor sie es konnte.
Schnelle verstaute sie die Einkäufe in der Küche, dann ließ sie sich von Maurice ins Schlafzimmer tragen.
"Die Poster sind nicht dein liebstes Deko-Element, hm?", fragte sie Maurice.
"Gewöhnungsbedürftig."
"Es ist blöd, ich weiß."
"Es ist nicht blöd, wenn du es magst."
Sie setzte sich auf und fummelte das Haargummi ab, dass sie als Armband trug. Dann band sie sich in einer einzigen fließenden Bewegung einen Pferdeschwanz.
Er lockerte ihn, überlegte, ihn ganz zu lösen. Nein, wieso sollte er?
Mara sank wieder in die Kissen und sah zu wie Maurice ihr Bücherregal inspizierte. Hin und wieder zog er eins der Bücher hervor, überflog den Klappentext, dann stellte er es zurück an seinen Platz.
"Hast du ein Lieblingsbuch?", fragte er neugierig.
Gedankenverloren streckte sie die Hand aus und zeichnete mit ihren Fingerspitzen feine Muster auf seinen Rücken. "Vielleicht Der geheime Garten. Das war das erste Buch, das ich gelesen habe, sobald ich konnte. Ich lese es immer noch gerne. Was ist mit dir, hast du ein Lieblingsbuch?"
Maurice schüttelte den Kopf. "Meistens lese ich auf Französisch, aber ich habe nur selten Zeit dazu."
"Das ist schade", hauchte sie.
Er legte sich neben sie. "Ich versuche, mir Zeit zu nehmen, aber 'ne Konzentrationsschwäche ist nicht hilfreich dabei."
Mara stand auf und zog eine Jeansjacke aus ihrem Schrank. "Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, deine Wohnung zu besichtigen", entschied sie.
Maurice gab ihr recht.
Ein paar Minuten später standen sie vor seiner Haustür in Kreuzberg. Er führte Mara vorbei an den verschiedenen hässlichen Tags, die überall an die Wände gekritzelt waren ... Sie konnte das viel besser, schoss es ihm durch den Kopf.
"So viel Platz für eine Person?", fragte sie staunend beim Anblick des großzügigen Lofts.
Maurice trat eine paar herumliegende T-Shirts aus dem Weg.
"Augen zu", befahl er.
"Musst sie schon zuhalten", grinste Mara.
Er trat hinter sie und legte beide Hände über ihre Augen. Sie sog seinen Duft ein, konzentrierte sich auf die Berührung ihrer Hüften.
"Marsch", flüsterte er in ihr Ohr. "Immer geradeaus."
Sie tippelte los. Dann veränderte sich die Luft. Es war kälter, windiger.
"Augen auf", flüsterte Maurice und gab sie frei.
"Wow", entwischte es ihr.
Die Aussicht war überwältigend. Die Sonne stand hoch über dem Kreuzberg, gehüllt in Nebelschwaden. Alles glühte in warmen Rottönen, die einen Kontrast zur relativ niedrigen Temperatur heute malten.
Lächelnd stellte Maurice fest, dass er Recht hatte mit der Farbe ihrer Wangen. Der Sonnenuntergang intensivierte sie und er fand, Mara sah aus wie ein Engel. Irgendwie überirdisch jedenfalls.
"Schönes Plätzchen." Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Betonboden.
"Nein, Maurice, da kann ich mich nicht hinsetzen, ich kriege eine Blasenentzündung", zitierte er seine Ex mit piepsiger Stimme. Sie abzuservieren, war eine der besten Entscheidungen, die er je getroffen hatte. Mara war nur ein Fan gewesen, aber deshalb sie ihn nicht unbedingt anders behandelt. Anfangs hatte er noch das Gefühl, sie hätte mehr Respekt vor seiner Person, aber das war verklungen. Sie verstand ihn schneller und besser, vermutlich genau deswegen.
"Mädchen, die über Blasenentzündungen jammern, haben noch nie getrauert", stellte sie fest.
"Na ja." Als Mara seine zweifelnde Miene bemerkte, bekam sie ein mulmiges Gefühl.
Maxim war nicht der Typ, der sich mit mental auf die Probe gestellten Frauen abgab. Zumindest nicht über längere Zeit. Seine Ex war anstrengend gewesen, klar, aber sie war ihm auch sehr vertraut und plötzlich kam es ihm dumm vor, über sie herzuziehen.
Doch Mara legte den Kopf in seinen Schoß und der Gedanke an die Andere erübrigte sich. Ihre Finger zurrten an der Luft.
"Was tust du?", fragte er grinsend, fuhr mit seiner Hand dazwischen und küsste ihre Knöchel.
"Ich spiele Harfe. Die Proben sind immer montags, mittwochs und freitags in der Philharmonie, aber ich war nicht dort in den letzten Wochen."
"Wegen mir?"
"Auch. Ich komponiere mehr und konnte mein Fehlen besser entschuldigen, weil du meine Inspiration in der Zeit warst. Ich habe vier vollständige Lieder geschrieben, währenddessen."
"Hast du deine eigene Harfe?"
"Kann ich mir nicht leisten."
"Möchtest du eine?"
"Sprechen wir gerade über ein verdammt teures Geschenk, das du mir machen möchtest? Weil: Wenn ja, dann schlag es dir aus dem Kopf, bitte."
"Wieso?"
"Weil es viel bessere Geschenke gibt."
Sie küssten sich.
Maurice entschied, ihr die Harfe trotzdem zu schenken, eines Tages.
"Spielst du mir was vor?", fragte er.
"Jetzt gleich?"
"Abends", sagte er. "Am Abend klingt Musik am schönsten."
"Musik klingt immer am schönsten, wenn man sich darauf einlässt. Nachts, morgens, vormittags, nachmittags. Mit ihr ist es wie mit Büchern."
"Nein, abends ist sie am schönsten, du wirst es hören", widersprach er. "Meine Mutter hat das zu mir gesagt als ich klein war und in diesem Moment habe ich zum allerersten Mal wirklich Musik gehört. Es ist anders abends."

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