24. Kapitel - Avalaine

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Eine Kälte überrollte Ava, wie sie sie noch nie zuvor gespürt hatte. Sie saß tief in ihren Knochen und verhinderte, dass ihre Glieder aufhörten zu schlottern. Jedes ihrer Körperteile tat weh, als sei sie gerade einen Marathon gelaufen, ohne jemals dafür trainiert zu haben. Verdammt, wo war sie? Was war passiert? Ava konnte sich nicht erinnern. Ihr Gehirn fühlte sich zu benebelt, zu müde und zu langsam an, als dass sie einen klaren Gedanken hätte fassen können. Sie versuchte, ihre Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht und so glitt sie einfach wieder zurück in die willkommene Tiefe der Dunkelheit.

Als sie das nächste Mal zu Bewusstsein kam, war sie etwas kräftiger. Ihre Augenlider schafften es auf zu flattern. Grelles Licht blendete Ava und sie ließ ihre Lider sofort wieder heruntergleiten. Wo war sie? Vielleicht war es ein Krankenhaus. Sie sog tief die Luft ein und konnte einen stechenden Geruch nach Alkohol und Putzmitteln erkennen. Vielleicht war sie wirklich in Sicherheit. Vielleicht hatte sie jemand gefunden. Vielleicht war es nur ein Ast gewesen, der sich im Wind gelöst hatte und nichts weiter. Doch dann fiel ihr ein, was passiert war. Sie war am Ufer gewesen- einem Ufer ohne Bäume daneben. Sie war alleine gewesen und jemand hatte sie niedergeschlagen. Sie konnte nicht in einem Krankenhaus sein. Komm schon. Komm, du musst deine Augen öffnen, versuchte, sie sich zu ermutigen. Sie musste herausfinden, wo sie war. Und vor allem, wie sie wieder wegkommen würde. Es dauerte einen Moment, aber dann hatten sich ihre schwachen Augen an das kräftige Licht gewöhnt und vermachten Umrisse zu erkennen. Sie war in einem Raum, gefesselt an einen kalten Metallstuhl, der ihre Haut noch mehr erzittern ließ. Selbst ihre Knöchel waren aneinander gebunden, als wäre sie sonst eine Bedrohung. Nirgends konnte sie ihren Rucksack erkennen, aber immerhin war sie noch in ihren Klamotten, die ihr ein bisschen Vertrautheit und Zuversicht schenkten. Sie setzen sich stark von den weißen Wänden, dem gleißend hellen Licht, welches auch riesigen Lampen über ihr kamen und der ebenfalls weißen Tür ab. Nur an der Wand direkt vor ihr, sie hätte sie vielleicht ungefesselt in drei oder vier Schritten erreichen können, war ein Spiegel angebracht, in dem sie sich selbst sehen konnte. Ihr Zopf hatte sich fast vollends gelöst und ihre Haare hingen ihr wild ins Gesicht. Avas Augen funkelten, das Blau konnte sie selbst von hier erkennen, doch ihr Gesicht war blasser als eh und je und ließen ihre tiefen Augenringe deutlich erkennen.

"Hey!", ihre Stimme war rau und kaum mehr als ein Flüstern. Ihre Kehle war so trocken wie Staub. Wie lange war sie schon hier? Wie lange hatte sie schon nichts mehr getrunken?

"Hey!", versuchte sie es erneut, dieses Mal lauter. Keine Antwort. Angst kam in ihr hoch. Dieses vertraute, kalte Gefühl der Einsamkeit, dass sie seit Tagen begleitet hatte, war zurück, doch noch um ein vielfaches stärker. Heute Abend- oder wann auch immer sie bei Loch Ness war- hatte sie sich zum ersten Mal seit einer langen Zeit stark gefühlt, als könnte sie sich wehren. Als könne sie etwas gegen diese Welt unternehmen. Als bräuchte sie niemanden außer sich selber.

Wie naiv sie gewesen war. Und auch wenn sie sich selber für diesen Moment der Leichtgläubigkeit schämte, wünschte sie sich dieses Gefühl zurück. Sie musst stark bleiben und klar denken. Sonst würde sie sterben und niemand würde sich jemals für die Wahrheit interessieren. Sie hatte jetzt viel mehr Verantwortung, als nur die Gerechtigkeit für ihre Mutter. Jetzt ging es auch um all die Wesen, all die Geschöpfe, deren das gleiche oder noch schlimmeres angetan wird. All jenen, die Hilfe brauchen und sich nicht selber befreien können. Es ging hier nicht um sie.

"Hey!", jetzt schrie sie, ihre Stimme fest. "Hallo! Ihr Arschlöcher! Jemand da?", sie versuchte mit Absicht, ihre Stimme gefasst und abwertend klingen zu lassen und war stolz, als es ihr gelang. Es kam keine Antwort. Ava starrte gegenüber in den Spiegel. Und da traf sie eine Erkenntnis. Es war kein normaler Spiegel- es war ein Einwegspiegel. Die gesamte Zeit konnte sie jemand da Draussen beobachten.

"Ich weiß, dass ihr da seid!", schrie sie den Spiegel an. Sich selber. Und sie war insgeheim sehr zufrieden damit, wie sie dabei aussah. Sie sah nicht aus, wie die kleine zierliche Person, die sie in ihrem Inneren fühlte. Sie sah aus wie ein Psycho, bereit jemanden zu ermorden, um hier rauszukommen. Also sollte sie doch auch so handeln. Ihre Panik hatte sich jetzt in Aggression und Wut umgewandelt. Wenn dies hier nicht das Krankenhaus war- und das war offensichtlich- musste es das Institut sein, von dem Jarle gesprochen hatte- von dem sie gelesen hatte. Und sie war eines ihrer Experimente. Sie war eine von Vielen, von denen sie etwas brauchten, das sie noch nicht hatten. Und so bald sie es hatten, würde sie tot sein. Genau wie ihre Mutter, genau wie der Engel. Sie schaute an sich herab. Ihre Hände waren mit einer Metallkette gefesselt, die mit denen an ihren Knöcheln verbunden war. Allerdings sollte sie Kette lang genug sein, sodass sie sich gerade hinstellen konnte. Das einzige, das nicht gefesselt war, war der Stuhl. Zwar war sie an ihm festgebunden, er aber nicht am Boden. Ohne zu überlegen, sprang sie auf und rammte das Metall in den Spiegel. Doch auch wenn sie all ihre Kraft und viel Schwung aufgewandt hatte, war es schwere, als sie erwartet hätte. Der Stuhl flog nur schwach gegen die Oberfläche und hinterließ nur einen kleinen Riss. Gerade als sie zu einem neuen Versuch ansetzten wollte, spürte sie plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrem Nacken. Sie hob ihre Hände, um ihn verwirrt abzutasten. Als sie sie wieder anschaute, war etwas Blut an ihnen. Doch bevor sie realisieren konnte, was passiert war, wurde ihr erneut schwarz vor Augen.

Der Raum war ein anderer, als sie zum Dritten Mal aufwachte, was sie aber nur daran sehen konnte, dass der Spiegel heil war. Ansonsten sah alles gleich aus. Allerdings saß sie nicht mehr auf dem Metallstuhl, sondern lag auf einer Liege, mit einem Fuss und einer Hand daran gefesselt. Ava musste schmunzeln, als sie sah, dass die Liege an der Wand befestigt wurde. Sie hatte also doch wenigstens etwas erreicht. Nicht, dass es ihr weiterhelfen würde. Ihr Nacken brannte. Es musste eine Art Betäubungsmittel sein, dass ihr von hinten injiziert wurde. Sie versuchte gar nicht erst, etwas zu sagen. Es würde ja sowieso niemand antworten. Jetzt musste sie erst einmal versuchen, den Nebel in ihrem Kopf zu klaren. Einen Plan zu fassen, hier wirklich wieder heraus zu kommen- ohne, dass sie sich von ihrem Emotionen leiten ließe. Das brachte sie ja anscheinend nicht sehr weit.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch plötzlich erwachte sie. Ava hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war, und noch weniger, was sie so abrupt hatte aufwachen lassen. Panisch blickte sie sich um, doch da sich ihre Augen noch nicht wieder an das grelle Licht gewöhnt hatten, konnte sie kaum etwas ausmachen. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie eine Gestalt am anderen Ende des Raumes erkennen konnte. Sie stand einfach nur da und schien zu warten. Vielleicht bildete sie sie sich auch einfach nur ein. Vielleicht war da niemand? Doch, jetzt als ihre Augen klare Bilder sehen konnte, war sie sich sicher. Dort stand ein Mann und schien darauf zu warten, dass sie sich rührte. Doch Ava tat nichts. Weder sagte sie etwas, noch rührte sie sich. Sollte er doch anfangen. Schließlich war er zu ihr gekommen. Als der Mann das zu begreifen schien, räusperte er sich. Es war interessant: diese Person war völlig unscheinbar. Wäre er Ava auf der Straße über den Weg gelaufen, hätte sie ihn vermutlich für einen Anwalt oder Geschäftsmann gehalten, sich aber nicht weiter mit ihm beschäftigt. Seine schlanke Figur steckte in einem schwarzen Anzug, der allerdings nicht zu edel war, sondern gerade angemessen um einen normalen Tag mit ihm zu beschreiten. An seiner rechten Hand prangte eine große Uhr, aber sonst ließ nichts an ihm auf Luxus hinweisen. Er räusperte sich erneut, näherte sich aber dieses Mal der Liege. Da sie nicht wollte, dass er irgendein Zeichen der Schwäche bei ihr erkennen konnte, weichte sie keinen Zentimeter zurück, sondern versuchte anstatt dessen, sich etwas zu entspannen. Als wären sie gerade dabei, über das Wetter zu sprechen.

"Hallo, Miss Bricks. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.", begann er endlich. Selbst seine Stimme klang normal. Ungewöhnlich normal. Langsam begann genau das gruselig zu werden. Sie antwortete immer noch nicht, dieses Mal aber weil sie keine gute Antwort fand.

"Ich sehe, Sie sprechen lieber durch Taten.", er lachte, als hätte er einen Witz gemacht. Es widerte Ava an.

"Ach, ich vergaß. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Samael Ward. Ich leite dieses Institut.", sagte er und streckte ihr seine Hand hin. Sie nahm nicht an, sondern drehte ihren Körper von ihm weg. Aber nicht, ohne ihn gut im Blickfeld haben zu können. Deswegen kam er ihr so bekannt vor. Er ist der Leiter dieses Instituts. Samael Ward. Dann musste das Bild, dass sie im Internet gefunden hatte, schon etwas Älter sein. Jetzt zog er seine Hand zurück und streichelte sich das Kinn, als hätte er einen Bart.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch schon von mir gehört hast.", fuhr er fort, aber Ava brach ihr Schweigen nicht.

"Naja. Was tut das zur Sache? Also. Schau her. ich habe da ein klitzekleines Problem.", verdammt. Jetzt wurde es ernst.

"Ich werde es kurz und schmerzlos machen, da ich mir sicher bin, dass du bereits eine Ahnung hast. Du scheinst mir ein cleveres Kerlchen zu sein. Genau wie deine Mutter."

"Wagen sie es nicht, von ihr zu sprechen, sie Bastard.", schrie sie ihm direkt ins Gesicht, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte. "Wagen sie es nicht."

Mr. Ward lächelte, seine Augen funkelten.

"Ach ja. ich habe gehört, was passiert ist. Solch eine Tragödie. Sie hatte wirklich Potential.", sprach er mit sanfter, fast singender Stimme. Wie konnte er nur. Er saß da und redete über sie, als sei sie eine Heldin gewesen, dabei war er es, der sie umgebracht hatte. Die Wut, die in ihr hoch wallte, war stärker als je zuvor. Völlig außer sich zog sie an den Ketten, versuchte sich zu befreien, zu entkommen und diesem Vollidioten, diesem Mörder weh zutun. Noch nie zuvor hatte sie solche Rachegelüste wie jetzt. Doch das kalte Metall ließ nicht nach. Natürlich nicht.

"Das hatte sie. Bis Sie sie getötet haben!", schrie sie ihn an. Ihre Stimme wurde immer rauer.

"Na, na. Werden wir doch jetzt nicht übermütig. Wir haben doch gerade eine so schöne Unterhaltung.", sagte er, seine Stimme ruhig.

"Warum? Warum haben Sie sie umgebracht?", eigentlich war sie sich ziemlich sicher, die Antwort zu der Frage schon zu kennen. Doch sie brauchte die Sicherheit. Sie musste es auch seinem Mund hören. Mr. Ward musterte ihr Gesicht lange. Sein Ausdruck verriet keinen seiner Gedanken und so blieb es an Avas Gedanken allein, sich die Antwort auszumalen. Doch schließlich, sie dachte sch0m, er würde sich einfach umdrehen und gehen, begann er zu reden.

"Es war notwendig. Ich bin mir sicher, dass du verstehst.", hatte er das gerade wirklich gesagt? Das sie versteht? Es verschlug ihr sie Sprache. "Sie stellte eine Bedrohung für unser Institut dar. Und das konnte ich nicht zulassen. Sie wusste einfach zu viel, deine Mutter. Also mussten wir etwas dagegen unternehmen. Und naja- den Rest kennst du, glaube ich.", er lächelte Ava an. Mit diesem falschen, schleimigen Lächeln, dass sie fast dazu brachte, sich zu übergeben.

"Und jetzt", er zog seine Mundwinkel hoch, während er redete, als täte es ihm leid, "Jetzt ist es wohl an dir, zu viel zu wissen. Oder etwa nicht?"

"Was wissen?", desto dümmer sie sich stellen würde, desto mehr könnte sie verheimlichen. Oder glaubwürdig abstreiten zu wissen.

"Oh. Ich glaube, du weißt genau, was ich meine. Komm schon. Hier tut dir keiner etwas. Hier sind nämlich Menschen, die wissen, was sie wollen und wem sie helfen können. Ich bin mir sicher, dass wir sogar noch einen tollen Job für dich finden könnten, wenn du dich gut anstellst.", seine Stimme klang als würde er mit einem Hund reden, der sich ein Leckerlie verdienen sollte. Jetzt wurde ihr wirklich schlecht. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Alles wozu sie sich im Stande fühlte, war ein schwaches Kopfschütteln.

"Schade. Ich bin mir sicher-"

"Kommen sie zum Punkt, verdammt noch mal! Warum bin ich hier?"

"Ganz ruhig.", er erhob seine Hände besänftigend, allerdings funkelten seine Augen schelmisch.

"Ich seh schon- ich werde wohl direkter werden müssen. Fangen wir leicht an. Was weißt du über übernatürliche Kreaturen?", fragte er.

"Übernatürliche Kreaturen? Wovon sprechen sie bitte?", sie gab wirklich ihr Bestes, um überrascht aus zusehen.

"Okay, also wusstest du schon einmal, dass sie existieren.", verdammt. "Du solltest wirklich an deinen Schauspielkünsten arbeiten.", kurz schwieg er. "Um ehrlich zu sein, bin ich etwas erleichtert, dass du etwas weißt.", er machte ein lautes Geräusch- es war wohl ein Lachen. "Ich hätte es wirklich furchtbar schade gefunden, dich umsonst zu entführen und- naja, du weißt schon.", wusste sie nicht aber es machte ihr definitiv noch mehr Angst.

"Ich habe mit Leevi gesprochen. Es wird doch vielleicht interessieren, dass er es war, der dich gefunden hat."

"Warum? Ich kenne keinen Leevi. Wovon sprechen sie bitte?", fragte sie verblüfft. Mr. Ward lächelte.

"Oh, ich denke schon, dass du ihn kennst. Ich habe selbst veranlasst, dass er dir mal einen Besuch abstattet. Da hat er seinen Auftrag wohl nicht so gut gemacht, was?"

Jetzt traf sie die Erinnerung wie ein Schlag. Leevi war der Junge gewesen, der bei ihr gewesen war. Gleich in den Tagen nach dem Tod ihrer Mutter. Er hatte gesagt, er wollte ihr helfen. Seine Eltern seien auch gestorben. Shit. Was hatte sie ihm erzählt? Aber es konnte nicht allzu viel gewesen sein, wenn er seinen Job schon nicht gut genug gemacht hatte. Warum hatte sie sich nichts bei dem Jungen gedacht? Sie hätte mehr Fragen stellen sollen.

Mr. Ward musterte ihr Gesicht aufmerksam.

"Ah, ich sehe- du erinnerst dich. Sehr gut. Maya- sie war mir Leevi auf dem Auftrag- hat dich hierher gebracht."

Verräter. Aber sie nickte nur. Ava wusste, dass sie zu naiv gewesen war.

"Zu deinem Pech haben sie genau gesehen, was du am See gemacht hast. Lass es uns eine Art Ritual nennen.", er machte eine kurze Pause, räusperte sich und schien in ihrem Gesicht nach einer Art Antwort zu suchen. Etwas das sagte: verdammt, sie haben mich erwischt. Ich gestehe alles. Zu ihrem Glück schien er nichts zu entdecken und ließ bald wieder seinen Blick von ihrem Gesicht wegschweifen. Das änderte allerdings nichts daran, dass sie sich ertappt fühlte. Sie hätte besser aufpassen müssen. Allerdings wissen sie vielleicht auch nicht alles.

"Und da stellt sich mir natürlich die Frage., was du noch alles weißt. Ich meine, das ist ein Wissen, welches wir schon seit Jahren versuchen zu erlangen. Du dagegen scheinst es einfach zu haben. Komm schon, Ava. Hier wird dir nichts geschehen.", er legte erneut eine Pause ein, doch Ava wusste, es war nur um seinen folgenden Worten mehr Kraft zu verleihen. "Solange du kooperierst. Ansonsten kann ich für deine Sicherheit nicht mehr garantieren. Es ist ein Geben und ein Nehmen hier, Avalaine.", sie musste Schlucken. Was hieße keine Sicherheit hier? Der Tot? Folter oder auch Experimente an ihr? Und doch blieb sie still. Es hing zu viel an ihrem Schweigen ab.

Ihr Gegenüber seufzte tief. "Naja, das war mir schon fast klar. Dann lässt du mir wohl keine andere Wahl.",sagte er, drehte sich mit bedauerte Gesicht um und ging. Eine lange Zeit passierte gar nichts. Die Stille senkte sich schwer über den Raum und erdrückte sie fast. Es machte ihr immer schmerzhafter bewusst, dass sie alleine war. Niemand war hier und sie war ihren Gedanken überlassen. Doch nach einer Ewigkeit erklang aus der Ferne ein Tuten, die Tür öffnete sich. Herein kam ein junger Mann, der praktisch unsympathisch schrie. Das Braun seiner Augen erinnerte sie entfehrnt mit dem von Caspers Augen, doch es war erstaunlich, welch unterschiedliche Ausstrahlungen sie hatten. Während Caspers Augen Liebe und Fürsorge ausstrahlten, verströmen seine eine Art Gewalt und Kaltherzigkeit. Jetzt verstand Ava- dies war keine Sicherheit .

Anders als Mr. Ward trat der großgewachsene Mann gleich ein. Seine Aura um strahlte den Raum, als gäbe es nur ihn. Angst walte in Ava hoch, doch sie versuchte Ruhe zu bewahren. Sie musste jetzt entspannt bleiben, keine Schwäche zeigen.

"Mado.", spuckte er Ava praktisch an. Es sollte wohl sein Name sein.

Sie erwiderte nicht ihren Namen- er wusste ihn sowieso.

"Hast du etwa Angst?", fragte er hämisch und zeigte mit einer Hand auf ihren sich schnell hebenden und senkenden Brustkorb. Beruhig dich, ermahnte sie sich selber. Bleib stark.

"Nein.", sagte sie mit kräftigerer Stimme, als gedacht.

"Was willst du?", sie versuchte einen ähnlich abwertenden Ton zu benutzen wie Mado zuvor. Er zeigte den Anflug eines grausamen Lächelns und fuhr sich mit der einen Hand durch die schulterlangen, fettigen Haare.

"Oh. Ich glaube, Du weißt genau, was ich will. Ich will Informationen oder wir spielen ein bisschen." Jetzt hatte sie ein Problem. Sie hatte keine weiteren Informationen zu geben. Doch sie wusste auch, dass wenn sie das zugab, sie keinen Nutzen mehr hatte. Dann wäre Ava einfach Ballast und Ballast wurde angeworfen.

"Nein."

"Nein?", seine Stimme lachte- er machte sich über sie lustig. "Oh, ich glaube schon."

Jetzt kicherte er dunkel. "Ich glaube, du wirst schneller reden, als du denkst. Aber wir werden sehen. Alles zu seiner Zeit.", er beugte sich näher zu ihr, sodass Ava seinen stinkenden Atem ins Gesicht bekam. "Ich mag es langsam"; flüsterte er.

Es fiel ihr schwer nicht zu würgen. Wie ekelhaft konnte jemand sein? Sie bewegte sich nicht, doch anstatt zurückzuweichen ergriff Mado ihre linke Hand. Sofort schoss ein schon vergessener Schmerz hervor. Den Schnitt vom See hatte sie schon ganz vergessen. Er war nicht behandelt worden und musste sich von alleine geschlossen haben, was ihn sich jetzt sofort wieder öffnen ließ. Ava spürte eine warme Flüssigkeit ihr Handgelenk herunterrinnen, wagte es aber nicht, ihren Blick von den grausamen Augen des Mannes, der ihr immer noch so nahe war, abzuwenden. Er zog eine Seite seines Lächelns schelmisch hoch, machte Anstalten sich aufzurichten, klopfte ihr aber zuvor noch einmal auf den Nacken. Auch dort machte sich das so vertraute Gefühl des Schmerzes breit. Nur die Tatsache, dass Mado sich endlich einen Meter von ihr entfernt hatte, machte ihr Mut. Er wand Ava seinen Rücken zu.
"Nur damit wir uns verstehen- das war erst eine kleine Kostprobe meiner Künste. Ich habe mir ein richtig schönes Programm für dich überlegt.", er lachte. Es schien etwas zu sein, dass er gerne tat. Er hatte es auch perfektioniert, denn jedes Mal jagte es Ava einen Schauer über den Rücken. Und ab da ging alles viel schneller, als sie schauen konnte. Als sie begriff, dass das metallisch glänzende, dass sie meinte im Augenwinkel sehn zu können ein Messer war, konnte sie sich nicht mehr darauf vorbereiten. Die Waffe traf sie am Bauch. Vor Überraschung keuchte sie auf. Ava konnte ihn nur verblüfft anstarren. Noch spürte sie keinen Schmerz- der Schock war zu groß. Ihr Körper begann, sich zu verkrampfen und ein Verlange überkam sie, sich zusammen zurollen. Endlich schaffte sie es, ihren Blick von Mados Augen abzuwenden und auf ihren Bauch zu starren. Es war auf dem schwarzen Top nicht viel Blut zu sehen, doch sie konnte die warme Flüssigkeit spüren, wie sie sich langsam ausbreitete. es erschien ihr so, als würde mit jedem Atemzug mehr Schmerz in die Wunde fließen.

"Das war doch mal ein schöner Anfang. Sehr gut. Also, was weißt du? Fangen wir mal mit diesem Institut an."

"Nein.", wiederholte sie einfach. Diesmal antwortete er nicht. Er lachte auch nicht mehr. Sein Blick war kalt, brutal und ernst. Langsam trat er wieder einen Schritt näher. Seine Füße berührten fast ihre Zehen, doch sie konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren. Der Schmerz in ihrem Bauch wurde immer schlimmer. Mado beugte sich zu ihr herunter und musterte sie genau. Dann schlug er zu.

Er traf ihre Wange und auf einmal tat ihr Bauch weniger weh. Es brannte und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

"Ts, Ts, Ts. Sowas aber auch. Ich glaube, ich habe mich jetzt recht klar gemacht, was passiert, wenn du nicht antwortest, nicht war?" Kurz überlegte sie, wieder mit Nein zu antworten aber ihr fehlt nicht nur die Kraft, sie hatte auch zu viel Angst. Wie lange würde sie das hier durchhalten können? Was war ihr Limit?

Der große Mann ließ ein paar Momente des Schweigens zu. Und dann schlug er wieder zu. Diesmal mit der Faust, aber nicht all zu dolle. Vielleicht konnte sie es auch einfach nicht mehr spüren, da die Wange schon zu taub war. Blut tropfte aus ihrer Nase. Tränen traten ihr in die Augen und sie konnte sie nicht aufhalten.

"Okay, machen wir also weiter. Was weißt du über die andere Welt? Monster?" Monster? Was war falsch mit diesem Freak? Es erschien ihr unmöglich auch nur ihren Kopf zu heben. "Bitte.", flüsterte sie. "Was? Ich kann dich nicht hören! Willst du etwa, dass ich weiter mache? Kein Problem. Ich könnte-", er wurde abrupt von einem lauten Tuten unterbrochen. Es war dasselbe, das erklang, als er und Mr. Ward hereingekommen waren. Genervt aber auch etwas überrascht schaute er auf in Richtung Tür. Einmal seufzte er tief, warf ihr noch einen abfälligen Blick zu und ging zum Ausgang. Doch bevor ihn die Tür vollends verschluckte spuckte er nicht heraus:"Wir sind hier noch nicht fertig. Keine Sorge.", un er war ganz verschwunden. Sie war wieder alleine mit ihrem Schmerz. 

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