꒷⏝꒷꒦꒷Pandoras Box꒷꒦꒷⏝꒷

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Die Symphonie in meinem Kopf ist bereits verklungen, als ich meine Finger von seinem Hals löse und auf den Jungen hinabblicke, der bewusstlos vor mir auf dem Boden liegt. Nur langsam sickert die Information in mein Bewusstsein, wer diese Person ist. Es schnürt mir die Kehle zu. Ehrlich gesagt habe ich gewusst, dass dieser Moment eines Tages kommen wird, doch ich habe nicht geglaubt, dass es so bald sein wird.

Stille macht sich um mich herum breit, während es in meinen Ohren unnachgiebig zu rauschen beginnt. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, der sich gerade in meinem Inneren zusammenbraut. Ich kann es spüren. Meine Brust zieht sich zusammen, meine Atmung wird schwerer und meine Gedanken verlieren ihren Fokus. Sie huschen wie wildgewordenen Bienen in meinem Kopf herum, bis sich ein deutliches Bild absetzt.

Ich kann die ersten Klänge der Geigenspieler hören, das Klavier hat auch bereits eingesetzt, als ich Jungkook auf meine Arme hebe und ihn in eines der Zimmer bringe, wo ich ihn vorsichtig auf dem Bett ablege. Meine Finger gleiten behutsam über seine Wange.

„Ich bin gleich wieder da...", hauche ich ihm mühsam kontrolliert zu. Ich halte das Monster zurück, welches die Oberhand erlangen will. Es zerrt an mir, lässt meine Sicht verschwimmen, meine Gedanken weiterkreisen und mein Bewusstsein schreien. Ich muss stark bleiben, doch als ich die Schwelle der Tür übertrete, kann ich die geballte Wucht nicht mehr aufhalten, die mich überrollt.

Die meisten Menschen würden es als Wut bezeichnen, doch das ist es nicht mehr. Das, was meinen Körper übernimmt, ist der pure Wahnsinn. Der Hass richtet sich gegen meine Brüder. Ich weiß genau, wo sie sind. Das Monster in mir, wird von der immer lauter werdenden Musik in meinem Kopf geleitet. Aber jetzt ist es nicht die bekannte Symphonie, es ist wilder, vereinnahmender. Nichts anderes kann ich mehr hören. Die aufpeitschenden Klänge lassen mich völlig wahnsinnig werden. Sie zwängen mein menschliches Ich in eine dunkle Ecke und lassen es nicht mehr heraus, bis das Monster seinen Hunger gestillt hat. Ich bin nur noch ein blinder Passagier in meinem eigenen Körper. Unbewegt verfolge ich was passiert.

Ich kann nicht verhindern, dass meine Hand nach der schweren Statue greift, bevor ich mit schnellen Schritten auf das Zimmer zueile, in dem sich meine Brüder befinden. Ich komme lautlos, ohne ein Wort, nur mit einer finsteren Miene – das Monster. Es geschieht alles so schnell, dass keiner der beiden reagieren kann. Ich beobachte mit Entsetzen mein eigenes Handeln. Wie ich Namjoon die Statue so fest über den Schädel ziehe, dass sie zerbricht. Ein hässliches Knacken ist zu hören. Warmes Blut spritzt in mein Gesicht. Er stürzt ungebremst zu Boden, während der Rest der Statue aus meiner Hand bröselt.

„Hoseok!" Yoongis aufgebrachte und entsetzte Stimme erreicht mich nicht. Das Bild vor mir hält mich in seinem Bann. Namjoon bewegt sich nicht. Aus seinem Kopf sprudelt das Blut heraus, welches Yoongi verzweifelt versucht aufzuhalten, doch dafür ist es bereits zu spät. Ich kann Gehirnmasse sehen, die sich mit dem Blut vermischt. Einzelne Haarbüschel und Knochenfragmente seines Schädels. Namjoon ist tot – er muss tot sein. Dafür brauche ich nicht nach seinem Puls fühlen.

„Du... hast ihn umgebracht, Hoseok." Yoongi starrt mich mit leerem Blick an, scheint durch mich hindurchzusehen. Der Schmerz, den ich in seinen Augen erkennen kann, berührt mich nicht. Es ist genauso seine Schuld, wie Namjoons.

„Jungkook!", presse ich hervor, während sich meine Hände zu Fäusten ballen und sich meine Fingernägel dabei fest in meine Handinnenflächen bohren. Innerhalb eines Atemzugs wechseln die Emotionen in Yoongis Miene. Plötzlich lacht er und seine Augen funkeln amüsiert. Es brodelt in mir und ich kann spüren, wie etwas droht in mir kaputtzugehen.

„Gott hat ihn zu uns geschickt...-"

„Bullshit!", fahre ich ihm über den Mund, mache einen Schritt auf ihn zu und greife reflexartig mit beiden Händen an seinen Hals. Er röchelt, umfasst meine Handgelenke und erwidert meinen Blick.

„Du... Das ist eine Sünde... Ho... Hoseok!", krächzt er, doch er wehrt sich nicht. Er sieht mich nur mit diesen trüben Augen an, die mir suggerieren wollen, dass ich zu weit gegangen bin. Bin ich nicht – sie sind übers Ziel hinausgeschossen. Sie haben mir das Einzige genommen, was in meinem Leben normal war. Jungkook war meine menschliche Konstante, mein Anker und jetzt? Jetzt ist er in meine verkorkste Welt gerutscht, die er nie hätte sehen sollen. Niemals. Ich habe gehofft vorsichtig genug gewesen zu sein, doch ich habe mich geirrt. Ich habe nicht gut genug aufgepasst, habe mich durchschauen lassen und habe Jungkook in diese aussichtslose Situation gebracht, denn ich habe von Anfang an gewusst, dass meine Brüder ihn niemals akzeptieren würden. Weil sie niemals das bisschen Menschlichkeit in mir akzeptiert haben, welches ich geglaubt habe, sicher vor ihnen verborgen gehalten zu haben. Ich habe mich getäuscht.

Erschrocken über mein Verhalten, lasse ich Yoongi los, welcher unbeholfen auf den Boden fällt und sich den Hals reibt. Es ist mir egal. Das Monster ist verschwunden, die Symphonie verstummt und hat eine erdrückende Leere in mir hinterlassen. Ich habe einen Menschen getötet, einen der mir unglaublich viel bedeutet hat... Einer, der mich am Leben erhalten hat, als ich es am nötigsten gebraucht habe. Ich habe mein linkes Stützrad abgerissen.

„Scheiße! Yoongi... ich."

„Spar es dir... Du hast die Kontrolle verloren. Ich werde dir helfen, sie zurückzuerlangen."

Erleichterung macht sich in mir breit, doch sie kann nicht verhindern, dass der Faden, an dem der Rest meiner Menschlichkeit hängt, weiter reißt.

„Wo ist er?", fragt mich Yoongi, richtet dabei seine weiße, mit Blut besudelte Kleidung und sieht mich eisern an.

„In Sicherheit-"

„Vor uns? Hoseok! Denk nach." Er tippt sich gegen die Stirn und macht einen Schritt auf mich zu, sodass ich zurückweiche. Ich traue ihm nicht – nicht mehr. Wir haben so viele intensive, intime Momente erlebt, doch dieser Verrat hat alles zerstört. Es schmerzt, es brennt, fühlt sich an, als würde mir jemand das Herz aus der Brust reißen und es mir anschließend durch den Mund wieder zurück an seinen Bestimmungsort stopfen – falschherum und tot. Ich hasse mein Leben – Jungkook ist mein Zufluchtsort. Meine heile Welt. Der Einzige, der mich jemals verstanden hat – das ist nun vorbei. Das weiß ich und es zerreißt mich.

„Hoseok!"

Kopfschüttelnd verlasse ich den Raum. Ich spüre, dass er mir folgt, doch hindere ich ihn nicht daran. Ich will zu Jungkook, halte es nicht länger aus. Ich kehre zurück zu ihm, lasse mich neben ihn sinken, vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge und lege mich halb über ihn. Er gehört mir. Ganz allein mir. Niemand darf ihn anfassen, mit ihm reden, ihn beeinflussen. Nein, nein, nein!

„Du solltest ihm etwas geben. Er wird das nicht verstehen. Er wird durchdrehen, weglaufen, versuchen sich etwas anzutun. Hoseok! Du wirst ihn verlieren, wenn du nichts unternimmst." Yoongis Stimme ist so eindringlich und mein Kopf so leer. Er fühlt sich an wie mit Watte gefüllt und ich gebe nach, lasse ihn machen und halte Jungkook weiter fest, streichle ihn und hauche ihm Küsse auf die freiliegende Haut. Ihn zu verlieren ist keine Option. Niemals...

Ich liege eine ganze Weile bei ihm auf dem Bett, während ich ihn leise summend wiege, und versuche mich damit selbst zu beruhigen. Es brodelt in mir, obwohl ich bei ihm bin, ihn halte und seine Wärme spüre. Etwas will aus mir raus, weswegen ich meine Augen schließe und mich darauf zu konzentrieren versuche. Der Drang wird immer größer, überrollt mich und dann platzt es einfach aus mir heraus, obwohl ich ganz genau weiß, dass Jungkook nichts von dem mitbekommen wird, was ich ihm erzähle. Das Verlangen mich ihm anzuvertrauen ist größer und ich beginne meine Gedanken laut auszusprechen.

„Ich bin mir nicht sicher ab welchem Zeitpunkt alles schiefgegangen ist, oder ob mein Kopf schon immer so kaputt gewesen ist... Ich würde jedenfalls lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre ein normales Kind gewesen..."

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