14 thoughts in the dark

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Samiya lag mit offenen Augen in ihrem Bett und starrte ins Dunkel. Es war noch früh am Morgen und alles war ruhig. Kein Laut war zu hören. Nach dieser Baumaktion mitten in der Nacht hatte sie nur unruhig geschlafen und war früh wieder wach geworden. Jetzt spukten die Erinnerungen an diese alte Kiefer und einen gewissen Pumajungen in ihrem Kopf herum. Warum war Carag so hartnäckig gewesen? Er hätte doch auch einfach gehen können. Du wärst selbst auch nicht einfach so gegangen, wenn du etwas durchziehen wolltest... Ihre innere Stimme hatte wie so oft natürlich recht. Das Schlimme war, eigentlich hatte sie gar nichts gegen Carag. Vielleicht mochte sie ihn ja sogar und hätte eine entspannte Zeit mit ihm haben können, aber das kam ja von vorne herein nicht in Frage. Nicht solange sie diese Sache wegen ihren Eltern durchziehen musste. Und es war dieses Mal schon verdammt knapp gewesen, noch einmal hätte sie vermutlich nicht so viel Glück...

Samiya erinnerte sich an den Moment, als sie Carag auf dem Baum überrascht hatte. Es war so schnell gegangen und plötzlich hatte sie ihn so nahe vor sich gehabt. Sie hatte Carag, den Jungen, genau hinter diesen grüngoldenen Pumaaugen erkennen können.

Es war ein seltsames Gefühl gewesen, dieses dichte Fell zwischen den Fingern zu spüren... zum Glück war es nicht das erste Mal, dass sie sich in solch einer Position befand, sonst hätte sie sich vermutlich ziemlich erschrocken. Nein, sehr viel wahrscheinlicher wäre ihr diese Aktion erst gar nicht in den Sinn gekommen. Trotzdem, der Schreck war auch so groß genug...

Das Ganze erinnerte sie an ihren Bruder, Raja*. Sie hatten früher oft so miteinander gerauft, einer in Menschen - , der andere in Tiergestalt. Nur zum Spaß natürlich. Ihr Vater hatte immer großen Wert darauf gelegt, dass sie auch als Mensch wüssten, wie ein wildes Tier anzupacken sei. Für den Notfall, auch wenn die Chancen im Ernstfall natürlich eher schlecht standen...

Jetzt hatte sie ihren älteren Bruder schon ewig nicht mehr gesehen. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie immer noch sauer auf ihn war. Weil er ihr in den Rücken gefallen war, als es darum ging, ob sie nicht bei ihm bleiben könnte. Und wie sie das gekonnt hätte! Anscheinend traute man ihr in ihrer Familie überhaupt nichts zu! Und genau deswegen war sie jetzt in dieser unmöglichen Situation. Samiya wollte gar nicht länger daran denken, sie würde nur wieder so richtig wütend und schlecht gelaunt dabei werden, und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust mehr.

Vielleicht hatte ihre Oma ja Recht, und es täte ihr wirklich gut, einfach mal abzuschalten und ein bisschen Spaß zu haben. Neue Freunde... vielleicht war sie auf dem besten Weg dorthin...

***

Auch in einem anderen Zimmer konnte jemand nicht mehr schlafen. Wenn Carag geahnt hätte, dass er in dieser Nacht nicht mehr viel Schlaf finden würde, wäre er gleich im Wald geblieben. So war er nun auch schon seit einiger Zeit wieder wach, obwohl er eigentlich todmüde sein müsste. Aber jedes Mal, wenn er die Augen schloss und versuchte, wieder einzuschlafen, tauchten Bilder von der alten Kiefer und einer gewissen, etwas verstrubbelten Person vor seinem inneren Auge auf. Vor allem dieser Moment, als Samiya so plötzlich auf seinem Ast aufgetaucht war, ihn am Fell gepackt hatte und ihm auf einmal so so nah war, ließ ihn nicht mehr los. Woher hatte sie nur den Mut genommen, sich als 13-jähriges Mädchen mit einem Puma anzulegen?! Wenn auch kein wirklich wilder Puma...

Im Nachhinein schien es Carag, als hätte Samiya genau gewusst, was sie da tat, wo sie ihn packen musste, um ihn ordentlich zu beeindrucken.

Immer noch sah er sie vor sich, wie sie ihn mit diesen seltsamen Augen angesehen hatte – eine Mischung aus grau und grün, vielleicht ein Hauch blau irgendwo... und schon wieder schlug sein Herz ein kleines bisschen schneller. Als ob er sich aufs Neue erschrocken hätte. Seltsam, und dabei lag er hier in völliger Sicherheit gemütlich in seinem Bett.

Er musste nochmal mit ihr reden. Er hatte das sichere Gefühl, dass sie wegen irgendetwas ziemlich unglücklich war. Oder sollte er besser mit Holly sprechen? Vielleicht wusste sie etwas, oder ihnen würde zusammen etwas einfallen, wie sie Samiya ein bisschen aufheitern könnten. Ja das war ein guter Plan. Schließlich konnte doch keiner wirklich die ganze Zeit allein sein wollen...

Zufrieden rollte Carag sich auf die andere Seite und schlief dann, etwas spät zwar, doch wieder ein.

***

* Raja, Samiyas Bruder – gesprochen ‚Radscha' - wie das indische Wort für König


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