22 call of the wild

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Ein paar Tage waren vergangen, in denen Carag und seine Freunde außer im Unterricht nicht viel von Samiya gesehen hatten. Carag hatte keine Ahnung wo sie hinging oder was sie machte, manchmal sah er sie kurz mit den Wölfen, aber meistens war sie einfach wie unsichtbar.

Irgendwie waren sie alle nicht gerade in bester Stimmung, aber Holly machte Samiyas Abwesenheit am meisten zu schaffen. Ihre Laune wechselte von total aufgedreht über genervt bis hin zu total niedergeschlagen. Letzteres war gerade der Fall.

„Maaaaaann, mir ist sooo langweilig!" Holly ließ sich nach hinten auf die Wiese fallen und stellte sich tot, genauso wie Cookie.

„Lies doch in deinem neuen Buch weiter," schlug Brandon ihr vor und verscheuchte eine etwas aufdringliche Fliege.

„Ach, das macht keinen Spaß alleine. Mit Samiya zusammen im Baum zu lesen war viel schöner!" Holly seufzte.

Carag verdrehte die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Jetzt hatten sie alle zusammen genauso viel Zeit wie zuvor, er fühlte sich nicht mehr wie der Störenfried des Jahrhunderts, und trotzdem war irgendwie der Wurm drin. Sie konnten ja nicht einfach so tun, als hätte es Samiya nie gegeben. Und sie war ja auch immer noch hier. Und er hatte immer noch das dringende Bedürfnis, mit ihr zu sprechen. Daran hatte sich überhaupt nichts geändert...

Carag streckte sich und gähnte einmal ausgiebig. Dann stand er auf. Seine Freunde schauten ihn fragend an.

„Ich geh ne Runde laufen, brauch dringend noch Bewegung, wir sehen uns beim Abendessen!" Und damit war er schon losgelaufen, ein bisschen leichtes Jogging konnte ihm ja nur gut tun.

Insgeheim dachte er an Samiya. Was machte sie nur die ganze Zeit? Vielleicht würde er ihr ja zufällig über den Weg laufen.

Ob das nun sein Wunsch, sie zu finden war, der erfüllt wurde oder einfach Zufall, hätte er im Nachhinein nie sagen können. Doch tatsächlich, nach einer längeren Runde, die er joggend im Wald verbracht hatte, sah er sie auf einmal. Samiya lag, die Beine ausgestreckt, auf einem sehr dicken alten Eichenstamm, der hier quer auf dem Waldboden lag. Sie hatte die Hände hinter ihrem Kopf verschränkt und schaute in den Himmel.

Carag zögerte kurz doch dann nahm er seinen Mut zusammen und ging langsam auf sie zu. Bevor er etwas sagen konnte, hatte sie ihn schon bemerkt und wandte ihm den Kopf zu.

„Hey Samiya." Carag stellte einen Fuß auf dem Eichenstamm ab und atmete ein paar mal tief durch. Er war ganz schön aus der Puste von der langen Rennerei.

„Keine Kondition, was?" Samiya sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Tja, nicht für lange Strecken jedenfalls. Falls du wieder vor mir weglaufen willst, ich könnte dich jetzt vermutlich nicht mehr einholen..." Carag stieß kurz die Luft aus und verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen.

„Gut zu wissen." Um Samiyas Lippen spielte ein klitzekleines Lächeln. Nur für einen kleinen Moment, aber Carag hatte es gesehen. Vielleicht könnte er jetzt ja endlich mit ihr reden.

„Geht's dir gut?" Carag beobachtete Samiya genau. Sie hatte den Kopf wieder nach oben gerichtet und schaute wie zuvor in den Himmel.

„Meinst du jetzt gerade? Dann ja, irgendwie... Wenn ich an nichts denke..." Samiya zog ein kleines Stück Rinde vom Stamm ab und schippte es mit den Fingern zur Seite. Hoffentlich fiel Carag nicht ein, sich hier aus welchen Gründen auch immer, zu verwandeln, dann wäre es mit ihrem guten Befinden nämlich schnell vorbei.

Es fiel ihr immer schwerer, den inneren Drang, sich endlich wieder zu verwandeln, im Zaum zu halten. Das war auch der Grund, warum sie die letzte Verwandlungsstunde hatte ausfallen lassen. Sie wusste nicht, ob sie es nochmal durchstehen würde, wenn Carag sich direkt vor ihrer Nase in einen Puma verwandelte. Solange er ‚nur' als Mensch hier war, hatte sie dieses Verwandlungsgefühl zwar auch, aber damit kam sie klar. Gerade so. Zumindest eine Weile.

„Wie geht's denn Holly?" Samiya hatte sich nun auch aufgesetzt und zog weitere kleine Stückchen von der Rinde ab.

„Nicht so gut. Sie wäre gern wieder mehr mit dir zusammen. Sie will nicht mal mehr in diesem Buch lesen." Carag zuckte die Schultern und starrte einen Moment auf die zerfurchte Rinde unter ihm. Als er wieder hochschaute traf ihn Samiyas Blick so unvorbereitet, dass er eine leichte Gänsehaut bekam. Mit großen Augen hielt sie seinen Blick. Traurig, kam es ihm in den Sinn. Sie ist auch traurig. Bestimmt fehlt ihr Holly auch. Ihm selbst würde Holly auch fehlen...

„Geh doch wenigstens wieder mit Holly zu eurem Baum, wirklich, es macht uns nichts aus, wenn ihr da zusammen seid. So wie am Anfang, als du neu hier warst." Carag schenkte seinem Gegenüber einen aufmunternden Blick.

„Mal sehen. Vielleicht." Samiya sprach ganz leise und hatten ihren Blick auf den Stamm geheftet.

Carag dachte nach. Jetzt konnte er sie fragen. Herausfinden, was denn eigentlich zwischen ihnen stand...

„Hm, Samiya – hab ich eigentlich irgendwas falsch gemacht? Bist du immer noch sauer auf mich wegen irgendwas?" Gespannt schaute er auf den blonden Haarschopf vor sich. Als Samiya den Kopf hob, lag ein gequälter Ausdruck auf ihrem Gesicht.

„Ich bin nicht mehr sauer auf dich." Samiya schaute Carag lange an. Sie mochte diesen ernsten Ausdruck in seinen grün-goldenen Augen, in denen immer wieder auch soviel Abenteuerlust aufblitzte. Wenn sie daran dachte, was sie alles zusammen erleben könnten, wohin sie überall gehen könnten... kurz tauchte Raja vor ihrem inneren Auge auf. Er hatte sie immer mit genommen zu den großen Wasserfällen, dort gab es Höhlen hinter dem Wasser, einfach unglaublich... Schnell schüttelte Samiya den Kopf, um diese Erinnerung zu verscheuchen. Heimweh konnte sie grade wirklich nicht gebrauchen. Aber wenn sie Carag so vor sich sah, in seinem Blick lag soviel Neugier, so viele Fragen...

Schnell kniff Samiya die Augen fest zu und konzentrierte sich auf ihre Hände, fühlte, wie ihre Fingerspitzen über die rauhe Rinde fuhren. Sie hatte erst gar nicht bemerkt, wie es in ihrem Nacken angefangen hatte zu kitzeln. Aber nun merkte sie es...

Carag war wie gefangen von diesen großen Augen mit der seltsamen Farbe. Irgendwas war da. Er hatte dieses seltsame Gefühl, als müsse er sich jetzt auf der Stelle verwandeln. Aber das ging jetzt auf keinen Fall, er würde Samiya vermutlich zu Tode erschrecken.

Diese hatte die Augen jetzt fest geschlossen. Was machte sie denn?

Carag nahm seine ganze Beherrschung zusammen und konzentrierte sich auf Carag, den Jungen, der gerade auf diesem Stamm saß. Zum Glück hatte er mittlerweile mehr Übung. Unvorbereitet hätte er die Verwandlung jetzt gerade nie verhindern können. Es kitzelte so schon überall... Und war da auf einmal eine andere Witterung als sonst?

Aber bevor Carag irgendetwas genauer ausmachen konnte, riss Samiya die Augen wieder auf, schwang ihre Beine zur Seite und stand auf.

„Ich kann das nicht Carag, tut mir leid!" Schnell machte sie ein paar Schritte zur Seite, sah ihn noch einmal kurz an und rannte dann einfach los.

Carag blieb wie gebannt auf dem Stamm sitzen. Das Kitzeln war weg. Verwirrt ließ er sich nach hinten fallen und richtete seinen Blick auf den wunderschönen, blauen Himmel über ihm. Was war denn das gewesen?

Warum hatte dieser Drang, sich zu verwandeln, ihn auf einmal so überfallen?

Hatte Samiya das auch gespürt? War sie deshalb so schnell weggerannt? Und was genau hatte sie mit ‚Ich kann das nicht?' gemeint ???

***


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