Der Direktor und die Hausfrau

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Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie dies tatsächlich wollte. Alles, was sie wusste, war, das es so nicht ging. Ihre Anfälle waren zu oft gekommen, und schlimmer geworden. Insgeheim fürchtete sie sich davor, sich vielleicht irgendwann umzubringen. Es wäre furchtbar, wenn sie dies tun müsste. Wenn die Stimmen sie irgendwann dazu drängen würden. Wenn sie irgendwann unterliegen würde. Sie war eine sehr schlechte Verliererin.

Philomela löste sich aus seinem Arm, ging in eine andere Richtung als sie eigentlich vorhatte, kam dann wieder zurück. Ein verständnisvoller Blick lag auf seinem Gesicht. Mitleid. Thereus hatte Mitleid mit ihr. Etwas in ihrer Brust stach, als sie dies merkte. Sein leicht offenes Hemd war schief verrutscht. Er sah noch immer sehr müde aus. Eigentlich sollte er sich sorgen um sich machen, nicht um sie. Aber wie immer würde er dies nicht tun. Manchmal wahr es ihr, als würden sie sich gegenseitig umeinander kümmern, weil sie beide nicht gut auf sich selbst achten konnten. Damit waren sie jedoch auch aufeinander angewiesen.

„Ich weiß nicht ob es etwas bringen wird", brummte sie, als sie wieder näher zu ihm schritt. Je näher sie trat, desto mehr konnte sie den Duft wahrnehmen, der jetzt schon so lange ihre Heimat war.

Seine Hand lag an ihrer Wange, während er tief in ihre Augen blickte. „Das müssen wir dann sehen. Vorher können wir das nicht sagen."

„Ich weiß, ich weiß. Ich hätte eigentlich schon früher gehen sollen."

„Bitte?"

„Ich meine, heute direkt nach dem aufwachen hätte ich gehen sollen", sagte sie, und ihre Mundwinkel zuckten nach unten.

„Aha", machte er, beließ es jedoch dabei. Sie war oft in ihrer eigenen Welt, und er wollte sie lieber dort lassen, wenn sie nicht von selbst heraus trat. Er hatte dies immer an ihr bewundert, allerdings konnte es auch störend sein.

„Möchtest du dich ein wenig ausruhen?", fragte er. „Dann kann ich den Arzt anrufen."

Sie zögerte, seine Hand lag noch immer an ihrer Wange. Er ließ sie langsam sinken, während sie gedankenversunken da stand. Es verstrichen einige Sekunden, dann eine halbe Minute.

„Philomela."

Die junge Frau zuckte zusammen, als ihr Name gesprochen wurde, und blickte ihn mit aufgerissenen Augen an. Dann begann sie zu stammeln: „Ja, ja ich, ja, ich... Nein, ich werde einige Skizzen anfertigen denke ich. Ich werde hoch gehen. Ja, hoch."

Sie drehte sich um und ging wieder zur Treppe. Ihr Mann stand auf dem Flur, sah ihr hinterher. Genau dies war es, was er mit ihrer eigenen Welt meinte. Er war sich sicher, das sie wieder über mögliche Bilder nachgedacht hatte. Also befahl er Alea, den Arzt anzurufen.

Philomela ging Schritt für Schritt die Treppe hoch. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ihre Beine fühlten sich schwer an. Sie setzte sich in ihrem Atelier auf den Boden, einfach in die Mitte, und starrte für einige Zeit ins Leere. Nichts, was sie ansehen wollte, nichts was sie anzog.

Es sah aus, als würde sie nichts tun, aber sie tat etwas. Sie kontrollierte ihren Atem. Ganz bewusst atmete sie ein und aus, füllte ihre Lunge tief mit Luft, und stieß sie sanft wieder aus. Der Ozean in ihr beruhigte sich wieder, er wurde ein stiller Bach, der dahin floß. Ein stiller Bach, ein leiser Bach. Sie erhob sich, griff Papier und Kreide, und begann, darauf zu malen. Langsame, feine Striche begannen das Papier zu füllen. Sie hatte völlige Kontrolle über das, was sie tat. Ihre Finger gehorchten ihr, sie glitten über das Papier, die Kreide war zu einem Teil von ihr geworden. Eine Verlängerung ihres Körpers, eine Verbesserung ihres Körpers. Sie fühlte sich eins mit der Kunst, während sie sie ausführte. Sie wusste, was sie konnte, und wo ihre Grenzen waren. Und sie wusste, was sie wollte.

Langsam entstand ein reißender Wasserfall, auf dem Häuser und Straßen in den Abgrund fielen. Sie wurden mitgerissen von dem Strom. Der Abgrund sah aus, wie ein Universum. Ein Universum voller Dunkelheit. Ein schwarzes Loch in der Mitte der Galaxis. Es war nur schwarz-weiß, aber auch so, auf einem kleinen Format, seltsam kraftvoll. Ihr Atem wurde schwerer, als sie immer und immer schneller zeichnete. Ihre angedeuteten Formen hatten trotz der Einfachheit so viel Fülle, wie es kaum eine Fotografie erreichen konnte. Sie sah die Kraft des Wasserfalls, sie sah die Kraft des schwarzen Loches, welches alles an sich sog und nichts mehr gehen ließ.

Sie stand auf, ihre Beine zitterten. Sie zitterten, während sie versuchte, dies Bild nun in groß und in Farbe zu sehen. Sie wollte Ausdruck darein bringen, aber die Farben dunkel halten. Ihre Staffelei stellte sie in die Mitte des Raumes, und darauf platzierte sie eine große Leinwand. Sie fand die wundervoll weiche Pinselhülle, hielt sie an ihre Nase und atmete tief ein. Tiefer, tiefer, tiefer. Immer tiefer trat sie in ihre mit Honig gefüllte Blase ein. Diesmal war sie aber klebrig, der Honig dunkel. Er schien ihre Bewegungen zu verlangsamen, während sie Farben auf die Leinwand trug. Ihr Körper bewegte sich fast von selbst, Schweiß trat auf ihre Stirn. Ab und an fasste sie dieser Rausch. Sie merkte die Erschöpfung, der Honig wurde immer klebriger. Aber sie wurde nicht langsamer. Ihr Atem wurde hörbar, als sie immer mehr auf die Leinwand trug. Immer mehr und mehr wuchs ein beängstigendes Bild. Sie hatte einen seltsamen Himmel gewählt. Aus manchen Perspektiven glaubte man, dort etwas gesichtsähnliches erkennen zu können, ab und zu waren es nur wilde Schlieren, die ihre Spuren tief in der Leinwand vergruben. Sie konnte nicht mehr aufhören.

„Philomela? Du bist schon seit zwei Stunden hier oben. Was machst du.... oh. Das ist aber mehr als eine Skizze."

Ihr Mann kam langsam in das Zimmer getreten. Sie drehte sich nicht um, sondern starrte nur auf das Bild. Es war riesig, düster, eindrucksvoll, aber noch nicht ganz fertig. Es fehlten noch einzelne Teile.

Er trat neben sie, und sagte: „Es ist schön, aber gruselig. Ich habe uns Essen bestellt, das sollte gleich hier sein."

Noch immer sah sie ihn nicht an. Noch immer starrte sie auf den Wasserfall, der rot war. Dunkelrot. Ihre Augen waren wie festgeklebt. Der Honig wich langsam von ihr, gab sie frei. Sie drehte sich zu ihrem Mann und sah ihn mit einem müden Blick an.

„Was hast du denn bestellt?", wollte sie wissen, und merkte, wie sehr sie Hunger verspürte.

„Nichts großartiges, einfach ein wenig Sushi."

„Das ist doch etwas großartiges."

„Na, das will ich doch hoffen. Sollen wir unseren Sake öffnen? Um unser seltsames Wochenende ausklingen zu lassen?"

Sie nickte, und lächelte. Ja, ein wenig Ruhe. Sie ließ das Bild hinter sich und folgte ihrem Mann. Er hielt ihre Hand, und sie ließ sich ein wenig ziehen.

„Wir haben lange nichts mehr bestellt, oder?", merkte sie an.

Sie sah sein Gesicht nicht, hörte aber an seiner Stimme, das sie schmunzelte. „Nein, den Luxus haben wir uns lange nicht gegönnt. Wir können auch mal wieder essen gehen."

Sie waren unten an der Treppe angekommen und ließen sich wieder aufs Sofa fallen.

„Ja, das ist wohl wahr." Ihre Stimme bekam kurz einen etwas schärferen Ton. „Aber dann müsstest du auch mehr Zeit haben."

Sie lag auf seiner Brust, die sich nun stark senkte,während er scharf ausatmete. Seine Brusthaare kitzelten ihr Gesicht. Es nervte sie.

„Ich werde mir Mühe geben. Ich glaube nicht, das es gut ist, gerade so viel zu arbeiten."

„Nein."

Seufzend streichelte er ihren Kopf. „Verdammt, ich habe wieder Glück entweichen lassen. Das passiert, wenn ich auf der Arbeit und zu Hause fertig gemacht werde."

Sie lachte und zwickte ihn in die Seite, während sie sich aufrichtete, um ihn anzusehen. Liebevoll trafen sich ihre Blicke, und sie beugte sich vor, um ihn zu küssen. Er hielt sie länger fest, als sie es eigentlich vorgehabt hatte, aber ließ sich dann doch auf einen intensiven Kuss ein. Sie hielten sich für einen Moment nur fest, nachdem er sie so geküsst hatte. So innig. Sie fühlte sich geliebt.

„Ist der Sake kalt gestellt?", fragte sie. Er nickte.

„Ich weiß doch, was du wie magst. Wir sollten auch nochmal mehr Wein kaufen. Ich habe gesehen, das wir nicht mehr viel haben."

Sie schaute auf. „Nicht mehr?", meinte sie erschrocken.

„Nein, es ist wohl ein wenig her, das wir auf Streifzug waren."

Lachend rief sie: „Dann heißt das wohl, das wir wieder Wein verkosten werden! Alea, gibt es Intermetropolische Weinverkostungen in der nächsten Zeit?"

Die kalte Stimme antwortete sofort: „Es gibt zwei, die noch diesen Monat stattfinden. Die nächste ist am Freitag um achtzehn Uhr, im Maynard."

„Warum denn so früh?", stöhnte Thereus. „Naja, mal sehen ob ich es dennoch schaffe."

Die Klingel hallte durch das Haus. Beide standen auf, und Thereus lief zur Tür. „Öffnen!", befahl er, und die Tür schwang auf. Der Lieferant war dort. Die Hand aus Stahl übergab das Paket, dann drehte sich das runde Gebilde um und fuhr aus der Tür hinaus. Dabei fuhr er beinahe gegen den Zaun.

„Alea, melde bitte der Firma, dass der Bote defekt zu sein scheint. Er sagt nichts und er ist fast gegen den Zaun gefahren. Sag, der Direktor fordert einen Checkup."

„Zu Befehl."

Thereus schloss die Tür, und drehte sich um. Seine Frau hatte den Tisch gedeckt und Sake bereit gestellt. Sie wartete auf ihn, und zog eine Augenbraue hoch, als sie sein Gesicht sah.

Dann erklang wieder Aleas Stimme: „Sie entschuldigen sich für den defekten Boten. Es gibt fünf Prozent Rabatt auf die nächste Bestellung."

Philomela kicherte. „WOw, ganze fünf Prozent."

„Ich bin begeistert", brummte ihr Mann.


Sooooo ich hoffe es hat auch hier funktioniert. Ich hoffe, Philomela wird immer interessanter!

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