Der Moderator

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Jacky hatte einen seltsamen Ruf. Es war nicht eine konsistente Meinung, sondern jeder sagte etwas anderes von ihr. Er hatte schon Geschichten gehört, da drehte sich sein Magen rum. Es hieß sie würde in ihre Suppe ihre Haare als Gewürz reinmahlen, die dann die Männer abhängig machten. Es gingen darüber hinaus Gerüchte um, dass sie magische Haare hatte die in der Dunkelheit strahlten, und die einen über lange Zeit vergifteten. Das war schon eine Zeit her, und als diese Gerüchte aufkamen ging er das erste Mal aufmerksam an ihrer Bar vorbei. Er wusste, dass diese Sachen immer zwei Seiten hatten, es gab immer Schaulustige und Verängstigte.

Dann hörte er, dass sie schon seit Jahrzehnten Single sei, weil sie versucht hatte das Blut ihres letzten Liebhabers zu trinken. Andere Quellen sagten, dieser Liebhaber war die Vorsitzende der Zeugen des Blutes, und eigentlich war Jacky die ehemalige Vorsitzende gewesen bis zu dem Vorfall. Als er das hörte, mied er die Bar doch wieder und wechselte die Straßenseite, wenn er vorbei musste. Er wollte ganz sicher nicht missioniert werden. Die Zeugen des Blutes mussten immer einen Schritt zu weit gehen. Als ihm dann aber eine Nachbarin berichtete, sie habe in ihrer Küche gearbeitet und gesehen wie Jacky ihr EIGENES Blut verwandte, um den Bloody Mary zuzubereiten, war es ihm doch zu bunt geworden. Das mit den Zeugen des Blutes verwarf er gleich wieder, und glaubte nichts mehr was er in die Richtung zu hören bekam.

Es gab danach einen Riesen Auflauf, weil sie im Rausch wild mit Messern nach Gästen geworfen haben sollte. Er war schockiert, wie auch fasziniert. Sofort war er den Fahrstuhl runter gefahren, und hatte sich zu der Traube Menschen gestellt, die vor dem Restaurant standen. Es waren sehr unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu sehen, manche voller Angst, manche voller Faszination. Er stand lächelnd dabei und hielt nach ihr Ausschau. Er dachte, er würde ohne einen Fuß rein zu setzen ihr Gesicht zu sehen bekommen. Da lag er aber falsch.

Raus kam der Polizist in Uniform, winkte ab und sagte: „Es hat nur ein betrunkener Gast seine Gabel geworfen. Mal wieder ein wenig von der Wahrheit abgeschweift, nicht wahr?" Er warf dabei einer älteren Frau neben ihm einen genervten Blick zu. Sie sank sofort in sich zusammen und wurde rot. Was sie stammelte, hörte Vanitas schon gar nicht mehr. Er hatte sich abgewandt und entschieden, sich damit nicht mehr zu befassen.

Als er dann eines Morgens gebügelt und geschniegelt aus der Tür trat, traf er wieder auf die gesprächige Nachbarin die ausrief: „Jetzt habe ich wirklich genug von dieser Irren! Ich habe gehört, sie hat sich umgebracht! Ich wette, die sorgt noch im Tod für Gesprächsstoff."

„Umgebracht? Wie das denn?"

Sie blickte ihn mit glasigen, fischigen Augen an, die ihm entgegen quollen. Er machte einen Schritt rückwärts und versuchte verkrampft, nicht das Gesicht zu verziehen. Er konnte sie nicht ausstehen.

„SIe soll sich selbst mit ihrem größten Messer erstochen haben! Blut ist aus dem Türrahmen hervorgekrochen!", spuckte sie aus, zusammen mit einem feinen Spuckeregen. Sie hatte Mundgeruch.

„Ah, ja.", machte er. „Ich geh mal schauen."

Während Vanitas sich zum Fahrstuhl bewegte, holte er ein Taschentuch aus seiner linken Brusttasche und wischte sich angewidert über sein Gesicht. „Umgebracht", brummelte er. „Als ob."

Als er aus der Tür auf die Straße trat, erblickte er schon von weitem einen Farbeimer. Er stand vor der Tür der Bar, und ein wenig rote Farbe war darum.

Er fluchte leise vor sich hin, und fragte sich, was genau eigentlich los war. Warum waren alle so verrückt nach Geschichten um diese Frau?

Aber er ließ die Gedanken an die Vergangenheit vorerst ruhen.

Der kalte Griff der dicken, alten Tür lag in seiner Hand. Er schob sie auf, trat in einen etwas dunkleren Raum. Er wirkte warm, wohlig und willkommenheißend, aber er war nicht taghell. Er kannte es sonst von Cafes, dass sie versuchten so viel Sonnenlicht wie möglich herein zu lassen. Jacky war da wohl kein großer Fan von. Sie mochte rot, braun und Goldakzente, das war nicht schwer zu erkennen. Ihre Bar hatte Klasse und Stil. Sie war nicht groß, aber recht verwinkelt. Am Tresen hatten gut zehn Männer Platz, an den Tischen weitere zwanzig. Es war ausreichend, und wenn mal eine Band spielte quetschte sich sowieso das Publikum stehend in alle Ecken.

„Ich würde dich eigentlich gern mal singen hören!", rief er in die Dunkelheit hinter dem Tresen. Aus einer schräg liegenden Tür kam die große Frau hervor. Ihre braunen Augen blitzten vor Intelligenz und Schalk, als sie ihm näher kam. Ihre Haut war von einem cremigen, vollen Braunton mit olivfarbenen Einstichen. Sie war bei weitem nicht so dunkel wie bei seiner Schönheit von letzter Nacht. Je nach Licht wirkte sie etwas anders. Ihre Lippen waren voll und irgendwie rund. Sie schienen immer leicht geöffnet zu sein, auch wenn sie sie schloss. Dahinter blitzten weiße Zähne. Eine schiefe Narbe zog sich hinter ihrem rechten Ohr bis zur Lippe.

Sie war nicht klein, ihre Augen leicht mandelförmig. Aber auch nicht so stark wie bei der schwarzhaarigen, die er davor gesehen hatte. „Und deine Eltern würde ich eigentlich auch mal sehen wollen."

Während sie lauthals und dreckig lachte, schmiss sie ihre glatten, dunklen Haare nach hinten. Sie trug sie meistens in einem Pferdeschwanz zurück gebunden, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen. Sie hielt eine Platte mit verschiedenem Obst, Gemüse und Quark in der einen Hand, in der anderen ein Glas Orangensaft. „Kaffee kommt gleich", summte sie mit einer kratzigen Stimme.

„Jacky, warum ignorierst du solche Aussagen!?", rief er ihr hinterher. Sie kam mit einer Tasse wieder hervor, eine Augenbraue hochgezogen.

„Ich verstehe nicht, wie man so früh am Morgen schon so aufsässig sein kann. Nein, und Nein." Dann schüttelte sie den Kopf, stemmte die Hand auf die Hüfte und schnaufte. Er sah auf das liebevoll angerichtete Frühstück.

Dann blickte er wieder hoch. „Sehr ärgerlich. Irgendwann bekomme ich dich schon noch dazu."

Sie prustete, und setzte sich vor ihn. Sie saßen sich meistens so gegenüber. Sie waren sich irgendwie nah, und irgendwie auch nicht. Er aß ein wenig, dann blickte er hoch. Sie sah in die Ferne, und klopfte mit ihren Fingern auf dem Tresen herum. Ein Seufzer entglitt ihr.

„Haaaach", machte Vanitas amüsiert. Sie klopfte ihm auf die Finger und versuchte, nicht zu lächeln.

Dann grummelte sie; „Lass mich, ich bin einfach ein wenig müde."

Er kicherte, während er eine Physalis aussortierte. Sie war ihm gerade zu sauer. „Du schläfst ja auch nie."

Sie pickte die Pysalis mit spitzen Fingern von seinem Teller, schnipste sie sich in den Mund und kaute. Sie hatte die Angewohnheit, sehr laut zu kauen. Nachdem sie geschluckte hatte lehnte sie sich nach hinten und sah über ihn hinweg. „Nein, nicht so eine Müdigkeit. Mehr etwas mentales.

„Oh Blut, Gefühle?", fragte er alamiert.

„Ach, du bist doch doof."

Sie stand auf und ließ ihn sitzen. Er aß ein wenig und wartete darauf, dass sie wieder kam, aber sie kam nicht. Er hörte eine entferntes klappern, und aß etwas langsamer. Trank ein wenig Saft, dann Kaffee.

„Hallo?"

Es kam keine Antwort. Vielleicht hatte sie Hormonschwankungen. Das kam ja manchmal vor. Er nahm noch einen Schluck, dann war der Kaffee alle. Als hätte sie es gehört, kam sie mit der vollen Kanne wieder hervor. Sie hatte einen Cupcake in der andern Hand, füllte seine Tasse nach und biss dann beherzt in den Cupcake. Die rote Creme verteilte sich in ihrem Gesicht. Vanitas zuckte, nahm eine Serviette und wischte ihr übers Gesicht.

„Ich bin nicht senil!", beschwerte sie sich.

Er brummte: „So sahst du aber gerade aus. Also, was erschöpft dich?"

Er versuchte, ehrlich zu klingen, merkte aber selber, dass er es nicht geschafft hatte. Sie strafte ihn kurz ab, überging dass dann aber direkt.

„Ich habe das Gefühl, ich komme in meinem Leben gerade nicht so von der Stelle, weißt du. Ich habe diese erfolgreiche Bar in der ich liebend gern arbeite, aber irgendwie... Ach ich weiß auch nicht. Vielleicht sollte ich ein wenig kürzer auf haben, und mal was anderes machen."

„Ja, ein Hobby ist immer gut. Wir könnten ins Theater gehen", pflichtete Vanitas eifrig bei.

„Das schlägst du nur vor, damit du nicht allein gehen musst."


„Auch, aber vielleicht gefällt es dir ja. Kino geht auch. Oder Oper."


Sie stöhnte, und stützte den Kopf in die Hand. Ihre Kiefermuskulatur arbeitete, was hieß, dass sie wirklich etwas beschäftigte. Also war jetzt seine Kompetenz gefragt. Er holte tief Luft, und nahm ihre Hand. 

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