Die Hausfrau

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Sie hatte die ganze Nacht nur wenige Stunden schlafen können, und fühlte sich wie gerädert. Mitte zwanzig? Wohl eher Mitte achtzig! Sie schmunzelte bei dem Gedanken. Ihr Frühstück war mager ausgefallen, sie hatte wenig Appetit gehabt. 

Jetzt, wo der Direktor den neuen Job hatte, wollte sie die ganze Wohnung umgestalten. Sie liebte es, sich so ausdrücken zu können. Es gab ihr ein Gefühl von Freiheit und Selbstständigkeit. Ihr war in ihrem Leben bisher viel verwehrt geblieben, und sie nutzte alles was sie nur bekommen konnte. 

Die Küche war hell und geräumig. Sie plante, schwarze Marmorplatten als Arbeitsflächen einbauen zu lassen. Die Fliesen wollte sie auch ändern. Während sie gegen den Herd gelehnt stand und sich umsah, fielen ihr kleine Krümel auf dem Boden auf. Genervt dachte sie daran, ihrem Mann demnächst eine Brille zu verpassen. Er wollte keine, aber eine Operation für bessere Sicht auch nicht. Wenn er also die Wohnung saugte, musste sie nochmal fast genauso viel Zeit investieren, um alle Ecken die er übersah zu reinigen. 

Aber jetzt wollte sie nicht. 

Sie zog sich an, schminkte sich ein wenig und machte sich auf den Weg, um neue Vorhänge zu kaufen. Als sie die Tür hinter sich zuzog, blieb ein seltsames Gefühl in ihr zurück. Sie öffnete die Tür noch einmal, und sah zurück. Aber es war nichts, nur die leere Wohnung. 

Sie schritt durch den Garten, den sie sehr liebte und pflegte, und öffnete das kleine Tor. Sie drückte ihren Daumen auf das verdeckte, kleine Feld, und es schwang auf. Ihre Absätze klapperten auf dem weißen Boden der Straße. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne reflektierte stark. Durch dieses Licht erschien alles unwirklich, die Konturen waren überzeichnet. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, und atmete auf als ihre Augen sich entspannten. 

Sie wohnten etwas außerhalb der großen Stadt in einem ruhigen Viertel. Ihr Haus lag abgeschieden. Wenn sie jedoch wenige Minuten durch die gepflegten, ruhigen Straßen lief, kam sie an einige hübsche Läden. Einer davon war ein Blumenladen. Sie wollte den Balkon neu herrichten. Zwar nannte sie es immer Wohnung, aber eigentlich wohnte sie in einem kleinen Haus. Das untere Stockwerk war ihre Wohnung, oben hatte sie ihr Atelier mit dem Balkon. Das war ihr Reich. 

Rechts und links an der Straße standen weiter Häuser, manche Bewohner winkten ihr aus deren Gärten zu. Sie kannte die Meisten hier sehr gut, ging sie diesen Weg doch jeden Tag. 

"Wo geht es denn hin, meine Liebe?", fragte der alte Herr aus dem roten Haus. 

Sie lächelte ihn an, und trat an den Zaun, an dem er lehnte. "Blumen kaufen. Ich möchte meinen Balkon dieses Jahr ganz in rot haben, ich denke dass wird mich inspirieren."

Das faltige Gesicht strahlte eine Unmenge an Wärme und Nähe aus. Sie mochte den Herren sehr, er schätze sie und ihre Arbeit. Sie unterhielten sich ein wenig über Blumen, bis sie sich wieder auf den Weg machte. 

Schon von Weitem sah sie den Laden. Draußen waren tausende von bunten Blumen aufgebaut, die sie anstrahlten. Drinnen gab es Sträuße, Schnittblumen und kleine Pflanzen, die sich hervorragend zum verschenken eigneten. Sie ging vorbei an den Ständern, schob die Brille auf den Kopf und atmete tief ein. Es war außer ihr keiner in dem Laden. Sie passte häufig die Zeiten ab, in denen sie in Ruhe stöbern konnte. 

"Oh, meine Schöne! Sie sind wieder da", strahlte der kräftige Verkäufer. Bei seiner Statur hätte man ihn eher für einen Metzger gehalten. Aber seine riesigen Fingern banden die schönsten Sträuße, die sie jemals gesehen hatte. Daher hatte sie ihren Mann ihn empfehlen lassen. 

"Ich konnte leider bei der letzten Show nicht dabei sein, aber mir wurde gesagt, sie hätten die Arena wundervoll ausgestattet, von den Blumen beim Mahl danach ganz zu schweigen", sagte sie sanft. 

Das Lächeln in dem groben Gesicht wurde noch breiter. Man sah die blitzenden, perfekten Zähne. Diese waren wohl das Schönste an ihm. "Ja, sie hätten es sehen müssen! Es war wundervoll. Ein gelungenes Gesamtkunstwerk."

"Das glaube ich. Sagen sie mal, sie kennen ja alle Maße meines Balkons, können sie mir Morgen alles in rot bereiten? Ich vertraue da ihrem Geschmack. Nur bitte keine Rosen, die sind immer so schwierig.", fragte sie mit schwächer werdender Stimme. 

"Ja, natürlich. Ist alles in Ordnung?"

"Ja, doch, klar. Ich glaube nur ich habe etwas zu Hause vergessen. Also dann, bis Morgen. Ich bin den ganzen Tag da."

Mit den Worten drehte sie sich um, und ging. Ihr Atem war flach, und kalter Schweiß brach aus. Es war ein Anfall, den sie nicht hatte kommen sehen. Sie merkte, wie ihre Hände zitterten und ihre Knie weich wurden. Unter der Sonnenbrille versteckte sie sich, und hetze den Weg zurück. Sie grüßte nicht, sie sah nichts. Es schien alles zu verschwimmen. Sie hätte es merken müssen, als sich das schon beim Losgehen angekündigt hatte. Aber sie hatte es nicht. Vielleicht wollte sie es auch einfach nicht wahrhaben. 

Die letzen Meter des Weges stolperte sie nur noch, schwankte auf die Tür zu. Sie stand offen.

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