Die Hausfrau

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Er nahm gerne kaum gedrehte Landschaften oder Detailstudien von Blumen. Sehr weibliche, zarte Werke die er dann über die Couch hängte und bewunderte. Es waren ab und zu auch nur Aquarellskizzen gewesen, als Übung. Das, worauf sie wirklich stolz war und was ihrem persönlichen Stil entsprach, dass nahm er gar nicht als so etwas wahr. Es war eher, dass er die Skizzen als die Werke und die Werke als die Skizzen sah. Aber sie hatte keine Lust darüber mit ihm zu diskutieren, also ließ sie ihm die Skizzen und hatte halt ihre Kunst für sich allein.

Philomela wischte noch einmal über den Tisch und ging dann langsam die Treppe runter. Das Haus war sehr hell eingerichtet, große Fenster, viele Pflanzen. Sie mochte Kakteen die blühten, ihr Mann aber eher weniger. Daher hatte sie einige oben im Atelier und auf der Fensterbank bei der Treppe, unten eher Palmen und anderes Grünzeug. Ihre Hand fuhr über das weiße Holz des Geländers, sie fühlte jede Rille und Einkerbung in der alten Eiche. Ihre Fingerspitzen waren zart und weich, sehr empfindlich. Sie nahmen viel wahr, wenn sie es zuließ. Es war so still in dem Haus, dass sie sich wünschte, doch keine besonders Schallisolierten Fenster und Wände zu haben. Sie griff mit der rechten Hand zum Fenstergriff über dem kleinen Kaktus, öffnete es einen Spalt. Leise Vogelstimmen drangen an ihr Ohr, ebenso wie das Rauschen der Blätter im Wind. Die Musik der Natur bahnte sich ihre Weg in ihr Herz, sie schloss die Augen und atmete tief ein. Das Fenster ließ sie gekippt und ging beschwingt weiter runter. Sie wollte mehr von der Natur hören. Ihre Schritte beschleunigten sich, sie hüpfte die letzten drei Stufen auf einmal herunter und riss in der ganzen unteren Wohnung die Fenster auf. Es war Sommer, also warm genug, und die Natur schlief schon lange nicht mehr. Sie rannte in die offene Küche, das Wohnzimmer, Schlafzimmer und beide Bäder. Bald schon konnte sie einen Buntspecht hören, einige Spatzen und die Schwalbenfamilie in dem Baum neben ihrer Terrasse. Der Garten, der zum Haus gehörte, war zwar nicht besonders groß, aber dafür sehr ansehnlich. Philomelas liebster Gärtner half ihr viel, mittlerweile wusste sie jedoch genug um in ihrem Garten allein zu werkeln. Die Sonne und körperliche Arbeit mochte sie, aber bevorzugte dennoch ihr Atelier. Nur darin zu sein war bei weitem nicht so gesund wie sie es gern hätte, also hatte sie den Garten immer weiter verschönert um ein ästhetisches Hobby mehr zu haben. Sie mochte einfach schöne Dinge. Ihr Mann war fast nie im Garten. Es waren selten genug Menschen in dem grünen Paradis, dass sich einige Tierfamilien eingefunden hatten. Das freute sie sehr.

Ihre Hand löste sich langsam von dem Rahmen der Terrassentür, und sie drehte sich zur Küche zurück. Sie hatte keine Ahnung, wann ihr Mann wiederkehren würde, aber sie wollte ihm gern ein Frühstück bereiten. Sie hatte seit gestern Mittag selbst nichts mehr gegessen und wollte das nachholen. Sie hatte mal wieder die ganze Nacht damit verbracht zu malen. Aber das Ergebnis konnte sich auch sehen lassen, wirklich. Das Bild war zwei mal einen Meter groß und sehr lebendig. Sie würde es gern gegen die Landschaft über dem Sofa tauschen. Vielleicht tauschte sie es einfach schnell?

Sie lief zu der cremefarbenen Ledercouch und stieg darauf. Sie griff den Rahmen, der genau die selbe Größe hatte wie das Bild was sie neu gemalt hatte, und hob ihn runter. Staub kam ihr entgegen, sie hustete. Auf den Rahmen Staub zu wischen vergass sie immer, und in solchen Momenten bereute sie ihre Faulheit. Sie griff den Rahmen fest mit beiden Händen und bugsierte ihn die Treppe hoch. Sie ging direkt neben dem Sofa leicht gedreht hoch, und es war gar nicht so einfach ein so großes Etwas zu bewegen. Sie stieß beinah den kleinen Kaktus um. Oben angekommen fiel ihr auf, dass sie auch einfach nur die Bilder hätte austauschen können ohne den Rahmen zu bewegen. Sie stellte ihn ab, lehnte ihn an die Wand zu ihrer Rechten und seufzte. Dann musste sie schmunzeln. Das war mal wieder typisch. Sie öffnete die Hinterseite, nahm die einfache Landschaft raus und tat die neue, gedrehte rein. Das alte Bild, auch auf Papier, aber mit Aquarellfarben gemalt, rollte sie zusammen und machte ein Gummiband darum. Dann ging sie mit großen Schritten durch den ganzen Raum, auf die obere, schmalere Treppe zu. Sie stieg hinauf, ging in ihren Lagerraum und zu dem passenden Regal. Auf all ihren Bildern stand hinten das genaue Datum des Entstehens drauf. Sie ordnete es zu den anderen ein, seufzte als ihr klar wurde, wie viel hier tatsächlich lagerte, und drehte dem Lager wieder den Rücken.

Beschwingt lief sie die Stufen runter, auf den Rahmen zu. Vor ihm blieb sie kurz stehen, seufzte und brummte: „Maaan".

Dann fasste sie ihn an beiden Seiten, kippte ihn um durch den Türrahmen zu kommen und bugsierte ihn erneut die Treppe herab. Sie passte so sehr auf, nicht gegen den Kaktus zu stoßen, dass sie beinah die Stufen herabgefallen wäre. Stolpernd kam sie unten an und machte drei Kreuze, als das Bild endlich hing. Es sah wundervoll an der Stelle aus.

„Hat sich meine nächtliche Arbeit und mein Morgensport doch gelohnt", murmelte sie vor sich hin.

„Das Fittnessstudio öffnet erst in zwei Stunden. Außerdem ist exzessiver Sport nach einer Nacht ohne Schlaf nicht empfehlenswert. Die Biodaten von Philomela empfehlen ein ausgiebiges Frühstück und Schlaf."

Die kalte Roboterstimme meldete sich des Öfteren, wenn Philomela mit sich selbst sprach.

„Danke für deine Auskunft, Alea. Kannst du mir nicht mal was nützliches sagen?", fragte die Hausfrau in den Raum, „So Dinge wie wann mein Mann endlich heimkommt oder ähnliches."

„Solche Daten stehen mir nicht zur Verfügung, da ich nicht mit dem Cyberspace verbunden bin. Ich erbitte Verbindung zum Hauptserver der Metropole und direkten Zugriff auf das Trackingsystem von Thereus, dann können solche Angaben mit einhundertprozentiger Genauigkeit gemacht werden."

„Gar nichts bekommst du"

Die Roboterstimme blieb still.

Die Hausfrau schüttelte den Kopf, und ging zur Küche. Sie öffnete verschiedene Fächer und den Kühlschrank, bis sie genug für ein schönes Mahl beisammen hatte. Sie würde allerdings zuerst duschen, denn beim greifen einer Tasse von weiter oben hatte sie versehentlich an ihrer Achsel gerochen. Sie hatte fast die Tasse fallen lassen.

„Puuh!", machte sie, und rümpfte die Nase.

Sie drehte der Küche den Rücken zu und lief in das große Bad. Kaum stellte sie den nackten Fuß auf den weißen Boden, zuckten blaue Linien über den gesamten Boden hinweg. Sie ergaben Muster, und verliefen sich dann in kleinen Linien ihr gegenüber. Sie setze den nächsten Fuß auf, und das Spiel begann von vorn.

„Lila und Musik", sagte Philomela, und die rennenden Linien wurden langsam zu einem sanften Lila. Sie erstreckten sich jetzt über die Wände, liefen hinter dem Spiegel entlang und erhellten ihn. Sie sah das erste Mal seit Stunden ihr Gesicht und verzog es sofort. Sie sah nicht wirklich gut aus. Aber das würde sie schon noch in den Griff bekommen. Im Hintergrund wurde die Musik lauter. Es begann mit dem Tropfen von Wasser und ging über in zarte, sphärische Musik, sehr langsam und entspannend. Je mehr die Musik sich aufbaute, desto weniger Linien zogen sich über Boden und Wände. Stattdessen entstanden zart glimmende Muster wie Blumen oder Mandalas an den Wänden die ein sanftes Licht abstrahlten. Der Raum war wie eine Grotte, so ätherisch und beschützend. In der Mitte des Raumes stand die große, runde Wanne, in der rechten Ecke dahinter die Duschkabine. Man sah sie kaum, konnte nur einen Abfluss und Düsen in der glimmenden Wand erkennen. Sie ging darauf zu, streifte die Kleidung ab und warf sie an die Stelle, die ein in die Wand integrierter Wäschekorb war. Die Kleidung verschwand.

Sie trat zur Dusche, und die kaum sichtbaren Türen öffneten sich. Kaum war sie eingetreten schwangen sie zu und tönten sich lila. Man konnte nichts mehr hindurch erkennen. Von allen Seiten kam Wasser auf sie geprasselt. Ihre Dusche war das neuste Modell, man musste selbst gar nichts mehr machen. Die Düsen spritzen von selbst Schaum, auch passen auf ihre Haare. Während das in ihren Haaren kurz einwirken konnte, wurde der Körper schon abgespült. Es war unheimlich bequem, und sie genoß das sehr. Sie ließ sich nich viel abnehmen, aber das gern.

Das Programm war fertig, und die Düsen föhnten sie trocken.

Sauber und etwas munterer trat sie wieder heraus, zog sich den bereithängenden Bademantel an. Ihre Haare waren offen und fielen etwas über ihre Schultern. Sie lief barfuß aus dem Bad, zurück zur Küche, und öffnete wieder alle Schränke.

„Was wollte ich nochmal machen?", murmelte sie vor sich hin, und fand wieder alle ihre Zutaten. Es würde Waffeln geben, hatte sie entschieden. Waffeln waren immer gut. Während sie den Teig anrührte, entstanden auf der Wand immer mal wieder die Angaben für die Menge, die sie benötigte. Der Teig war fertig, als sie hörte, wie die Haustür aufging. 

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