Ich.

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Noch ist Sonntag. Sonntag 10 o'clock pm. In Deutschland hat der Montag bereits begonnen und die ersten Bäckermeister müssen bereits aufstehen, um sich aufs Brötchen kneten vorzubereiten. In Deutschland.

Hier, in Boston, ist es aber noch Sonntag. Abend. 10 Uhr.  Ein Tag an dem mein Dad und ich normalerweise etwas gemacht hätten. In Deutschland. Bei der alten Chefin, der alten Position und im alten Haus.  Hier sitzen wir nun beide am Computer, anstatt zu reden oder essen zu gehen. Durch seine neue Stelle muss er immer erreichbar sein, was seine Mitarbeiter mit Freude auszunutzen scheinen, auch sonntagabends klingelt sein Telefon nämlich non-stop.

Woher ich das weiß? Zehn mal habe ich an sein Büro geklopft. 10 Mal sagte er, er habe ein wichtiges Telefonat zu führen. 10 mal war das Telefonat wichtiger als ein gemeinsames Abendessen.

Seufzend stehe ich auf, strecke mich kurz und höre ein beunruhigendes Knacken in meinem Rücken - ich sollte an meiner Sitzposition arbeiten, sonst kriege ich früher oder später ein richtiges Rückenproblem - und mache mich auf den Weg in die Küche. Von gestern ist noch Hähnchenbrust mit Brokkoli und Kartoffeln übrig, die ich mir warm mache und mit hoch nehme. Ein elftes Mal störe ich nicht bei wichtigen Gesprächen.

Mein Abendessen und ich landen wieder vorm Computer und ich fühle mich wie die gescheiterte und verkümmerte Version eines Filmstars.  Aus der Vogelperspektive sehe ich mein Leben wie ein Fremder: 

Ein Teenager, dem der berufliche Aufstieg des Vaters einen Neuanfang in einer amerikanischen Großstadt an einer Privatschule ermöglicht. 

Ein Teenager, der in der Vergangenheit ein paar Schicksalsschläge erlitt, jedoch nichts was für einen Betrachter wirklich erschütternd wirken würde - immerhin sind diese Sachen schon 2 Jahre her und damit so gut wie vergessen. 

Ein Teenager, der die Möglichkeit eines Neustarts bekommt, in einem riesigen Haus wohnt und dem an nichts fehlt. 

Ein Teenager, der trotzdem nicht los lassen kann. Der seinen Dämonen ein Visum besorgt. Der seine Tage am Computer verbringt. Der keinen Blick durch die Panoramafenster seines Zimmers wagt. Der Angst hat, jemanden kennen zu lernen der ihn aufwecken könnte und der letztendlich an seinen eigenen Gedanken und Ängsten verreckt.

Ein Teenager der mich nun durch die Spiegelung im Display anguckt. Der sich dessen, was er mit seinem Leben anfängt genau bewusst ist, sich aber dennoch fühlt, als sei es das Leben eines anderen, das er zerstört und ungenutzt verstreichen lässt.

Ein Teenager, der ich bin.


Der Brokkoli, der gestern noch gesund und grün aussah, sieht nun recht traurig aus und nicht mehr als sei er genießbar, was daran liegen könnte, dass mir der Energydrink gestern einfach besser schmeckte als Gemüse. Die Folge: ein verkommener Brokkoli und ein Wecker der schon 11 am anzeigt. 

Sieht aus als hätte ich das gemeinsame Frühstück verpasst. Zum dritten Mal. Damit bin ich nun Rekordhalter. Nicht ganz ungeplant, um ehrlich zu sein. Die Brötchen, die mein Dad morgens anschleppt, können es einfach nicht mit denen der um 4 Uhr morgens in Deutschland aufstehenden Bäcker aufnehmen und sind sowohl gummiartig als auch staubig. Was zwei gute Gründe dafür sind, abends Energy und erst um 11 Uhr mittags Kaffee zu trinken.

Gemeinsam mit dem was die Amerikaner Brötchen nennen landet mein Gemüse vom Vortag im Biomüll, auf dem Brötchen von Sonntag und dem Abendessen von Samstag. Ich frage mich ob mein Vater die Mengen an Teigwaren im Müll nicht sieht oder ob er sie nur nicht sehen will, denn er kauft sie trotzdem. Jeden morgen. Entweder will er mir oder sich damit ein Gefühl der Normalität und der alten Sicherheit geben, aber aus sicherer Quelle weiß ich, dass sein Vorhaben zumindest bei mir scheitert.

Mit meinem Kaffee verschwinde ich wieder in meinem Bett und gucke meine Serie bis es an der Tür klopft. Es ist eine gute Serie und ich habe sie neu angefangen. Für den Flug nach Boston hatte ich mir alle Folgen von einer neuen Serie runtergeladen, die Lieblingsserie der 14 Jährigen Kim wurde in Deutschland zurückgelassen und nur selten vermisst. Na gut, öfter als selten. Aber zu selten um meinen Fortschritt, der alten Routine zu entkommen, aufzugeben.

Es klopft ein zweites Mal. Ich überlege ob ich warten soll bis es zehn mal geklopft hat, da kommt mein Vater auch schon rein. Ich überlege, ihn anzumotzen, weil er mich bei unanständigen Sachen hätte erwischen können. Ich lasse es doch, weil ich ja keine unanständigen Sachen gemacht habe die er hätte sehen können. Seine Frage, ob wir gemeinsam essen wollen, wird durch ein anständiges Nicken beantwortet. 

Ob ich mich auf die Schule freue, fragt mein Vater. Zwischen Energy und Kaffee habe ich fast verdrängt, dass es in ein paar Tagen los geht. Fast. Mit gesenktem Blick - sonst sieht er die Lüge - bejahe ich die Frage. Nach einer Schilderung meiner - ach so großen - Aufregung und Freude frage ich nach der Arbeit. Die Antwort könnte ich genau so gut geben. Ich kann sie auswendig. „Wirklich gut, ich muss erst mal reinkommen. Mich einarbeiten. Jetzt ist es erst mal viel Zeitaufwand, aber bald habe ich wieder mehr Zeit und wir können auch mal wieder was machen. Schon der neue Chef war den Wechsel wirklich wert!"

Den „Sind-Sie-ein-Roboter"-Test bei der Anmeldung auf Websites würde mein Lächeln nicht bestehen. 

Nach einer halben Stunde der Quality-Vater-Tochter-Zeit sitze ich wieder im Bett. 3 Tage bis zur Schule. 3 Tage um meine Einstellung zu überdenken, meine Outfits zu planen, mich für oder gegen Make-Up zu entscheiden und meine Tasche zu packen. 3 Tage voller Unzufriedenheit, Selbstzweifel und Nervosität. 3 Tage die dennoch essentiell für einen effektiven Neustart sind. 


2 Tage später. 2 Tage an denen ich eine Liste schrieb mit Outfits. Mit Zielen. Mit Dingen die ich in meinem neuen Leben machen muss und eine mit Dingen die ich in meinem neuen Leben wirklich mache wenn ich nicht doch plötzlich die Hauptrolle eines Teeniefilms mit „Natürlich blond" Niveau werde. Meine Tasche ist gepackt, mein Make-Up entschieden und mein Brötchen erneut im Müll gelandet. 

„Happy back to school" murmele ich und setze mich mit meinem Kaffee ins Bett.


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Hey hi ich bins wieder. Nach einer echt langen Pause habe ich beschlossen diese Geschichte jetzt doch weiter zu schreiben. Ich möchte sagen, dass auch wenn die Geschichte in der Ich-Perspektive geschrieben ist sie komplett fiktiv ist und nichts mit mir persönlich zu tun hat. Trotzdem interessiert mich eure Meinung über die Hauptperson und den Schreibstil und generell die ganze Geschichte brennend.

Deswegen würde ich mich sehr über kommis freuen und wenn es euch gefällt könnt ihr die Geschichte ja vllt auch an ein paar andere Leute empfehlen denen sie gefallen könnte, denn ein bisschen mehr publicity würde mich natürlich auch freuen.

Ganz ganz liebe Grüße und viel Spaß beim lesen, eure Lara

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