Kapitel 1: Der Traum

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


-🐺-

Ein Donnern ließ die Luft erzittern. Verhallte grollend in der Ferne. Wütend fauchend griff der Wind in Laub und Nadeln des dichten Waldes. Brachte die dicken, alten Bäume dazu leidig zu ächzen, während sie sich unter seinem Druck der Erde entgegen neigten. Ihre Kronen tanzten, schüttelten sich. Äste knirschten, knackten. Wurden aus den dicken Stämmen gerissen und fielen auf den Waldboden, drückte Sträucher und Gras in den Matsch. Das Heulen des Windes riss das zarte Laub von den Ästen und ließen sie durch die Nacht sausen wie Pfeile. Ihre dunklen Schatten schossen durch die Nacht. Wollten sich nicht dem Boden entgegensenken sondern stiegen, dem tobendem Sturm folgend weiter hinauf in den Himmel. Krachend erhellte ein Blitz den Nachthimmel und durchbrach die Finsternis, welche das sonst so friedliche Land überzogen hatte. Der Regen peitschte, fiel durch das Blätterdach. Dicke Tropfen brachen auf, zerstreuten sich wie Meeresgischt. Bäche waren unter dem Wüten der Naturgewalt zu reißenden Flüssen angeschwollen die sich bedrohlich schimmernd wie Klauen durch die Nacht und den Sturm bahnten. Ein weiteres Knarren schreckte durch die Nacht, lauter als die vorherigen. Ein Baum, der unter der Wucht des Windes bereits geächzt hatte, verlor den Kampf. Begleitet von dem Zucken eines weiteren Blitzes, rissen die Wurzeln aus dem Erdreich. Klauen die sonst in der Tiefe verschwunden waren, neigten sich dem Himmel entgegen, während der Gigant stöhnend fiel. Der Boden erzitterte, das Krachen hallte durch die Nacht. Holz splitterte knirschend, als sich Äste ineinander verhakten und der fallende Baum weitere mit sich zu Boden riss. Der Wind griff ungestümer zu. Erfreut seines Sieges über den Wald, ließ er mehr und mehr der mächtigen Bäume fallen. Zog eine Schneise der Verwüstung. Eine Schneise, eines Krallenhiebes gleich.
Und unter dem Sturm erhob sich eine Melodie, die so gar nicht in das Wüten und Toben einfügen wollte. Viel zu sanft und süß war die Melodie. So zart, dass der Wind sie mühelos verschlucken könnte. Stattdessen trug er sie mit sich, erhob sie über das Tosen hinweg und ließ es durch die Nacht klingen:

Mein Lied erklingt sehr leise,
auf unerklärliche Weise...
Nur der eine kann es hören,
nur ihm werd ich gehören.
An seiner Seite soll ich stehen,
dem Schicksal entgegen sehen.
Ob Licht oder Dunkelheit,
Antwort kennt nur die Zeit...

-🐺-

Ein tiefer Luftzug füllte die Lungen, während der stämmige durchtrainierte Körper keuchend sich aus den Laken stemmte. Ehe die Lungen sich zischend mit Luft füllten. Das Herz raste in der Brust. Hämmerte schnell, während Adrenalin durch die Adern sickerte. Müdigkeit und Schlaf hinfort wischte wie Nebelschwaden im Sonnenschein. Unruhig huschte das dunkle Augenpaar durch die Finsternis. Leise prasselte der Regen sanft an dicke, beschlagene Fensterscheiben. Der ruhige Klang eines Landregens der über sie niederging und nicht das Trommeln eines Sturms. Still lungerten die Silhouetten in der Finsternis, zusammen mit dem höllischen Glühen eines verzerrten Schlunds ihm direkt gegenüber. Stämmige Krieger, wie sie auf den ersten Blick erschienen, doch dann ihre verschwommenen Konturen verloren. Sich als gerade Linien, oder sanft geschwungene Bögen des Mobiliars entpuppten. Das Glühen, war kein dämonischer Schlund wie er im nächsten Augenblick erkannte, sondern das schwache Glimmen des fast vollkommen erloschenen Feuers im Kamin.

Schwer glitt der Atem bebend über seine Lippen, von dem er erst jetzt merkte, dass er ihn angehalten hatte. Stöhnend, erhob sich zitternd seine Hand, schob sich in die dichte, lockige Mähne seines Schulterlangen schwarzen Haares, welches klatsch Nass geschwitzt war und in Strähnen in sein Gesicht hing. Breite Schultern zitterten, erbebten kurz, während seine Hand von der Mähne in sein Gesicht strichen. Ihren Weg über die Rechte Seite seines Antlitzes bahnten und über den leicht kratzenden, kurzen Bart strichen die seine Kieferpartie säumte.
„Nicht schon wieder..." grollte seine raue, tiefe Stimme, während er sich zurück in die durchgeschwitzten Lacken sinken ließ und den Blick an die verziert Holzdecke des Zimmers heftete. Feine, kunstvoll herausgearbeitete Schnörkel zogen sich durch das dunkle Holz. Fügten sich ineinander. Ergänzten sich zu einem Bild, welches einen kunstvoll geschnitzten Wolfskopf unter einer verschlungenen, aus Ästen zu bestehenden Krone zeigte, der von einem Kreis eingefasst wurde. Die Symbolik des Golden-Crest-Rudels. Dem ersten, einmaligen Rudel – seinem Rudel. Das Rudel in dem die Erstgeborenen und ein Großteil ihrer Nachkommen lebten. Alle vereint unter seiner Herrschaft. Nur wenige der Erstgeborenen waren im Laufe der Jahre ausgezogen. Hatten die Welt bereist oder ihre eigenen Rudel gegründet. Rudel, von denen es bereits viele gab.

Hundert, oder mehr. An deren Spitze jeweils ein Alpha stand. Stärker, schneller als die Mitglieder des Rudels. Doch keiner von ihnen reichte an ihn heran. Weder in Schnelligkeit, noch in Kraft. Sie alle standen unter ihm – dem König der Lykaner und Wölfe, wie die Göttin es vor weit über 300 Jahren verfügt hatte. Ihnen – Markus – Lyrax Lykanon, den Herrschern und Alpha aller Alphas. Sie beugten sich ihm, folgten ihm. Die meisten zumindest.
Auch wenn ihr Leben Großteils friedlich verlief, gab es dennoch immer wieder Zwischenfälle. Momente, in den sich jemand zu weit aus dem Fenster hinaus lehnte und drohte den Frieden zu brechen. Manchmal war es Größenwahn, manchmal wahrhaftiger Wahnsinn, der einen Wolf überfiel. Oft ging dies mit dem Verlust eines geliebten einher. Gefährten – oder Erasthai, wie die Lykaner die von der Göttin auserwählten bezeichneten. Seelen, die von der Mondgöttin aneinander gebunden wurden, sowie Mensch und Wolf zu ihren Urzeiten. Nur dass diese Bindung nicht zwischen Mensch und Wolf erfolgte, sondern zwischen Zwei verschiedenen Lebewesen. Eine Anziehungskraft, der man sich kaum erwehren konnte. Als nur wenige Jahre nach der Gründung von Golden-Crest und dem Segen der Göttin, der ihre Heimat vor den Menschen verbarg, diese Bindung die ersten male auftrat, glaubte er, dass sein Rudel verrückt wurde. Bis sie hinter des Rätsels Lösung kamen und grollend, aber mit einem Neigen des Kopfes die Gegebenheiten so hinnahmen. Sollte die Göttin ihr Spiel spielen, solang sie ihn damit verschonte. Für ihn war diese Bindung eine Kette, die ihn binden würde.
Lyrax stimmte seiner Sichtweise nicht ganz zu. Manchmal konnte er sogar spüren, wie der Lykaner in seinem inneren, wenn er sah wie die Gefährten einander eng umschlungen hielten, leidig wimmerte und sich tiefer in ihn zurückzog. Den Blick abwandte und in seine Erinnerungen versank. Markus wusste, dass der Wolf dann an seine Wölfin zurück dachte, die der Bär vor all der Zeit geraubt hatte. Doch eben diese Erinnerung war es, die gleichzeitig Lyrax dazu brachte, ihm zum Teil zuzustimmen. Auch er wollte die Fessel einer Bindung nicht. Zumindest nicht irgendeine....

Des Weiteren hatte er vor vielen Jahrzehnten – zu viele, dass er sie hätte zählen können – festgestellt, dass nicht nur er, sondern auch alle anderen die Fähigkeit besaßen, Menschen zu ihres Gleichen zu wandeln. In ihnen allen Schlummerte diese Gabe. Doch zeigte sich, dass jene, die nicht von ihm gewandelt wurden, auch die Kraft der Lykaner nicht teilten. Sie teilten nicht ihre Kraft, waren körperlich unterlegen. Alterten, wenn auch nicht so schnell wie ein Mensch. Sie besaßen nur Zweiformen. Die des Menschen und die des Wolfs. Während die Lykaner noch eine dritte Form besaßen, jene in denen ihre Gestalt sich mischte und ihre Geister vollkommen miteinander verschmolzen und die Welt in ein vollkommen anderes Bild hüllte. In dieser Gestalt, überzog das Fell ihre Haut. Der Kopf war der eines Wolfes mit ausgeprägten, starken Kiefern. Ihre Krallen, waren länger, dolchartig aber leicht gebogen wie Klauen, doch die Form der Pranke entsprach eher der einer Hand. Sie besaßen den Schwanz eines Wolfs. Der ihnen half das Gleichgewicht zu halten, da sie – und dies war wohl der entscheidende Faktor – auf zwei Beinen stehen konnten, anstatt auf vier. Allerdings hatten sie bereits in dieser Gestalt feststellen müssen, dass der Instinkt und der Durst nach Blut und Zerstörung um ein vielfaches stärker war als der Verstand. Crinos nannten sie diese Form.

Des Weiteren hatten sie erfahren, dass die Nachkommen zweier Lykaner, selbst auch Lykaner waren. Und Lykaner meistens, in der Gestalt ihres Wolfes geboren wurden und wesentlich schneller heranwuchsen. Weshalb sie irgendwann angefangen hatten zu unterscheiden. Sich zwei Arten bildeten. Die Lykaner und die Gewandelten der Erstgeborenen oder Nachkommen ihrer Art – die Werwölfe.

Werwölfe wurden als Mensch geboren, alterten wie ein Mensch am Anfang ihres Lebens, ehe zwischen 16 und 18 Jahren ihr Wolf erwachte und der Alterungsprozess sich verlangsamte.

-🐺-

Bei der Göttin.... Grollte es plötzlich leise in seinen Gedanken. Wie soll man bitte bei dem Schwall deiner Gedanken auch nur ein Auge zu bekommen, Kleiner?
Lyrax war in ihm erwacht. Markus spürte, wie der Lykaner in seinem inneren unzufrieden die Krallen ausfuhr und ihn diese rügend einen Moment spüren ließ. Der Schmerz der an seinen Eingeweiden zog, war allerdings nur von kurzer Dauer, als der Lykaner die Krallen genauso schnell wieder einzog und in ihm gähnte.
Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken Lyrax.
antworte er Schweigend dem Wolf in seinem inneren. Mit der Zeit hatte er gelernt, dass sie auch auf dieser Ebene miteinander kommunizieren konnten. So musste er nicht ständig laut sprechen. Es war nur....
Wieder dieser Traum?
Unterbrach der Lykaner ihn und Markus konnte spüren, die seine eigenen Kiefermuskeln sich kurz spannten, als der Wolf in seinem inneren herzhaft Gähnte. Schon gut, ich bin Wach. Also, war es wieder der Traum?
Ja, wieder der Traum, mit diesem verheerenden Sturm... Und dieser... Melodie, diesem Gesang. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.
Brummte Markus in seine Gedanken, schob unterdes seine Arme unter seinen Kopf und winkelte sein rechtes Bein an.
Lyrax schwieg unterdessen einige Herzschläge in seinen Gedanken, aber Markus spürte wie der schwarze Wolf sich in ihm streckte. Das weiß ich auch nicht, antworte er nach Momenten des Schweigens. Aber, ich weiß, dass dieser Traum dich schon seit geraumer Zeit heimsucht. Nicht nur dir, sondern auch mir den Schlaf raubt. Wir sollten uns vielleicht doch etwas mehr damit auseinander setzen. Und da ich schon Mal wach bin, sollten wir das nützliche mit dem Notwendigen verbinden.
Liegend die Stirn in tiefe Falten ziehend, sandte Markus Lyrax einen fragenden Gedanken, da er nicht verstand, auf was der Lykaner heraus wollte.
Lyrax schnaubte darauf hin. Ich will laufen, Strohhirn. Also steh gefälligst auf und lass mich raus.
Markus konnte nicht anders als zu leise zu lachen. Du willst laufen? Hackte er nach und ließ Lyrax das Prasseln des Regens an den Fenster hören. Bei dem Wetter?
Ja, also steh endlich auf. Oder ich kümmere mich darum...
Das letzte Mal warst du allerdings nicht so...
hob Markus an, wurde aber von Lyrax Knurren unterbrochen was seinen Kopf zum Surren brachte.
Heute ist nicht das letzte Mal. Mir jucken die Pfoten, also steh endlich auf und lass mich raus! Sonst breche ich mir meinen Weg nach draußen und benutze deine Kissen als Kauknochen!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro