Kapitel 2: Nacht

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Knarzend schwangen die Flügeltüren auf. Gaben den Blick frei auf das einstige Dorf, dass nun mehr einer Stadt gleich. Anstelle der wenigen eng beieinander stehenden Häusern aus Holz und Lehm, reihten sich nun breite Gebilde aus Stein auf. Wo sich einst nur eine einzelne schmale Pflasterstraße durch die Häuserreihen schlängelte, war es nun ein Gewirr aus befestigten, teilweise erneuerten Straßen und einigen schmalen Gassen. Und in ihrem Zentrum stand sein Heim – eine gewaltige Halle, die sich über alle anderen Häuser erhob und ihnen an Größe um ein vielfaches Überlegen war. Dennoch war es kein Schloss. Und der Bereich, der er bewohnte, war nun ein winziger Bruchteil des gesamten Gebildes.
Jetzt in der Nacht, konnte man die Größe der Halle nur erahnen. Und durch den Regen warf auch der Mond kein Licht auf die Stadt der Lykaner, sodass neben den wenigen Lichtern in den Fenstern nur das nasse Pflaster zu seinen Füßen glänzte.
Es war eine lauwarme Sommernacht. Der Regen sammelte sich in den Rillen des Pflasters, während er Barfuß über die glatt getretenen Steine in Richtung der Mauern schritt, welche die Stadt umschlungen. Fiel auf seine Haut,perlte darauf ab und sank langsam, indem es den Kerben zwischen den Muskelsträngen folgte,  der Erde entgegen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht sich anzuziehen. Der Grund dafür war einfach – sobald er sich wandelte und Lyrax erlaubte zu laufen, würden seine Sachen so oder so zerreißen. Sich auszuziehen und die Sachen zu verstecken, würde ihm bei diesem Wetter auch nichts bringen, da sie sich mit Wasser vollsaugen würden. Außerdem war sein Kälteempfinden nicht mehr das eines Menschen. Er fror nicht, selbst in den Wintern. Es brauchte wirklich strenge, eisige Temperaturen, das wüten der Elemente und Stundenlanges Verharren an einer Stelle ohne sich groß zu bewegen, damit er fror. Ein weiterer Vorteil, den seine Wiedergeburt mit sich gebracht hatte. Im allgemeinen, hatte sich sein Leben deutlich verbessert. Auch wenn es lange gedauert hatte, dass er es einsah. Aber die Entscheidung, die das Schicksal getroffen hatte, war wirklich mehr ein Segen als ein Fluch gewesen.

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Es dauerte einige Minuten eines strammen Schrittes, in denen er der Breiten Straße folgte. Das Bild sich von dicht gedrängten Häusern in zu weiter auseinander stehenden, kleineren Hütten wandelte und schließlich die hoch aufragende Mauer, die sie in vielen Jahren mühsamer Arbeit und einer Unmenge an Schweiß erbaut hatten, vor ihm erschien. Laternen hingen auf den Zinnen, wiegten sich leicht im Licht und erlaubten es einzelne Gestalten zu erkennen die auf den Zinnen unter Überdachungen ihre Posten bezogen hatten. Deltas, die Krieger des Rudels welche ihre Pflicht erfüllten. Im Golden-Crest Rudel gab es neben ihm, seinem Beta noch 4 Generäle welche sich um ihre Truppen, ihrem Training und ihre Aufgabenverteilung kümmerten. Sie überwachten die Ausbildung der Rekruten, organisierten die Dienstpläne und teilten Grenzpatrouillen sowie die Wache ein. Früher, als dieses Rudel noch kleiner war, hatte sich Johann, sein Beta und er darum gekümmert. Heute hatten sie mit einer Vielzahl anderer Aufgaben zu tun. Besonders er. Dennoch fanden sie gelegentlich die Zeit, selbst dem Training beizuwohnen oder die Ausbildung zu beobachten. Während Gram sich nur zu gern bei diesen Gelegenheiten ins Getümmel stürzte, hielt er sich öfter im Schatten. Er wusste, dass seine Anwesenheit für alle spürbar war. Und hatte kein Interesse daran, den ungestümen Welpen mehr Angst als nötig einzuflößen.
„Alpha..." grüßte ihn eine der Wachen, als er näher an das Tor herantrat und zwei Wachen ihm Empfang nahmen. Kurz senkten sie als Gruß und Zeichen der Unterwerfung ihre Köpfe, während er seine Schritte stoppte und die zwei jungen Männer die ihm gegenüberstanden, ebenfalls mit einem knappen Nicken grüßte. Die Zeiten, in denen er sich alle Namen hatte Merken können waren lange vorbei. Eine Zeit lang hatte er es sicher versucht, doch irgendwann waren es zu viele Namen, zu viele Gesichter. Sogar für ihn. „Was verschafft uns die Ehre zu dieser Stunde? Wollt ihr euch von dem Dienst der Wache überzeugen?"
Ein leichtes Lächeln erschien auf den starren und strengen Zügen des Alphakönigs, während sein Blick nicht von den Beiden Männern wich. Sie waren zweifellos noch nicht lange Teil der Wache. Vielleicht war dies sogar ihre Erste Schicht. Den Blick auf ihre Kleider lenkend, stellte er fest, dass das Emblem unter dem Wappen des königlichen Rudels, eine kleine Axt, das von Gérad war. Seinem, wohl liebsten General. Vielleicht, weil er wie Markus viel Wert auf die Einhaltung der Regeln und Gesetze legte und nicht so viel Freiraum seiner Kohorte einräumte wie die Anderen drei Generäle.
„Nein, seid unbesorgt." Gab er schließlich den beiden Wachen Auskunft, die unter seinem Blick schon anfingen unruhig von einem Fuß auf den Anderen zu treten.
Los jetzt... ich bin des Wartens Leid, Kleiner! Brummte Lyrax in seinem Kopf ungeduldig dazwischen und sorgte mit seinem unruhigen hin und her gewander in seinem Inneren dafür, dass auch Markus das Gewicht von einem Bein auf das Andere verlagerte.
„Ich vertraue der Arbeit der Wache. Ich will in den Wald und mir die Füße vertreten. Ich bin zum Morgengrauen zurück. Informiert Beta Gram, wenn er mich suchen sollte." Beendete er ein wenig schnell den Wortwechsel zwischen sich und den Wachen. Hob nur leicht seine Hand, als er sich abwandte um weiter zu gehen, ohne auf ihre Antwort zu warten. Kurz hinter der Mauer, wurde das Pflaster zu seinen Füßen unebener. Es war älter, stammte noch aus der Zeit des Neubeginns. Stumm machte er sich im Unterbewusstsein den Vermerk, dass er sich darum kümmern musste. Die Deltas konnten in der Zeit des Friedens, sich auch ruhig dieser Aufgabe zuwenden, anstatt nur zu trainieren.
Mit schnellen Schritten verließ er schließlich das Pflaster, machte sich nicht die Mühe bis zum Waldrand zu gehen. Noch während er sich auf die Knie sinken ließ und eine Hand in das nasse Gras schob, spürte er bereits wie Lyrax sich nach vorn drängte und die Kontrolle übernehmen wollte. Ohne sich dagegen zu wehren, ließ er das Bewusstsein seines Wolfs sich nach vorn schieben und spürte wie sein Körper sich zu wandeln begann. Spürte, wie Knochen sich verformten und das Fell aus der Haut brach...

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Auf dem dunklen Boden hoben sich die schwarzen, massigen Pfoten kaum von der Erde und dem Gras ab, als der schwarze Wolf sich schüttelte und streckte. Seine Gelenke fühlten sich etwas steif an, verspannt wie es nach jeder Wandlung war. Dennoch verschwendete Lyrax keine Zeit damit. Die Tropfen fielen bereits auf den dichten Pelz und verfingen sich darin. Sickerten tiefer hinein und wollten zur Haut durchdringen. Hier auf der weiten Ebene waren sie dem Regen schutzlos ausgeliefert. Der Wald versprach zumindest ein wenig Schutz vor dem Wetter. Weshalb sich die Muskeln schnell spannten, als der Wolf sich kurz zusammenkauerte und in einem gewaltigen Satz lospreschte und die Stadt, ihre neugierigen Blicke weit hinter sich ließ.
Lyrax spürte, wie die aufgeweichte Erde zwischen seinen Krallenballen hindurchquoll. Hörte das Prasseln des Regens auf das Blätterdach über seinem Kopf. Spürte, die einzelnen Tropfen die auf sein Fell trafen. Er war einige Zeit gerannt. Hatte es genossen den Wind in seinem Fell zu spüren, obwohl der Regen für ihn ein eher unwillkommener Zusatz war. Es erleichterte ihn, öffnete seinen Geist und löste die Spannung, die von Markus zurück war. Er hatte diesen Menschen lieben gelernt, als seinen Partner vollkommen akzeptiert, doch wenn es darum ging das Leben zu genießen was ihnen geschenkt worden war, so kostete wohl nur Lyrax dieses aus. Markus war der strengere, kältere von ihnen Beiden. Selbst nach all diesen Jahrhunderten war die Finsternis in ihm ein allgegenwärtiger Bestandteil. Das Wort Gnade, schien ihm unbekannt. Markus setzte die Gesetze durch, lebte danach und überwachte sie mit eiserner Faust. Wer ihnen nicht folgte, wurde verdammt oder getötet. Unzählige Male hatte Lyrax in der Vergangenheit versucht, Markus Sichtweise auf die Dinge zu ändern. Erfolglos, sodass er es irgendwann aufgegeben hatte. Lyrax fürchtete, dass sie niemals verschwinden würde. Die Finsternis niemals schwinden würde. Aber verübeln konnte er es ihm auch nicht. Er verstand Markus Wut, seinen Zorn seit jenem Tag. Aber er hatte auch andere Sorgen, anderes Sehnen, als der Mensch mit dem er den Pfad des Schicksals beschritt.
Seine Schritte verlangsamend, bis er langsam auf den verschlungenen Pfaden des Waldes wanderte, öffnete der Wolf die Welt seiner Gedanken wieder für Markus.
Nun Kleiner, erzähl mir von diesem Traum... eröffnete er das Gespräch. In der Tat war er neugierig. Es war das erste Mal, dass sie einen Traum nicht teilten. Sonst war ihr Wesen so tief miteinander verschlungen, dass sie alles mitbekamen. Das nun nur einer von ihnen von einem Traum geplagt wurde, war umso ungewöhnlicher. Es wiedersprach ihrer Natur. Sorgte und beunruhigte den Lykaner zu gleichen Teilen, wie es ihn interessierte.
Es ist immer wieder derselbe Traum... hörte er Markus Stimme schließlich und verlangsamte seine Schritte weiter, sodass er langsam und bedacht eine Pfote vor die Andere setzte. Der breite Kopf des schwarzen Wolfs neigte sich ein wenig dem Erdboden entgegen, schloss die Augen ein wenig, sodass er den Weg nur noch spärlich erkennen und sich auf die Worte seinen Seelenpartners konzentrieren konnte.
Ein Sturm, der über unser Land zieht. Ein Gewittersturm, dessen Regentropfen dick und schwer sind. So schwer, dass sie beim Aufkommen auf die Erde in hunderte von kleinen Tropfen zerbersten. Ein Wind, der den Wald zum Stöhnen bringt. Sosehr, dass sogar die ältesten und mächtigsten Bäume sich Neigen. Blitze, die grell auf die Erde fahren und ihr Donnern, lässt die Welt erzittern.
Lyrax Ohren zuckten angesichts der Beschreibung der er sich vorzustellen versuchte.
In Mitten des Tosenden Sturms, bricht einer der mächtigen Bäume. Seine Wurzeln werden aus dem Boden gerissen. Noch während er zu Boden fällt, reißt er andere Bäume mit sich. Einer nach dem Anderen. Ob durch die Bäume oder den Wind. Sie alle fallen und zersplittern auf den Boden. Beschädigen die Umliegenden, welche dem Sturm weiter trotzen. Und am Ende, ist ein Bild.... Ein Bild, indem sich Schneisen der Verwüstung durch den Wald ziehen. Sie Formen den Hieb von Krallen nach. Wolfskrallen, als wäre es unser Hieb, auf dem Körper eines Mannes...Und dann ist da diese Melodie. Ein Gesang, der sich mit dem Wind vermischt, anstatt von ihm verschlungen zu werden. Ein Lied... endete Markus Erzählung. Inzwischen war der schwarze Wolf auf dem lehmigen Pfad stehen geblieben.
Die Stimme von Mutter? Fragte er nach.
Nein, eine Andere. Eine, wie ich sie noch nie vernommen habe.
Die Augen weiter zusammengekniffen, setzten seine Gedanken der Erzählung folgend den Traum vor seinem inneren Auge zusammen. Schweigend ließ er das Abbild des Traumes vor seinem inneren Auge auf sich wirken.
Schließlich hob der Wolf den Blick zum dunklen Blätterdach. Es hatte aufgehört zu Regnen. Das Prasseln war verklungen. So suchte in der Dunkelheit nach einem hellen Schleier. Doch nichts war zu erkennen. Wenn man der Erzählung so lauschte, mochte sie fürs erste weniger bedrohlich klingen. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr breitete sich ein ungutes Gefühl in ihm aus. Und sorgte dafür, dass sein Nackenfell sich kribbelnd aufstellte. War der Traum eine Warnung? Wenn ja, wieso teilte die Göttin ihn nur mit Markus und nicht mit ihnen beiden? Unruhig knetete er mit seinen Pfoten die feuchte Erde, ehe er sich zwang sein Fell wieder anzulegen und weiter zu laufen.
Ich weiß nicht, was dieser Traum bedeuten könnte, Kleiner... Manchmal, ist ein Traum nur ein Traum. Antwortete er schließlich auf Markus Erzählung. Spürte allerdings, dass dieser seinen Worten wenig Glauben schenkte.
Ein Traum, der sich seit Wochen wiederholt? Ich bitte dich Lyrax. Wir wandeln seit über 300 Jahren an der Seite des Anderen. Sind eins in Geist und Körper, meistens zumindest. Ich kann spüren, dass dich dieser Traum nun auch beschäftigt. Da ist mehr...
Leise grollend, erhob sich dich der Unmut des Wolfes laut aus dessen Kehle. Die Krallen kurz ausfahrend, hinterließ er deutlichere Spuren im Schlamm. Du bist weiser geworden... würdigte er mürrisch Markus richtige Beobachtung. Vor einigen Jahren, wäre es dir noch nicht aufgefallen.

Momente des Schweigens vergingen. Entweder wollte Markus nicht auf seine Würdigung eingehen, damit Lyrax kein Weg finden konnte um von diesem Thema abzuweichen. Oder aber, er räumte dem Wolf die Zeit ein um die Richtigen Worte zu finden. Welcher es auch immer war, es zeugte von eben jener gewachsenen Reife, die Lyrax gerad gewürdigt hatte.
Nun gut... gab er deshalb irgendwann nach, als er die Richtigen Worte gefunden hatte. In der Welt der Tiere, bedeutet das Omen, der Geruch eines Sturmes oder der Anblick seiner Wolken immer, ein gewaltigen Wandel. Bei diesem Traum, wird es nicht anders sein. Erklärte der Wolf. Doch der Rest ergibt für mich keinen Sinn. Oder wenig. Die Krallenspur, würde ich so verstehen, dass diese Veränderung unser Volk beeinflussen wird. Doch alles andere... verstehe ich nicht. Die Melodie, von der du Sprichst, passt nicht in den Traum. Ein Sturm der eine Stimme trägt, anstatt sie zu verschlingen? Eine uns unbekannte Stimme? Worauf soll sie uns aufmerksam machen?
Wie ich schon sagte, könnte dieser Traum einfach ein Traum sein. Aber zweifellos sollten wir vorsichtig sein. Vielleicht ist es auch eine Warnung. Eine Botschaft der Göttin.

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