Kapitel 3: Morgengrauen

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Die ersten Sonnenstrahlen brachen bereits durch das dichte Blätterdach, als der Wolf seine weiten Schritte den Pfad zurücklenkte, dem er in der Nacht gefolgt war. Es war Still gewesen zwischen Mensch und Tier in den letzten Stunden. Lyrax war sich nicht sicher, ob Markus die Zeit genutzt hatte um seinen Geist zu entspannen und ein wenig Ruhe zu finden, nachdem die letzten Nächte stets kurz waren. Oder, ob er seinen eigenen Gedanken über den Traum nachhing. Kurz nach ihrer Konversation hatte der Mensch seine Gedanken vor ihm verschlossen und sich seit diesem Augenblick nicht mehr gerührt. Lyrax unterdessen, hatte sich bis zur Grenze ihres Territoriums durchgeschlagen und war ein Teil davon abgelaufen. Seine Schritte waren jedoch ohne Bedacht gewesen, da seine Gedanken stets kreisten, sodass er von Glück sprechen konnte, dass sein Körper wie von selbst den Weg inzwischen kannte. Und kein  Feind sich in den Schatten verbarg. 
Nun aber, lichtete sich bereits der Wald. Das schattige Grün wurde mehr und mehr von leichten Nebelschwaden durchzogen, die von dem nächtlichen Regen zeugten. Trotzdem kannte er jeden Baum, jeden Strauch und wusste, dass hinter der nächsten Biegung des Pfades sich der Wald weichen und die Ebene vor der Lykanerstadt auf ihn warten würde. Unbewusst wurden seine Schritte etwas langsamer. Die Rückkehr in die Stadt bedeutete, dass er sich wieder zurückziehen musste. Fell der menschlichen Hülle wich und Markus ihr Handeln übernahm. Ein Tag voller langweiliger Papiere, Anträge von Alphas, welche um Rat oder Hilfe ersuchten. Schlichtungen von Streitigkeiten zwischen den wenigen rivalisierenden Rudeln. Meistens Landstreitigkeiten, deren Schlichtung Markus Tageswerk waren. Lyrax interessierte sich nicht wirklich für diese Aufgaben. Es entsprach nicht der Natur eines Wolfes. Für sie gab es nur einen Weg, die Konflikte zu lösen – der Kampf. Der Stärkere gewann und alles folgte dem Gesetz der Natur. Einen anderen Weg hatte es nie gegeben. Politik, Diskussion, Verträge und Gespräche waren ein Teil der Menschen. Nicht der, der Wölfe. Sodass, er ihren Sinn wohl nie verstehen würde. Es war schon mehr als genug, dass er über die Jahrhunderte gelernt hatte das geschriebene Wort zu lesen. Das war aber auch mehr Mittel zum Zweck. Geschah nebenbei, während er Markus beobachtete. Anwenden, würde der Lykaner es wohl nie.
Am Waldrand stoppten einen Moment seine Schritte. Andächtig ließ er seinen Blick wandern. Es war ein gar märchenhaftes Bild, welches ihm sich bot und er kam nicht drum herum, dies zu bewundern. Dichte Nebelschwaden zogen sich über die satte grüne Ebene. Deutlich schimmernd, brachen sich die Lichtstrahlen der Sonne daran, sodass sie für jedermanns Auge zu erblicken waren. In ihrem Hintergrund, zeichneten sich schwach die Zinnen der Mauern ab. Ließen die Stadt wie ein Bildnis ohne Boden erscheinen.

 Dies war ihr Land, ihr Reich und ihre Heimat. Ein Ort des Friedens, den sie aus der Asche vergangener Leben erschaffen hatten. Ihr Werk. Und damit meinte er nicht nur sich und Markus, sondern die gesamte Gesellschaft der Erstgeborenen und ihrer Nachkommen.
Ein sanftes, zufriedenes Brummen ließ seinen Brustkorb vibrieren. Er konnte nichts anderes als Stolz empfinden. Doch gleichzeitig, schwappte bei diesem Bildnis die Wehmut in ihm auf. Sorge, die vom Traum herrührte. Sorge, dass die Idylle die sie sich geschaffen hatten, zerbrechen würde...

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Der Nebel lichtete sich, als Lyrax die Nähe der Stadtmauern erreichte und von einem Pfiff begrüßt wurde. Den Kopf hebend, erkannte er, neben den beiden Wachen, den die Erschöpfung nach ihrem Dienst anzusehen war, eine weitere hochgewachsene Gestalt. Ein weißes, scheinbar neues Leinenhemd spannte sich über kräftige Schultern der hochgewachsenen Gestalt, die dort auf ihn wartete. Die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und die Arme vor der Brust verschränkt wirkte sein Auftreten weniger erhaben, als es eigentlich der Fall sein sollte, bedachte man den Stand des Dritten. Die dunkelbraune Lederhose die er trug hatte auch schon wesentlich bessere Tage gesehen. Trotzdem waren die blauen Augen, die ihm unter einem kurzen, blonden Schopf entgegen blitzen aufmerksam. Wie Saphire blitzten sie zwischen dem wilden, Haarschopf und dichten Bart hervor, die sich um das längliche Gesicht zogen.
„Da bist du ja endlich, wir fürchteten schon, der Wald hätte dich verschluckt, Bruder." Erhob sich die tiefe Bariton Stimme laut von den Mauern, an den der Mann lehnte, während er auf ihn wartete. Schnaubend, und den Kopf wild schüttelnd, sodass das Fell verklebte Fell in seinem Nacken sogar tanzte, überbrückte der schwarze Wolf die letzten Meter, ehe er sich vor sein Empfangskomitee setzte und den Schwanz sorgsam um seine Pfoten legte. Unruhig traten die Wachen trotz ihrer Müdigkeit von einem Bein auf das Andere, wie schon in der Nacht. Offensichtlich fühlten sie sich nicht wohl dabei, wie man mit ihm sprach. Und wenn er ehrlich war, gab es auch nur eine Person die so unbedacht mit ihnen sprechen durfte. Und das war der Blonde vor ihnen. Johann Gram – Ihr Beta und Markus Bruder im Blute, wie im Geiste. Wobei er seinen Namen an jenem Tag änderte, als er neu geboren wurde. Als Zeichen des Neubeginns. Es hatte einige Zeit gedauert, bis Markus die Wahrheit akzeptierte. Doch Lyrax hatte immer gewusst, dass Johann, bereits im Geist Markus Bruder gewesen war. Das sie auch noch zum Teil dasselbe Blut besaßen, war für Beide ein Schock gewesen, mit dem sie sich aber im Laufe der Zeit abfanden und der Zukunft entgegen schritten. Inzwischen war das Band zwischen Beiden so fest und unumstößlich wie kein anderes. Auch Lyrax verstand sich sehr gut mit Deus, dem Wolf, der an Johann gebunden war. Er mochte zwar manchmal verspielter sein, als man es ihm mit über 300 Jahren zumuten sollte. Doch wenn es von Nöten war, besaß auch der Lykaner eine gnadenlose Stärke und ernsthaftige Weisheit.
Er musste den Kopf nicht heben um den Männern in die Augen zu sehen. Selbst in Wolfsgestalt war er ihnen an Körpergröße ebenbürtig. Einen Moment, hielt der Blick seinem Stand, ehe der Beta den Kopf senkte und den Mantel ergriff den er mit sich führte. Der Dunkle Stoff aus Leder raschelte, während er durch die Luft segelte, ehe er sich schwer auf den Rücken des Wolfes legte. Ehe jener sein Haupt senkte, und Markus zurückrief damit jener die Kontrolle und ihren Körper übernahm...

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Das Leder kratze unangenehm auf der Haut, als dass Fell sich zurückzog und der Mann nackt, kniend auf der Wiese vor der Stadt erschien. Und doch war Markus Johann dankbar, dass er zumindest seinen Mantel mitgebracht hatte. Auch wenn es ihn nicht im Geringsten gekümmert hätte, wenn er Nackt wie am Tage seiner Geburt durch die Straßen geschritten wäre. Obwohl er Alpha war, hätten die verpaarten Männchen es wohl nicht sonderlich gut aufgenommen. Lykaner waren besonders beschützerisch wenn es um ihre Gefährtinnen ging. Es lag in ihren Genen und Instinkten. Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob sie sich einem Alpha gegenüber sahen oder einem Krieger aus den Reihen der Deltas. Und Markus stand nicht der Sinn danach, sich mit anderen zu messen, obwohl er ihnen überlegen war. Mit dem Mantel umging jegliche potenzielle Auseinandersetzung.
„Ich hätte nicht erwartet, dass du daran denkst, Bruder." Begrüßte er seinen Beta auf gleiche unverfrorene Weise wie jener ihn, noch während er sich aufrichtete. Auf animalische Weise schnaubend, stellte er fest, dass der Schlamm seinen halben Körper bedeckte. Das dunkle, feuchte Braun bedeckte ihn wie eine Zweite Haut, sodass es fast möglich gewesen wäre, dass es als Kleidung durchgegangen wäre.
„Wie kommt es, dass gerade du so zeitig auf den Beinen bist, Bruder?" sprach er weiter, während er zumindest notdürftig die Schlammbatzen von seiner Haut wischte, ehe er die Arme in den Mantel schob. Inständig hoffend, dass er ihn nicht vollkommen ruinierte. „Für gewöhnlich, wälzt du dich um diese Zeit mit deiner Erasthai noch durch die Laken, in der Hoffnung, dass sie dir einen weiteren Welpen schenkt." Johann aus den Augenwinkeln beobachtend, während er den Mantel um sich schlang, bemerkte er wie dessen Kopf sich überrascht schräg legte.
Das Lächeln auf den Zügen seines Bruders verrutschte ein wenig, während er den Kopf schräg legte. Ein Zeichen, dass Markus im Laufe der Zeit zu deuten verstanden hatte. Und bei der Göttin, es war nie ein gutes Zeichen gewesen. Meistens, bedeutete es schlechte Nachrichten. Oder dass er etwas vergessen hatte. Oder aber, dass schlimmste von allen...
„Hast du es vergessen, Bruder?" fragte Johann und verlagerte sichtlich angespannt sein Gewicht von einem Bein auf das Andere. Markus konnte sehen, wie sich die Hände in den Armbeugen anspannten und Falten in den Stoff drückten. „Die Alphas des Rates sind gestern angekommen. Die Sitzung startet bereits in weniger als einer Stunde." Erinnerte ihn sein Beta, zog bereits in Erwartung eines Fluches den Kopf ein. Und tatsächlich, bahnte sich ein grollendes Knurren den Weg aus der Kehle, welches nicht nur Johann sondern auch die Beiden Wachen, die noch immer neben dem Beta standen, dazu bracht zusammenzuzucken. Kurz flackerte in den dunkelbraunen Augen von Markus das rot hindurch, welches von Lyrax Anwesenheit zeugte. Eine dunkle, bedrohliche Aura brach aus ihnen heraus, sorgte dafür dass die Wachen zitterten, während Johann, sichtlich bemüht war, dass seine Beine nicht nachgaben. Wenn Mensch und Lykaner eine Ablehnung teilten, dann waren es die Sitzungen des Alpharates. Jedes Mal flutete die Aussicht auf diese Zusammenkunft sie mit Unwillen. Etwas was nun alle Anwesenden zu spüren bekamen.
Nur mühsam konnte Markus die Aura zurückdrängen, die aus ihm herauswehte. „Verschwindet, ruht euch aus." Richtete er seine Worte, harscher an die beiden bemitleidenswerten jungen Wachen die zurückgeblieben waren, während ihre Kameraden sich bereits in ihren Betten zur Ruhe gelegt hatten. Eilig, gar flüchtend, verneigten sie sich knapp, ehe sie mit schnellen, flüchtenden Schritten und tief geneigt das Weite suchten. Dabei grollten weder Markus noch Lyrax ihnen. Ihre Wut richtete sich eher gegen sie selbst und der unerfreulichen Botschaft aus Johanns Mund. Johann unterdes, trotz des Knurrens, fing sich gerade weit genug um sich von der Mauer abzustoßen und sicheren Stand zu finden. Wie die Wachen litt auch er unter der Wut seines Alphas, steckte sie aber deutlich besser weg, obwohl er ungesund bleich wirkte.
„Lass uns zur Halle zurückkehren." bot der Beta an ohne ihn anzusehen. „Wir sollten sehen, dass wir den Schlamm von deiner Haut bekommen, bevor wir zur Sitzung erscheinen."
Das Knurren herunterschluckend, nickte Markus knapp. „Geh voran..." grollte es dennoch aus den tiefen seiner Kehle.

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