Kapitel 1: Der handförmige Tropfen

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Naomi:

"Echt, diese Musik macht mich noch komplett wahnsinnig!", stöhne ich genervt. Ich fühl mich gerade als wäre ich mitten im Nirgendwo gelandet. Das ist wahrscheinlich auch so. Ich weiß nur, dass das hier ein Rastplatz auf der Autobahn ist. Wo genau, da hab ich echt keine Ahnung. 

"Beruhig dich! Wir fahren ja gleich weiter!", beschwichtigt Mom mich. 

"Wenn Alice nur nicht so lange brauchen würde!", beschwere ich mich. 

"Das ist dein Tag, sei nicht immer so schlecht drauf!", entgegnet meine Mutter. 

"Jaja Mom, ich weiß das du stolz bist, aber manchmal treibt sie mich einfach in den Wahnsinn und außerdem ist das ja nicht das erste Mal, dass ich da hinfahre!" 

Ich sehe wie meine Mutter die Augen verdreht. "Gibt es eigentlich irgendeine Chance, dass du nicht den gesamten Tag miese Laune hast?!" 

"Ja, ich würde mich freuen, wenn jemand diese beknackte Musik endlich ausschalten würde! Oh, endlich!" Meine siebenjährige kleine Schwester kommt angerannt. 

"Wie lang fahren wir noch?", quengelt die Kleine. 

"Nicht mehr lange, Alice!", beruhigt meine Mutter sie. 

"Das wüsste ich aber!", rufe ich dazwischen. 

"Jetzt beruhig dich doch einfach mal!" 

"Mom, wehe du sagst das noch einmal, das ist so peinlich!", Ich sehe mich unruhig um und versuche meine Schwester so schnell wie möglich dazu zu bringen wieder ins Auto zu klettern. 

"Wieso ist eigentlich der einzig normale Mensch in dieser Familie nicht hier? Wieso musste Dad denn eigentlich weg?" 

"Weil es so ist! Er sitzt jetzt irgendwo in Spanien und führt gerade einen stillen Krieg mit irgendwelchen Leuten in Büros!", sagt meine Mutter während sie darauf achtet das meine Schwester den Autogurt schließt. 

 Meine Schwester sieht erschrocken aus: "Krieg?!" Dazu noch diese bekloppte Musik im Hintergrund. Ich komm mir vor wie in irgendeiner schlechten Serie."Kein richtiger Krieg, Schätzchen.", antwortet meine Mutter mit einem liebevollen Blick, während sie den Motor startet.

Ich schwöre, alle Blicke hier sind auf uns gerichtet, als wir endlich vom Rastplatz rollen.Was hab ich bitte für eine chaotische Familie?! 

Immer noch geschmacklos, diese Klaviertöne... Dass ich leise mein Lieblingslied vor mich hin summe, bekommt man im immer lauter werdenden Pfeifen des Windes gar nicht mit. Er fegt die dicken, grauen Regenwolken über den Himmel, und obwohl es erst früher Nachmittag ist, ist es schon ziemlich dunkel. Es sieht nach Regen aus. 

Wir biegen wieder auf die Autobahn ab. Alle fünf Minuten höre ich meine kleine Schwester fragen wann wir da sind. Die Pausen dazwischen füllt sie mit Herumquengeln über alles mögliche. 

Meine Mutter hat auf diese Frage immer die selbe Antwort parat: "Bald!" 

Was heißt bitteschön bald?! Ich meine, bald kann alles sein, fünf Minuten oder zwei Stunden, einfach alles! 

Ich liebe meine kleine Schwester, das ist ja klar, aber heute bin ich glaub ich einfach zu aufgeregt, um nicht genervt zu reagieren. 

Um mich von diesem Gefühlszustand wieder runter zu bekommen, lehne ich mich zur Seite... und lande mit der Wange auf der kalten, leicht vibrierenden Fensterscheibe. Egal! 

Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf die vielen Geräusche, die an mein Ohr dringen. Sonst passiert wieder etwas, das nicht passieren soll... Aus dem Radio höre ich die tiefe Stimme eines Mannes, der gerade die Nachrichten vorträgt. Im Moment geht es um irgendwelche Finanzbeschlüsse, die mich nicht interessieren. 

 Ich horche erst auf, als der Mann beginnt, etwas über die Naturforschung zu erzählen. Genauer gesagt sind seine Worte: "Da Schottland in letzter Zeit von mehreren schockierenden, wenn auch bisher eher harmlosen Naturkatastrophen heimgesucht wurde, hat die Regierung beschlossen ein Forscherteam auf das Rätsel der Ursache anzusetzen. Bisher gibt es keine neueren Ergebnisse. Wir halten sie auf dem Laufenden." 

Meine Mutter murmelt so leise, sodass ich es fast nicht verstanden hätte: "War ja klar, dass sie das machen!"  

"Nana? Naomi?" "Hm?", murre ich verschlafen, während Alice auf meinen Arm haut. 

"Du hast angefangen zu schnarchen, da dachte ich, ich muss dich aufwecken!" 

"Toll! Danke!", antworte ich meiner kleinen Schwester sarkastisch. "Wie lange habe ich geschlafen?" 

Ich hoffe echt, dass es mindestens eine Stunde war!Die Fahrt dauert ewig! 

Meine Augen sind immer noch geschlossen, als Mom antwortet: "Zirka eine halbe Stunde." Langsam öffne ich meine Augen. Da bemerke ich erst, dass es angefangen hat zu Regnen. 

 Ich muss an Lavinia denken, meine beste Freundin auf dem Internat. Sie liebt Regen, so wie ich. Ich beobachte die Regentropfen, die langsam die Scheibe hinunterlaufen, und denke über das nächste Schuljahr nach. 

Dann bleibt das Auto auf einmal ruckartig stehen, ich habe eine schlimme Vorahnung. 

"Was ist, Mom?", quiekt Alice. 

"Stau", antwortet meine Mutter kurz angebunden. Das hat uns noch gefehlt! 

Genervt lege ich meine Handfläche auf die Fensterscheibe, neben meinen Kopf. Nicht stark überrascht sehe ich zu, wie sich die Tropfen auf der anderen Seite der Glasscheibe in Richtung meiner Handfläche bewegen. 

Sie bilden einen riesigen Wassertropfen in Form meiner Hand. Aus Langeweile bewege ich meine Finger auf der Scheibe hin und her und beobachte, wie sich der Tropfen meiner Hand-Position anpasst. Da bemerke ich erst, dass mich der Junge im Auto nebenan beobachtet. Verdammt! 

Schnell nehme ich meine Hand von der Fensterscheibe und wende meinen Blick ab. Bloß nicht auffällig sein, Naomi! Obwohl, du hast es eh schon vermasselt... Also spähe ich hinüber zu dem Jungen im anderen Auto. Er starrt mich immer noch an. 

 Lächelnd winke ich ihm zu. Es ist nichts passiert, gar nichts ... Geschockt, überrascht und etwas ängstlich, schaut er weg. Und dann löst sich der Stau und wir fahren weiter. 


written by MinaFlorina7

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