Fremde Hände

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„Du bist echt eine Granate!" rief Joyce in den Telefonhörer hinein und lachte.
Dalia konnte im Hintergrund das Video, welches sie von Cillian Murphy gemacht hatte, hören. Joyce hatte es sich bestimmt schon über 30 mal angeschaut und freute sich jedes mal aufs Neue darauf.
„Danke das du das für mich gemacht hast" sagte Joyce „aber wie hast du es geschafft das er SO ein Video gemacht hat? Er hasst so etwas eigentlich".
„Ich habe keine Ahnung" sagte Dalia und schob sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund „Ich war dank ihm etwas überfordert" lachte sie und kaute zu Ende bevor sie weiter sprach „Er hat wirklich etwas an sich, was einen Menschen verlegen und unsicher macht."
„Ich weiiiiß, krass oder?" Joyce wirkte nicht überrascht über diesen Satz ihrer Freundin „aber was sollte der Blick am Ende?"
Dalia lies die Erinnerung an diesen Moment wieder in ihren Kopf und dachte darüber nach. „Keine Ahnung" seufzte sie „Ich hab das selbst nicht verstanden."
„Ich weis genau was das war! Er hatte Interesse!" antwortete Joyce.

„Pffff" Dalia schüttelte den Kopf als ob sie ihre Freundin vor sich sitzen hätte, „das glaube ich nicht, er war einfach nur freundlich" fügte sie hinzu.
„Ja Ja, bleib nur in deinem Glauben" spottete Joyce.
Beide unterhielten sich noch eine Weile über das Meet & Greet bevor Joyce das Thema wechselte und von Dalias Date mit Sebastian hören wollte.
„Wie ist es so seine neue heiß begehrte Freundin zu sein?" wollte sie wissen.
„Ich bin nicht seine Freundin, wie kommst du denn darauf?" Dalia war verwirrt und wusste nicht worüber ihre Freundin redete.
„Naja liebes, die Zeitungen sagen etwas anderes" sagte sie trocken und wartete auf eine Reaktion.
Dalias Herz begann schneller zu schlagen und sie fühlte sich plötzlich sehr unwohl.
„Bitte sag mir nicht das es Zeitungsartikel von uns gibt!" rief sie panisch durchs Telefon.
„Schätzchen, das ganze Internet ist voll damit! Ist doch klar das so etwas passiert, wenn du mit einem Promi ausgehst." sagte sie selbstverständlich.
Mist, Mist, Mist!!! Dachte sich Dalia.
Sie hatte heute noch nicht einen Blick in eine Zeitung oder ins Internet geworfen.
Hektisch tippte sie auf ihrer Tastatur und scrollte durch die vielen Seiten die Google ausgespuckt hatte. Tatsächlich! Überall waren Artikel und Bilder von Sebastian und Ihr im Aufzug, im Auto und während dem wegfahren. Sie warf ihr Gesicht in die Hände und schloss die Augen.

„Das kann nicht wahr sein" sagte sie in einem verzweifelten Ton. Joyce hörte die ganze Zeit gespannt am Hörer zu und sagte nichts.
Dalia spürte wie ihr Tränen in die Augen schossen und knallte ihre Faust gegen ihren Schreibtisch sodass ihre Stifte, voller Schwung auf den Boden fielen.
„Verdammte Scheisse!!" rief sie laut und fasste sich mit ihren Händen in die Haare.
Plötzlich klopfte es an ihrer Bürotür und sie erschrak. Sie war gerade auf der Arbeit und hatte ihre Pause genutzt, um sich mit Joyce auszutauschen.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und räusperte sich: „Herein?" fragte sie mit zitternder Stimme.
Die Tür öffnete sich und Louise stand im Türrahmen. Sie hatte ihre Verzweiflung durch die Tür gehört und wollte nach dem rechten schauen.
„I-Ist alles in Ordnung, Mrs Mason?" fragte sie zögerlich.
"Mrs. Mason", lies sie noch einmal durch ihren Kopf gleiten. Sie hasste die Tatsache das sie noch den Nachnamen ihres Ex-Mannes trug. Es dauerte aber auch nicht mehr lange und sie hatten bald ihr Trennungsjahr hinter sich, sodass sie bald ihren Mädchennamen zurück hatte. Sie begriff sowieso nicht wieso sie damals so dumm war und ihren Mädchennamen abgegeben hatte, nur um ihm zu gefallen.
Dalia erinnerte sich an den letzten Vorfall mit Louise. Sie hatte sich noch nicht bei ihr entschuldigt und hatte wahnsinnige Schuldgefühle.

„Louise" sagte Dalia und schluckte laut, „Ich hatte noch keine Gelegenheit mich bei dir zu entschuldigen." sie wartete ihre Reaktion ab und spielte nervös mit ihrem Ring.
Mrs. Debouar blickte sie angespannt an und wirkte stark verunsichert.
„Das muss ihnen nicht leid tun" sagte sie nur kurz.
Sie hasste es gesiezt zu werden.
Dalia schüttelte den Kopf und bestand darauf: „Nein, Nein Louise! Ich hätte dich niemals so behandeln dürfen, das tut mir sehr leid. Und bitte, nenn mich Dalia. Du brauchst nicht so formell zu sein."
Louise blickte von ihren Schuhen auf und brach ein sanftes Lächeln über die Lippen. Sie nickte und wollte sich umdrehen und zur Tür raus gehen als Dalia sie aufhielt.
„Wollen wir nach Feierabend einen Kaffee trinken gehen?" Dalia hatte Angst abgelehnt zu werden, es würde sie aber auch nicht wundern nachdem sie sich benommen hatte wie ein Riesen Arschloch. Sie hätte es jedenfalls verdient.
Louise zögerte kurz, sagte ihr aber zu.
„Okay" Dalia grinste breit „dann bis später!"

„Sorry, Joyce. Ich musste gerade etwas klären" sie atmete auf, zufrieden mit sich und dem Ergebnis, „wo waren wir stehen geblieben?"
„Hat Sebastian sich schon gemeldet?" wollte Joyce wissen.
„Bis jetzt noch nicht" seufzte sie.
„Er wird sich schon melden, Dal" versuchte sie ihre Freundin zu ermutigen „mach dir keine Gedanken."
Sie verabschiedeten sich und machten einen Telefon Date für den kommenden Freitag aus.
Dalia nahm einen großen Schluck von ihrem Kaffee und machte sich wieder an ihre Arbeit.
Sie beschloss am Abend ihren Vater anzurufen.
Plötzlich überrollte sie eine Welle an Emotionen. Sie wurde sentimental und vermisste ihre Familie und ihre Freundin und konnte es kaum erwarten, beide wieder in ihren Armen zu halten.
Mit ihrem Chef wollte sie ihren Urlaub besprechen damit sie alles früh genug planen konnte, um alle wieder zu sehen.

Einige Stunden später, nach ihrem Feierabend, war Dalia mit Louise unterwegs und tranken, wie versprochen, einen gemeinsamen Kaffee. Sie tauschten sich über ihre Leben aus, sie erfuhr über ihre Familie und ihr Leben als Mama da sein und wie sie den Spagat zwischen Kinder, Ehemann, Haushalt, eigene Hobbys und Freundeskreise und Arbeit schaffte. Dalia war sehr beeindruckt von ihrer Kollegin. Sie schaute zu ihr auf und bewunderte ihre geduldige und harmonische Art. Sie war ein ganz toller Mensch und es tat ihr umso mehr leid, wie sie mit ihr umgegangen war. Gleichzeitig war sie aber froh darüber das sie ihr verziehen hatte und sie auf einem guten Weg einer Freundschaft waren. Vielleicht suchte sie auch einfach nur nach einer Mutterfigur. Louise strahlte diese Herzlichkeit aus, die viele Mütter in sich trugen. Dalia konnte noch viel von ihr lernen und war um jeden Ratschlag von ihr dankbar.
Die beiden Frauen verabschiedeten sich und tauschten ihre Handynummern aus.

Dalia schlenderte noch eine Weile durch die bewegten Straßen und versuchte ihre Gedanken zu sortieren.
Sie konnte sich nicht vorstellen wie es wäre, wenn ihr Privat Leben plötzlich zu einem öffentlichen wird. Welche Einschränkungen würde sie haben? Auf was müsste sie achten? Was würden die Leute wohl über sie denken? Würden ihre Geheimnisse einen Weg in die Presse finden? Alleine bei diesem Gedanken bekam sie Gänsehaut.
Verloren in ihrer eigenen Welt in ihrem Kopf, lief sie weiter durch verwinkelte Gassen und Straßen.
Sie bemerkte nicht die Leute und die Lautstärke um sie herum. Es war als wäre sie völlig Dissoziiert und würde sich selbst außerhalb ihres Körpers sehen.
Sie bemerkte aber auch nicht das ihr zwei Männer gefolgt waren. Beide waren schwarz gekleidet und hatten einen schnellen Gang. Sie hatten Kameras in ihren Händen und knipsten ein Foto nach dem anderen. Sie folgten ihr auf Schritt und Tritt und ließen nicht von ihr ab.

Eine laute Krankenwagen Sirene brachte Dalia aus ihren Trancezustand heraus und sie schaute verwirrt um sich.
Fuck, wo bin ich hier? Dachte sie sich und versuchte ihr Handy aus ihrer viel zu großen Tasche zu kramen. Bei dem durchwühlen und suchen des Handys, fielen ihr sämtliche Gegenstände aus der Tasche. Ihre Kopfhörer, Stifte Etui, Deodorant und einige Tampons lagen verteilt auf der Straße.
Sie seufzte laut auf und fluchte in sich hinein.
Einer der zwei Männer lief zu ihr und bat ihr seine Hilfe an.
„Oh vielen Dank" sagte Dalia lächelnd.
Sie wollte gerade nach ihren Kopfhörern greifen als sie erst ein Knipsen hörte, dicht gefolgt von einem hellen und blendenden Kamerablitz. Der Mann der ihr helfen wollte griff plötzlich nach ihrer Hand und zog seine Kamera hervor.
Dalia war völlig überfordert und versuchte sich von dem festen Handgriff des Mannes zu lösen.

Je mehr sie sich wehrte, desto fester hielt der Fremde ihr Handgelenk. Sie hob sich ihre freie Hand vor ihr Gesicht und versuchte ihre Augen zu schützen.
„Bitte, lassen sie mich los" rief sie dem Mann zu. Dieser knipste unbeeindruckt weitere Bilder von ihr.
Sie spürte wie ihr, vor lauter Verzweiflung,  die Tränen in die Augen schossen. Sie fühlte sich völlig kraftlos und alleine.
Sie versuchte sich an die Handgriffe zu erinnern die ihr Jake gezeigt hatte.
Sie muss zugeben, vieles wusste sie nicht mehr. Wie denn auch, sie hatten sich eher anderweitig mit ihren Körpern beschäftigt statt mit der Selbstverteidigung.
Sie fasste all ihren Mut zusammen und trat dem Mann mit voller Beinkraft zwischen die Beine. Der Mann schrie laut auf und sank zu Boden.
Das war die Gelegenheit sich loszureißen.
Sie zog ihr Arm zurück, hielt ihre Tasche fest um ihren Körper und rannte los.

Sie rannte so schnell sie ihre Beine tragen konnten.
Sie bemerkte weder ihren Atem der völlig außer sich war, noch ihre Brüste die sich, durch das Rennen, einen Weg aus ihrem BH erschlichen hatten.
Als sie das Gefühl hatte in sicherer Entfernung zu sein, wurde sie langsamer und versteckte sich in einer Gasse hinter Containern.
Sie lies sich auf den Boden fallen und versuchte ihre Atmung zu verlangsamen.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, versuchte sie das zu realisieren, was gerade passiert ist. Sie konnte nicht anders und brach in Tränen aus. All die Emotionen die sie vorher gefühlt hatte, brachen in ihr aus - Explosionsartig und intensiv.
Sie wurde überrollt von Angst, Unverständnis, fehlender Zivilcourage und auch etwas Stolz auf sich selbst.
Als sie sich beruhigt hatte stand sie auf und lief langsam in Richtung Straße. Sie schaute um die Ecke um sich sicher zu gehen das niemand ihr gefolgt war. Als sie sich sicher fühlte lief sie auf die Straße und rief sich ein Taxi um so schnell wie möglich nach Hause zu gehen.

Zuhause angekommen verriegelte sie die Tür und schob 3 Stühle vor ihrer Haustür. Sicher ist sicher, dachte sie sich.
Sie machte sich einen Tee und lies während dessen das Wasser in die Badewanne laufen.
Sie zündete noch ein paar Kerzen und ein Räucherstäbchen an.
Joyce hatte sie ihr in den Koffer geschmuggelt. "Gegen negative Energie" betonte ihre Freundin voller Zuversicht.
Sie wollte sich all die Geschehnisse von dem heutigen Tag von ihrem Körper abwaschen und versuchen, das beste aus dem restlichen Abend zu holen.

Sie lag eine gute Stunde in der Wanne, bis sie das Gefühl hatte, wirklich entspannt und „sauber" zu sein. Sie warf sich in einer ihren kuscheligen Schlafanzüge, griff nach ihrem neuen frisch gebrühten Tee, stopfte sich die Kopfhörer in die Ohren und stieg auf ihre geliebte Feuerleiter. Hier oben konnte ihr nichts passieren.
Das war ihr neuer sicherer Ort.
Mit nur der Musik, statt dem alltäglichen Verkehrslärm von Brooklyn, im Ohr lies sie ihren Blick in die Ferne schweifen, ebenso ihre Gedanken.
Sie war immer noch völlig entsetzt und verängstigt von den fremden Männern und der Tat und fragte sich ob so etwas nun öfters an der Tagesordnung lag.
Wenn ja, konnte sie es definitiv nicht auf Dauer aushalten. Das war ein gewalttätiger, körperlicher Angriff. Sie schaute auf die Kratzspuren die der Mann mit seinen Fingernägel hinterlassen hatte. Ein starkes Gefühl von Übelkeit machte sich in ihrem Magen breit. Vielleicht war es aber auch nur den Hunger den sie spürte.
Sie wollte die Situation aber nicht Katastrophisieren und schüttelte die unschönen Gedanken ab.

Sie schaute den Autos hinterher, beobachtete Pärchen die Hand in Hand auf dem Gehweg spazierten und sich unterhielten und fand eine streunende Katze die trotz ihrer Angst versuchte, auf die andere Straßenseite zu gelangen.
Sie rannte schnell über die Straße und verschwand unter einem schwarzen Lieferwagen.
Diesen Lieferwagen hatte sie bereits einige Male vor ihrem Haus gesehen.

Komisch, dachte sie sich.
Aber vielleicht ist auch rein gar nichts komisch, sondern alles selbst erklärend und sie ist einfach nur vorsichtiger und etwas paranoid geworden.
Das wird es wohl sein.
Sie trank ihren Tee leer und verschwand wieder in ihre Wohnung.
Sie putzte sich noch die Zähne, legte sich ins Bett und schaltete den TV an.
Sie wollte nicht in völliger Stille einschlafen, also lies sie einen Disney Film nebenher laufen.
Mist, sie wollte eigentlich ihren Vater anrufen, dachte sie sich. Das schaffte sie aber nicht mehr, sie konnte weder ihre Emotionen noch ihre Launen vor ihm verbergen. Sie wollte nicht das er sich zusätzliche Sorgen um seine Tochter machen musste, also verschob sie den Anruf in Gedanken auf den nächsten Tag.
Sie drehte sich gerade auf ihre Seite um es sich gemütlich zu machen, als ihr Handy aufblinkte und einen Ton von sich gab.

Eine SMS.

Von Dean.

Das hatte ihr noch gefehlt....

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