Kap. 2 - Fynn x Lucas

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Man sollte meinen, dass es eine gute Idee wäre, den unerfahrenen menschlichen Praktikanten mit einem überaus talentierten Gestaltenwandler gemeinsam auf Mission gehen zu lassen.. Fynn Henley verspricht sich so einiges von der Reise, besonders, endlich einen tieferen Einblick in die Welt des Übernatürlichen zu bekommen. Dass Lucas Romanow mehr Interesse an seinem jungen Partner zu haben scheint als an ihrem Auftrag, erschwert die Sache allerdings...

(Trigger Warnung: Erwähnung von Vergewaltigung und nicht konsensuellem Sex)

FYNN

„So, da wären wir – Willkommen im Paradies."

Mit ‚Paradies' meinte Lucas das Hotelzimmer irgendeines pompösen Hotels an der griechischen Küste. Gewohnheitsgemäß überspielte ich, das mein Magen angesichts des anzüglichen Untertons in der Stimme des Gestaltenwandlers verrückt spielte. Eine schauspielerische Glanzleistung, die ich seit unserem Aufbruch vor ein paar Wochen gemeistert hatte. Statt auf seine Worte einzugehen, beförderte ich die schwere Reisetasche in eine Ecke des Hotelzimmers, konzentriert darauf, kein verräterisches Schmunzeln über meine Lippen gleiten zu lassen.

 Verglichen mit unseren vorherigen recht preisgünstigen Räumlichkeiten wäre es die Untertreibung des Jahrhunderts, die Suite nur ein Upgrade zu nennen. Bisher hatte ich es immer so gehandhabt, dass jeder von uns sein eigenes Zimmer bekommen hatte. Lucas dieses Mal das Buchen der Unterkunft zu überlassen war definitiv nicht die klügste Entscheidung.

 Zu meiner wachsenden Sorge stellte ich fest, dass keine weitere Schlafmöglichkeit außer dem mit dunkelroten Laken bezogenen Queensize-Bett vorhanden war. Die Aussicht aus dem Panorama-Fenster am Kopfende des Gestells ließ mich dieses Problem einen Moment vergessen: Vor uns erstreckte sich die ägäische See im Licht der untergehenden Sonne. Das Wasser glitzerte in allen Farben, schien zu atmen, und der Himmel veränderte seine Nuancen mit jeder verstreichenden Sekunde. Selten hatte ich in meinem Leben mehr Farbtöne am Horizont gesehen – ein spektakulärer Anblick.

„Atemberaubend, nicht wahr?"

Ich zuckte zurück. Lucas stand hinter mir, die Hände in den Hosentaschen vergraben, nah genug, um mich zu berühren, wenn er seinen Arm ausstrecken würde. Ich rechnete damit, dass dies ein weiterer Versuch eines kitschigen Spruches sei, doch sein Blick war auf das Farbenspiel vor uns gerichtet. Seine sonst beinahe schwarzen Augen spiegelten das sanfte Feuer wieder, in das sie Sonne die Wellen tauchte. Seine Haut leuchtete im Spiel des Lichtes und sein unrasiertes Kinn warf dunkle Schatten. Ein kaum merkliches Lächeln lag auf den schmalen Lippen. Eine Strähne hatte sich aus den zusammengebundenen Haaren gelöst und fiel ihm gegen die Wange.

Ich wandte den Blick ab und trat einen Schritt zur Seite. „Ich habe nur zugestimmt, dass du dich um unsere Übernachtung in Santorini kümmerst, weil ich davon ausgegangen bin, dass du das Geld vernünftig einsetzen würdest."

Lucas wandte mir seinen Blick aus den schmalen Augen zu und ich seufzte. Zu Beginn der Mission hatte ich kaum etwas über das, was mich erwarten würde, gewusst. Was feststand, war, dass ich neben dem Schutz von Zivilisten für das Management unserer Finanzen verantwortlich war. Lucas sollte mich unterwegs in die Welt der Gestaltenwandler und anderer Phänomenen einweihen.

Mittlerweile hatte ich außerdem herausgefunden, wieso der Stab so eifrig nach neuen Mitarbeitern suchte – denn alles, was Lucas und ich bis jetzt erledigt hatten, war, Tipps zu folgen, die uns zu Übernatürlichen Erscheinungsformen leiten sollten. Bisher hatte sich nicht eine einzige Sichtung mehr als ein Photoshop-Projekt oder eine Übertreibung herausgestellt.

Dass ich ihm dieses Mal an die Organisation überließ, war, was er im Gegenzug dafür gefordert hatte, dass er zuvor in den Alpen mein Leben gerettet hatte. Angeblich hatte dort jemand ein Monster gesehen, mindestens zwei Meter hoch und mit gewaltigen schwarzen Flügeln. Dieses Ungeheuer war letzten Endes nichts weiter, als ein großes Steinadlerweibchen – und während ich mich auf dem Rückweg die Klippen hinab wegen des beschwerlichen, sinnfreien Aufstiegs beschwerte, war ich über einen dämlichen Ast gestolpert.

Lucas hatte schnell reagiert und sich verwandelt. Die Gestalt eines Schneeleoparden machte es ihm möglich, mich die Meter, die ich über den gefrorenen Schnee gerutscht war, einzuholen und meinen Rucksack rechtzeitig mit der Pranke zu erwischen, bevor ich in eine Felsspalte gestürzt wäre. Den restlichen Rückweg hatte ich die Klappe gehalten. An dem Tag hatte er sich einiges an Respekt meinerseits dazu verdient – nicht nur, weil er buchstäblich mein Leben gerettet hatte.

Er wäre offensichtlich schneller und unbeschwerter in den Bergen vorangekommen, hätte er keinen unpraktischen Menschen mit sich herumzuschleppen. Als er also forderte, ein einziges Mal das Hotel auszusuchen, hatte ich nicht lange gezögert. Doch nun war ich ernsthaft besorgt.

„Das hier-", ich schloss bedeutungsvoll in dem Raum in eine Gestik ein, dessen Mobiliar ausschließlich aus Einzelstücken zu bestehen schien, „-sieht für mich eher so aus, als wäre eine Nacht mehr wert als mein Jahresgehalt. Setzt du alles daran, mich loszuwerden?"

Auf Lucas' Lippen erschien ein schiefes Grinsen. „Oh, glaub' mir, das ist nicht mein Ziel. Dazu habe ich noch zu viel mit dir vor."

Ich öffnete den Mund, doch er ließ mir gar nicht die Chance, ihn für diese Worte zu rügen. „Aber du hast recht."

Ich zögerte, unsicher, ob ich wissen wollte, worauf er anspielte.

„.... wegen des Preises? Lucas bitte sag mir..."

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Mach dir deshalb mal keine Sorgen. Worauf ich hinaus wollte..."

Er wandte sich mir zu und näherte sich, bis er wieder nah genug stand, dass ich seine Körperwärme wahrnahm, ohne ihn zu berühren. Er blickte zu mir herab und mir stockte kurz der Atem. „... Eine Nacht in diesem Zimmer ist tatsächlich mehr wert als dein Jahresgehalt – zumindest, wenn du sie mit mir verbringst." Er zwinkerte mir zu.

Ich atmete hörbar aus und schüttelte den Kopf. Unglaublich. Galt das hier schon als sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz? Konnte ich Lucas dafür melden? Es überraschte mich immer wieder, in welchem Ausmaß er von sich selbst überzeugt war, und dass er dachte, dass diese Art von Sprüchen ziehen würde.

Ich drehte mich ohne einen Kommentar weg und suchte mir die nötigen Sachen aus einer Tasche zusammen, um mich waschen zu gehen. Mein Körper war nicht an das trockene, heiße Klima gewöhnt. Es fühlte sich an, als sei meine Haut von einem Schweißfilm überzogen, seit wir das Flugzeug verlassen hatten. Diese Nacht mit dem Gestaltenwandler in einem Raum jungfräulich zu überstehen war ein Problem für später.

Das Bad musste mindestens genau so teuer eingerichtet sein wie der Rest der Suite. Lucas hatte nirgendwo gespart: Inmitten der Fliesen in dunkler Marmor-Optik war ein Whirlpool eingelassen, groß genug, dass mein eigenes kleines Badezimmer daheim hineingepasst hätte. Der interessierte mich grade herzlich wenig.

Nach dem Betreten die Dusche erkannte ich, dass selbst dieser Raum mir nicht eine Chance des Rückzuges bot. Ich hatte keine Möglichkeit gehabt, die Tür abzuschließen, und als Lucas eintrat, wurde ich mir über die Tatsache bewusst, dass die Duschkabine keinerlei Muster oder Schattierung besaß. So herrlich geräumig es hier auch war und so sehr ich den großen Regenduschenkopf genießen wollte – ich sehnte mich doch nach meinem unpraktischen Duschvorhang, der mir etwas Privatsphäre zu geben vermochte. Ich drehte Lucas den Rücken zu.

Es macht mir nichts aus, in Anwesenheit anderer Menschen zu duschen. Das hatte ich in den 21 Jahren meines Lebens und den Sporteinheiten der Ausbildung bei der Polizei schon reichlich getan. Die Anwesenheit eines bestimmten Werleoparden jedoch störte mich, und das zurecht.

Als wir uns das erste Mal auf einem Treffen diverser Stabsangehöriger am Abend vor Beginn unserer Mission begegnet waren, hatte es keine dreißig Sekunden gedauert, bis er den ersten Flirtversuch gestartet hatte. Ich hatte es zu dem Zeitpunkt darauf geschoben, dass er die Stimmung auflockern wollte oder das der eine oder andere Drink daran schuld war. Mittlerweile war klar, dass es zu seiner Persönlichkeit gehörte wie das Raubtier, das unter seiner Haut lauerte. Die kaum subtilen Anmachversuche hörten nicht auf, und die Beziehung zwischen uns wurde zunehmend angespannter. Auch nach sechs Wochen des gemeinsamen Herumreisens konnte ich mich nicht entspannen, wenn ich in seiner Gegenwart komplett entblößt war.

Ich beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Lucas sich entkleidete und sich in den Whirlpool gleiten ließ. Wie selbstverständlich richtete er seinen Blick auf meinen Körper. Ich erstarrte.

„Himmel, hast du jemals in deinem Leben etwas von dem Wort ‚Privatsphäre' gehört, Romanow?," fragte ich, mittlerweile absolut angepisst.

Er lachte nur leise in sich hinein, schloss überraschenderweise schweigend die Augen und legte seinen Kopf gegen das Polster am Rand des Pools.

Einen langen Moment war ich nicht in der Lage, den Blick abzuwenden. Es kam selten vor, dass er seine schulterlangen Haare offenließ – in der Regel trug er sie zu einem unordentlichen Zopf oder Knoten zusammen, sodass sein Undercut zu sehen war. Nun rahmten die glatten, dunkeln Strähnen sein grade geschnittenes Gesicht ein, die schwarzen Spitzen legten sich auf die sprudelnde Wasseroberfläche. Seine entblößte Kehle besaß für gute zehn Sekunden meine volle Aufmerksamkeit, bevor ich mich gewaltsam zusammenriss.

Ich beendete meine Arbeit und trat aus der Dusche, ohne dem anderen Mann eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich trocknete mich ab, und da ich vorhatte, direkt ins Bett zu fallen und ein bisschen Schlaf aufzuholen, zog ich nur Boxershorts an und verließ den Raum. Als ich die Tür hinter mir zuzog, fiel mir auf, dass meine Hände zitterten.

Reichte Lucas' Anwesenheit schon aus, um die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren? Was zur Hölle machte er nur mit mir? Wie schaffte er es, mich mental zu zerstören, ohne nur ein Wort zu sagen?

Ich war nicht schwul.
„Definitiv nicht."

Na super, jetzt fing ich schon Selbstgespräche an, um meinen eigenen Worten Glaube zu schenken.

Ich seufzte und wurde beim Anblick des Bettes daran erinnert, dass es nur einen Weg gab, heute Nacht etwas Schlaf zu bekommen. Und die bestand darin, den Schlafplatz mit der Ausgeburt der Hölle höchstpersönlich zu teilen. Obwohl das so nicht stimmte – wenn ich Lucas' Worten Glauben schenkte, waren Gestaltenwandler Nachfahren von Engeln, und somit war er vermutlich weiter entfernt davon, mit der Hölle assoziiert zu werden, als ich. Mürrisch begutachtete ich den Teppich, doch obwohl er klasse aussah, war das geknüpfte Material nicht als Bettersatz geeignet. Und der Erfahrung nach konnte ich es mir nicht leisten, morgen mit einem steifen Nacken aufzuwachen. Ich gab mich meinem Schicksal geschlagen und begann, die Bettlaken von den Massen an Kissen zu befreien.

Mir entkam ein resigniertes Seufzen – es gab nur eine einzige Decke. Na toll. Mittlerweile vollkommen fertig mit den Nerven und von dem Bedürfnis, zu Schlafen, vorangetrieben, ließ ich mich in die weiche Matratze sinken. Es dauerte nicht lang, da hatte ich meine bevorzugte Schlafposition gefunden: Auf dem Bauch liegend, einen Arm neben dem Kopf, ein Bein seitlich angewinkelt, das andere gestreckt, das Gesicht zur Seite gedreht. Das Laken bedeckte meinen Körper vom unteren Rücken bis hin zu den Kniekehlen. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Obwohl vieles gegen diese luxuriöse Unterkunft sprach, würde es mich nicht wundern, wenn ich eine Nacht in diesem Bett so gut schlafen würde wie schon lange nicht mehr.

Das leichte Senken der Matratze neben mir war das einzige Zeichen dafür, dass sich mein vorübergehender Mitbewohner zu mir gesellte. Ich hatte weder gehört, wie er die Tür geöffnet hatte, noch seine Schritte, nicht einmal einen Atemzug hatte ich wahrgenommen. Lucas legte sich nicht unter die Decke, sodass unsere Körper durch das dünne Material getrennt wurden.

Eine Frage bahnte sich prominent ihren Weg in meinen Kopf, die ich nicht länger zu ignorieren in der Lage war: Hatte Lucas all das geplant? Das fehlende Schloss an der Badezimmertür, das Fehlen weiterer Schlafmöglichkeiten und die klaren Duschtüren – es war unmöglich, dass so viele Zufälle zu seinen Gunsten aufeinandertrafen, richtig? Zuzutrauen wäre es ihm.

Doch was wollte er damit erreichen?

Eine Frage, die ungewollte Bilder in meinem Kopf hervorrief. Bilder von Lucas' Körper, nackt, verschwitzt und sich windend in den roten Laken. Ein einzelner Schweißtropfen lief mir die Schläfe hinab, und schuld daran waren nicht die örtlichen Temperaturen.

Ich hörte den Werleoparden dunkel hinter mir lachen und der Verdacht, dass Lucas in der Lage sein mochte, Gedanken zu lesen, traf mich unvermittelt.

Das war unmöglich. Gedankenlesen fiel in die Kategorie ‚Produkt romantisierter menschlicher Fantasien', wie Meerjungfrauen oder Werwölfe es waren.

Wobei...

Ich hatte aus nächster Nähe miterlebt, wie Lucas sich innerhalb eines Wimpernschlages in einen Leoparden verwandelt hatte, und Werwölfe gab es in dem Sinne ja, wie ich mittlerweile gelernt hatte . Möglich, das der Verdacht doch nicht so abwegig war...

Schnell drehte ich mich zu Lucas herum, schob die kindischen Sorgen beiseite und richtete mich auf einen Ellbogen auf. „Hast du ein Problem?"

Die Frage sollte scharf und bissig klingen, aber meine Stimme brach mir hinten in der Kehle.
Lucas lag neben mir, nackt und mit offenen Haaren, den Blick an die Decke gerichtet, die Arme im Nacken verschränkt. Ohne es zu wollen, musterte ich seinen Körper. Seine Oberarme und Schultern waren definiert. Sein Bauch flach. Eine schmale Spur dunkler Haare führte von seinem Bauchnabel tiefer bis hin...

STOPP!

Ich schloss gewaltsam die Augen und schüttelte den Kopf.

Was zur Hölle machte ich da!?

Mühsam öffnete ich die Lider und zwang jede Zelle meines Bewusstseins dazu, mich auf Lucas' Gesicht zu konzentrieren. Sein äußerst attraktives Gesicht, wohlgesagt.

Die schmalen Augen waren geschlossen, aber ich wusste, würde er sie öffnen, wären sie so dunkel, dass sie schwarz wirkten. Er hatte lange, tiefschwarze Wimpern und grade Augenbrauen. Die schlanke Nase hatte einen kleinen Buckel an der Wurzel, den man als Makel beschreiben konnte – wobei diese Aussage mir vollkommen verkehrt vorkam. Selbst die zwei Löcher in seinem Ohrläppchen erregten meine Aufmerksamkeit – Trug er Piercings, so hatte ich sie bisher nicht zu Gesicht bekommen. Lippen, die wunderbar weich aussahen und sich typischerweise zu ihrem kleinen Lächeln verzogen. Er hatte sich noch immer nicht rasiert, seine definiten Kieferknochen wurden von einem Schatten bedeckt. Genau in dem Moment schluckte er und ich wurde Zeuge, wie sein Adamsapfel an seiner Kehle hüpfte. Ich erschauderte.

Heilige Scheiße.

Ich tat es schon wieder - bewunderte Lucas, genoss den Anblick seiner Züge und seines Körpers.
Auf seinen Lippen erschien ein triumphierendes Grinsen und er öffnete die Augen, drehte sich zu mir herum und stützte das Kinn in seine Hand. Das glatte Haar fiel ihm wie ein dunkler Wasserfall aus geschmolzenem Obsidian den Nacken hinab. Erst jetzt bemerkte ich ein kleines Tattoo auf dem Oberarm, den er vor seiner Brust platziert hatte – die schmale, schwarze Sichel eines Mondes. Augenblicklich fragte ich mich, ob ich mehr Tätowierung auf seiner Haut finden würde.

Moment Mal, wie bitte!? Hatte ich grade darüber nachgedacht, weitere Tattoos auf Lucas' Körper.... zu finden?

War ich nicht einmal mehr in der Lage, hetero zu denken?

Ich zwang mich dazu, die Fassung zusammenzuraffen. Meine Frage war nicht beantwortet worden, eine Tatsache, an die ich mit aller Verzweiflung festhielt, um die Gedanken von anderen Bildern fernzuhalten. Ich hakte nach. „Was ist so lustig?" Ich betete, dass Lucas das leichte Zittern meiner Stimme nicht bemerkte.

Der Gestaltenwandler grinste spöttisch. „Ich habe dich offensichtlich falsch eingeschätzt." Er zuckte die Achseln. „Ich hätte dich nicht für die Art von Mann gehalten, die sich in ihrer Maskulinität bedroht fühlen, wenn sie nackt mit einem Mann im selben Bett schlafen." Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Oder machst du dir etwa Sorgen, dass dein Schwanz zu klein sein könnte?"

„Ich bin vollkommen zufrieden mit meinen Genitalien! Danke für deine Besorgnis, oder anders gesagt: Leck mich, Romanow."

Ein versprechendes Blitzen zuckte durch die dunklen Augen. „Fordere mich nicht zu Dingen auf, mit denen du nicht umgehen kannst."

Ich begriff die Bedeutung seiner Worte und biss die Zähne zusammen. Erneut wurde mein Kopf mit Bildern überflutet, die ich nicht gebrauchen konnte und eine Welle der Erregung durchfuhr mich. Lucas provozierte nur. Zugegebenermaßen klappte es, doch das ließ ich ihn nicht wissen.

Stattdessen rollte ich nur die Augen. „Du hast niemanden falsch eingeschätzt, aber ich verspüre einfach wirklich kein Bedürfnis, dir mehr von meinem Körper zu zeigen, als nötig. Und erst recht nicht noch mehr, als du ohnehin schon gesehen hast – gegen meinen Willen, wohlgesagt." Mein Blick wurde kühl und ich ließ all das Training aus der Polizeischule in den nächsten Satz fließen. „Sexuelle Belästigung kann hart bestraft werden." Mit diesen Worten drehte ich ihm buchstäblich die kalte Schulter zu.

„Tatsächlich würde ich mich von dir nur zu gerne bestrafen lassen, Henley. Ich glaube nicht, dass ich schon von jemandem verhaftet wurde, der so einen süßen Hintern hat."

Ich keuchte auf, als Lucas in besagtes Körperteil kniff, und schoss herum. Der Gestaltenwandler war die Ruhe selbst. Er lachte nur angesichts meiner Entrüstung, und trotz aller Bemühungen löste dieses Geräusch ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus.

Einen Moment später wurde er ernst. „Es ist dennoch sehr gemein, mir diesen prächtigen Anblick vorzuenthalten."

Ich holte einmal tief Luft. „Weißt du, Lucas, du hast Recht. Und wie du Recht hast!"

Die Überraschung in seinem Ausdruck wurde von einem triumphierenden Glitzern abgelöst, als sein Blick meinen Bewegungen folgte. Sein Grinsen verschwand schnell wieder, denn ich zerrte ein T-Shirt aus einer Tasche und zog es über. „Wie komme ich nur dazu, zu denken, dass dich das bisschen Stoff schon davon abhalten würde, unangemessen zu handeln? Mit dir in unmittelbarer Nähe sollte jedes männliche Wesen sich so gut bedecken wie möglich. Verdammt, lass deine Finger bei dir!"

Ohne abzuwarten, ob er mir antworten würde, verkroch ich mich wieder unter das Laken, das Gesicht zur Decke gerichtet, und schloss die Augen, vollkommen davon entschlossen dazu, ihn zu ignorieren.

Ich hörte, wie Lucas neben mir schnaubte. „Das ist doch lächerlich, Fynn!" In seiner Stimme lag ein Unterton, der mir mehr verriet, als er zuzugeben bereit war: Meine Worte hatten ihn getroffen.

Ich riss mich zusammen, um nicht erneut drauf einzugehen. Das letzte Wort würde er eh haben, und wenn dies unerwidert blieb, kam ich damit klar. Er würde mit meinen langsamer werdenden Atem anstatt eines Konter-Sprungbrettes leben müssen.

Lucas war ein Mann, der es zustande brachte, mich aufzuregen. Ich gehörte zur ruhigen Sorte, versuchte, Konflikte zu vermeiden oder zu schlichten, aber Lucas schaffte es, diese hitzige, kämpferische Seite an mir hervorzubringen. Dagegen kam ich kaum an. Es war ähnlich der Szenen in meinem Kopf, böse Bilder mit nackter Haut.

Hinter mir stieß der Gestaltenwandler einen Laut aus, der wie ein tiefes Schnurren klang.
Verärgert seufzte ich, da mir klar wurde, dass jeder Versuch, Schlaf zu finden, umsonst sein würde, solange mein Verdacht nicht widerlegt würde. Mit stur geschlossenen Augen sprach ich in den dunklen Raum hinein: „Lucas, das mag eine dämliche Frage sein, aber kannst du... meine Gedanken lesen?"

Er unterdrückte ein Lachen und raunte neckend: „Wieso fragts du?"

Hitze stieg mir den Nacken hinauf, doch ich widerstand dem Drang, eine Reaktion zu zeigen. Mein Schweigen schien seinen Verdacht ohnehin zu Genüge zu bestätigen. Er lachte in sich hinein.

Fairerweise beantwortete er die Frage trotzdem – dabei ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich zu mir zu lehnen, wodurch sein Atem über meinen Nacken wanderte. „Ich kann deine Gedanken nicht direkt lesen oder hören, nein. Aber ich kann Emotionen und Hormone wittern." Er senkte seinen Kopf näher zu meinem Hals und holte zwischen halb geöffneten Lippen tief Luft. „Und ich habe gelernt, diese Spuren zu lesen. Also habe ich ein recht gutes Bild davon, was du denken magst, wenn ich sowohl Scham als auch, und das sehr dominant, Begierde aus deiner Richtung wahrnehme, sobald wir uns im selben Raum befinden." Seine Nasenspitze streifte meinen Kiefer und Strähnen seines weichen Haares trafen auf meine Haut. Ich erschauderte, hochkonzentriert darauf, seinen Worten zu folgen. Die Luft schien zu dick zu sein, um vernünftig zu atmen.

„Du begehrst mich, Fynn. Aber aus mir unerklärlichen Gründen wehrst du dich gegen dieses Verlangen."

Ich schnappte hörbar nach Luft und riss die Augen auf. „Woher weißt du-"

Ich unterbrach mich selbst, doch es war zu spät; die Bestätigung, die er brauchte, hatte er bekommen. Leugnen war vergebens, dennoch presste ich ein knappes „Träum weiter, Arschloch" hervor. Ich kniff die Augen zu und ließ meinen Körper, angespannt wie ich war, ins Kissen fallen.

Lucas blieb still. Sein Schweigen verunsicherte mich, aber nach ein paar Minuten nahm ich an, dass er aufgegeben hatte und eingeschlafen war. Mit jedem vergehenden Augenblick der Funkstille entspannte mein Körper sich mehr.

Die sanfte Berührung seiner Fingerspitze belehrte mich eines Besseren. Er ließ die Fingerkuppe federleicht über meine Haut fahren, streifte das Zeichen der Gewalt, dass sich seit der Kindheit entlang Wange und Nase zog. „Du hast mir nie erzählt, was passiert ist", stellte Lucas leise fest.
Diese Worte überraschten mich. Er hatte bisher kaum Interesse an meiner Vergangenheit gezeigt, was uns zu Gleichgesinnten machte. Zumindest hatte ich es nie gewagt, nachzufragen. Trotz meiner Neugier darüber, wie er aufgewachsen war und eine derart hohe Rolle beim Stab gefunden hatte. Ich war davon ausgegangen, dass sein Interesse an mir rein körperliche Hintergründe besaß.

Zögernd kam mir eine Antwort über die Lippen. „Ich habe keine Erinnerungen an das, was passiert ist." Ich wiederholte Worte, die ich mir mit den Jahren angeeignet hatte. „Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass ich ins Bett gegangen bin. Im nächsten Moment bin ich in einem Krankenhausbett aufgewacht auf und die Ärzte sagten mir, dass ich froh sein konnte, dass ich einen Geruchsinn behalten hatte."

Lucas' Blick bohrte sich in meine Haut, intensiv und hartnäckig. Er beförderte das zutage, was tief in mir vergraben lag, öffnete die Schublade, die ich vor Jahren verschlossen hatte. „Auf den könnte ich jedoch gut verzichten, wenn meine Eltern dafür überlebt hätten."

Ich habe erst vor wenigen Monaten erfahren, dass in dem Labor, in dem meine Mutter viele Jahre gearbeitet hatte, mit Gestaltenwandlern experimentiert wurde. Laut dem Stabsinformanten hatte sie beschlossen, an den dort ablaufenden Grausamkeiten nicht länger teilhaben zu wollen. Man hatte ihr eine hübsche Summe Geld geboten und sie bedroht, um sie vor Ort zu behalten. Dr. Henley gehörte bis zu ihrem Ableben zu einer der brillantesten Spezialisten der genetischen Untersuchung. Ich schluckte. „Ihr Wissen und ihre Entscheidung, unmoralische Machenschaften hinter sich zu lassen, hatten sie und Dad mit dem Leben bezahlt."
Ich schüttelte stur den Kopf. Der Tod meiner Eltern war mittlerweile 17 Jahre her. Ich hatte schon genügend Zeit damit verbracht, ihnen hinterher zu trauern. Die neu entdeckten Fakten holten sie nicht zurück. Glücklicherweise hielt ich die Augen weiterhin geschlossen, sodass Lucas die Tränen nicht sah.

Er schwieg einen Moment, bevor er mit harter Stimme antwortete. „Wäre ich damals dort gewesen-"

Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass das so typische kleine Lächeln seine Lippen verlassen und einem dunklen Ausdruck gewichen war. Er hatte seinen Körper etwas aufgerichtet und einen Arm gegen das Kopfteil des Bettes gestützt, seine freie Hand lag an meiner Wange. Ich musterte die zusammengezogenen Augenbrauen und die hervortretenden Kieferknochen. Seine Augen wirkten tiefer und in den pechschwarzen Seen standen Trauer und Wut.

Der bestürzte Blick, den ich ihm zuwarf, schien ihn wieder in die Realität zurückzuholen, und seine Züge wurden weicher. „Tut mir leid," lachte er angespannt. „Es ist nur... Ich habe mich etwas von meinen Emotionen mitreißen lassen. Deine Emotionen und meine Hilflosigkeit sind keine gute Mischung, schätze ich. Ich war schon im Kindesalter eine geborene Killermaschine. Ich hätte dich – euch – beschützen können. Ich hätte..."

„Lass das, Lucas." Ich schüttelte den Kopf.

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Seine Berührung, die trotz der harten Worte sanft blieb, schien mir Kraft zu geben und gleichzeitig meine Kraftreserven zu füllen.

Vielleicht...

Der Wunsch, den Gestaltenwandler gleichermaßen zu beruhigen, erfüllte mich und ich hob eine Hand, um die Fingerspitzen über seine Wange gleiten zu lassen. Das glatte Haar streifte meine Fingerkuppen. Lucas' Augen schimmerten im Mondlicht.

Eine Emotion, die ich nicht zu benennen in der Lage war, legte sich über die Schuldgefühle, die seine Augen bis grade überschwemmt hatte, und sein Gesicht drückte sich sanft gegen meine Hand. Er blinzelte langsam und holte tief Luft, und diese Empfindung hatte seinen Blick vollends eingenommen. Er leckte sich die Lippen. „Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, das Gespräch über unsere Vergangenheit auf Morgen zu verschieben."

Mir vollkommen entgangen, wie nah wir uns gekommen waren – so mächtig hatten mich die schwarzen Augen in den Bann gezogen. Sein Blick wanderte hinab zu meinen Lippen.

Merkwürdigerweise hatte sich mein Körper dem Werleoparden ebenfalls genähert. Begreifend, worauf wir zusteuerten, drehte ich mich mit aufgerissenen Augen weg. Lucas zögerte und ich nutzte den Moment, um mein Gehirn wieder zum Funktionieren zu bringen.

Was zur Hölle?

Worauf ließ ich mich hier grade ein?

Davon auszugehen, dass Lucas sich so schnell geschlagen gab, war ein naiver Fehler.

„Fynn, schau mich an", flüsterte er sanft. Ein Hauch Verletzlichkeit überschattete alles Selbstbewusstsein. Und seine Stimme hatte sich nie betörender angehört. Ich schloss die Augen und betete, dass sämtliche Probleme dadurch verschwanden, doch das trug nur dazu bei, dass ich seinen Atem an meiner Haut umso intensiver wahrnahm.

„Ich bin nicht schwul."

Ich öffnete die Augen und begegnete Lucas' verwirrtem Blick, der von einem belustigten und doch sanften Lächeln abgelöst wurde. „Wer sagt denn, dass du schwul sein musst?", murmelte er. „Himmel, wer sagt, dass du überhaupt ein Label brauchst, hm? Hast du jemals probiert, mit einem Mann zusammen zu sein, Fynn?"

Ich hob den Blick und zuckte die Schultern, bevor ich den Kopf schüttelte.

Lucas nickte. „Na also. Woher willst du es denn dann wissen? Vielleicht bin ich der einzige Mann zu dem du dich jemals hingezogen fühlst, aber dass das so ist, kannst du nicht leugnen. Ich konntes es die ganze Zeit riechen, und hätte ich deinen Worten auch nur einmal mehr Glaube geschenkt als deinem Duft, dann hätte ich schon von Anfang an aufgegeben. Aber dein Duft sagt mir, was du wirklich fühlst. Auch jetzt grade."

Lucas holte tief Luft und schloss genießend die Lider. In dem Moment, in dem er sie öffnete, waren die Pupillen geweitet. Sein Blick legte auf meine Lippen, bevor er mir wieder in die Augen schaute. Ich wich aus. „Ich weiß, dass du mehr für mich empfindest, als bloße Kollegialität oder gar die Abneigung, die du vortäuschst. Das bringt dich nicht weiter. Und nun sieh mich an. Bitte."

Ich hatte vor, diesen bestechenden Worten widerstehen, verlor den inneren Kampf jedoch allzu gern. Mein Blick begegnete Lucas' dunklen Augen, die im Mondlicht silbern zu schimmern schienen. Der fast volle Mond warf sein kühles Licht in den Raum, es konturierte die klaren Gesichtszüge und den Oberkörper des Mannes vor mir und ließen ihn wirken wie in Marmor gemeißelt.

Wunderschön.

Eine Hand des Gestaltenwandlers war in meinen Nacken gewandert und verführte dazu, mich seinem Gesicht zu nähern. Ich leistete keinen Widerstand. Stück für Stück kam ich dem Körper des Werleoparden entgegen, bis meine Lippen von seinem Atem gekitzelt wurden. Ich löste den Blick von den schimmernden schwarzen Tiefen seiner Augen und schaute auf den fein geschnittenen Mund, der herrlich weich aussah. Es drängte mich, es herauszufinden – wie würde Lucas sich anfühlen? Wie würde er schmecken? Nur ein einziges Mal wollte ich kosten-

Der Gestaltenwandler zögerte in dem Moment, in dem sein Mund sich nur Millimeter von mir entfernt befand. Und ich war so verdammt schwach, dass ich seinen Namen hauchte. Ich sah keinen anderen Weg, als seinen Mund spüren – jede Zelle meines Körpers drängte mich dazu. Der Atem kam mir schnell über die Lippen. Voller Erwartungen schlossen sich meine Augen. Einen Moment lang hörte ich nichts außer den eigenen Herzschlag, und es kam mir vor, als vergingen Stunden.

Dann küsste Lucas Romanow mich.

Er war sanft und vorsichtig, als hätte er Angst, etwas kaputt zu machen. Es kam nur selten vor, dass er jemandem seine weiche Seite zeigte, das hatte ich gelernt, und ich war verdammt dankbar, einer derjenigen zu sein, die ihn so kennenlernten.

Unsere Lippen bewegten sich gemeinsam in einem sanften, leidenschaftlichen Tanz, der unheimlich aufregend war. Ich lächelte in den Kuss hinein. Lucas' Hand schob sich von meinem Nacken in die Haare und die Verbindung vertiefte sich. Ich erkannte, dass sich das Tempo erhöhte, dass es intensiver wurde, und löste mich sanft. Dabei schaffte ich es nicht, ihn sofort gehen zu lassen, und nahm seine göttliche Unterlippe ein letztes Mal mit meinen Lippen gefangen.

Ich öffnete die Augen und sah mich einem heftig atmenden Werleoparden gegenüber, der dreinschaute, als könne er nicht fassen, was da grade passiert war. Um ehrlich zu sein, war anzuzweifeln, dass ich besser aussah.

Lucas hob die Hand und ließ seinen Daumen über meine Lippen fahren. „Ich wusste es", sagte er mit einem Lächeln. „Ich wusste, dass da etwas zwischen uns ist, Fynn. Etwas stärkeres als all das böse Blut, dass du herbeibeschwören wolltest."

Ich lächelte verlegen und nickte, die Stirn leicht gerunzelt.

Lucas beobachtete mich mit schief gelegtem Kopf, schien darauf zu warten, dass ich das, was in mir vorging, mit ihm teilte. Doch um das auszusprechen, war etwas mehr Mut nötig. Und dieses Level erreichte ich am besten durch reines Handeln. Mein Blick fand seinen und ich verband unsere Lippen erneut für einen zarten, unschuldigen Kuss. Ich löste mich und holte tief Luft.

„Ich habe noch nie so etwas mit einem Mann gemacht."

Lucas unterdrückte merklich ein Schmunzeln. „Tut mir leid, Fynn, aber auch dieses Statement musst du genauer definieren." Er ließ sich zur Seite auf seinen Ellbogen sinken und musterte mich vergnügt. „Was genau meinst du?"

„Naja..." Ich schluckte. „Gar nichts."

Lucas schwieg, doch sein eindringlicher Blick sagte mehr als tausend Worte. Leicht zogen sich die dunklen Brauen zusammen. „Also war das das erste Mal, dass du einen Mann geküsst hast."

Ich nickte langsam und vermied den Blick.

Lucas schüttelte ungläubig den Kopf. „Und du meinst, dass ich mir darüber nicht im Klaren war?" Amüsiert strich er mir die Haare aus dem Gesicht und ließ seine Hand an meiner Wange liegen.

Ich erstarrte. „Man hat gemerkt, dass ich noch nie einen Man geküsst habe? Küsse ich so schlecht?"

„Himmel, nein." Lucas' Blick glitt hinab zu meinen Lippen. „Ganz im Gegenteil. Aber ich behaupte, dass du dich nicht so sehr gegen meine Annäherungsversuche gewehrt hättest, wenn du dich auf bekanntem Terrain bewegt hättest. Ich mag zwar nicht an deinen polizeilichen Dienstrang heran kommen, aber ein bisschen kombinieren kann ich auch so." Sein Blick folgte der raschen Bewegung meiner Zunge, die meine Lippen befeuchtete, bevor er mir wieder in die Augen schaute.

„Du willst also sagen, ich wäre weniger verstockt, wenn ich mehr Erfahrung hätte?"

„Das hast du jetzt gesagt" korrigierte Lucas mit rauer Stimme. Sein Grinsen wurde so breit, dass seine Eckzähne im Mondlicht aufblitzten. Ich ließ mich nach hinten ins Kissen sinken und kaute auf mir auf der Unterlippe herum. „Damit könntest du gar nicht so unrecht haben..."

Lucas' Hand war von meinem Nacken auf die Brust gerutscht, und dort blieb sie wie unhinterfragt liegen, als er sich jetzt langsam wieder etwas aufrichtete und mich skeptisch musterte. „Was genau willst du damit sagen, Fynn?"

Ich zuckte die Schultern und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Ich... bin Jungfrau."

Der Gestaltenwandler zog die Augenbrauen hoch und schwieg, bevor er leicht nickte. „Okay."

„Ich meine, natürlich habe ich schon Dinge gemacht..." Verlegen lachend erhob ich mich wieder auf die Ellbogen und rieb mir den Nacken, vermied es weiterhin, Lucas direkt anzuschauen. Dabei rutsche seine Hand von Brust zu Taille. Er suchte mit hochgezogenen Augen meinen Blick. „Und diese Dinge wären?"

Verlegen verzog ich das Gesicht. „Du brauchst mich nicht anders zu behandeln, nur weil ich noch keinen Sex hatte."

Lucas' Hand glitt etwas tiefer auf meine Hüfte und seine Finger berührten einen Streifen bloßen Haut. Seine Miene blieb auffordernd. „Was für Dinge, Fynn?"

Ich gab den Versuch, dem Blick standzuhalten, auf und seufzte. „Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich zwei Frauen geküsst... Und eine von ihnen... mit einer von ihnen hatte ich quasi schon Sex, aber nicht so wirklich, schätze ich..."

„Okay, warte mal." Lucas' Augen glänzten. „Jetzt wird es ja richtig spannend hier. Du weißt nicht, ob du mit ihr geschlafen hast, oder du weißt nicht, ob das, was ihr getan habt, schon zählt? Das ist ein sehr entscheidender Unterschied, Henley."

Mein Körper wand unter seiner Berührung und dem stechenden Blick, der jedes Geheimnis hervorzulocken vermochte. „.... Also sagen wir so, sie hat mich zum Kommen gebracht..."

Der Blick aus den schwarzen Augen wurde dunkler und seine Hand schob sich langsam an meiner Hüfte auf und ab. „Hmm, und wie genau hat sie das angestellt?"

Ich schlug seine Finger weg und blies frustriert aus. „Mein Gott, wir waren beide vollständig bekleidet und betrunken und es war super schnell vorbei. Okay?"

Lucas musterte mich mit einem anzüglichen Grinsen und zog eine Braue hoch. „Das wolltest du also mit ‚Quasi-Sex' ausdrücken, ja?" Er schüttelte den Kopf. „Wow, du bist tatsächlich Jungfrau."

Ich runzelte die Stirn. „Was denn, hättest du dafür eine klare Beweislage verlangt? Ich kenne keine Person, die sich als Jungfrau ausgibt, aber schon Sex hatte Das ist nicht grade etwas, was man an die große Glocke hängt."

Lucas zog sich wieder ein Stück zurück und beobachtete mich ernst. „Fynn..."

Ich reagierte nicht, noch immer sauer, so mühelos dazu getrieben worden zu sein, diese Schwachstelle offenzulegen. Ich hasste es, in einem Themengebiet nicht wenigstens genauso erfahren zu sein, wie das Gegenüber – vor allem, wenn es genau das nicht von einem erwartet wurde.

Lucas beugte sich über meinen Leib und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die Augen weiterhin ernst. „Macht es dir Sorgen, dass das ein Dealbreaker sein könnte für mich? Denn dann machst du dir unnötig Gedanken."

Finster erwiderte ich den Blick, schenkte ihm eisiges Schweigen.

„Ich meine, gut, dann hattest du halt noch keinen Sex. Eine Information, die gut zu wissen ist, aber das wird mich nicht davon abhalten, dich anziehend zu finden." Er lehnte sich zu mir hinab und platzierte einen Kuss auf meiner Brust. „Und doch, ich werde dich definitiv anders behandeln, mit diesem neu entdeckten Fakt im Hinterkopf. Und das ist auch gut so."

Ich verdrehte die Augen, aber die leise Wärme, die sich hartnäckig in mir ausbreitete, war nicht zu ignorieren. Lucas' Grinsen lenkte mich ab und sein Blick fiel auf meine Lippen. „Oh, es wird mir das aller größte Vergnügen bereiten, dich auf diesem Weg zu begleiten."

Zu meiner Überraschung beugte Lucas sich vor, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. Ich legte eine Hand an seine Wange und schaute einen langen Moment ungehemmt in die dunklen Augen.

„Ich bin von Natur aus neugierig", brachte ich hervor. „Erzähl mir von deinen Erfahrungen."

Jetzt war es an Lucas, das Gesicht zu verziehen. „Puh, okay. Ich schätze, das ist nur fair." Er lehnte sich zurück und ließ sich in die Kissen sinken. „Ich weiß nicht, was genau du von mir wissen willst – ich fange einfach ganz am Anfang an."

Er schwieg ein paar Sekunden, bevor er zu erzählen anfing. „Ich habe schon ziemlich früh festgestellt, dass ich mich eher zu sich männlich präsentierenden Persönlichkeiten hingezogen gefühlt habe. Ich bin ohne Eltern aufgewachsen, habe sie nie kennengelernt-"

Überrascht drehte ich Lucas den Kopf zu, doch er sprach unverwandt weiter und so griff ich stumm nach seiner Hand.

„-und die anderen Kids in der Trainingsgruppe waren immer neidisch auf mich, weil es mir leichter fiel, den Leoparden zu kontrollieren, als ihnen. Ich hatte also nie wirklich Freunde, erst mit der Pubertät wurde ich interessant für die anderen. Ich bin seit dem 12. Lebensjahr regelmäßig auf Mission gegangen, mit vielen verschiedenen Partnern, und habe in der Zeit ... einiges über mich gelernt. Zum Beispiel, dass mein Partner nicht zwangsmäßig männlich sein muss."

„Ohh, jetzt wird es spannend!", griff ich seinen Faden von vorhin auf und lehnte den Kopf auf die Handfläche. Lucas hob schelmisch eine Augenbraue.

„Es gibt tatsächlich eine Frau, einen Engel, der mein Interesse geweckt hatte. Ich befand mich vor gut fünf Jahren in einer, sagen wir, sehr toxischen Beziehung, und sie hat mich da raus geholt. Leider ist es nie dazu gekommen, dass wirklich etwas passiert ist." Er zuckte die Achseln. „Aber ich schätze, dass ich schon sehr viel erlebt habe bezüglich Dingen, die im Schlafzimmer geschehen können."

Ich kniff die Augen zusammen. So schnell kam er nicht davon. Er bemerkte den forschenden Blick und schnalzte die Zunge „Es wäre vermutlich zeitsparender, zu sagen, was ich noch nicht ausprobiert habe, Fynn."

„Okay, zum Beispiel?"

Lucas verdrehte angesichts meiner Hartnäckigkeit die Augen. Was hatte er erwartet – ich hatte schon immer ein Faible dafür, Geheimnisse herauszufinden, zu denen andere nicht vorzudringen in der Lage waren. Daher die Entscheidung, Polizist zu werden. Auch der Werleopard gab sich jetzt geschlagen.

„Hmm..." Nachdenklich rieb sein Daumen über meinen Handrücken, mit den Gedanken war er ganz hier bei mir. „Ich habe noch nie einen Dreier gehabt, in dem eine oder zwei Frauen verwickelt waren."

Ich war bemüht, nicht zu beeindruckt – oder gar eingeschüchtert – zu wirken. Doch Lucas fuhr fort und bewahrte mich so vor direkten Reaktionen. „Und, was ich auch noch nicht geschafft habe, ist, Sex in einem Flugzeug zu haben." Er zuckte die Schultern. „Die Gelegenheit gab es bisher noch nicht.

Die meisten Erfahrungen habe ich über One Night Stands und offenen Beziehungen gesammelt, keine davon war wirklich ernst." Er spannte sich etwas unter meinem Blick an. „Dieser Job macht es einem nicht grade leicht, Wurzeln zu schlagen. Ich habe mich dran gewöhnt, im Moment zu leben und nicht zu weit zu planen. Das kann definitiv seine Vorteile haben."

Beklommen leckte ich mir über die Lippen, dann drückte ich seine Hand. „Auch das ist eine Information, die gut zu wissen ist." Ich schob den mulmigen Ball, der sich in meinem Magen formte, weit fort. Später.

Sein leises Lächeln breitete sich auf Lucas' Lippen aus. Er hob die Hand und ließ sie durch meine Haare gleiten. „Warten wir ab, wo das hier uns hinführt, hm? Ich bin gespannt, was uns noch erwartet."

Ich nickte langsam, mit den Gedanken woanders. Mit liebevollem Unterton sagte Lucas: „Versuch, ein bisschen zu schlafen. Lass deinen Kopf nicht zu viel arbeiten, Fynn." Sein eindringlicher Blick begegnete meinem, dann drehte er sich um und ließ sich in die Laken sinken. Ich nickte in die Stille hinein und tat es ihm gleich.

Seine letzten Worte echoten mir im Kopf herum und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment einen Schwarm Schmetterlinge auskotzen könnte – unter denen sich wohl oder übel ein paar schwarze Motten aufhielten. An eine bequeme Schlafposition war nicht länger zu denken. Letztlich drehte ich mich zu Lucas herum und legte so vorsichtig wie möglich die Decke über seinen Körper. Nach kurzem Zögern schlang ich meinen Arm um seine Brust.

Niemals hätte ich es für möglich gehalten, mich beim Kuscheln mit einem Mann wohlzufühlen. Doch genau das war der Fall. Und entgegen meiner Erwartung hatte Lucas ähnliche Schwierigkeiten, Schlaf zu finden, denn er hob seinen Arm, um ihn auf meinem zu platzieren. Beinahe konnte ich sein leises Lächeln vor mir sehen. In kürzester Zeit war ich eingeschlafen.

-

Meine Träume waren verwirrend und undeutlich, aber mindestens genau so aufregend.

Ich sah Lucas' Hände vor mir, die meinen gesamten Körper erkundeten, wieder und wieder, und fortwährend brach der Leopard hindurch, der seine Fingerspitzen zu Krallen formte und seine Handrücken mit grauem Flaum bedeckte. Trotz der unübersehbaren Beweise dafür, dass ich es mit einem tödlichen Raubtier zu tun hatte, ließen seine zarten Berührungen mich Dinge empfinden, die ich nie kennengelernt hatte.

Ich träumte von Haut auf Haut, Lippen auf Lippen und Lippen auf Haut. Es war der reine Wahnsinn.

Im Aufwachen bemerkte ich, dass sich meine Position im Schlaf nicht verändert hatte. Lucas schien tief und fest in seinen Träumen versunken zu sein. Einen Moment lang ließ ich das Gefühl seines sich langsam hebenden Brustkorbs unter meinem Arm auf mich wirken. Ein Kribbeln bahnte sich einen Weg über meine Haut.

Dann runzelte ich die Stirn. Was genau die Geschehnisse letzter Nacht für uns, für mich, zu bedeuten hatten – das in Worte zu fassen war nicht im Bereich meiner Möglichkeiten. Dazu wäre ich gezwungen, mich mit Fakten auseinandersetzen, denen ich zu lange aus dem Weg gegangen war. Vor allem, wenn man bedachte, dass Lucas gestern quasi zugegeben hatte, kein Mensch für ernste Beziehungen zu sein. Um die Situation einzuordnen, war es notwendig, dass ich mir zunächst über eigenen Prioritäten und Vorstellungen klar werden.

Sobald ich mich vorsichtig von dem Gestaltenwandler löste, griff dieser fest nach meinem Arm.
„Stopp" kam es ihm knapp über die Lippen und seine ohnehin schon tiefe Stimme ähnelte eher einem Knurren. Sein Griff wurde fester. „Bevor du dich auch nur einen Zentimeter weiter bewegst sollte dir etwas klar sein." Sein Brustkorb hob sich heftig. „Du hast meinen Namen gesagt – ihn die ganze Nacht widerholt. Und gestöhnt, direkt in mein Ohr. Die ganze. Verfickte. Nacht lang hast du meinen Namen gestöhnt."

Ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte – hatte er die Zweifel etwa gewittert und hatte vor, mir einzureden, dass er besser verstünde als ich, was genau ich begehrte? Mein Körper glühte. Ich war es nicht gewohnt, in Klamotten zu schlafen. Schön, die Träume mochten ihren Teil dazu beigetragen haben. So oder so, das, was ich grade am meisten begehrte, war eine lange Dusche. Ich zog an meinem Arm, doch Lucas' Griff schraubte sich fester, und ich hätte schwören können, dass sich Krallenspitzen in meine Haut bohrten.

„Du hast von mir geträumt, Fynn. Erotische Träume – bis grade eben."

Irritiert und mittlerweile genervt spannte ich den Arm unter seinem Griff an und entzog mich ihm abrupt. „Uh... okay. Ich schätze, dem habe ich nichts hinzuzufügen."

Ich wandte mich ab. Das war der Moment des Begreifens, worauf Lucas angespielt hatte. Ich starrte mir in den Schoß, wo sich der Stoff der Boxer Shorts über meine Erektion spannte. Die Röte jagte mir vor Scham ins Gesicht und ich bemerkte Lucas' schiefes Grinsen. Sein Blick klebte an meinem Schritt.

Natürlich war das hier nicht das erste Mal, dass ich in einem derartigen Zustand aufwachte, aber es war das erste Mal, dass jemand Zeuge davon wurde. „Ich... um- Ich...," war alles, was mein Gehirn hervorbrachte.

„Hast du vor, etwas dagegen zu unternehmen?", fragte Lucas und hob eine Augenbraue. Himmel, dieser Gesichtsausdruck war perfekt!

Ich blinzelte langsam. „Ich schätze... Ja. Ich... Ich bin dann mal im Badezimmer. Alleine."
Eine kalte Dusche wäre das Einzige, dass mich jetzt davor bewahren würde, vor Peinlichkeit zu Staub zu zerfallen. Ich schoss in die Höhe und brach auf Richtung Bad, doch hinein schaffte ich es nicht. Lucas war dank seiner Leopardenagilität um einiges schneller als ich auf diesen Wackelpuddingbeinen. Er versperrte mir den Weg, bevor ich einen vernünftigen Schritt hätte tun können und schubste meinen Körper zurück aufs Bett. Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch seine athletische Gestalt hockte sich über mich und sein fester Griff drückte mir die Unterarme auf die Matratze.

Seine Miene war hart. „Ich will, dass du dich dafür nicht vor mir schämst."

Ich erwiderte den Blick wütend und wehrte mich halbherzig. Es wäre kein Problem, freizukommen, doch dazu wäre ich gezwungen, weit mehr Körperkontakt zu provozieren – eine Option, die meinen Stolz nicht groß reizte. Er war mir ohnehin schon zu nah. Überempfindlich, wie ich war, nahm jede Berührung hypersensibel wahr. Wild schüttelte Lucas über mir den Kopf und fauchte: „Hör verdammt noch mal auf, dich zu schämen!"

Ich gab den aussichtslosen Kampf auf, begegnete seinem Blick dennoch zornig. „Wieso ist dir das so wichtig?"

Lucas schloss die Augen und einen Moment verflog meine Wut. Er sammelte sich merklich, und der Anblick der konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen, der dunklen Wimpernkränze, die einen Schatten auf die prägnanten Wangenknochen warfen und die bebenden Nasenflügel hypnotisierte mich. Seine Augen öffneten sich unerschütterlich.

„Zunächst einmal bin ich auch ein Mann. Ich kenne derartige Probleme aus erster Hand. Zweitens hast du mich gestern geküsst..." Ich war drauf und dran, ihm zu widersprechen, doch er verdrehte die Augen. „... oder ich dich, wie auch immer. Jedenfalls würde ich behaupten, dass das genügend zwischen uns verändert hat, um mir zu vertrauen. Hinzu kommt, dass ich ganz offensichtlich der Auslöser für dieses... Problem bin."

Er schwieg bedeutsam, doch ich biss die Zähne zusammen. Es wäre idiotisch, zu leugnen, das ich von ihm geträumt hatte, und dass diese Träume schuld an dieser Situation waren. Das schiefe Lächeln kehrte auf seinen Mund zurück.

„Außerdem...", fügte er hinzu und lehnte sich hinab, bis seinen Lippen die meinen fast erreichten. „... habe ich das gleiche... Problem wie du."

Mir stockte der Atem, denn auch seine Hüfte hatte sich genähert. Er drückte sich mir durch den Stoff des Shirts gegen den Bauch.

Heiß. Hart. Drängend. Vollkommen unmissverständlich.

Seine Lippen bewegten sich an meinem Ohr, als er fortfuhr. „Und das ist deine Schuld." Sein Atem geisterte mir seitlich über den Hals. „Es geht nicht spurlos an mir vorbei, dir die ganze verdammte Nacht zuzuhören. Zu spüren, wie du deine Hüften an mir gerieben hast. Stundenlang deine Pheromone einzuatmen. Das hat mich beinahe irre gemacht."

Ich ließ seine Worte auf mich wirken und mir wurde schwindelig, so unvermittelt schoss mir sämtliches Blut zwischen die Beine.

Er zog sich leicht zurück und betrachtete mein Gesicht. „Vielleicht sollten wir das der Akte für sexuelle Belästigung beifügen – ich würde dich zu gerne für unsittliches Verhalten deinem Vorgesetzten gegenüber bestrafen. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich selbst anfassen wollte... wie sehr ich mich davon abhalten musste, dich nicht anzufassen..."

Der Blick aus den halb geschlossenen Augen fiel auf meinen Mund, und Lucas zog seine Unterlippe zwischen die Zähne. Er war so nah, dass ich ihr riechen konnte, warm und feurig und unheimlich verführerisch. Ich stöhnte innerlich auf, war wie paralysiert. Dann plötzlich grinste er herausfordernd. „Aber ich habe ganz vergessen: du wolltest duschen." Er setzte sich auf und verschränkte die Arme vor dem Körper.

Vollkommen machtlos, fiel mein Blick auf seine Mitte. Die Muskelstränge, die hinab führten, ließen mir keine andere Möglichkeit, als ihnen zu seinem Gemächt zu folgen.

Beschnitten, im Gegensatz zu mir selbst. Bei dem Anblick des steifen Schaftes und des glänzenden Kopfes lief mir das Wasser im Mund zusammen. Lucas saß fest auf meinen Hüften und meine eigene Erektion presste sich durch den Stoff der Unterwäsche zwischen seine Backen. Ich spannte die Kiefer an und unterdrückte den Drang, das Becken zu bewegen. Lucas' Blick wirkte unschuldig, doch die Provokation in seinen Augen blendete mich dennoch.

Er dürstete danach, mich klein beigeben zu sehen. Erwartete vermutlich, dass ich mir sämtliche Kleidung vom Leib reißen und ihn bespringen würde.

Ich beschwor all meine mühsam antrainierte Selbstkontrolle, um genau das nicht zu tun und labte mich einen Moment in dem Anblick vor mir. Es kam nicht jeden Tag vor, dass sich ein Mann wie Lucas vollkommen nackt auf meinem Schoß niederließ. Ich hatte nie drauf geachtet, doch die Oberschenkel des Gestaltenwandlers waren kräftiger, als ich vermutet hätte. Die verschränkten Arme ließen seine Oberarme muskulöser und seine Schultern breiter wirken und betonten seine elegant definierte Brust. Sein gesenktes Kinn warf Schatten auf den so verführerischen Hals, der von den pechschwarzen, vom Schlaf etwas wirren Haaren umrahmt wurde. Die Spitzen legten sich federleicht auf sein Schlüsselbein. Seine funkelnd schwarzen Augen waren fest auf meinen eigenen finsteren Blick gerichtet und besaßen ein sicheres Selbstbewusstsein, das nur deutlicher wurde, als er eine der gradlinigen Augenbrauen hob.

Ich spannte den Körper an und beobachtete, wie seine Aufmerksamkeit auf meine am Hals hervortretenden Sehnen abgelenkt wurde, und grinste kurz. Lucas Romanow besaß nicht annähernd die Kontrolle über die Situation, die er gerne hätte.

Ich hob eine Hand zu seinem Gesicht und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Augenwinkel, bevor ich mich etwas aufrichtete. Meine Finger glitten von der Wange über seine Brust an seine Hüfte und der Gestaltenwandler grinste triumphierend. Seine Hände kopierten die Wanderung und seine Lippen näherten sich mir.

Im nächsten Moment hatte ich meine Arme um Lucas' Taille geschlungen und seinen Oberkörper abrupt hinabgezogen. Bevor dieser zu reagieren in der Lage war hatte ich die Hüfte schon in einer glatten Bewegung hoch gestoßen und ihn somit unter mich gerollt. Die dunklen Augen starrten verblüfft zu mir hinauf und ich griff hastig nach seinen Armen, um ihn seinerseits gegen die Matratze zu nageln.

„Nicht schlecht, Officer" schmunzelte Lucas und hob amüsiert die Brauen.

Ich kniff die Augen zusammen. „Nur, weil ich Jungfrau bin, und die Beweislage sehr deutlich aussagt, dass du mich anmachst, heißt das noch lange nicht, dass du tun kannst, was du willst."

Um meine Position der Überlegenheit deutlicher zu präsentieren, schob ich die Hüften leicht vorwärts und rieb meine Mitte gegen seine. Lucas zog die Unterlippen zwischen die Zähne, erwiderte den Blick aber unverwandt. „Und das ist auch gut so." Seine Stimme schien dunkler, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, dass einem Zähne blecken glich.

Einen winzigen Augenblick brachte mich das aus dem Konzept. Doch anstatt diesen Moment auszunutzen, wie ich befürchtet hatte, beobachtete Lucas mich nur grinsend.

Überließ er mir grade das Spielfeld?

Ich erwiderte sein Grinsen und beugte mich zu ihm hinab. „Gut. Denn ich habe immer noch vor, zu duschen."

Mit diesen am Ohr des Werleoparden gesprochenen Worten stieß ich mich von der Matratze ab und ließ den Gestaltenwandler hinter mir zurück. Den überrumpelten Ausdruck auf seinem Gesicht direkt vor Augen marschierte ich ins Badezimmer.

„Fynn."

Im Türrahmen blieb ich stehen und drehte den Kopf leicht, ohne Lucas direkt anzuschauen. Die neu gewonnene Machtposition war mit äußerster Vorsicht zu behandeln.

Er hatte sich auf einen Ellbogen aufgerichtet. „Was hältst du von etwas Gesellschaft in der Dusche?"

Mein Herz klopfte heftig in der Brust. Genau darauf hatte ich es angelegt, doch es zuzugeben war schwerer als erwartet. Ich zögerte, nicht in der Lage, es auszusprechen.

Wie armselig. Stattdessen nickte ich hastig.

Einen Augenblick später stand Lucas vor mir und musterte mich mit schräg gelegtem Kopf. Ich schaute ihm fest entgegen, stellte klar, dass ein Rückzieher nichts drin saß. Langsam verzogen sich seine Lippen zu einem schiefen Grinsen. „Du steckst tatsächlich voller Überraschungen, Henley."

Er trat einen Schritt vorwärts, griff nach meiner Hüfte und zog mich an sich. Unsere Lippen trafen sich rau. Es dauerte einen Moment, bis wir einen Rhythmus fanden und der Kuss leidenschaftlich wurde. Sein Körper presste sich ganz und gar an meinen, seine Hände, die meine Taille hielten, seine nackte Brust, sein steifes Glied gegen meines. Innerhalb von Sekunden brannte meine Haut, meine Lunge mit Verlangen. Keuchend und voller Lust hing ich an seinen Lippen gierig und vergrub die Hände in Lucas' Haaren, um sein Gesicht dem meinen näher zu bringen.

Sein Körper bewegte sich sinnlich gegen mich und spielerisch leicht gab er das Tempo unserer lustvollen Umarmung an – langsam und voller unterschwelliger Aggressivität. Seine Zunge begegnete mir und ich schmolz in seinen kräftigen Armen dahin.

Dass ein Laut der Lust meine Kehle verlassen hatte, wurde mir erst klar, als Lucas sich kurz von mir löste. Mit bebenden Nasenflügeln und voller Feuer in den Augen starrte er mich an. Seine Haut war bis zu seinem Schlüsselbein leicht gerötet. Er fluchte leise vor sich hin, bevor seine Lippen sich erneut auf mich stürzten – Genauer gesagt auf meinen Hals. Seine Hände griffen mir weiter um den Körper, schoben sich unter das Shirt auf den Rücken und über meinen bloßen Hintern, wo sich seine Finger fest in die erhitzte Haut gruben. Seine Lippen erkundeten meinen Hals und hinterließen feuchte Spuren. Ich ließ die Hände haltsuchend auf Lucas' Schultern sinken und genoss jede Berührung, jedes Lecken seiner Zunge, jedes Kratzen seiner Bartstoppeln und jedes sanfte Knabbern. Ich legte meinen Kopf zurück und gewährte ihm freien Zugang zu all den empfindlichen Punkten, die er gierig liebkoste.

Dass mein Keuchen immer wieder von einem Stöhnen oder Wimmern unterbrochen wurde quittierte Lucas mit einem Knurren, das tief in seiner Kehle zu entstehen schien. Meine Hände gruben sich fester in seine Schultern und unsere Körper drängten sich verzweifelt gegeneinander. So sehr ich die Liebkosung seines Mundes auch genoss, griff ich dennoch in Lucas' Haar und zog ihn von mir fort.

Er fletschte die Zähne und knurrte laut auf. Erschrocken löste ich die Hände und lehnte meinen Körper zurück, doch die Arme des Werleoparden ließen Abstand nicht zu. „Sorry!", brachte ich hastig hervor und sah den Gestaltenwandler an, der die Augen zugekniffen hatte und sie jetzt langsam öffnete.

„Gottverdammt, Fynn-" Beim Anblick seiner lustgetränkten schwarzen Pupillen wurde mir klar, dass ich mich verschätzt hatte. Ich grinste schief und ließ meine Finger wieder über seine Kopfhaut fahren. Seine langen Haare waren ein perfektes Mittel, ihm Lust zu bereiten.

 Versuchsweise griff ich energischer zu und zog.

Lucas knurrte erneut leise. „Fester." Ich biss mir auf die Lippen und gehorchte, zog kompromisslos genug, dass sich sein Kopf nach hinten bog. Ein kehliges Stöhnen verließ seinen Mund und seine Augen rollten sich zurück.

Die mir entblößte Kehle war zu einladend, um der Versuchung zu widerstehen. In einem langen Zug ließ ich die Zunge entlang seiner Luftröhre fahren, ohne den Griff in den Haaren zu lockern. Lucas' Finger krallten sich in meine Haut und er zog mir seine Fingernägel über den Rücken. Ich zuckte zusammen, fluchte und ließ die schwarzen Strähnen los.

Der Gestaltenwandler suchte meinen Blick und legte mir einen Finger unter das Kinn. Die Flammen in den halbgeschlossenen Augen beruhigten sich etwas, als er mich entschuldigend anblickte. „Shit, sorry."

Ich schüttelte kurz den Kopf und drückte einen schnellen Kuss auf seine Lippen. „Schon gut."

 Mein Blick stellte sich dem seinen erneut. Die Pause hatte uns etwas zu unseren Sinnen finden lassen. Ich grinste angesichts der neuesten Erkenntnis und ließ die Finger über die Kopfhaut des Werleoparden wandern. „Das war... interessant."

Lucas schmunzelte und warf mir einen Schlafzimmerblick zu. Sein Kopf presste sich den Berührungen meiner Finger entgegen. „Heiß.", korrigierte er. „Das war verdammt heiß. Und das war erst der Anfang."

Mit diesen Worten lehnte er sich vor, doch statt mich zu küssen, griff er nach dem Saum meines Shirts und zog es hoch. Wehrlos hob ich die Arme und ließ zu, dass Lucas mir den Stoff über den Kopf zog und meinen Körper dann rücklings Richtung Dusche schob. Seine Hände legten sich mir auf Brust und ich lehnte mich gegen die kühle Wand neben der Duschkabine, um seinen Lippen erneut zu begegnen. Doch Lucas hatte andere Pläne. Seine Aufmerksamkeit folgte seinen Fingern, die sich über den vor ihm bloßliegenden Oberkörper tasteten. Ich atmete heftig unter der hitzigen Musterung. Als die geschickten Hände sich mir wieder auf die Schultern legten und sein Blick den meinen fand, war ein Zucken seines Mundwinkels die einzige Warnung, die ich bekam, bevor er mich herumdrehte.

Instinktiv griff ich mit den Händen zum Rahmen der Duschtür, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, doch das war überflüssig. Sofort legten sich starke Finger auf meine Hüften und hielten mich im Eingang der Dusche stehend fest. Im nächsten Moment nahm ich Lucas' Lippen im Nacken wahr.

Sein Körper presste sich an meine Rückseite. Jeder Zentimeter seiner kraftvollen Brust, seine kräftigen Oberschenkel und seine steinharte Mitte.

Seine Hände nahmen eine Wanderung über meinen Oberkörper auf und hinterließen dabei brennende Spuren auf der berührten Haut. Ich gab mich den Empfindungen hin und schloss die Augen.

Unvermittelt kniff Lucas mir in eine Brustwarze. Ein hoher Ton entfloh meiner Kehle. Mein Rücken bog sich durch und so presste sich mein Hintern gegen die Mitte des Mannes hinter mir. Er knurrte an meinem Ohr. Sämtliches Blut schien in meine Lendengegend zu schießen.

„Hmm, so sexy...", murmelte seine raue Stimme und er machte sich daran, besagte Brustwarze mit geschickten Fingern zu liebkosen. Gleichzeitig rieb er sein Becken an meinem Po und ich spürte, wie sein Schwanz zwischen mir zwischen die Backen glitt. Ein paar Augenblicke fuhr er genau so fort, seine Stirn gegen meine Schulter gepresst hielt. Die Finger, die an meiner Hüfte lagen, gruben sich fest in das Fleisch. Doch so sehr ich die Liebkosung seiner Fingerspitzen auch genoss, so frustrierte es mich dennoch zunehmend, dass meine Mitte keine Achtung bekam. Als ich schon drauf und dran war, selbst Hand anzulegen, hielt Lucas in den Bewegungen inne und griff wieder nach meiner Hüfte.

Seine Zunge glitt mir neckisch über die Ohrmuschel. „Werden wir etwa ungeduldig, Fynn?"
Ich schwieg frustriert. Frech knabberte der Werleopard an dem Ohrläppchen und zwickte dann in eine besonders empfindliche Stelle an der Seite meines Halses. Diese Aktion entlockte mir ein Keuchen, doch bevor ich das verdauen konnte, hatte Lucas eine Hand ohne Vorwarnung um die vernachlässigte Erektion geschlossen.

Der Atem blieb mir in der Kehle stecken. Nie hatte mich jemand anderes so angefasst.
Einen Moment lang labte Lucas sich daran, wie vollkommen ausgeliefert ich ihm war, und wie mein Körper nach Berührungen hungerte. „So gefällst du mir schon besser," wisperte er und fuhr mit seinen Daumen über die Spitze. Ich erzitterte. Lucas schmunzelte, dann verpasste er mir einen zarten Kuss auf die grade markierte Stelle meines Halses. Er ließ den Ort meines Verlangens los, doch nur, um seine Finger in den Bund des letzten Kleidungsstückes zu haken und es herunterzuziehen.

Das war der Moment, den ich nutzte, um mein Ausgeliefertsein wieder auszugleichen. Ich trat einen Schritt nach vorne, drehte den Hahn auf und wandte mich dem Gestaltenwandler in aller Nacktheit zu.

Zufrieden ließ Lucas seinen intensiven Blick über meinen Körper wandern. „So allerdings... gefällst du mir noch besser." Er folgte mir in die Kabine und unter den warmen, weichen Strahl der Regendusche. Einen Moment standen wir uns schweigend gegenüber, nackt, erregt, abwartend.

Jetzt oder nie. Der Puls pochte mir ohnehin schon ausschließlich in der Lendengegend, dementsprechend leistete mein Kopf kaum Widerstand.

Ich griff nach Lucas' Hüften und zog ihn an mich. Augenblicklich er mir die Arme um den Leib. Der Kuss, in den ich ihn zog, war lange nicht mehr vorsichtig – pure Begierde hatte bis aufs Äußerste Besitz von uns genommen. Nackte Körper pressten sich gegeneinander, so fest, dass nicht einmal die Tropfen der Dusche dazwischen passten. Als sich unsere Erektionen aneinander rieben, stöhnten wir beide auf, als wären wir eins. Unsere Lippen tanzten einen Tanz, begleitet vom wilden Spiel unserer Zungen. Klare Gedanken zu fassen war schier unmöglich. Lucas griff nach meiner Hand und verschränkte die Finger miteinander, was allerdings nur von kurzer Dauer weilte, bevor er sich löste.

„Fass mich an" knurrte er rau in mein Ohr. Ich zögerte. Lucas lehnte sich etwas zurück und legte seine Finger an meine Wange. Der Blick aus den halbgeschlossenen Augen war eindringlich. „Fynn, ich brauche deine Hand. Ich brauche dich. Bitte..."

Er war durch und durch seinen Begierden erlegen, machtlos gegen all die Lust, die seine Adern durchströmte. Im nächsten Moment hatte er meine Hand schon mit seiner eigenen zu seinem Schritt bewegt und die Finger um seinen Schaft gelegt. Fieberhaft schloss er die Augen. Ich war kaum fähig, mich auf das Gefühl einer fremden Erektion unter meiner Haut zu konzentrieren, so fasziniert war ich von dem Ausdruck auf Lucas' Gesichtszügen.

Den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und die Brauen herrlich genussvoll hinauf gezogen, wisperte er kaum hörbar: „Fynn, bitte-"

Und in dem Moment existierte nur das vor Leidenschaft verzogene Gesicht des Werleoparden, das heiße pulsierende Glied, das mir schwer in der Hand lag und meine eigene steinharte Mitte.
Ich schob Lucas ein Stück zurück an die Wand der Dusche, und stützte mich mit dem freien Arm an selbiger ab. Dann fing ich an, meine Hand zu bewegen. Ich testete das fremde und doch bekannte Gefühl unter den Fingern, ohne dabei nur einmal den Blick von dem fesselnden Gesicht des Gestaltenwandlers zu wenden. Er hatte die Lippen zu einem stummen Stöhnen geöffnet und den Kopf gegen die Fliesen gelehnt, seine Finger gruben sich in meine Schultern.
Nach wenigen Versuchen hatte ich einen Rhythmus gefunden, der Lucas kaum hörbare Laute entlockte. Ich verteilte ein paar feuchte, offenmündige Küsse an seinem Hals, doch es gefiel mir weit mehr, sein Gesicht zu betrachten.

„Lucas" sagte ich leise, aber er reagierte nicht. Meine Bewegungen stoppten abrupt. Auffordernd wiederholte ich seinen Namen. Als sich seine lustverhangenen Augen öffneten und meinem begegneten, stöhnte ich innerlich auf. „Schau mich an, Lucas."

Er grinste und strich mir sanft über Wange. „Du steckst tatsächlich voller Überraschungen." Obwohl ich grad jegliche Kontrolle über die Situation zu besitzen schien, gelang es ihm, mich durch und durch dominant zu betrachten. „Beenden Sie schon, was sie angefangen haben, Officer."

Ein Spitzname, mit dem ich mittlerweile warm wurde, trotz – oder wegen – seiner provokanten Note. Ich nickte entschlossen und nahm die Bewegungen langsam wieder auf. Und das Ganze war so besser, wenn Lucas mir in die Augen schaute, während meine Finger ihm Lust bereiteten. Die Intimität, die ich empfand, übertraf sogar das Gefühl, dass es mir gab, ihn grade unter voller Kontrolle zu haben. Ich besaß die Macht, mit seinem Körper spielen wie auf einem Instrument.
In mir verzehrte sich alles da nach, ihn kommen zu sehen. Ich erhöhte das Tempo und Lucas' Hüfte begegnete meiner Hand in heftigen Stößen. Sein ganzer Körper war angespannt und nicht ein Mal wandte er den Blick ab.

„Ooh Shit, Fynn, so gut!", keuchte er auf. Ich wurde schneller und schneller, hypnotisiert von den Funken, die aus den schwarzen Tiefen übersprangen. Einer Laune folgend brach ich doch einen Moment den Blickkontakt ab und beugte mich hinab, um mit den Zähnen in eine Brustwarze zu zwicken.

Ein Fauchen, dass mehr tierischen denn menschliche Ursprungs war, zerriss die Luft. Rasch richtete ich mich auf, wurde schneller. „Komm. Komm für mich, Lucas!"

Und er gehorchte. Sein ganzer Körper streckte sich, spannte sich an – und Schatten grauweißen Fells jagten über seine Haut. Jeder Muskel trat hervor, und seine herrlichen Lippen waren zu einem tonlosen Schrei der Lust aufgerissen. Die scharfen Eckzähne blitzten im Licht der Duschbeleuchtung auf. Ein stechender Schmerz schoss durch meine Schultern, in die Lucas seine Fingerspitzen gegraben hatte.

Er ergoss sich zwischen unseren Körpern, und das, was ich in seinen Augen beobachtete, war nicht in Worte zu fassen – pure Ektase, die mich um Haaresbreite ebenfalls über den Rand gebracht hätte. Ich verlangsamte den Rhythmus und ließ meine Hand sinken, als der Werleopard gegen meinen Körper zusammensackte. Er legte mir die Stirn an die Schulter und atmete heftig. Ich hielt ihn fest, völlig von der Rolle von dem, was ich grade erlebt hatte.
Schon nach wenigen Momenten hatte Lucas sich wieder gefasst. Langsam richtete er sich auf und suchte meinen Blick. Von dem Kontrollverlust, der ihn grade übermannt hatte, war keine Spur mehr zu sehen. In seinen Augen lag steinharte Dominanz und mein vernachlässigter Körper erbebte bei diesem Anblick. Wortlos ließ Lucas seinen Blick und seine Hände elendig langsam von meinen Schultern über meine Brust wandern. Mein Herz klopfte aufgeregt, doch seine Finger legten sich zu meiner Enttäuschung nur wieder an die Hüfte.

Das lange Schweigen und die wachsende Spannung zwischen uns war zu viel für mich. „Ich hoffe, das war... okay?"

Shit, ich klang wie ein eingeschüchterter Teenager. Doch es befand sich grade zu wenig Blut in meinem Gehirn, um etwas Besseres hervorzubringen.

Ein leises Grinsen fand den Weg auf Lucas' Lippen. „Fynn Henley..." Er legte den Kopf schief und platzierte eine Hand an meiner Wange. „Das war mehr als nur okay." Federleicht ließ er seine Finger über meinen Mund gleiten. „Das war fantastisch. So fantastisch, dass du dir etwas von mir wünschen darfst."

Seine Stimme mochte sanft sein, doch jede Pore seines Körpers schrie Alphatier und verdrängte allen Zweifel, auf was für ein Feld sich dieser ‚Wunsch' beziehen würde.

Mein Kopf setzte aus, als dieser mit Bildern überflutet wurde.

Lucas' Daumen malten langsame Kreise an den Hüftknochen – so nah am Ort meines Verlangens und doch so weit entfernt. Er witterte und schmunzelte in sich hinein. Stur ignorierte ich, dass er mich lesen konnte wie ein offenes Buch. Wir waren weit darüber hinaus, dass es sich lohnte, etwas zu leugnen.

Egal, was ich auch für eine Vielzahl von Ideen hatte - bereit, eine davon zu äußern, war ich längst nicht. Würde ich jedoch Lucas die Wahl überlassen, gab ich alle Kontrolle über die Situation auf und ihm jedes Recht, mit mir anzustellen, was immer ihm in den Sinn kam.

Verdammt, das durfte nicht so schwer sein! Ich war alt genug, um auszusprechen, was ich begehrte oder nicht? Lucas hatte es ausgesprochen.

Mein Blick fiel auf seine Lippen und ein leises Lächeln formte sich auf den meinen. Wieso etwas aussprechen, was man genauso gut zeigen kann? Dieser Ansatz hätte außerdem den Vorteil, dass ich die Chance hatte, einen Teil der Kontrolle zu behalten.

Forschend musterte Lucas mich und grinste selbstgefällig. Er schien, zu vermuten, worauf ich anspielte. Ich griff in seinen Nacken und küsste ihn, langsam und mit all der Leidenschaft, die in mir aufgestaut war. Er ging augenblicklich darauf ein. Es würde eine ganze Weile dauern, bis ich seine Küsse überdrüssig würde. Doch momentan konzentrierte sich ein Großteil meines Bewusstseins auf meine vernachlässigte Mitte. Und auch, wenn ich es genoss, wie seine Hände und Lippen meinen Körper erkundeten, hatte ich dafür keinen Funken Geduld mehr über. Ich griff in seine Haare und drückte seinen Kopf leicht nach unten.

Ohne zu zögern, reagierte Lucas und ließ sich auf die Knie sinken. Als sich meine Erektion auf seiner Augenhöhe befand, nahm er mich unverwandt in die Hand und blickte auf. Seine Augen funkelten mit etwas, was Vorfreude sein mochte, und er leckte sich die Lippen.

Allein dieses Bild war erregender als alles, was ich je erlebt hatte. Das Gefühl seiner Hand um meine bloße Mitte trieb mich dazu, das Becken vorzustoßen. Ich brauchte eine Sekunde, um mich zu fassen, bevor ich seinem Blick begegnete.

„Was ist es, dass ich für dich tun soll, Fynn?", fragte Lucas und hob die Brauen.

Mir wurde mulmig zumute. Hatte ich zu geradeheraus gehandelt? Oder respektlos? Hatte ich ein Tabu gebrochen, das an mir vorbei gegangen war?

Ein genauerer Blick in die Augen des Gestaltenwandlers verriet mir, dass er nur abwartete, was ich zu sagen hatte. Ich riss mich zusammen und schluckte. „Würdest du.... bitte?" Ich biss mir auf die Lippen. „Falls das nicht dein Ding ist, dann natürlich nicht, ich-"

Zwei schnelle Bewegungen seiner Hand um meinen Schaft brachten mich zum Verstummen. Mit gleichgültigem Blick betrachtete Lucas mein Glied, an dem er seine Finger quälend langsam und federleicht entlanggleiten ließ. „Weißt du, Fynn, alles, was ich von dir möchte, ist, dass du mir sagst, was ich tun soll." Er begegnete meinem Blick wieder, und auch jetzt schaffte er es, trotz kniender Position klar und deutlich die dominante Rolle herauszustellen. „Unzensiert. Das Thema hatten wir schon. Du sollst dich vor mir nicht schämen für deine Begierden." Sein Atem strich über meine Spitze. „Sag es, Fynn."

Zitternd atmete ich ein. Ich würde gar nichts gewinnen, wenn ich nicht über meinen eigenen Schatten sprang. Ohne den Moment groß hinauszuzögern, sagte ich mit fester Stimme: „Ich will, dass du meinen Schwanz in den Mund nimmst, Lucas, und ich will, dass du mich mit deinen Lippen zum Kommen bringst."

Das Grinsen das Werleoparden war gefährlich, raubtierhaft. Er blickte unter schweren Augenlidern zu mir auf. „Hmm, genau so, Fynn." Sein Griff wurde etwas fester. „Nun sag mir, wie du es willst."

Ich atmete heftig aus. „Schnell, hart. Bitte... "

Belohnend ließ Lucas seinen Daumen über meine Spitze gleiten, bevor er dem Wunsch Folge leistete und mich in den Mund nahm.

Die überwältigende Hitze seiner Mundhöhle ließ mich Sterne sehen. Doch Lucas dachte nicht daran, mir Zeit zu gönnen, mich an das Gefühl zu gewöhnen. Er nahm mich genau so, wie ich es ihm befohlen hatte. Seine geübte Kehle ließ mich bis zum Anschlag in ihm versinken. Er saugte hart und ging direkt in einen schnellen Rhythmus über. Ich fluchte und grub die Hände in seine Haare. Das Stöhnen, dass diese Aktion ihm entlockte, vibrierte köstlich an meinem Schaft.

Ich legte den Kopf zurück und verlor jegliche Kontrolle meine Hüfte, die sich Lucas' Mund entgegen schob und erst recht bezüglich der Laute, die meine Kehle verließen. Jede Zelle meines Körpers brannte unter aller höchster Erregung und ich stand kurz davor, zu explodieren.

Als ich in reiner Leidenschaft wild an Lucas' Haaren zog, registrierte ich, dass sich die Zunge, die meinen Schaft geübt massierte, verlängerte und rauer wurde. Auch die Zähne wurden markanter – und all das ließ jede Hoffnung verschwinden, dass ich länger durchhalten würde. Als Lucas das nächste Mal um meine Eichel schluckte, war es um mich geschehen. Ich vermochte es nicht mal, ihn zu warnen, als meine Hüfte vorschnellte, meine Hoden sich zusammenzogen und ich mich in seinem Mund entleerte.

Augenblicklich zog Lucas sich zurück, bis sich nur die Spitze zwischen seinen Lippen befand, und er jeden letzten Tropfen aus mir heraus zu saugen schien. Seine Hand begleitete mich durch den vermutlich heftigsten Orgasmus, den ich je erlebt hatte – alles wirkte verschwommen und ich wusste nicht, ob der Schrei, den ich hörte, von meinen Lippen kam oder nur in meinem Kopf existierte. Jede Zelle meines Körpers stand unter Strom.

Die Knie gaben unter mir nach und ich sackte wehrlos zu meinem Liebhaber auf den Boden. Schwer zu sagen, ob ich überhaupt bei Bewusstsein war. In diesem Zustand, der sich wie aus Watte anfühlte, zog Lucas mich auf seinen Schoß und legte seine Lippen auf meine. Ich konnte kaum auf den Kuss eingehen – jedoch war ich mir voll darüber bewusst, dass das, was ich an seinen Lippen schmeckte, ich selbst war.

Nach ein paar Augenblicken kehrte ich langsam wieder in die Realität zurück und begegnete Lucas' zufriedenem Blick.

„Weißt du, ich kann mich nicht so Recht entscheiden."

Noch immer nicht auf der Höhe schaute ich den Gestaltenwandler benebelt an.

„Ob du mir besser gefällst, wenn deine Hand um meinen Schwanz ist, oder doch, wenn du dich voll und ganz deiner Lust und mir hingibst." Sein Arm legte sich auf meinen Rücken und er nahm seine Kreismalereien wieder auf.

Verlegen wandte ich den Blick ab. „Das hat mich zugegebenermaßen vollkommen aus der Welt geschossen. Im Gegensatz dazu muss ein einfacher Hand Job doch wirklich langweilig sein."

Seine Finger bohrten sich in meine Muskeln. „Oh, damit fangen wir gar nicht erst an. Du hättest es schon gemerkt, wenn es mir nicht gefallen hätte." Seine Hand fuhr langsam über meinen Rücken hinab und ich spannte mich an. „Außerdem gibt es kaum etwas, was ich schärfer finde, als zu sehen, wie mein Gegenüber kommt." Er warf mir einen vielsagenden Blick zu und im selben Moment schob er seine Finger zwischen meine Pobacken.

Ich erstarrte.

Lucas hielt ebenfalls inne und musterte mich aufmerksam.

Mein Blick, der dem seinen auswich, fiel auf seinen Schaft, der sich mir schon wieder zu allem bereit entgegen reckte. Ungläubig blickte ich auf.

Lucas zuckte die Schultern. „Ich schätze, es hat so einige Vorteile im Schlafzimmer, das Leopardengen zu tragen."

Ich schmunzelte und biss mir auf die Unterlippe. „In der Tat, dass kann ich bezeugen."

Der Gestaltenwandler grinste selbstgefällig und schob seine Finger hin zu meinem Eingang.
Ich konnte das nicht.

„Stopp." Ich klammerte mich an seine Schultern.

Lucas legte den Kopf schief. „Hey. Es ist alles gut, Fynn. Ich bin vorsichtig."

Ich registrierte, wie seine Finger meinen Eingang zu massieren begannen, und schob ihn abrupt von mir. „Lucas, nein. Ich möchte das nicht."

Irritiert starrte der Werleopard mich an. „Glaub mir, sobald du dich ein bisschen entspannst, lohnt es sich. Du weißt nicht, was du verpasst."

„Verdammt nochmal, ich habe nein gesagt!", brachte ich laut und frustriert hervor und erhob mich – leider noch immer wackelig. „Ich werde mich nicht entspannen, und es ist mir egal, ob ich etwas verpasse. Und ganz offensichtlich ist nicht ‚alles okay'."

Perplex schaute Lucas zu mir auf, dann wurde sein Blick finster. „Ganz ruhig, Fynn. Das habe ich wohl missverstanden." Er erhob sich. „Ich dachte, du wolltest deine Jungfräulichkeit verlieren."

Jetzt wurde ich wirklich sauer. „Was soll das denn für ein Argument sein?" Ich trat einen wackeligen Schritt auf ihn zu, verlor dabei aber das Gleichgewicht und knickte weg. Lucas griff nach meinem Ellbogen und stützte mich, zog seine Hand jedoch sofort wieder zurück, als er meinem giftigen Blick begegnete. „Und man kann seine Meinung nicht ändern, hm? Abgesehen davon ist Jungfräulichkeit nur ein beschissenes Konstrukt der Gesellschaft, dass niemand braucht."

Verständnislos schaute Lucas mir entgegen. Ich holte tief Luft. „Okay, diese Unterhaltung kann ich nicht hier führen und nicht so." Ich deutete auf unsere noch immer nackten Körper und auf die laufende Dusche. Im Herausgehen schnappte ich mir ein Handtuch und warf auch dem Gestaltenwandler eines zu. Schweigend trockneten wir uns ab.

Lucas schien in Gedanken versunken zu sein. Mit gerunzelter Stirn stapfte er aus dem Bad und wir begannen, uns anzuziehen. Ich konnte immer noch nicht fassen, was passiert war. Weder, dass wir beide uns so nahegekommen waren, noch, dass es für ihn nur ein kleiner Schritt gewesen wäre, nicht akzeptable Grenzen zu überschreiten.

Mein Gegenüber starrte mich an, heiß und kalt zugleich. Ich seufzte. Wir kamen nicht umhin, darüber zu reden, was da schief gegangen war.

Ich setzte mich aufs Bett und wartete, dass Lucas sich zu mir gesellte, doch er blieb mit verschränkten Armen stehen. „Okay, jetzt noch mal Klartext: Was ist dein Problem?"

Ich schaute ihm frustriert entgegen und zwang mich dazu, mich zusammenzureißen. Dass das Problem nicht auf der Hand lag, verdeutlichte es nur. „Lucas, du hast grade ganz einfach mein ‚Nein' ignoriert. Das ist mein Problem."

Er trat einen Schritt auf mich zu. „Schön, mein Problem ist aber, dass alles, was du zu mir sagst, grundsätzlich aus negativen Äußerungen besteht. Nein, ich möchte nicht neben dir sitzen. Nein, ich möchte das Bett nicht mit dir teilen. Nein, ich möchte nicht, dass du mich beobachtest – während deine Geruchsspur mir etwas völlig anderes verrät. Ich dachte, das hätten wir gestern schon geklärt. Ich rieche die Wahrheit, wieso belügst du dich also selbst?"

„Entschuldigung?" Entrüstet erhob ich mich. „Nur, weil deine Nase dir sagt, dass ich mich zu dir hingezogen fühle, bedeutet dass, dass ich automatisch Bock drauf habe, mir einen Finger in den Arsch schieben zu lassen? Was soll das sein, eine Verkaufsstrategie? Wenn Sie einmal probieren, müssen sie das Gesamtpaket dazukaufen? Verarschst du mich?"

Lucas' Kinnlade fiel herunter. Er drehte sich zum Badezimmer und deutete mit großer Geste auf die Tür. „Das ganze beschissene Zimmer hat nach deinem Verlangen gerochen, verdammt! Nicht ein bisschen Unbehagen war da, also, was soll die Scharade?"

Ich erstarrte und runzelte die Stirn. „Das kann nicht stimmen."

Lucas verdrehte die Augen. „Oh, sagt der Experte im Fach Gestaltenwandersinne."

Ich schüttelte den Kopf. „Lucas, wenn ich dir sage, dass sich in dem Moment, wo du meinen Rücken berührt hast, alles an mir verkrampft hat, dann sag ich das nicht nur zum Spaß, okay? Ich wollte es nicht und ich will es immer noch nicht. Irgendetwas muss die Pheromone manipuliert haben, wenn du dir so sicher bist. Vielleicht hattest du einen Schlaganfall, ohne es mitzubekommen?"

Lucas hob die Hand. „Warte."

Ich schwieg und beobachtete, wie sein Kopf arbeitete. Da stahl sich Erkenntnis auf seine Züge. „Scheiße, ich glaube, du hast recht."

Besorgt trat ich näher zu ihm heran. „Mit dem Schlaganfall? Sollen wir einen Arzt aufsuchen?"

Er schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht." Er ließ sich auf das Bett sinken. „Die hohe Luftfeuchtigkeit. Wir haben ziemlich lange die Dusche laufen lassen. Dadurch wurden deine Spuren verfälscht."

Ich schwieg, abwartend. Das ergab Sinn, änderte aber nichts an der Tatsache, dass Lucas mir nicht zugehört hatte.

Dieser schien immer noch mit seinen Gedanken beschäftigt. „Scheiße, dass habe ich vollkommen verdrängt." Er schaute mich an. „Gut, dass wir das geklärt haben: Das heißt, kein Sex unter der Dusche, schätze ich." Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Ich legte mir hilflos die Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf, meine Wut wuchs stetig. Verstand er denn gar nichts?"

„Hey, keine Sorge, es gibt genug andere Möglichkeiten", bot Lucas an, der meine Geste der Verzweiflung vollkommen falsch deutete. Er kam zu mir herüber. Mit rauchiger Stimme fuhr er fort: „Hier und jetzt zum Beispiel – das Bett sieht vielversprechend aus."

Das reichte. Als er die Hand ausstreckte, reagierte ich blitzschnell und ergriff sie, um ihm den Arm zu verdrehen. Ich beförderte ihn bäuchlings zu Boden, den Oberarm in einem unschönen Winkel nach hinten gestreckt, und presste ihm mein Knie in den Rücken. „Scheiße, Fynn, was-?"

„Was, ist das unangenehm?" Ich zog seinen Arm ein Stück weiter zurück und er versteifte sich unter mir. Kein Wunder – nur etwas Druck mehr würde ausreichen, um ihm die Schulter auszukugeln. „Du kommst erst heile hier raus, wenn du mir vernünftig zugehört hast, mein Freund."

Lucas ächzte auf. Ich presste das Knie stärker in seine Wirbelsäule, bevor ich etwas lockerer ließ.
Ich holte tief Luft und versuchte, meine Stimme bei den nächsten Worten kühl zu halten. Das hier würde der letzte Versuch sein, ihm zu verklickern, wo er falsch abgebogen war.

„Also, Lucas. Lass mich dir eines klar machen: Wenn jemand nein sagt, oder stopp, oder sonstiges – nein, eigentlich schon, sobald die Person nicht wortwörtlich ihre Zustimmung äußert, hört man auf. Sofort. ‚Nein' heißt nicht ‚Versuch es noch mal' oder ‚Überzeuge mich', und wie wir grade herausgefunden haben, ist dein Geruchsinn der wörtlichen Rede lange nicht so weit voraus, wie du behauptest. Ein Fakt, der übrigens nett zu wissen ist, wenn man bedenkt, dass unsere Leben hiervon abhängen können - vielen Dank auch."

Lucas öffnete die Lippen, doch ich bog seinen Arm hoch und hielt ihn davon ab, mich zu unterbrechen. „Um es anders zu sagen: Du warst grade widerholt drauf und dran, mich zu vergewaltigen. Ist dir das klar??"

Ich schwieg ein paar Sekunden und der kalte Schlag, mit dem sich diese Erkenntnis erneut in meinem Bewusstsein pflanzte, drängte alles in mir dazu, ihm den Arm tatsächlich auszukugeln. Er zeigte keine Reaktion, doch ich war nicht fertig.

„Emotionen sind nicht mit Konsens gleichzusetzen. Und selbst, wenn du aus irgendeinem Grund zu der Annahmen gekommen bist, dass ich gestern den Wunsch geäußert hätte, bald meine Jungfräulichkeit zu verlieren – was ich nicht habe – dann wäre so eine Äußerung noch lange kein unterschriebenes Blatt Papier. Nur, weil ich eine Katze haben will, heißt das noch lange nicht, dass ich mir auch wirklich eine anschaffe. Meinungen ändern sich. Und wenn ich damit deine Erwartungen enttäusche, dann tut es mir nicht leid, nicht ein bisschen." Ich erschrak selbst vor der schärfe in meiner Stimme.

„Du hast kein Recht, über meinen Körper zu entscheiden, vor allem nicht, wenn du nicht alle Zeichen richtig ließt. Wann und wie ich meine Jungfräulichkeit verliere, liegt bei mir. Mal abgesehen davon, dass ‚Jungfräulichkeit' biologisch gesehen nur auf Frauen bezogen ist, und selbst dort nur begrenzt zutrifft, und es gibt Meinungen, die aussagen, dass unter anderem auch oraler Verkehr Sex ist. Gesellschaftliches Konstrukt.

Ach und, ob ich etwas verpasse, könnte mir kaum egaler sein. Ich hege jedenfalls aktuell kein Verlangen danach, etwas in meinem Arsch zu haben. Aber es war eine wunderbar arrogante Annahme von dir, davon auszugehen, dass ich ohne groß darüber zu kommunizieren bereit dazu wäre, selbst wenn ich bereit gewesen wäre, mit dir zu schlafen. Ganz schön egozentrisch, Arschloch."

Ich verpasste ihm einen äußerst unangenehmen Ruck, bevor mein Griff sich lockerte und ich mich erhob. Aufmerksam beobachtete ich, wie Lucas sich aufsetzte und sich die Schulter rieb. Seine Beine mochten noch ein paar Momente lang taub sein. „Fynn, ich-"

Er wurde von einem schrillen Klingelton unterbrochen.

Ich fuhr zusammen. Das war das Telefon, dass uns direkt mit dem Stab verband. Es musste etwas Dringendes sein. Ich schoss herum und kramte das kleine Gerät aus meinem Rucksack, bevor ich abnahm. „Ja?"

Am anderen Ende erklang eine weibliche Stimme. „Romanow?"

Ich warf Lucas einen Seitenblick zu. „Der ist grade nicht zu sprechen. Henley am Apparat, Fynn Henley."

„Ah, noch besser." Ohne sich vorzustellen begann die Dame, auf mich einzureden. „Hören Sie, Ich habe Informationen bezüglich ihrer verstorbenen Mutter, Mr. Henley."

Ich erstarrte.

Bevor ich dem Stab und damit einem Leben voller Gefahren und Geheimnissen beigetreten war, hatte ich eine Bedingung gestellt. Diese hatte gelautet, dass man mich bei den Untersuchungen im Todesfall meiner Eltern unterstützen würde – die Polizei hatte die Ermittlungen schon vor Jahren eingestellt und den Fall zu den Akten gelegt. Bisher hatte es keine Ergebnisse gegeben, und ich traute mich kaum, zu hoffen. Das könnte die erste richtige Spur sein. „Ich höre."

„Wir haben möglicherweise das Labor ausmachen können, in dem ihre Mutter angestellt war. Unter den verbrannten Materialien aus ihrem Familienhaus konnte man ein beinahe vollständig zerstörtes Tagebuch ihrer Mutter sichern, das den Verdacht auf eine Reihe an Versuchslaboren in Colorado lenkt."

„Sind sie sicher?", fragte ich eifrig.

Sie schwieg einen Moment. „Nein. Es könnte leider genauso gut sein, dass das Unternehmen rein gar keine Verbindung zu ihrer Mutter hat. Wir konnten den Namen nur aus dem Kontext geschnitten betrachten. Allerdings... Ist das vermutlich unser bester und einziger Ansatz."

Ich schloss die Augen. Das war schon mal mehr, als bisher erwartet. Neben mir hatte Lucas sich erhoben und näherte sich vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf. Seine Nähe konnte ich grade nicht gebrauchen. Ich brauchte einen kühlen Verstand.

„Was schlagen Sie vor, wie wir weiter vorgehen? Können wir die Einrichtungen durchsuchen?"
Am anderen Ende seufzte die Unbekannte. „Leider wurden unsere Anträge dazu abgelehnt. Es wird wohl eine Menge Geld dafür bezahlt, dass das, was in den Laboren vor sich geht, nicht an die Öffentlichkeit gelangt – was wiederum für den Verdacht spricht."

Ich nickte mit zusammengebissenen Lippen. „Der beste Weg wäre eine Undercover-Einheit. Jemand muss hinter die Kulissen schauen."

Lucas warf mir einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu.

„Das sehen wir auch so. Leider können wir niemanden als Forscher hineinschmuggeln. Bevor die Mitarbeiter in die Hochsicherheitslabore gelangen, müssen sie eine 7-jährige Anstellung im Betrieb der Mutterfirma vorlegen können. Da ich bezweifle, dass Sie diese Zeit in einem Großraumlabor absitzen wollen, schlage ich etwas anderes vor."

Ich verzog das Gesicht. Nein, da gab es so einige bessere Arten, seine Zeit zu vertreiben. Meine Gedanken wanderten zu Lucas' Lippen und wie göttlich sie sich um meinen Schwanz angefühlt hatten. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie der Werleopard sich aufrichtete und witterte. Sein Körper spannte sich an, sein Blick heftete sich fest auf mich.

Ich schüttelte den Kopf und schob die Bilder beiseite. „Ich höre."

„Diese Option wäre leichter zu erreichen, bringt aber andere Risiken mit sich: Wir haben Kontakt zu einer Organisation, die in Oregon Tiere rettet. Unter anderem aus Versuchslaboren. Der verdächtige Unternehmensring steht wohl schon länger auf ihrer Liste, doch das Sicherheitssystem hat ihnen bisher Schwierigkeiten bereitet."

Ich schwieg nachdenklich. Das könnte klappen, wenn man es richtig anstellte „Und wie genau kommen wir an diese Organisation heran?"

„Lassen Sie das mal unsere Sorge sein. Wichtig ist, dass Ihnen folgendes bewusst ist: Diese Organisation handelt rechtlich alles andere als sauber. Stehlen von Privateigentum mag das am wenigsten Verwerfliche an der ganzen Sache sein. Sollten Sie bei einer Aktion erwischt werden, dann besteht definitiv das Risiko einer Haft. Auch, dass Sie sich auf Missionen verletzen oder gar sterben können, sollte Ihnen bewusst sein. Das alles befindet sich außerhalb unserer Kontrolle."

„Dann ändert sich ja nicht allzu viel an meinem Alltag," scherzte ich halbherzig.

„Wo wir beim Thema sind: Falls Sie diesen Auftrag durchziehen wollen, müssten Sie sich schnellstmöglich auf den Weg machen. Die Kontaktinformationen der Organisation sind immer nur von kurzer Dauer aktuell. Romanow kann einen neuen Partner anfordern, wenn es nötig ist."

Ich warf Lucas einen Blick zu – der genauestens zugehört hatte und eine eiskalte Miene aufsetzte.

„Alles klar. Ich melde mich heute Abend mit einer Entscheidung. Vielen Dank für die Informationen, Mrs,..."

„Rubio. Wir freuen uns auf Ihre Antwort!"

Es klickte in der Leitung und weg war sie. Lucas hingegen ließ mich seine Anwesenheit durch seinen eindringliches Starren spüren. Ich starrte einen Moment auf das Telefon, bevor ich es wieder verstaute und mich aufrichtete, dann schaute Lucas entgegen. Er hielt meinen Blickkontakt aufrecht, rang um seine Dominanz, doch etwas brachte ihn aus der Spur. Er senkte den Blick auf die Füße.

„Heute Nacht ist Vollmond." Es kam aus seinem Mund, als würden sich durch diese Aussage alle Probleme der Welt erklären lassen.

Ich schnaubte. „Ja, das ist korrekt. Und?"

„Es ist ein Urinstinkt. Eine Sache, die ich vielleicht hätte erwähnen sollen." Er biss sich auf die Lippen und begegnete meinem Blick. „Gestaltenwandler werden rund um die Vollmondzeiten herum um einiges paarungsbereiter. Vollmondzeit war Paarungszeit. Vor Jahrhunderten gab es so wenige Gestaltenwandler, dass sich alle Geschlechter miteinander fortpflanzen konnten – solange sie der gleichen Spezies angehörten. Ansonsten gäbe es heute nicht so viele von uns. Und jeden Vollmond haben sich rund um die Welt Gestaltenwandler versammelt, um sich zu paaren.

Mit der Zeit haben sich unsere Gene weiterentwickelt, aber die Paarungsbereitschaft ist geblieben." Er knibbelte an seinem Daumennagel - etwas, was ich von Lucas absolut nicht kannte. „Das heißt, bietet sich in der Nähe des Vollmondes die Gelegenheit, dann drängt es uns dazu, aufs Ganze zu gehen. Um potenzielle Nachkommen zu zeugen."

Ich runzelte die Stirn. „Moment, verstehe ich das richtig?" Ich legte den Kopf schief. „Ihr konntet früher aus einer gleichgeschlechtlichen Paarung Nachfolgen zeugen?"

Lucas schmunzelte. „Nun ja, jein. Fast die Hälfte der damals existierenden Gestaltenwandler besaß sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale. Das war damals wohl ein großes Ding der Evolution." Er verdrehte theatralisch die Augen.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Bilder zu verbannen. „Und du erklärst deine Fehltritte mit deiner ‚urtümlichen Biologie', mit der Erklärung, dass dein Körper dich dazu gedrängt hat, ein Kind in mich zu vögeln?"

Lucas hob die Achseln. „Was ich eigentlich sagen möchte..." Er erhob sich und kam einen Schritt auf mich zu, hielt jedoch respektvoll Abstand.

„Es tut mir leid, Fynn." Wow, jede Zelle seines Körpers schon sich gegen diese Worte zu wehren. Das war auch das erste Mal, dass ich eine Entschuldigung von seinen Lippen hörte. „Ich war ein Arsch."

Ich nickte zustimmend. „Hoffentlich lernst du draus, und es kommt weder mit mir noch bei jemand anderem noch mal vor. Ich kann es zum Glück händeln. Auch, wenn es dem Ganzen sonst verrückt großartigem Morgen so einen Dämpfer verpasst hat."

Lucas grinste vorsichtig. „Großartig also?"

Ich kam ihm entgegen. „Tu nicht so selbstgefällig." Mein Blick fiel auf seine Lippen und ich errötete. „Du weißt, wie gut du bist."

Er erwiderte das Lächeln. „Schon, aber es kann nicht schaden, es von deinen Lippen zu hören." Für einen viel zu kurzen Moment senkte sich sein Blick auf meinen Mund. „Aber ich muss zugeben, dass ich auch so Einiges von dir gelernt habe heute. Und damit spiele ich nicht nur auf deine Ansprache grade an." Er runzelte die Stirn. „Hätte ich gewusst, wie heiß es ist, wenn du dein Polizeiding an mir durchführst, hätte ich mich schon früher mal daneben benommen."

„Ganz dünnes Eis, Romanow," sagte ich und trat näher an ihn heran, sodass ich seinen Duft einatmen konnte. „Ganz dünnes Eis. Du hast dich schon ordentlich daneben benommen."

Lucas musterte mich aufmerksam und seine Nasenflügel bebten. „Siehst du, du sagst das eine, dein Geruch sagt das andere." Er verzog das Gesicht. „Was soll ich damit jetzt anfangen?"

„Und was sagt dir die Körpersprache?" Ich leckte mir über die Lippen. Mein Blick flog von seinen Augen zu seinem betörenden Mund.

Lucas grinste. Ich war drauf und dran, mich vorzulehnen, da lehnte er sich von mir fort. „Okay, dieses Mal mache ich alles richtig." Er räusperte sich. „Darf ich dich küssen, Finn Henley?"

Ich schmunzelte, wurde noch röter und nickte.
Dieser Kuss ähnelte dem vom gestrigen Abend, zart und sanft, vorsichtig und doch mit einer neuen Leidenschaft. Ich legte die Hände auf Lucas Brust und er platzierte seine Finger an meinen Wangen. Ich kostete jede Sekunde dieses Kusses aus, hatte Angst, dass er vorbei gehen würde.

Denn die Magie würde zu Ende gehen.

Alle Verzweiflung, die sich in mir aufbaute, steckte ich in die Bewegung meiner Lippen gegen ihn, und ich erkannte, dass ihm klar war, dass dieser Kuss uns nicht auf sexueller Ebene, sondern rein emotional verband.

Viel zu schnell ging der Moment vorbei.

Ich schaute auf den Boden und räusperte mich. Lucas Hand drückte sanft meine Schulter. „Du wirst fortgehen, richtig?"

Ich nickte langsam. „Ich muss."

Ich entzog mich seiner Berührung und sagte mit gespielter Lockerheit: „Fang bloß nicht an, mich zu vermissen, Romanow. Deine Hormone haben dich durcheinander gebracht und ich wollte mal etwas ausprobieren." Ich zuckte die Schultern, was gar nicht so leicht war, wenn man bedachte, dass ich zutiefst angespannt war. „Keine große Sache."

Frust trat in seine Augen und er atmete tief durch die Nase ein. Er erkannte die Lüge – und spielte mit. „Du hast recht, Fynn." Er räusperte sich trocken und hob die Schultern. „Falls du Widerholungsbedarf hast, hast du ja meine Telefonnummer." Auch das Zwinkern schaffte es nicht, mich nicht hinters Licht führen, dass er enttäuscht war.

Ich lachte gezwungen auf.

Dass wir uns etwas vormachten, konnte jeder sehen, der auch nur das geringste Bisschen emotionale Intelligenz besaß, doch es war unkomplizierter, das Ganze so zu handhaben, als sich mit völlig neuen Emotionen und Trennungsängsten auseinanderzusetzen. Wenig später verließen wir gemeinsam das Zimmer, um unseren vorerst letzten Auftrag zu erledigen. Falls es währenddessen zu unauffälligen Berührungen und geheimen Blickwechseln kam, so ignorierten wir sie genau so professionell, wie wir die restliche Situation gehandelt hatten.

Die folgenden paar Tage und Nächte wehrte ich mich nicht gegen körperliche Begierden und genoss jede Sekunde, in der ich meinen und auch Lucas' Körper besser kennenlernte. Emotionsgeladene Momente wurden zu einem Tabuthema – wir waren nur zwei Kollegen, die die Gelegenheit nutzten. Und als es dann Zeit war, Abschied voneinander zu nehmen, kostete es mich einiges, den Stich in meiner Brust zu überspielen. Möglich, dass sich unsere Wege erneut kreuzen würden – vergessen würde ich den sturen Werleoparden, der mir meine Jungfräulichkeit genommen hatte, jedenfalls nicht so schnell.

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