14| Langweilerin

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Wir sind alle verschieden - eine bunt zusammengewürfelte Gruppe. Nicht unsere Gemeinsamkeiten verbinden uns.

Es sind unsere Vergangenheit und unsere Erfahrungen, die uns zu Freunden gemacht haben.

~ E + J + E + S

~~

KALIE

Und wieder einmal brummt mein Kopf von der kryptischen Äußerung meines Onkels, während ich die breite Treppe zur Eingangshalle hinuntersteige.
Du weiß nicht worauf du dich da einlässt..., hallt seine Stimme immer wieder in meinen Gedanken und bringt meine Verwirrung auf ein komplett neues Level.

Ich mache Ferien in einem kleinen, verschlafenen Dörfchen - auf welche schlimmen Dinge sollte ich mich da einlassen?

Kopfschüttelnd beschließe ich, dass Jeffrey wohl einfach nur besorgt zu sein scheint. Und nach dem Fund einer zerfetzten Leiche im Wald, kann ich es ihm wohl kaum verübeln.
Auch wenn mein Onkel von meiner Familie immer als verantwortungslos, undankbar und nichtsnutzig dargestellt wurde, kann ich erkennen, dass er sich in Wirklichkeit viele Gedanken um sein Haus, seine Firma und seine Angestellten, die allem Anschein nach eine Art zweite Familie für ihn geworden sind, macht.
Mit seiner ruhigen Art, seinem Charisma und dem freundlichen Lächeln gelingt es ihm immer sofort einen sympathischen Eindruck zu machen, auch wenn er - so wie bei mir - gleichzeitig gerade im Begriff ist, dir deine Träume und Wünsche auszureden.

Nachdenklich lasse ich meine Hand beim Gehen über das polierte Holzgeländer streichen.
Hinter seinem warmen Blick gibt es jedoch noch einen anderen Jeffrey McCartney. Einen Mann, der sein Umfeld genau beobachtet und aus dem Verhalten seiner Mitmenschen hilfreiche Schlüsse ziehen kann. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so gewirkt hat, er ist berechnend und überraschend intelligent.
Eigenschaften, die mich auf unerklärliche Weise beunruhigen. Denn auch wenn Jeffrey ernsthaft besorgt gewesen zu sein scheint und anscheinend nur Personen, die ihm nahe stehen, beschützen will, bringt mich diese Situation unweigerlich in einen Gewissenskonflikt.

Ich beginne langsam, ihm zu vertrauen. Aber trotzdem habe ich ihn angelogen.

Und das Erschreckenste ist, dass ich auf die Frage warum, keine Antwort weiß.

-

Auf dem Weg nach unten mache ich einen kleinen Zwischenstopp in meinem Zimmer, um mir schnell meinen Bikini unter die Kleidung zu ziehen und eile dann weiter Richtung Eingangshalle.

Der riesige Raum mit sandfarbener Tapete, Jagdtrophäen und großen Fenstern, ist wie gestern voller Menschen. Suchend lasse ich meinen Blick schweifen und fange gerade an mir Sorgen zu machen, dass Clary, Elias und seine Freunde vielleicht schon ohne mich los sind, als ich vier bekannte Gestalten am Rande des Trubels entdecke.
Mit einem erleichterten Lächeln laufe ich durch die Halle auf sie zu, stets bemüht niemanden umrennen geschweige denn selbst umgerannt zu werden.

"Hey...", begrüße ich die Gruppe, die ich bereits von gestern aus dem Wald kenne. Elias dreht den Kopf zu mir und lächelt erfreut, Jamie zieht die Augenbrauen hoch und der schwarzhaarige Ethan sieht mich nur skeptisch an. Auf Sharon muss ich gar nicht achten - sie lehnt wieder in ihr IPhone versunken, schweigend an der Schulter ihres Bruders.

"Kalie, schön dass du da bist", begrüßt Elias mich fröhlich. "Ich war nicht ganz sicher ob du Lust auf einen Ausflug haben würdest, nachdem...", er zögert kurz, als wolle er gewisse Worte nicht aussprechen, "...nach allem, was gestern Nacht passiert ist."

"Er war sich nicht sicher ob du nicht doch noch einen Nervenzusammenbruch bekommst und Hals über Kopf das Dorf verlässt, nachdem du im Wald die zerfetzte Leiche deines Taxifahrers gefunden hast", klärt Ethan uns einfühlsam vom Hintergrund aus auf, wofür er einen scharfen Blick von jenem Blondschopf erntet.

"Jedenfalls toll dass du da bist", klinkt Jamie sich ebenfalls in das Gespräch ein, während er sich an Ethan vorbei, zu Elias und mir schiebt. "Es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass wenigstens eine von euch Stadtkiddies nicht an permanenter Unpünktlichkeit leidet..."

Seine Worte lassen ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen erscheinen und ich muss an Clary denken, wie sie sich vor ein paar Minuten noch mit einem erschrockenen 'ich-muss-mich-ja-noch-fertig-machen-Aufschrei vom Frühstückstisch verabschiedet hat.

"Clary wollte sich nur noch schnell etwas stylen", verteidigt Elias meine Cousine diplomatisch, bevor ich etwas sagen kann, was zu einem resignierten Seufzer von Jamie führt.
"Stylen? Na da werden sich die Wellen ja freuen - so viel Hairspray und Makeup zum säuberlich abwaschen...", murrt er leise.

"Lass sie doch, Mädchen schminken sich nunmal gerne", gibt Elias seinen unpünklichen Schützling weiterhin nicht Jamies Spott Preis.

"Achja?" Der jedoch sieht nur skeptisch zu mir. "Und warum ist Kalie dann pünktlich und nicht geschminkt? Du bist doch auch ein Mädchen, oder McCartney? Warum bist du nicht so aufgebrezelt? Und warum pünktlich? Kannst du mir das bitte mal erklären?"

"Ich...äh", unsicher sehe ich den rothaarigen Jungen, der mich nun aus grün-orangen Augen vorwurfsvoll mustert, an.
Sollte ich an dieser Stelle erklären, dass ich Menschenansammlungen seit dem Tod meiner Eltern gemieden habe, wie ein Vampir das Sonnenlicht, und mich daher nie für irgendjemanden hübsch machen musste?
- Ganz davon abgesehen, dass mein Gesicht schon lange nicht mehr von all den fiesen Pickeln und frechen Mitessern, die mir mein Leben in der Pubertät mit Genuss zum Albtraum gemacht haben, überfallen wird. So viel Abdeckwürdiges ist also nicht mehr zu finden.

Und für meine Pünktlichkeit muss ich mich jetzt nicht auch noch rechtfertigen, oder?

"Du beschuldigst sie jetzt nicht gerade, weil sie pünktlich gekommen ist, oder?", fragt Elias ungläubig und ich fühle mich direkt aufgenommen, in seinen imaginären Kreis der Verteidigung.

"Also wenn dich das stört, kann ich nächstes Mal auch eine Stunde zu spät auftauchen...", biete ich etwas durcheinander an und sehe zu, wie Jamie sein Gesicht verzieht.
"Nein, so hab ich das nicht-", beginnt er, wird aber von Elias unterbrochen. "Egal. Lasst uns das Thema bitte einfach fallen lassen und stattdessen wie normale Menschen über das Wetter und was wir heute noch so vor haben reden", stöhnt er mit einem sehnsuchtsvollen Blick nach draußen, wo die Sonne ihre hellen Strahlen verlockend auf die Wiese und den Kiesweg darin wirft.

"Du kannst ja mal hoch gehen und nachsehen, wo Makeupgirl bleibt", schlägt Jamie vor. Während er spricht erscheint in seinen Augen ein heimtückisches Funkeln, das ich nicht wirklich deuten kann.
Elias scheint es entweder nicht gesehen, oder geflissentlich ignoriert zu haben, denn er stimmt dem Vorschlag des Rothaarigen mit einem Nicken und einem ergebenen Seufzer zu. "Okay, dann schau ich mal nach ob sie nicht doch noch über der Lidschatten-Palette eingeschlafen ist", murmelt er beim Weggehen.

Drei Augenpaare folgen dem Jungen im weißen T-Shirt, bis sein Körper zwischen Treppengeländer und Decke verschwindet.
Sofort klatscht Jamie unternehmungslustig in die Hände. "Super, er ist weg. Wollen wir?", fragt er in die Runde.
Mit vor Erstaunen offen stehendem Mund sehe ich zu, wie Ethan nickt, Sharon von ihrem Smartphone auf sieht und beide sich an die Fersen des Rothaarigen heften, der nun zielstrebig auf die Einganstür zusteuert.

Als er jedoch merkt, dass ein paar Füße in seinem Kielwasser fehlt, dreht Jamie sich zu mir um. "Worauf wartest du noch?", fragt er mich, als würde er gerade nicht heimlich die Fliege machen, während sein Freund oben nach meiner Cousine sucht. "Wenn wir zu spät kommen können wir nicht mehr verhindern, dass Eric seine Songs auflegt!"

"Ich...", ...weiß für einen Moment nicht, was ich sagen soll. "Wir können doch nicht einfach so abhauen!", werfe ich verwundert und etwas empört ein, während Jamie die nun genervt dreinblickenden Blackwood Geschwister hinter sich lässt und wieder auf mich zukommt.

"Jetzt sei doch nicht so ein Moralapostel", seufzt er mit einem nervösen Blick Richtung Treppe. "Elias geht kurz zu Clary hoch, macht ihr ein bisschen Feuer unter'm Hintern - obwohl, bei seiner Nettigkeit wohl eher nur Fünkchen - und kommt dann zusammen mit ihr nach. Wir können uns in der Zeit schonmal einen Platz am Ufer sichern und mit etwas Glück verhindern dass... gewisse andere Idioten dort zuerst auftauchen", versucht er mich mit mehr oder weniger rätselhaften Aussagen zu überreden. "Komm schon... jetzt doch mal spontan, Langweilerin!"

Noch während das Wort Langweilerin zwischen uns in der Luft verklingt, spüre ich etwas in mir brechen.

Eine Langweilerin war ich lange. Und gerade weil ich mich ändern wollte, bin ich hierher gekommen.
Aber wie kann ich diese Veränderung erreichen, wenn ich einfach so weitermache wie zuvor?

"Na schön", gebe ich mich schließlich geschlagen und sehe skeptisch zu, wie sich ein triumphierendes Grinsen auf Jamies Gesicht breit macht.

Wahrscheinlich werde ich diese Entscheidung bereuen.

Innerlich gegen das schlechte Gewissen ankämpfend, welches bei dem Gedanken, einfach so abzuhauen und Elias bei Clary zu lassen, an mir zu nagen beginnt, folge ich Jamie zur Eingangstür.

"Du bist echt kein netter Mensch...", kann ich mir schließlich eine gegrummelte Bemerkung nicht verkneifen.

Das Grinsen auf Jamies Gesicht wird - falls das überhaupt möglich ist - noch breiter, während seine Augen amüsiert funkeln. Dass ich ihn gerade beleidigt habe, scheint ihn nicht im geringsten zu stören. "Ich weiß", stimmt er mir ungerührt zu, "aber wenn jeder unheimlich nett und höflich wäre, würde das Leben um einiges langweiliger sein, oder? Irgendjemand muss da ja schließlich die Spannung reinbringen..."

Während ich noch über sein Statement nachdenke, treten wir nach draußen, ins wundervoll warme Sommerwetter von Ohio. Vielleicht liegt es am sorglosen Zwitschern der Vögel in den Bäumen, vielleicht auch am sanften Wind, der mein Gesicht streift und alle Sorgen für einen Moment mit sich zu nehmen scheint: In diesem Augenblick fühle ich mich nach all dem, was passiert ist, endlich wieder so richtig zuversichtlich.

Ich werde den Tag heute genießen, eventuell versuchen neue Bekanntschaften zu schließen und alle seltsamen Vorkommnisse der Tage einfach mal für ein paar Stunden beiseite schieben.

Ich werde wenigstens so tun, als hätte ich keine Sorgen.

Und ich werde Spaß haben.

-

Eines hätte ich bei diesem optimistischen Beschluss jedoch berücksichtigen sollen - in New Plymouth warten turbulente Ereignisse nicht, bis du gerade Zeit hast.
Nein, sie kommen genau dann, wenn du sie am Wenigsten brauchst, um alles  durcheinander zu bringen.

Und die folgende Begegnung stürmte tatsächlich wie ein Tornado durch meine Gefühle - nur um Chaos, Fragen und etwas Anderes, etwas Unbeschreibliches auszulösen. 

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A/N:

Puh...ihr wisst gar nicht wie komisch es sich anfühlt, am Ende des Kapitels kurz über strahlendes Sommerwetter zu schreiben, während draußen gerade die Schneeflocken tanzen... xD

Naja, ich hoffe ich konnte das Sommerfeeling trotz der klirrenden Kälte, die aktuell draußen herrscht, einigermaßen glaubhaft rüber bringen - zumindest ich habe damit eine kleine Sommer-Sehnsucht kompensieren können, haha

Seid ihr mehr Sommer oder Winter-Fan? Oder mögt ihr den Herbst oder den Frühling am liebsten? - Schreibt gerne mal in die Kommis, welche Jahreszeit euer Liebling ist.

Vermutungen, bezüglich der "folgenden Begegnung" bin ich natürlich auch absolut nicht abgeneigt - haut raus was ihr so denkt! :D

Einen schönen Tag noch! :3

LG Loony ♡

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