17 | Kalt wie Stahl

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Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie blind und unvorsichtig Menschen aufgrund von Wut werden können...

~ Liam

~~

KALIE

Manchmal reicht ein einziger Wimpernschlag aus, um eine scheinbar harmlose Situation in eine folgenschwere zu verwandeln. Dann, wenn sich von einer Sekunde zur anderen alles so ändert, dass man am Liebsten in den nächsten Welly Dolerian springen und in die Vergangenheit zurückreisen würde. Und genau in so einer Situation befinde ich mich gerade.

Denn den Junge, der nun mit ärgerlich zusammengezogenen Brauen vor mir steht, kann ich sofort als Teil der provokativen Feindessgruppe meiner Freunde identifizieren.

Seine raubtierhaften, stahlgrauen Augen mustern mich kalt, während er genervt die Arme vor der Brust verschränkt. „Sag mal, was glotzt du denn so? Hat es dir etwa die Sprache verschlagen, dass es auf der Welt noch Menschen außer dir gibt, auf die man achten sollte?", knurrt er mit einer unterschwelligen Aggressivität in der Stimme, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen.

Erst nach ein paar Sekunden sickert die unterschwellige Beleidigung in seinen Worten zu mir durch, sodass ich empört den Mund aufreiße und mich zwinge in dieses argwöhnische Gesicht zu blicken, das von welligen, schwarzen Haaren umrahmt wird. „Nein, hat es nicht", versuche ich in ruhigem Ton zu antworten. Irgendwie schafft dieser Typ es, mir gleichzeitig eine Heidenangst einzujagen und mich zu ärgern. „Sorry, ich war in Gedanken und habe dich dabei aus versehen angerempelt."

Der Fremde schnaubt. „Glaub mir, das hat meine Schulter gemerkt", stellt er sachlich und mit einem Maß an Unverschämtheit klar, das meine Kinnlade herunterklappen lässt.

Was bildet der sich eigentlich ein? Ich habe mich doch schon längst entschuldigt!

Doch noch ehe ich den Mund öffnen und etwas von mir geben kann, das ich später vielleicht bereut hätte, ertönt hinter mir ein lautes Rufen, das meinen Kopf verwundert herum schnellen lässt.

„Dylan, du alte Trantüte!" Ein mir nur allzu bekannter, roter Haarschopf bahnt sich seinen Weg zwischen den einzelnen, auf der Wiese verteilten Grüppchen zu uns durch und zieht dabei unweigerlich die Aufmerksamkeit der halben Lichtung auf sich. Neugierige Blicke folgen ihm, bis sie schließlich auf mir und meinem momentanen Streitpartner landen. Beunruhigt sehe ich, wie sich neben Elias, Ethan und Sharon weitere Jugendliche erheben und mit Blicken auf uns zu kommen, die nichts Gutes verheißen lassen.

Warum habe ich mittlerweile das Gefühl, in einem Sprengstofflager gefangen zu sein und soeben den großen, roten Auslöser betätigt zu haben?

Ein nasser Arm, der sich auf einmal über meine Schulter legt, lässt mich zusammenzucken. „Hat unsere Kalie deiner armen Schulter etwa Aua gemacht?", erkundigt sich Jamie, der nun an meiner Seite Stellung bezogen hat, mit geheuchelter Anteilnahme. „Das tut mir wirklich leid...wir sagen ihr schon immer, dass sie mit ihren muskulösen Armen vorsichtig sein soll, aber manchmal passt sie leider nicht gut genug auf", spinnt er weiter und schüttelt gespielt betroffen den Kopf. „Tut mit echt leid...brauchst du einen Arzt?"

Der Grauäugige vor mir, der anscheinend Dylan heißt, tritt einen Schritt vor und beugt sich zu Jamie hinunter. Er ist ungefähr einen halben Kopf größer als der Rotschopf. „Ich nicht. Aber du wirst definitiv einen brauchen, wenn ich mit dir fertig bin!", knurrt er.
Wahrscheinlich wäre dies der Moment, an dem er meinen frechen Verteidiger am Kragen packen und gegen den nächstbesten Spind rammen würde - nur sind wir hier nicht auf einer dieser klassischen Highschools.

Wir befinden uns mitten im Wald.

Mit jeder Menge Zuschauern, von denen anscheinend niemand das Bedürfnis verspürt, einzugreifen.

„Hey Jungs...", beschließe ich schließlich mit ängstlich klopfendem Herzen mich einzumischen, bevor die zwei sich an die Gurgel gehen. „Das ist doch jetzt geklärt, oder? Wir können wieder zurück-"

Vielleicht liegt es an dem unsicheren Zittern meiner Stimme, oder an der Tatsache, dass ich eine Oktave höher Spreche als normal, aber mitten im Satz tritt Jamie einen Schritt vor und tut so ziemlich das Dümmste, was er in dieser Situation hatte tun können.

„Na sicher..." Er grinst spöttisch, während sein Blick herablassend auf dem Größeren ruht.

Der spannt seinen Kiefer wütend an und packt den Rothaarigen mit einer ruckartigen Bewegung am Hals, was mir einen erschrockenen Schrei entlockt.

„Willst du es herausfinden, du kleiner, dreckiger...-"

„Lass ihn los, Dylan!", unterbricht ihn glücklicherweise nach wenigen Sekunden die rettende Stimme einer Person, die sich nun doch zum Eingreifen entschlossen zu haben scheint. Ich drehe mich um und erblicke Elias, der mit schnellen Schritten auf uns zu stapft. Leider hält meine Erleichterung bezüglich seines Eintreffens nur kurz an, denn auch in seinen Augen brennt das kalte, hasserfüllte Feuer, das ich schon bei Dylan beobachtet habe.

Was ist hier nur los?

Der Junge den lockigen, schwarzen Haaren quittiert Elias Befehl jedoch nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und verstärkt seinen Griff um Jamies Kehle, sodass dieser nach nach Luft schnappt und alarmiert die Augen aufreißt. Seine Hände versuchen seinen Körper aus dem unbarmherzigen Griff des Fremden zu befreien, doch sobald er auch nur einen Finger rührt, drückt Dylan fester zu.

Wie versteinert starre ich auf das Gesicht des hilflosen Jungen, das langsam aber sicher beginnt, sich farbtechnisch seiner Haarfarbe anzupassen. Meine Gedanken rasen, doch eine rettende Idee ist nicht dabei. Zu groß ist der Schreck über die auf einmal lebensbedrohliche Lage, in die ich Jamie durch meine Unaufmerksamkeit hineinmanövriert habe.

Auch Elias scheint einen Moment zu zögern und ich sehe, wie er schlucken muss. „Lass. Ihn. Los.", bittet er ein weiteres mal mit einem erstaunlich ruhigen und bestimmten Ton, der mich einen Moment lang etwas an Onkel Jeffrey erinnert. „Ihr seid auf unserem Territorium. Wenn du ihm wehtust, wird das Konsequenzen haben."

Doch Dylan lächelt nur gelassen und sieht zu Jamie, der röchelnd nach Luft ringt. „Das hat es doch eh immer. Egal was wir tun."

Jamies quälende Atemzüge werden von Sekunde zu Sekunde flacher, als er langsam beginnt das Bewusstsein zu verlieren.

Dann geht alles ganz schnell.

Elias stürmt los, bereit sich auf Dylan zu stürzen und seinem Freund zu helfen. Doch nur wenige Schritte vorher, wird er blitzschnell von jemandem aufgehalten, der wie aus dem Nichts hinter dem schwarzhaarigen Jungen auftaucht, um Jamies Retter ein Bein zu stellen. Elias stolpert überrumpelt und landet schließlich unsanft zu Dylans Füßen auf dem Rasen, von wo er überrascht zu der Person aufsieht, die ihn zu Fall gebracht hat.

„Na sowas...", bemerkt die unerwartete Erscheinung nüchtern. „Da passt man einmal nicht auf und schon bist du drauf und dran einen McCartney zu erwürgen, Dylan."

Der Klang dieser fremden Stimme sendet mir verräterisch angenehme Schauer über den Rücken. Und als ich den Blick hebe, ahne ich bereits, wer Elias zu Fall gebracht hat.

Er.

Der Junge mit den himmelblauen Augen.

Wie die Ruhe in Person steht er da, mit gerunzelter Stirn und den Blick auf Dylan gerichtet, der seinen Griff um Jamies Hals mittlerweile zu meiner Erleichterung etwas gelockert hat. Er wirkt entspannt und lässig, als würde ihn die ganze Situation nichts angehen. Doch wilden Emotionen, die wie ein heftiger Sturm durch seine Augen peitschen, erzählen eine andere Geschichte.

Er teilt Dylans Abneigung uns gegenüber genauso.

Nur gelingt es ihm meisterhaft, sie hinter einer Fassade aus Gleichgültigkeit und Ignoranz zu verstecken.

Und würde ein gewisser Rotschopf nicht gerade in Lebensgefahr schweben, hätte ich mir mittlerweile sicher schon den Kopf darüber zerbrochen, was sie alle gegen Elias uns seine Freunde haben.

„Dylan." Ein einziges Wort, gepaart mit einem strengen Blick reicht, damit Jamies Angreifer ihn loslässt und – wenn auch widerwillig – ein paar Schritte zurück tritt. Sofort schnelle ich vorwärts und knie mich neben den hustend zu Boden taumelnden Jungen, dessen Hals nun mehrere rote Striemen zieren.

Sein Blick wirkt noch etwas glasig und er muss sich auf dem Boden abstützen, um wieder zu Atem zu kommen, doch das hält ihn nicht davon ab, seinem beinahe Mörder den Mittelfinger zu zeigen. „Braver...Junge. Schön...auf Papi...gehört!", bringt er spöttisch unter einem Hustenanfall hervor, ehe ich ihn mit einem Stoß in die Seite zum Schweigen bringen kann.

Denn auch wenn ich – als Auslöser der Streits – in den letzten paar Minuten weder durch eine rettende Idee, noch durch sonstige geistreiche Kommentare – da ich größtenteils einfach nur geschwiegen habe – glänzen konnte, kann ich jetzt ja wenigstens versuchen den Schaden zu begrenzen.

Und Jamie davon abzuhalten, ein weiteres Mal von Dylan erwürgt zu werden, gehört für mich definitiv dazu.

Zu meinem Pech scheint Elias meinen machen-wir-die-Situation-nicht-noch-schlimmer-als-sie-ist-Plan nicht ganz verstanden zu haben, denn er baut sich genervt vor dem geheimnisvollen Blauäugigen auf.

„Was willst du hier, Liam?", knurrt er den Dunkelhaarigen an. „Du und dein Rudel habt hier nichts zu suchen!"

Liam.

Gegen meinen Willen hallt sein Name in meinen Gedanken wieder, wobei ich die Tatsache, dass Elias soeben das Wort Rudel benutzt hat, unbewusst ausblende. Und als ich den Kopf hebe, da ich vom Boden aus nur die Füße der beiden gesehen habe, ist dieses kleine, unbedeutende Detail längst in Vergessenheit geraten. Denn in diesem Moment trifft mich sein unerwartet intensiver Blick.

Wieder einmal geht er mir unter die Haut, dringt bis ins Mark und bringt mein Herz unwillkürlich zum Stolpern. Ich kann nichts dafür, aber wenn er mich ansieht fühle ich mich auf seltsame Art und Weise verbunden mit ihm.

Liam blinzelt mehrmals und richtet seine Augen schnell wieder auf Elias, beinahe so als hätte er sich an meinem Anblick verbrannt. Erleichtert atme ich auf, während ich versuche mein viel zu nervös schlagendes Herz zu beruhigen.

Verräterin!, schimpft eine Stimme in meinem Kopf mit mir, haben dir das die letzten Minuten nicht klargemacht? Er ist der Feind!

Kopfschüttelnd verjage ich den Gedanken an die seltsamen Gefühle, die ich dem Dunkelhaarigen gegenüber empfinde, in die hinterste Ecke meines Gedächtnisses und wende meine Aufmerksamkeit dem Streitgespräch zwischen Elias und Liam zu.

„Ob wir hier was zu suchen haben, kann ich selber beurteilen. Aber danke für die Erinnerung", erwidert letzterer gerade, während ein hinterlistiges Grinsen auf seinem Gesicht erscheint. „Ich schließe aus deinem feindseligen Verhalten mal, dass ihr uns hier nicht gerne willkommen heißt?"

Elias schnaubt. „Gut kombiniert, Sherlock. Höflich ausgedrückt entspricht das exakt unseren Wünschen."

„Und unhöflich ausgedrückt: Verzieht euch gefälligst wieder in das dreckige Loch, aus dem ihr gekommen seid!", mischt sich Jamie neben mir unverfroren in das Gespräch ein, woraufhin ich ihn mit bedeutungsschwer aufgerissenen Augen ansehe und Dylan einen wütenden Schritt auf uns zu macht. Glücklicherweise bringt ihn ein Wink von Liam wieder zum Stillstehen.

„Interessant." Der Junge mit den dunkelbraunen Haaren wendet sich wieder an Elias. Ich weiß nicht was es ist, aber in seinen Augen liegt ein Ausdruck, bei dem mir unwohl wird. „Lustigerweise habe ich bereits eine Idee, durch die wir uns einig werden können."

Auf seine Worte folgt verblüffte Stille. Selbst ich hätte mit allem gerechnet – aber nicht mit dem Ansatz eines Friedensvertrags.

Doch die naive Vorstellung, das alles hier könnte einfach so mit einem Vorschlag geklärt werden, bleibt nicht lange. Liams Blick löst sich von Elias und wandert über den See, zu den hohen Klippen am gegenüberliegenden Ufer. „Wir springen", verkündet er, als sei dies das Normalste der Welt und zertrümmert meine Hoffnungen bezüglich dem Ende dieses Streits damit in tausend kleine Stücke. „Wer am heilsten unten ankommt, hat gewonnen."

Sein herausfordernd funkelnder Blick heftet sich wieder auf das Gesicht des Blondhaarigen. Doch während Jamie mit einem entschlossenen 'zeigen wir es den dummen Hühnchen, - Schrei aufspringt, zaubern seine Worte auf Elias Gesicht nur ein müdes Lächeln.

„Ich bin zwar nicht der schlauste", antwortet er gelassen, „aber schlau genug, um mich nicht auf deine seltsamen Ideen einzulassen. Spiel deine sinnlosen Spielchen mit jemand anderem."

Doch anstatt ärgerlich über seine Ablehnung zu werden, zieht Liam nur eine Augenbraue hoch. „Und wenn ich dir verspreche dass wir verschwinden, falls einer von euch gewinnt?"

Er neigt den Kopf leicht und lächelt unschuldig.

„Dann ist das Spielchen auf einmal gar nicht mehr so sinnlos, oder?"

Beunruhigt verfolge ich die Mischung aus Emotionen, die in den darauf folgenden Sekunden über Elias Gesicht huschen. Erschrocken wird mir klar, dass er tatsächlich mit sich ringt.

Nein, Elias ist vernünftig. Er wird sich nicht auf diesen hirnlosen Vorschlag einlassen, versuche ich mir Mut zu machen und meine tatsächlich ernst, was ich gerade denke.

Elias ist zu moralisch. Zu erwachsen, um dies zu tun.

Und umso schlimmer ist der Schock, der mir bei den folgenden Worten stechend in die Glieder fährt. Wie ein Schwall eiskaltes Wasser, den dir die Person hinterrücks in den Nacken schüttet, von der du es am Wenigsten erwartet hättest.

„Na Schön, ich bin dabei." 

~~

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A/N:

Hallihallo ihr alle! :)

Ich habe gestern mal in mein Buch geschaut und zwei Dinge bemerkt:

1. - Crescent hat jetzt schon mehr als 200 Votes - der Wahnsinn! :D
Danke an alle, die immer fleißig Sterne verteilen. Sowas macht nicht viel Mühe, erfreut aber Autoren wie mich immer wieder und ist eine tolle Bestätigung für die Geschichte. <3

2. - (Jetzt wird es unangenehm für mich xD) Ich habe beim Verbessern der Grammatik die vielen Tippfehler und gut gemeinten, automatisch verbesserten (!!) Vorschläge meiner Autokorrektur mittlerweile bis Kapitel 10 berichtigt und dabei mit Grauen bemerkt, wie viele sich davon eingeschlichen haben. O.o

Einen großen Dank also an GenevieveXMartin , die einen Großteil der Fehler gefunden und berichtigt hat! :3
Du hast mir damit eine Menge Zeit und Nervenzusammenbrüche erspart. xD

In den folgenden Tagen werde ich Kapitel 11 - 16 ebenfalls überarbeiten und gelobe weiterhin feierlich Besserung, bezüglich meiner Grammatik.

Falls ihr trotzdem noch irgendwelche Fehler beim Lesen findet, habt keine Scheu und meldet sie mir gerne!

Ich habe lieber 1  Verbesserungs-Kommentar, als 100 Leser, die sich im Stillen über die vielen Fehler ärgern. ^-^

Okay, genug geschrieben. xD

Euch noch einen schönen Nachmittag und bis bald! ;P

LG Loony ♡

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