»»--Chapter Two--««

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╔═.✵.════════╗ 
I wanna run away, 
I wanna disappear.
Far away.
╚════════.✵.═╝

Yeonjun

Mein Weg führte mich in einen Kiosk. Ich hatte noch etwas Kleingeld in den Hosentaschen und weil ich irgendwie allen Lebenswillen verloren hatte, investierte ich es nicht in eine Flasche Wasser, was vielleicht besser gewesen wäre, sondern in ein klebriges Eis, welches mich nur noch durstiger machen würde, aber wenigstens war es süß und lenkte einen Augenblick von dem Schmerz ab, der sich in meiner Brust eingenistet hatte.

Meine Beine trugen mich von selbst in die Wüste und ich erlaubte es mir zu weinen. Hier sah mich niemand. Den trockenen, staubigen Boden interessierte es nicht, ob salzige Tränen auf ihn herab fielen. Nicht mal das Holzstäbchen von meinem Eis sollte ein Problem sein. Ich zog meine Jacke über, um nicht sofort aufzubrennen und machte mich weiter auf den Weg tiefer in die Wüstensavanne, die am Fuße der Stadt begann und sich weiter ausstreckte, bis irgendwann die nächste Stadt kam.

Ich wollte wegrennen, ich wollte einfach nur noch verschwinden. Weit weg sein, von allem, was mich so fertig machte und runterzog. Einfach... verschwinden... Vielleicht sogar ganz.

Niemanden mehr verletzen und nicht mehr verletzt werden. Ich wischte mir mit den Ärmeln unter den Augen lang und schüttelte ungläubig den Kopf, als ich mir wieder durch den Kopf gehen ließ, was sie alles zu mir gesagt hatte und ich fragte mich, was ich wohl getan hatte, um das zu verdienen.

Mein Schädel dröhnte. Seit ich in der Hitze war, wurden die Kopfschmerzen schlimmer. 

Ich fragte mich, woran man in der Wüste wohl eingehen konnte. Wahrscheinlich verdurstete man zuerst? Wenn nicht das, dann raffte einen sicher die Hitze des Tages oder die Kälte der Nacht hin. Wenn man das noch überlebte, kam wohl die Einsamkeit.
Ich wusste nicht, wie lange ich lief. Ich wusste nicht, wie lange ich weinte. Ich wusste nicht, wie viele Millionen Gedanken, meinen Weg begleiteten. Ich vergaß einen Großteil der davon sowieso wieder, denn ich hatte auch niemanden, mit dem ich sie teilen konnte, um sie fest zuhalten.

Irgendwann hatte ich genug. Ich hatte mich nicht nur sinnbildlich verlaufen, sondern wortwörtlich, also zog ich meine Jacke aus, legte sie auf den staubigen, heißen Boden und setzte mich drauf. Was sollte ich noch machen, außer warten, dass Durst, Hunger oder Einsamkeit mich holten?
Ich hatte keinen Ort, an den ich gehen konnte und niemanden, mit dem ich sprechen konnte, um die Last von meinen Schultern zu kriegen.

Ich war allein.

Also konnte ich auch hier sterben. Ich sah zur Sonne, die bestimmt noch ein paar Stunden auf mich runterbrennen würde. Dann ließ ich den Kopf hängen und folgte meinen losen Gedanken, bis sie keinen Sinn mehr ergaben und zu einem weißen Rauschen in meinem Kopf zu werden schienen.

Zumindest tat ich das, bis ich ein Geräusch vernahm, was klang, als würden sich Flügelspreizen und dann plötzlich ein Schatten auf mich viel. Ich zog die Augenbraue hoch. Hatte man nicht mal mitten in der Wüste seine Ruhe? Ich sah auf und da stand... 'n Engel.

Okay, jetzt fühlte ich mich doch etwas verarscht, aber der Junge, der vor mir stand, hatte legit Engelsflügel. Majestätisch hatte er sie abgespreizt, um mir damit Schatten zu spenden. Ich war also in der Wüste und ein Engel war gekommen, um mir Schatten zu spenden. Ich musterte ihn. Man musste kein Genie sein, um sich zu denken, dass er nicht wirklich ein Engel war, vor allem, wenn einem verdammte Hörner aus dem Kopf wuchsen, aber dennoch konnte ich mich nicht gegen den Gedankengang wehren, denn er sah einfach aus wie ein Engel.

"Dafür, das ich tot bin, tut mein Schädel zu doll weh", begann ich, "folglich lebe ich." Das war dann wohl die Schlussfolgerung. "Also geh mir aus der Sonne, ich versuche zu verdursten", setzte ich hinzu. Er schien das nicht so ganz verstehen zu wollen, denn er reichte mir wortlos eine Flasche Wasser und lächelte mich sanft wie ein Blümchen an.

"Welchen Teil von 'Ich versuche zu verdursten' und 'Geh mir aus der Sonne' hast du nicht verstanden?", fuhr ich ihn an und machte keine Anstalten die Flasche zu nehmen. Er sagte immer noch nichts, hockte sich nur vor mich und nahm mich etwas mehr in den Schatten seiner Flügel. Stumm legte er die Arme auf den Knien ab und legte den Kopf schief. Dann musterte er mich eingehend. Ich starrte nur tot zurück.

"Ich habe den 'Ich bin einsam' und den 'Ich bin verletzt' Teil verstanden", sagte er mit sanfter, weicher Stimme. Dann hielt er mir die Flasche wieder hin, "und jetzt trink was." Ich wusste nicht, woher er kam, oder was er plötzlich von mir wollte, aber irgendwie war ich in diesem Moment in einer 'jetzt will ich auch nicht mehr'-Stimmung und dementsprechend seufzte ich nur tief. "Hör mal her, Angelboy", begann ich, "ich habe keine Zeit für deinen Bullshit." Ernsthaft, ich war hier echt schwer beschäftigt mit Sterben.

Gutmütig neigte er den Kopf noch etwas mehr. "Es ist nicht mein Bullshit, es ist dein Bullshit", machte er mich aufmerksam. "Und du willst nicht wirklich sterben", setzte er hinzu und lächelte nur wieder vorsichtig. Ich sagte nichts mehr darauf. Wer auch immer er war, er ging mir auf die Nerven, doch zeitgleich war ich irgendwie dankbar, dass er mich angesprochen hatte. "Hast du etwa geweint?", fragte er mich und ich weitete die Augen verlegen etwas.

"Ich... hab doch nicht geweint", behauptete ich und biss die Zähne zusammen, "es ist heiß. Ich schwitze. Wann genau hab ich noch mal um deine Hilfe gebeten?" Ich wurde nur noch verlegender. Ich wollte meine Schwäche nicht zeigen. Ich kannte ihn doch gar nicht, was sollte er auch von mir denken? Doch offensichtlich machte er sich überhaupt keine Gedanken, denn er lächelte nur etwas breiter. "Um manche Dinge muss man nicht fragen, man bekommt sie einfach." Ich schnaubte. "Nicht in meiner Welt, Angelboy", sagte ich bitter. Ich gab ein kleines Zischen von mir. "Geh einfach, ich bin fertig", sagte ich und der Junge schüttelte seine Flügel umständlich etwas aus. Es war merkwürdig, denn es sah irgendwie steif aus.

"Fertig womit?", fragte er und stupste mir mit der Wasserflasche gegen die Schulter, "komm schon, lass dich nicht so demotivieren." Er hatte gut reden. Ich kramte in meinem Gedächtnis, ob ich seinen Namen noch kannte, doch dieser wollte mir dann doch nicht mehr einfallen. Es war nicht so, als hätte ich noch nicht von dem Jungen mit den Engelsflügeln gehört. Es hatte mich nur nicht interessiert, oder eben viel mehr noch mieser gestimmt. Ich hatte den Gedanken also erfolgreich verdrängt.

"Was sagen sie zu deinen Flügeln?", fragte ich unvermittelt, denn er verstand anscheinend nicht, wie ich mich fühlte und dass ich Grund hatte deprimiert zu sein. Er lachte leise. "Nur Bullshit", antwortete er und ich schnaubte unzufrieden. "Beantworte meine Frage", knurrte ich. "Hab ich doch", beschwichtigte er mich sanft. "Nur Bullshit, denn sie haben eben keine Ahnung."

Ich seufzte. Dann schnalzte ich ungeduldig mit der Zunge. "Das ist sicher nicht ihr Wortlaut", fuhr ich ihn an, "ich kann mir lebhaft vorstellen, was sie die sagen. Vermutlich nennen sie dich ein Wunder. Sie sagen mit Sicherheit, dass du pur und gütig bist und wunderschön. Ist es nicht so, Angelboy? Ich denke, ich habe sogar schon mal von dir gehört."

Auch wenn ich es eben nie ernst genommen hatte, denn ich hatte andere Dinge im Kopf, eigene Probleme. Ich sah etwas zu ihm auf, auch wenn mein inzwischen viel zu langer Pony mir halbwegs die Sicht raubte. "Du hast deine Flügel bekommen, als ich meine Hörner bekommen habe, richtig? Das hat vieles schlimmer gemacht, denke ich...", ich wechselte in eine süßlich-zynische Stimmlage, "Menschen lieben Vergleiche."

Der junge Mann zuckte hilflos mit den Schultern. "Der Punkt ist doch, sie haben trotzdem keine Ahnung. Auch an mich stellen sie Erwartungen. Sie bedrängen mich. Ich kann ihren Erwartungen überhaupt nicht gerecht werden." Er musterte mich eingehend. "Ich finde deine Hörner sehr majestätisch. Sie sind wundervoll." Bitte was? Er zog tief die Luft ein. "Dass du was anderes hören musstest, tut mir ehrlich leid."

Was für ein Baby. Er wusste doch gar nicht, was er da sagte. Warum sollte es ihm leidtun? Er war der Einzige, der mich nicht gleich als Bedrohung wahr nahm, aber er entschuldigte sich für alle anderen? Was war das für eine beschissene Welt, in der wir lebten? Ich knurrte nur wieder leise, ohne es wirklich zu wollen. Das war das Hauptproblem mit diesen Lauten. Manchmal, wenn ich nicht aufpasste, dann kamen sie einfach, ob ich wollte oder nicht. Wenigstens das Knurren hatte ich halbwegs im Griff, umso mehr ärgerte ich mich, wenn auch das mal wieder unbewusst kam.

Meine Hörner waren also majestätisch, ja? Sagte der Junge mit den majestätischen Engelsflügeln? Majestätisch am Arsch. Sie waren abstoßend, sonst hätte ich nicht solche Probleme. Mein eigener Körper fand sie ja auch zum Kotzen, daher sicher die Schmerzen.

Während ich darüber nachdachte, bewegte er sich erst mal auf die andere Seite, damit er den anderen Flügel als Schattenspender missbrauchen konnte. "Ich heiße übrigens Soobin", stellte er sich vor, "und ich wünschte, ich könnte so beeindruckend knurren." Er lächelte mich wieder an und ich sah nur tot zurück. Dann setzte sich ein Fakelächeln auf und machte eine Flowerpose.

"Das ist nur eines der kostenlosen Features", antwortete ich in einer übertriebenen Werbestimme, "zu Ihrem Satz abstoßend hässlicher Hörner bekommen Sie gratis dazu:
- unfassbare Kopfschmerzen! - anfangs sehr unkontrolliertes Knurren! - ein Satz Fangzähne, damit sie auch dann gruselig sind, wenn Sie mal lächeln!" Ich grinste ihn an, sodass er meine dämlichen Fangzähne sehen konnte. "Bestellen Sie noch heute", setzte ich ironisch hinzu. Ich musterte ihn nur ein weiteres Mal.

"Mir ist egal, wie du heißt", sagte ich nur kühl, "lass das mit deinen Flügeln, die Sonne macht mir nichts aus. Selbst wenn sie mich verbrennt, ist sie noch freundlicher zu mir, als die Menschen."

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