#78 Vergangenheit

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Jimin

Der Lotus wusste zunächst gar nicht was er sagen sollte. Er wollte Hoseok trösten, irgendwie. Doch zunächst musste es reichen, dass sich Hobi die ganze Scheiße mal von der Seele redete, auch wenn Jimin es kaum ertrug, sich vorzustellen, wie er gelitten haben musste.

Er wusste nicht viel über die Zeit, in der Hobi nicht bei ihnen gewesen war. Er wusste nur, dass er sich ein Jahr lang in der Bibliothek verschanzt hatte und mit niemandem weiter sprach außer mit Jondou und Yoongi. Der Energizer war ein Mysterium gewesen. Jimin erinnere sich noch, wie sie das erste Mal aufeinander trafen und er ihm an den Kopf warf, dass er das Einhorn gefunden hätte, weil er der Erste war, der Hobi zu Gesicht bekam.*

Jimin hatte sich mal eben die Schulter ausgekugelt, was natürlich Taes Schuld gewesen war, wessen sonst? Bob hatte die Schulter ganz sanft und vorsichtig (am Arsch) wieder zurück an ihren angestammten Platz verschoben und die lautstarken Beschwerden Jimins hatten Hoseok angelockt.

Das war zehn Jahre her und doch hatte sich eine Sache nicht verändert. Jimin verletzte sich und Hobi schoss Energie rüber, damit die Regeneration angeschmissen wurde. Nur war eine ausgekugelte Schulter verglichen mit einem zermatschten Innenleben wohl eine ganz andere Hausnummer.

Jimin hatte ein schlechtes Gewissen, dass er nicht eher geschaltet hatte. Wie hatte ihm entgehen können, dass es Hoseok triggerte, ihm die Energie freiwillig zu geben? Es lag vermutlich daran, dass sie schon immer ein engeres Verhältnis hatten. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, ob er einen Sensor haben könnte, der ihn abscannte, oder sowas.

Freiwild.

Was war nur falsch mit diesen Leuten? Unbändiger Zorn erfasste den Pathfinder, doch er unterdrückte ihn erst mal, denn Hoseok war wichtiger, auch wenn er gern jeden einzigen, der ihm auch nur in Haar gekrümmt hatte ausfindig gemacht und in seine Schranken verwiesen hätte.

"Jimin nicht, das sind sie nicht Wert." Der Lotus blinzelte. "Kannst du jetzt auch noch Gedanken lesen, oder ist das etwa eine nicht vorhandene Matebindung, über die du das mitbekommst?" Hoseok antwortete nicht. Er würde es immer noch nicht zugeben. Jimin seufzte fahrig. "Zorn ist kein guter Begleiter...", murmelte er stattdessen und Jimin nickte kaum merklich. "Angst aber auch nicht", antwortete er sanft.

Hoseok rückte ein wenig näher an ihn ran, was Jimin ein leichtes Lächeln entlockte. Ob er das eigentlich selbst merkte? Zögerlich streckte Jimin seine Hand wieder nach seinem Mate aus und strich ihm sanft durch das weiche, braune Haar. Hobi war perfekt. Er war schön von innen und von außen.

"Geht das?", fragte er leise und Hoseok nickte. Dann schloss er sie Augen. "Dann bleiben wir eben  fürs Erste mal dabei", meinte Jimin zufrieden und ließ die dunklen Strähnen durch seine Fingerspitzen gleiten.

"Was ist dir passiert auf der Straße?" Die Fragte kam leise, fast unsicher. Jimin war sich auch nicht sicher, ob er es wirklich im Detail hören wollte. Doch er spürte, dass es Hobi helfen würde es endlich los zu werden. "Reichen Stichpunkte oder willst du die ganze Liste?", fragte Hoseok erschöpft gegen. Die Streicheleinheiten schienen ihre Wirkung zu erzielen. "Ich möchte das hören, was du bereit bist mir zu erzählen."

Hoseok schwieg noch einen Augenblick, dann öffnete er die Augen, um Jimin anzusehen. Dann rutschte er noch etwas näher. "Außer sexuelle Übergriffe so ziemlich alles... Das Jahr auf der Straße war das Schlimmste meines Lebens..."

Jimin verspannte sich, doch er rief sich zur Ruhe. Hier ging es nicht um ihn. Hoseok schloss seine Augen wieder, dann holte er leise Luft. "Ich... war auf der Flucht. Alle zwei Wochen wechselte ich die Stadt, aus Angst, dass ich auffliege, wenn ich zu lange an einem Ort bleibe. Ich war fünfzehn und ich hatte Furcht vor allem. Zwar landete ich eine Weile bei Leuten die nicht so übel waren, doch dann flog ich wieder auf und wechselte vorerst ein letztes Mal die Stadt. Schließlich strandete ich in der Kanalisation von Quinzel." Er unterbrach sich kurz. Dann rutschte er ein wenig auf seinem Bett herum und am Ende lag er wieder ein Stück näher an Jimin ran, welcher seinen Arm wieder locker um den Energizer legte, denn die Decke tat doch einen guten Job.

"Ich hatte so Panik vorm Älterwerden. Was, wenn ich einen Mate fand? Das hätte bedeutete in eine emotionale und energetische Abhängigkeit zu geraten und ich traute mir nicht zu diese kontrollieren zu können. Machen wir uns nichts vor, ich kann es heute immer noch nicht." Er seufzte. "Irgendwann versteckte ich mich unter den Straßen, wo ich immerhin meine Ruhe hatte, doch ich lebte buchstäblich in der Scheiße. Immer wenn ich mich nach oben traute, fand sich irgendwer, der mich enttarnte, der mir meine Energie stahl." Jimin biss sich auf die Lippe. "Aber geht das eigentlich nicht nur bei persönlichen Berührungen besonders schnell."

Hoseok sah ihn an und schien zu überlegen, ob er darauf antworten wollte. Vielleicht sogar aus Rücksicht auf Jimin. Doch dann schüttelte er den Kopf. "Was glaubst du, wie persönlich ein Schlag ins Gesicht ist? Und es ist sehr persönlich, wenn dir jemand die Luft abdrückt, bis du bewusstlos wirst..."

Eine Gänsehaut breitete sich auf Jimins Körper aus und es war keine gute. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn und eine neue Welle des Zorns rollte heran. "Shhh...", sagte Hoseok sanft. "Es ist vorbei. Es ist lange schon vorbei..." "Es tut mir Leid, dass du so leiden musstest..." Dieses Mal rutschte Jimin etwas näher an ihn ran. Er wusste, dass es gar nicht mehr nötig war, denn hier in der Zitadelle war er sicher, doch er schwor sich Hoseok vor allem zu Beschützen, was auch immer da kommen möge.

"Ich schlief nur noch, wenn ich überfallen worden war, sonst nicht mehr.... ich legte mich nicht mal mehr hin", erzählte Hobi weiter. Er schien einen Moment darüber zu sinnieren. Klar. Hinlegen bedeutete, dass man nicht schnell genug wegkam, es war leichter, wenn man sich nicht erst aufrappeln musste. Schlafen bedeutete ganz angreifbar zu sein. Hobi musste dringend neu eingestellt werden. Er streichelte ihn nur beruhigend weiter und bemerkte zufrieden, dass Hobi sich wenigstens dieses eine Mal entspannt hatte.

"In Quin traf ich dann Yoongi oder eher traf er die Gesichter einiger Angreifer, die mir gerade Energie wegnehmen wollten. Mit der Faust. Er hat sie einfach vermöbelt, ich war wirklich beeindruckt, doch gleichzeitig hatte ich irgendwie Angst vor ihm. Du kennst ihn und seine kühle Art ja auch. Doch er beschützte mich, obwohl er wusste, was ich war, also folgte ich ihm skeptisch. Wir schlugen uns zusammen durch, bis nach Vic. Hier wurden wir gleich eingesackt und zum Palast gebracht, denn Plottwist - er war der Prinz von Curare. Das machte mich wieder misstrauisch. Denn ich hatte schon genug Ärger mit... Adel." Er rümpfte die Nase. Dann seufzte er.

"16:38 kamen wir hier oben an. Yoongi nahm mich mit in den Lichthof, um eine zu Rauchen, spielte mit seinem Sturmfeuerzeug und offenbarte mir, dass mein Platz jetzt hier war und ich die Zitadelle nicht mehr verlassen würde..." Er schwieg kurz und musste im Nachhinein anscheinend drüber Lachen und Jimin konnte es sich nicht verkneifen, die Hand vor die Stirn zu schlagen. Yoongi war ein echter Diplomat, voll gut in sowas, imh-hm. "17 Uhr war ich ab durch die Mitte. 21 Uhr hatte er mich getrackt."

Jimin wurde etwas klar. Er erinnerte sich sehr gut an diesen Tag. "Hm... Hobi... Nicht, dass er das nicht selbst gekonnt hätte, aber er hat dich nicht getrackt. Das war ich. Ich hatte ja keine Ahnung..." Das... war irgendwie lustig. Jah, als ob Jimin seinen Mate gehen lässt, huh? Er hatte wirklich keine Ahnung gehabt, das Einzige, was er mitgekriegt hatte, war, dass Yoongi jemanden tracken wollte und er hatte sich eben reingehängt. Ihn gebeten, helfen zu dürfen. Yoongis Antwort war ein gemurmeltes: 'Ja, warum nicht, dann mach mal, Jimin.' gewesen und der damals 12-jährige Lotus war dann mal losgezogen, bis er sich sicher gewesen war, die Person gefunden zu haben, nach der Yoongi suchte.

Er hatte sich einmal an die Anweisung des Älteren gehalten und sich nicht genähert. Yoongi war durchaus bewusst gewesen, dass es Hoseok nur aufschrecken würde, wenn irgendwer anders als Yoongi wieder auf ihn zugekommen wäre.

Hobi lachte leise. "Verdammtes Trackinggenie", murmelte er und grinste schief. "Vielleicht hast du dich nur nicht sonderlich gut versteckt", entgegnete Jimin und Hobi schüttelte mit dem Kopf. "Im Verstecken war ich gut. Ich war erstaunt, dass er so schnell wieder an meinen Hacken hing. Er nahm mich wieder mit zurück. Es gab Suppe und ich hatte Hunger. Ich hatte noch Kapazitäten, die wurden nicht so einfach weder voll von ein paar Stunden Bewusstlosigkeit..."

Kapazitäten? Wollte Jimin wissen, was damit wieder gemeint war?

"Ich beschloss also die Suppe zu essen und dann wieder abzuhauen, doch er setzte mir Jondou mit an den Tisch. Dieser war dann besser darin, mir zu erklären, was Yoongi gemeint hatte...", er zuckte mit den Schultern. "Ich redete erst mir niemandem. Ziemlich lange sogar nicht. Yoongi war es eh egal, der quatschte mich eben so einfach zu. Jondou ebenfalls. Dann wechselte ich zunächst ein paar schüchterne Worte mit unseren Mainpriest. Wir hingen ja auch den ganzen Tag aufeinander. Ich denke es war ein 'Hier.' Weil ich ihm was hinhielt, er aber zu vertieft war um aufzusehen. Schon ein paar Tage später redete ich dann mit Yoongi."

Verlegen kratzte er sich am Kopf. Dann sah er Jimin unbestimmt an.

"Dann kam der Tag, an dem sich ein gewisser Junge die Schulter ausgekugelt hat und plötzlich war es wieder da. Das Gefühl für andere da sein zu wollen. Helfen zu wollen. Bis dahin war ich der schlechteste Priestnovize überhaupt, meine Gemeinde hatte mich ja noch nicht mal zu Gesicht bekommen. Aber da warst du und ich wollte, dass deine Schmerzen aufhören. Ich hätte wissen müssen, dass du genau der warst, vor dem ich immer am meisten Angst gehabt hatte..."

*siehe auch OS 'Eine ausgerenkte Schulter mehr oder weniger' und 'Ein Rausch mehr oder weniger'

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