7. Der Anruf

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Amy summte nun fröhlich vor sich hin und holte sich einen Löffel, um den gelblichen Teig abzuschmecken.

Sie saß noch eine Weile auf den kalten, hellgrauen Fliesen im Flur, mit dem Oberkörper an der Haustür gelehnt. Doch sie rappelte sich schnell wieder auf, um ihre Aufgaben rechtzeitig zu erledigen.

Kurz darauf saugte sie und jetzt backte sie Eclairs.

Amy hatte sich schon seit einiger Zeit vorgenommen, dieses leckere, französische Gebäck zu backen und nun ergab sich diese Chance endlich, da ihre Tante Kate mit deren Freund Thomas wohl schon seit zwei Jahren in Straßburg, der Hauptstadt von der französischen Region Elsass, wohnten. Deswegen war es auch passend, etwas französisches zu backen...

Amy hatte sich endlich einen Löffel geschnappt und war gerade auf den Weg zurück zur Schüssel, als sie durch ein schrilles Piepsen etwas verwirrt innehielt.

Was war das bloß für ein Geräusch und woher kam es?
War das etwa eine Warnung vor einer Zombie-Apokalypse oder landete sogar gerade ein Ufo?

Amy fing an, sich noch mehr Ursachen auszudenken, doch sie brauchte nicht mehr lange überlegen. Der wahre Grund für dieses nervige Piepsen viel ihr gerade wie Schuppen von den Augen.

Sie musste über ihre schlimme Fantasie lachen. Eine Zombie-Apokalypse und Ufos? Oje...
Amy hatte eindeutig zu viele Filme geschaut!

Es war zwar schon eine Weile her, als sie dieses Geräusch das letzte Mal gehört hatte, aber Amy hätte trotzdem sofort wissen müssen, woher es kam. Sie hatte dieses Geräusch schließlich schon so oft in ihrem Leben gehört wie nichts anderes.

Dieses Geräusch war nämlich der Klingelton von Richards Diensthandy.

Nun hörte das Piepsen, welches langsam wirklich unerträglich wurde, endlich auf.

Amy stand trotzdem immer noch unschlüssig in der Küche herum. Sie überlegte nämlich, ob sie nun den Teig abschmecken sollte oder lieber zu ihrem Vater gehen und das Telefonat belauschen wollte.

Sie entschied sich aber schnell gegen das Belauschen des Telefonates. Schließlich wusste Amy nicht mal so genau wo sich ihr Vater derzeit im Haus aufhielt und das Gespräch war für sie bestimmt auch ehr uninteressant.

Amy hätte das meiste Gesprochene sowieso akustisch nicht verstanden und wenn ihr Vater Richard eine wichtige Information erhalten hätte, welche seiner Familie auch noch etwas anging, hätte ihr Vater es den betroffenen Personen - in dem Fall waren es dann Bella, Liam, Amy und seine Frau und die Mutter seiner Kinder Mary- mitgeteilt.

Also zuckte Amy etwas desinteressiert ihre Schultern, da sie sich eigentlich sowieso nicht für das Telefonat interessierte und es nun beschlossene Sache war.

Amy ging -den silbernen Teelöffel noch immer in der rechten Hand- wieder zum Teig und vollendete ihre bereits angefangene Strecke, bei der sie durch das Piepsen aufgehalten wurde, um diesen jetzt wirklich mal abzuschmecken.

Dabei schüttelte sie verärgert den Kopf. Sie hatte schon viel zu viel Zeit verloren! Das Gebäck war schließlich noch lange nicht fertig...

Nachdem sich Amy etwas von der gelben Teigmasse in den Mund nahm und daraufhin zufrieden nickte, holte sie einen Spritzbeutel, den sie sich schon zurechtgelegt hatte und füllte diesen mit dem Teig.

Dann spritzte sie auf einem Backblech, welches sie vorher mit Backpapier belegt hatte, etwa fünf Zentimeter lange Stangen, die leider ein wenig wie ein Knochen aussahen. Doch eigentlich sahen Knochen doch viel schöner als langweilige, gerade Stangen aus, oder? Schließlich bezeichnete man die Eclairs in Deutschland auch oft als Liebesknochen...

Danach legte Amy jedenfalls das Backblech mitsamt dem zu Knochen gespritzten Teig in den Backofen, den sie schon auf 200 Grad Celsius vorgeheizt hatte.

Sie stellte einen Timer von 25 Minuten, rührte die Füllung an und füllte diese schon einmal in einen sauberen Spritzbeutel mit Sterntülle.

Jetzt musste sie erst einmal so lange warten, bis der Teig durch war. Erst dann konnte sie die Füllung auf die Teigknochen spritzen, Schokolade erhitzen und diese dann schlussendlich über die Eclairs gießen...

So lange konnte Amy sich ein wenig hinlegen und ein Buch lesen.

Sie ging also auf ihr Zimmer und quetschte sich an der Couch und dem Sitzsack, die etwas schräg gegenüber vom Bücherregal standen, vorbei.

Dann kramte sie ein Buch, welches sie noch nicht gelesen hatte, aus dem großen, fünfstöckigen Bücherregal, machte es sich auf der gemütlichen, safrangelben, zweisitzer Couch gemütlich, schlug das Buch auf und fing an zu lesen.

Sie hatte noch nicht viel gelesen, als sie durch jemanden, der die Treppen so sehr herunter stampfte, sodass Amy fast befürchtete, dass die Treppenstufen zerbrachen, unterbrochen wurde.

Lange nachdenken, wer diesen Krach verursachte, musste Amy nicht. Ihr Vater Richard tat das nämlich immer wenn er wütend war. Doch Amy konnte beim besten Willen nicht sagen, wieso er plötzlich so wütend war.

War es wegen dem Anruf oder gar wegen Amy? Hatte sie irgendetwas falsch gemacht?

Amy dachte angestrengt nach. Ihr fiel nichts ein, was sie gemacht haben könnte, was ihren Vater dann auch noch so wütend hätte stimmen können...

Sie legte ihr Buch auf den kleinen, runden Holztisch, der auf einem flauschigen hellgrauen Teppich, vor dem Bücherregal und in der Lücke vor der Couch und dem Sitzsack stand, sodass der Tisch die beiden Sitzmöglichkeiten erreichte.

Ein Lesezeichen legte Amy nicht ins Buch. Daran dachte sie im Moment nicht und es war ihr auch gerade total egal. Sie wollte wissen, auf wen oder was ihr Vater so wütend war!

Ihr Vater hatte jetzt wahrscheinlich das richtige Stockwerk erreicht, da sie ihn nun auf dem Fußboden stampfen hörte. Jetzt hörte Amy, wie eine Tür lautstark an die Wand geschlagen wurde...

Sie stand von ihrer Couch auf und ging möglichst schnell und leise die Treppen herunter. Sie wollte nicht riskieren, dass sie gehört wurde und dann auch noch Richards Wut abbekam!

Amy wunderte sich aber, bei wem ihr Vater gerade war. Schließlich war Liam, der Richard sonst immer zur Weißglut trieb, nicht da. Oder etwa doch?

Oh, oh... Was hatte er denn nun wieder angestellt?

Als Amy daran dachte, womit Liam ihren Vater schon so alles zur Weißglut getrieben hatte, musste sie schmunzeln.

Im Prinzip war es immer nur Liam, der Richard wütend gemacht hatte...

Und damit fing es schon früh an! Beim ersten kleinen Ausraster, an den Amy sich noch erinnern konnte, war die Ursache ein Fußballspiel im Haus. Das hörte sich für manche jetzt vielleicht etwas hart an, aber das war wirklich noch das harmloseste von vielen Geschehnissen!

Mary war nämlich mit ihren beiden Töchtern einkaufen und Liam hatte mit Richard Fußball geschaut. Richard war nach einiger Zeit eingeschlafen und Liam fing langsam an sich zu langweilen und holte sich daraufhin seinen Fußball. Er spielte drinnen, da er versuchen wollte, sich ein paar Tricks von den Fußballern abzuschauen.

Ja... Daraus wurde irgendwie nichts und so kam es, dass das Handy, welches auf dem Tisch lag und der Fernseher als erstes kaputt gingen. Richard war dann zwar wach und versuchte den kleinen Jungen aufzuhalten, aber da Liam das alles so unglaublich lustig fand und das ganze als Spiel sah, schoss er weiter und so gingen auch einige sehr teure und hübsche Vasen zu Bruch.

Irgendwann, als dann auch die letzte Vase kaputt waren und  Mary, Bella und Amy das Haus betraten, hatte Richard sich den Ball ergattern können. Liam ist dann lachend die Treppen hochgerannt und Richard war die Treppen lautstark hochgestiefelt. 

In dem Moment wussten schließlich auch die Letzten, dass immer wenn man jemanden sehr laut die Treppen hoch- oder runterstampfen hörte, ein sehr wütender Richard im Anmarsch war.

Amy schüttelte, immer noch leicht schmunzelnd, die Gedanken daran ab. Sie driftete in letzter Zeit viel zu oft mit ihren Gedanken vom eigentlichen Thema ab!

Sie war noch immer nicht ganz bei der Sache, weshalb sie auch fast an der geschlossenen Tür vorbeilief, in die, kurz bevor sie kam und als die Tür noch halb geöffnet war, jemand unauffällig hineinschlüpfte, der die Tür dann auch sachte schloss...

Doch als Amy hörte, wie ihr Vater trocken Thomas' Namen sagte, blieb sie schlussendlich vor der Tür stehen.

"Jo, der bin ich. Doch was bist du? Bist du etwa ein Elefant? Ich glaube nämlich nicht, dass man als Mensch so die Treppen herunterläuft. Bei deinem Gewicht geht die Treppe noch kaputt!" hörte Amy Thomas sagen.

"Pff. Du bist echt immer noch genauso kindisch, wie ich dich in Erinnerung hatte." sagte ihr Vater beinahe angeekelt.

"Besser als spießig und verräterisch!" hörte Amy Thomas trocken antworten.

"Was willst du überhaupt von mir? Oder hast du dich etwa nur in deiner hässlichen Hütte verlaufen?" setzte Thomas nach.

"Nein, ich wollte tatsächlich zu dir. Ich will nämlich wissen was dieser Scheiß hier soll?! Eine Geschäftsreise? Ist das dein beschissener Ernst?!" sagte Richard am Anfang eher ruhig und zum Ende hin immer aufgebrachter, bis er dann schlussendlich beinahe schrie, weshalb Amy auch kurz erschrocken zusammenzuckte. Damit hatte sie jetzt so gar nicht gerechnet. Das hörte sich ja fast so an, als würden sich die beiden hassen... Doch wieso? Schließlich war Thomas das erste Mal hier, oder etwa nicht?

Doch Amy blieb keine Zeit länger darüber nachzudenken, da Thomas auch schon anfing total gelassen zu antworten: "Natürlich ist das mein beschissener Ernst! Was denkst du denn? Ich dachte ja, du kennst mich besser... Naja, jedenfalls störst du. Hörst du? Du bist uns im Weg!"

"Ich verstehe es einfach nicht... Es wäre doch viel leichter, wenn ich hier bleibe!" sagte Amys Vater fassungslos, aber auch schon etwas ruhiger und somit leiser.

"Pff. Glaubst du das wirklich? Ich dachte echt, du bist wenigstens etwas schlauer, aber da habe ich mich wohl getäuscht!" antwortete Thomas und kurz darauf hörte sie ein leises Lachen, das wohl von Thomas stammte.

"DU warst doch immer derjenige, der im Weg stand und schlussendlich alle verraten hatte und auch DU warst es, der sich nie an den Plan gehalten hatte, weshalb alles gescheitert war. Alles ist deine Schuld und nicht meine! Ja, ja. Das sehen auch die anderen so. Außerdem... Wieso sollten wir dir vertrauen? Was sollte uns das verdammt noch mal bringen? Kannst du mir das verraten? Hm?!" fuhr Thomas aufgebracht fort.

"Das ist eine Lüge! Das sind alles Lügen! Habt ihr euch das etwa alles ausgedacht, um euch an mir zu rächen, nur weil ich mehr Glück hatte als ihr? Nur weil niemand mehr euch, sondern mir geglaubt hatte und ich sowieso weniger in diesem ganzen Mist drinsteckte?" sagte Amys Vater nahezu verzweifelt.

"Du hörst dich wirklich überzeugend an, aber ich muss dich leider enttäuschen. Nichts davon ist gelogen. Vielleicht kannst du die Wahrheit nicht einsehen. Vielleicht glaubst du auch schon deine Lügen, die du immer den anderen erzählst. Doch wenn das wirklich so ist, kannst du einem echt leidtun. Wer will schon eine Lüge leben und dann später auch noch nicht mal mehr wissen, was wahr und was gelogen ist? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob du nicht mal zu einem Psychologen gehen willst oder vielleicht in eine Irrenanstalt? Ja, das wäre für so einen wie dich wirklich vom Vorteil..." grübelte Thomas.

"So ein Schwachsinn! Du bist so ein mieser kleiner Mistkerl. Du bist sogar noch schlimmer geworden, als du eh schon immer warst." rief Richard aufgebracht.

"Ach ja? Ich bin also mies? Ich verstehe... Du bist hier doch der Mistkerl. Ich habe gelitten! Ich konnte NICHTS mehr tun. Du aber schon... Und was hast du gemacht? Du hast alle im Stich gelassen! Du lässt es dir hier gut gehen und hängst alles deinem besten Freund an?! Das ist für dich fair? Was erwartest du denn jetzt von mir? Das ich mich bei dir bedanke und ganz lieb zu dir bin?! Nein mein Lieber, so geht das aber nicht." brüllte Thomas ganz außer sich.

"Wenn du wüsstest was ich schon alles für dich getan habe..." antwortete Richard geheimnisvoll.

"Ach ja? Was hast du denn für mich getan? Hm?" Thomas war immer noch ganz außer sich.

"Das wirst du schon früher oder später erfahren. Dann, wenn du bereit für die Wahrheit bist. Doch das bist du wie ich sehe noch nicht." sagte Richard überlegen.

"Ich saß 10 J..." fing Thomas an. Er unterbrach sich aber selbst, als er etwas piepen hörte.

Oh nein, dachte Amy panisch. Sie hörte nur noch wie Thomas verwirrt und vom brüllen schon etwas heiser fragte, was das für ein Geräusch sei, aber dann war Amy auch schon längst auf den Weg in die Küche.

Sie durfte keinesfalls riskieren, entdeckt zu werden!

Doch selbst jetzt, wo sie in der Küche war, war sie immer noch sehr verwirrt. Wovon redeten die beiden Männer? Was hatten sie getan und von was für Lügen war da bloß die Rede gewesen? Wem sollte Amy bloß glauben, auch wenn sie nicht mal wusste worum es ging? Ihrem Vater oder Thomas? War ihr Vater wirklich verrückt? Ahh, Amy sah da irgendwie nicht mehr durch!

Ihr schwirren einfach tausende Fragen im Kopf herum. Doch sie konnte leider keine einzige Frage beantworten, geschweige denn beantwortet bekommen...

Hi! Hier ist endlich wieder ein neues und dafür auch etwas längeres Kapitel. Ich hoffe nur, dass das Kapitel nicht allzu langweilig ist...

Habt ihr vielleicht eine Vermutung, wovon Richard und Thomas gesprochen haben?

Achso, ich habe außerdem die vorherigen Kapitel etwas bearbeitet. Ich habe bei der Sichtweise vom Mann überall außer im Prolog den Namen hingeschrieben, da es wohl immer etwas verwirrend war...  Rechtschreibfehler, die ich entdecken konnte habe ich dann auch gleich berichtigt.
Ihr müsst euch die Kapitel also nicht noch einmal durchlesen, außer vielleicht das 2. Kapitel (2. Der Vorschlag), weil ich da noch ein paar Gedankengänge von Mary hinzugeschrieben habe.
Doch so wichtig ist das jetzt auch nicht...

Na dann, ich wünsche euch noch einen wunderschönen Tag! 😊

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