6. Böse Erinnerungen

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"Ja, okay" sagte Amy und verkniff sich ein genervtes Seufzen. Ihre Mutter hatte ihr jetzt schon bestimmt um die 10 Mal gesagt, was Amy jetzt, solange alle außer ihr Vater und Amy weg waren, machen sollte.

Amy sollte die vielen Treppen im vierstöckigen Haus und die Flure, sowie die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer und ihr eigenes Zimmer saugen. Außerdem sollte sie dann noch etwas schönes backen.

Sie hatte nichts dagegen, dass sie backen musste, weil sie es sehr gerne tat. Amy hatte sich die Kunst des Backens vor ein paar Jahren selbst, durch Backbücher und mithilfe des Internets und der Backsendung: "Das große Backen", beigebracht.

Sie hatte seitdem eine richtige Leidenschaft fürs Backen entwickelt. Amy hatte mal irgendwann beim durchschauen des Fehrnsehprogrammes, die Serie "Das große Backen" gesehen und war von den köstlich aussehenden Gebäcken so fasziniert, dass sie sich selbst mal am Backen probieren wollte.

Als erstes hatte sie, unter der Aufsicht ihrer Mutter, ohne Probleme einen Käsekuchen gebacken. Dann hatte sie auch noch andere Kuchen ausprobiert und irgendwann auch Torten und sogar ein Croissant gebacken.

Das Backen war zwar manchmal sehr zeitaufwändig und kompliziert, aber Amy backte mit großer Leidenschaft und sie konnte stolz von sich behaupten, dass noch nie etwas schief gegangen war und alle ihre Gebäcke vorzüglich ausgesehen und köstlich geschmeckt hatten...

Amy schüttelte belustigt den Kopf, sodass ihre langen hellbraunen und leicht welligigen Haare, welche sie heute ausnahmsweise mal offen trug, durch die Luft wirbelten. Sie war schon wieder vom eigentlichen Thema abgedriftet. Sie wollte sich doch gerade über ihre Mutter und die Ungerechtigkeit des Lebens aufregen!

"Aber jetzt mal ehrlich. Ich will mich ja nicht beschweren oder so, aber ich finde es einfach so ungerecht, dass ich die ganze Arbeit im Haus machen muss und Bella und Liam bei ihren Freunden abhängen und dort ihren Spaß haben und sich jetzt vielleicht sogar über mich lustig machen oder sonst was. Außerdem sind sie nicht mal richtig für den morgigen Test vorbereitet... Naja, das ist ihr Problem, aber die machen so gut wie nie was! Alles bleibt immer bei mir hängen. Auch du machst... " Amy unterbrach sich selbst.

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Wieso musste sie sich denn jetzt unbedingt lautstark über die Aufgabenverteilung im Haus aufregen? Ihre Mutter war doch in der letzten Zeit so stolz auf sie und Amy hatte endlich mal das Gefühl, nach Jahren des...

Amy verzog schmerzvoll ihr Gesicht. Die Erinnerung an den... Unfall schmerzte sie immer noch sehr. Beim näheren Nachdenken des Ereignisses lief ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken und es sammelten sich langsam Tränen in ihren braun-grünen Augen.

Amy gab ein leises Schluchzen von sich, schüttelte aber sogleich den Kopf und versuchte die Tränen zurückzuhalten, indem sie sich auf ihre Unterlippe biss und angestrengt und mit zusammengekniffenen Augen, die hellgrauen Fliesen unter ihren Füßen, fixierte.

Alles ist gut! Du hast es überlebt. Komm auf andere Gedanken Amy!

Amy schloss für einen Moment die Augen, sodass man nur noch ihre langen und vollen schwarzen Wimpern sah und versuchte ihre aufgewühlten Gedanken zu ordnen, was auch erstaunlich gut klappte.

Der Unfall verfolgte sie immer noch überallhin. Selbst nach diesen vielen Jahren wanderten ihre Gedanken fast jeden Tag zum schlimmen Ereignis...

"Mama, es tut mir leid! Es ist mir einfach nur herausgerutscht. Ich wollte das nicht laut sagen! Es tut mir wirklich so leid! Also ich werde jetzt sofort saugen und danach anfangen etwas schönes zu backen, ok?" rattert Amy immer noch den Tränen nahe, nervös herunter.

Ihre Mutter grummelte irgendetwas unverständliches und verabschiedete sich dann mit einem: "Ich muss dann auch mal los. Kate wartet schon im Auto auf mich...". Dann deutete sie zur Verstärkung ihrer Aussage noch mit dem Finger auf einen silbernen Golf, in dem Kate auf dem Beifahrersitz saß und etwas auf ihrem Handy herumtippte.

Nachdem Amy den Blick wieder von Kate abwandte und versuchte, mit ihrer Mutter Blickkontakt aufzunehmen, schaute ihre Mutter verlegen und fast schon panisch auf den Boden und hastete, ohne Amy noch eines Blickes zu würdigen, kurze Zeit später zum Auto und raste los.

Amy schaute dem Auto noch so lange, mit einem verletzten und traurigen Gesichtsausdruck, hinterher, bis es außer Sichtweite war. Dann schloss sie vorsichtig die Haustür.

Sie versuchte mit aller Kraft, ihrem Drang, die Tür vor Verzweiflung und Wut auf sich selbst, zuzuknallen, nicht nachzugeben. Schließlich wollte sie nicht noch mehr Stress haben...

Nachdem Amy es mit viel Mühe geschafft hatte, die Tür leise zu schließen, ließ sie sich die weiße Haustür hinunter gleiten. Dabei umklammerte Amy fest ihre silberne Kette mit einem verschnörkelten Herzanhänger, welche sie zu ihrer Einschulung von ihren Eltern bekam und seit dem jeden Tag trug, als wäre sie ihr letzter Halt.

Amy wusste, dass ihre Mutter an das selbe, wie sie gedacht hatte. Ihre Mutter hatte es bestimmt an Amys Gesichtsausdruck erkannt. Der Schmerz und die Trauer waren ja wohl kaum zu übersehen gewesen...

Sie hoffte, dass sich ihr Verhältnis nicht wieder verschlechterte. Amy hatte doch schon das Gefühl gehabt, dass fast alles wieder gut zwischen ihr und ihrer Mutter war! Sie hatte gehofft, dass diese... Diese Kälte und die etwas unangenehme Stimmung endlich weg waren und ihre Mutter ihr endlich echte Tochterliebe zeigen würde. Solche Liebe, wie ihre Mutter sie bei Bella und Liam zeigte.

Amy wusste zwar nicht hundertprozentig, dass ihre Mutter Bella und Liam liebt und sie nicht, aber Amy konnte es spüren und das einzige was sie am meisten vertraute und jemals am meisten vertrauen würde, war ihr innerstes Gefühl. Ihr Herz. Es hatte sie noch nie angelogen und auch nicht gedemütigt oder verletzt. Nein, das waren immer nur die Menschen...

Amy schob den blöden Gedanken wieder schnell beiseite. Sie wollte doch jetzt nicht in Selbstmittleid versinken!

Argh! Sie war so wütend auf sich selbst! Wieso musste sie sich auch beschweren? Wieso hatte sie nicht wie sonst immer, ihre Gedanken für sich behalten? Wieso ist ihr das bloß rausgerutscht und wieso verdammt noch mal, wieso musste sie bloß daran, an diese eine beschissene Sache denken? Wieso?!

Amy war so wütend und so verzweifelt, wie lange nicht mehr. Sie konnte jetzt nur hoffen, dass dieser kleine Ausrutscher keine großen Auswirkungen auf das Verhältnis zu ihrer Mutter hatte. Amy hoffte echt, dass ihre Mutter das beim Shoppen mit Kate vergaß.

Sie war sich zwar sicher, dass dies nicht so schnell zu vergessen war, aber wie hieß es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt...

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