25. Merkwürdige Erlebnisse kommen wahrlich selten allein

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We are spinning our own fates, good or evil, never to be undone." -William James


Du selbst hast dir diese Suppe eingebrockt, jetzt musst du sie auch auslöffeln", ermahnte sich Victoria in Gedanken, nachdem ihre wankenden Sinne abermals einen bereits sehr vertraut anmutenden Temperaturstur auf der eigenen ausgekühlten Haut wahrgenommen zu haben schienen.

Super, was soll ich tun nun? Hier auf dem Gang weiterhin Däumchen zu drehen, fällt wohl aus. Aber wo kann ich überhaupt Schutz suchen? Wenn ich hier bleibe, dann sitze ich im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Präsentierteller - und darauf kann ich nach der Brückenerfahrung gut und gerne verzichten.

Unweigerlich huschten Victorias suchende Augen von einem Ort zu dem nächsten, unsicher, ob es überhaupt ein geeignetes Versteck innerhalb dieser umschließenden Kirchenwände gab. Schon bald am Ende der kleinen Erkundungstour angekommen, blieb ihr wandernder Blick sogleich wie eine Biene in einer Honigfalle an den Türen des bereits unter die Lupe genommenen Beichtstuhls kleben.

Gar keine so schlechte Idee! Dort es gibt ausreichend Deckung. Und nach mehr kann ich wirklich gerade nicht verlangen. Tja, in der Not frisst auch der Teufel Fliegen. Also dann, ab die Post!

In Windeseile flog die Schwarzhaarige mit der Geschwindigkeit eines abgeschossenen Projektils in Richtung des besagten Objekts, dabei die Hoffnung hegend, dass die hölzernen Türen auch ihrer noch nicht von Sünden befreiter Seele offen stehen würden.

Zum Glück schien zumindest dieses eine Mal das Universum auf ihrer Seite, denn keine zwei Minuten später drückte die junge Frau bereits mittels zitternder Hände einen ausgewählten Henkel herab, woraufhin eine überaus große Türe sperrangelweit aufsprang. Mühelos und ohne jede weitere Überlegung huschte Victoria durch die Pforte hindurch und ließ die kurzweilige Öffnung wieder mit einem knarzenden Knarren in ihre Angeln zurück fallen. Augenblicklich hüllte eine pechschwarz glimmende Dunkelheit ihr Selbst ein, legte sich wie ein trauerndes Totentuch auf ihr halb gesenktes Haupt nieder.

Ob jetzt wohl der richtige Zeitpunkt ist, um sich Gedanken über eine entlastende Beichte zu machen? Wohl eher nicht.

Kopfschüttelnd versuchte sich Victoria wieder auf ihre aktuelle Lage zu konzentrieren, die im Gegensatz zu ihren fest verknoteten Gedanken durchaus einer dringenderen Analyse bedurften. Langsam neigte sie, dabei fortwährend auf dem Boden kauernd, das völlig ausgekühlte Gesicht gen einem durchsehbaren Schlitz, der eine eingelassen zentrale Position innerhalb der aufgebahrten Holztüre einnahm.

Zwar schien das Kirchenschiff in jenem bestimmten Moment noch das Kleid der ruhenden Stille am eigenen Leibe zu tragen, doch dieser Umstand würde bestimmt in naher Zukunft sein jähes Ende finden. Davon wähnte sich zumindest Victoria im Insgeheimen zu hundert Prozent überzeugt. Inzwischen verstärkte sich der beunruhigende Eindruck, als hätte die rasch herabfallend Temperatur bereits den fröstelnden Gefrierpunkt um Längen unterschritten. Nun war es ihr, als würde jeder Zentimeter ihres Körpers in bergseeklarem Eiswasser baden, zusätzlich betont durch eine flächenübergreifende Gänsehaut und aufgestellten Nackenhaaren.

Auf einen Schlage unternahm die Lage allerdings eine Hundertachzig-Grad-Wendung, denn wie aus dem Nichts waberten alle brennenden Lichtspender auf höchst fahrige Art und Weise auf, ehe diese von der einen auf die andere Sekunden komplett erloschen.

So als hätte jemand seine Fingerkuppen mit Nässe besetzt, um den glimmenden Docht sofort den Garaus zu machen. Letzten Endes drohte die Helligkeit allmählich ins Nichts abzusickern und stattdessen drang nun die verschlingende Finsternis an vorderste Front vor. Schatten, wie wild auf ihren eigenen Gräbern tanzend, stiegen wie der Phönix aus der Asche hervor, bereit, jedem der es wollte oder nicht, das beängstigende Fürchten zu lehren.

Und dann geschah eine Tat, die Victoria abermals buchstäblich durch Mark und Bein fuhr. Zahlreiche Schauder jagten mit kühlen Berührungen, so als würden unsichtbare Finger über ihren verspannten Rücken hinweg fahren, in jede Pore ihres Selbst vordringend. Sogar ihr mitgenommenes Herz schlug mittlerweile so schnell, als würde es nur zu gerne dem eigenen Rippengefängnis auf Nimmerwiedersehen entfliehen. Mit tennisballgroßen Augen beobachtete die Schwarzhaarige das gruselige Spektakel,

Mit tennisballgroßen Iriden beobachte die Schwarzhaarige das gruselige Spektakel, das sich nun wie eine absolut schaurig anmutende Theateraufführung vor ihren eigenen Augen abspielte. Und die dazugehörige Bühne verkörperte unzweifelhaft der entfernt liegende Altarbereich, auf dessen leicht abgewinkelten Stufen sich wie von Geisterhand duster schimmernde Blutlachen bildeten. Wie ein breit gefächerte Ölteppich glitt die aus dem Marmor hervorgetretene Flüssigkeit über den Untergrund hinweg, schien jede greifbare Faser der Kirche in rubinrote Farbe einzutunken.

Zutiefst erschrocken nahm Victoria erst spät zu Kenntnis, dass dort draußen zu allem Übel ein großes Unwetter aufgezogen schien. Peitschender Regen prasselte in Form kleiner Tropfen auf die bunt glänzenden Glasfenster nieder, ehe sie in abgewiesener Manier wohl auf den erdigen Boden tropfen mussten. Und dann zerfetzte fürchterliches Geheul das poröse Gewand der Stille in tausend kleine Stücke. Das unheilvolle Stöhnen glich einer grausigen Melodie, primär aus leidvollem Schmerz und einer gähnenden Leere bestehend.

Kräftig wehrte sich die junge Frau buchstäblich mit Händen und Füßen gegen den wundersamen Bann, der wohl die Kontrolle über jeden Winkel ihres Verstandes gewinnen wollte. Obgleich die bereits ausgeprägte Müdigkeit beinahe all ihre übrig gebliebenen Kraftressourcen verzehrt hatte, gelang es der der Schwarzhaarigen mit Müh und Not, diesem wortlosen Sirenengesang trotzigen Widerstand zu leisten.

Im Nu schlug allerdings erneut die Geisterstunde.

Nur ein paar Augenblicke später erschienen bereits unzählige Spukgestalten in der Luft, silbern schwimmernd gleich herabfallenden Mondlicht in finsterer Nacht. Egal ob Kind, Mann oder Frau, der Schleier des Todes hielt sämtlich abdeckende Altersklassen gefangen, ließ sich kaum mehr von den verstorbenen Hüllen abstreifen.

Wie dunkle Irrlichter sirrten die Gespenster umher, so als wären die Verdammten nicht in der Lage, nur an einem Ort zu verweilen zu können. Ein Untoter stach allerdings während der Begutachtung besonders hervor und Victoria erschrak bei dem gegebenen Anblick sogleich bis auf das Knochenmark. Bei der besagten Gestalt handelte es unzweifelhaft um Pater Maxims, der sogar im Tod seine festliche Priesterkleidung nicht abgelegt zu haben schien. Allerdings war es der immer gleich bleibende Ausdruck auf seinem Antlitz, die ihr besonderes Interesse erregte. Denn seine Miene offenbarte ein scheinbar unaufhörliche Qual, so als litt er bis in alle Ewigkeiten unter heftigen Schmerzen.

Pater Maximus hat im Jahre 1821 seine Kirchenlemminge mithilfe von vergifteten Oblaten niedergestreckt, grübelte Victoria im Stillen nach und kratze sich dabei mit einer ganz und gargedankenverloren wirkender Miene unter dem Kinn. Unwillkürlich musste sie dabei an die tödliche Eisenhutpflanze denken, die auch am heutigen Tage noch auf dem Friedhofsgelände wucherte.

Und all dieser Miesere scheint der Fluch vom Herrenhaus schuldig zu sein. Der Strippenzieher, der seine Bewohner wie Marionetten nach seinem eigenen Willen tanzen und sterben lässt. Lösen wir also das Geheimnis um den Tod der von Lahnsteins, können wir all diese gefangenen Seelen zu befreien! Jetzt bin ich mehr denn je sicher, jener unnachgiebigen Dunkelheit ein für alle Mal ein Ende zu setzen.

Mit neu gewonnenem Mut feilte Victoria augenblicklich an einem neuen Schlachtplan, um sich so still und heimlich wie nur möglich aus diesem gruseligen Gemäuer heraus zu stehlen. Nur wie die junge Frau dieses Unterfangen genau anzustellen hatte, blieb ihr allerdings für das Erste ein Rätsel. Unruhig gestimmt, rutschte die Schwarzhaarige mit ihrem Leib stetig hin und her, ähnlich einer Schlange, die auf der Lauer lag und den rechten Moment für einen überraschenden Angriff abwarten wollte.

Auf einmal riss ein urplötzlich erklingendes Poltern ihre abgeschweiften Gedanken sofort wieder in die harte Realität zurück. "Was..?", brachte Victoria recht unfreiwillig über die Lippen hervor, während ihr Gesichtsausdruck einen durch und durch verwirrte Gestik annahm. Erst ein paar Augenblicke später registrierte ihr umnebelter Verstand, dass diese merkwürdigen Geräusche scheinbar von der eigentlich geschlossenen Kirchentür herrühren mussten.

Unsicher, welch unangenehme Überraschung sie sich nun wieder zu stellen musste, traf Victoria erst einmal die Entscheidung, weiter an Ort und Stelle zu bleiben. Um am Ende ja nicht wie ein höchst aufgeschrecktes Tier direkt in eine vermeintlich für sie aufgestellte Falle zu laufen. Abermals erklang das seltsam anmutende Knarren, gleich darauf gefolgt von dem Ertönen eines aufgerissenen Eingangs und mehrerer aufsprechender Personen.

"Victoria! Wo auch immer du auch gerade steckst. Beweg gefälligst deinen Hintern zu der Tür, damit wir gleich die Sause machen können", rief unzweifelhaft Louisas Sprechorgan die voran gegangene Botschaft in die kirchliche Halle hinein, der Timbre hallte sogleich in dumpfer Manier an den umschließenden Wällen wider. So manches Mal hatte die redenden Stimme das eigene Nervenkostüm stark strapaziert, aber in jenem Moment hörte es sich die Töne wie Hoffnung spendendes Vogelgezwitscher an.

In dem erleichterten Wissen, dass ihre besten Freundinnen sich direkt auf die Suche nach ihr gemacht zu haben schienen, stieß die Schwarzhaarige ohne große Umschweife die Beichtstuhltür auf, schlüpfte mit einer ziemlich schwerfälligen Bewegungen aus jener hindurch und spurte laufenden Schrittes gen den beiden Retterinnen.

Kopfschüttelnd standen die Zwei da, doch es war eine ziemlich müde dreinblickende Charlotte, welche gleich darauf das verlorene Lamm gebührend in Empfang nahm.

"Ich glaub, du bist uns eine kleine Erklärung fällig!"







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