34. Der Augenblick der Liebe

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"There is nothing like young love. It comes at a time before the heart knows to protect itself, when everything important is raw and exposed—the perfect environment for a soul-sucking, heart-crushing burst."


"Lass uns von hier eiligst verschwenden. Ich habe dir ein wichtiges Anliegen anzutragen, das hoffentlich unser aller Zukunft zum Besseren wenden wird!" 

Fabian wirkte so überzeugt von seinen Worten, sodass Rosmarie es trotz besserem Wissen nicht in ihrem Herzen fand, ihn auf einen späteren und möglicherweise anständigeren Moment zu vertrösten. Ohne großes Zögern reichte ihr der junge Mann die Hand, dabei nicht auf die flanierenden Tänzer auf dem Parkett achtend. 

Vorsichtig lächelnd, so akzeptierte die Bürgerliche unweigerlich die dargebotene Geste und verband ihre Finger mit den seinen. 

"Wohin du auch gehst, ich werde dir dicht auf den Fersen bleiben, Fabian. Für immer und ewig. Ich werde dich niemals freiwillig verlassen."

"Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Du kannst nie wissen, welche Pläne das Schicksal für dich bereithält...",  lachte der Adlige leise auf, während er seine Begleiterin in verstohlener Manier durch die nie nächstliegende und  komplett offenstehende Tür bugsierte. Rasch stahl sich das verschworene Paar in ein weit entfernt liegendes, völlig allein stehendes Zimmer.  

Obgleich die Tür nicht vollkommen in ihre Angeln zurückfiel, so würde dieser Aufenthaltsraum nichtsdestotrotz ausreichend Schutz vor der versammelten Gesellschaft bieten. 

Abseits von all den neugierigen Augen, so holte Fabian tief liegende Atemzüge ein und verlagerte dabei sein Gewicht immer wieder von einem Bein auf das andere. Höchst besorgt musterte Rosmarie ihn umgehend von Kopf bis Fuß,  immerhin hatte sie den sonst so selbstbewussten Burschen selten in einer solch nervösen Stimmung gesehen. 

"Du brauchst vor mir keine Angst zu haben", flüsterte Rosmarie in die bleierne Stille hinein, instinktiv legte sie ihm eine sanfte Hand auf die rosige Wange. 

"Welch Worte haben wir uns bei der alten Mühle versprochen? Niemals vor den anderen verstecken, denn unsere Seelen werden sich immer finden. Egal zu welcher Zeit, an welchem Ort oder in welchen Körpern..."

Nach einer gefühlten Ewigkeit fand Fabian endlich seinen Mut. Räuspernd näherte er sich ihr an, bis seine Nasenspitze fast die ihre berührte. Seine Hand, für einen Augenblick in den Untiefen seiner Jackentasche verschwunden, tauchte gleichfalls wieder ab und offenbarte nun einen frei liegenden Ring. 

Geschmiedet aus feinstem Gold, verziert mit einem wunderschönen Smaragd. 

"Heirate mich, Rosmarie. Werde meine Ehefrau. Mir ist es allerlei,  was meine Eltern von unserer Verbindung halten. Nur deine Meinung zählt und ich hoffe, dass unser Band für alle Zeit hält..."

"Ja. Tausend Mal... Ja..", schluchzte die Schwarzhaarige voller Freude auf,  in diesem einen Augenblick keinen Schilling auf  gesellschaftliche Konversationen gebend.  Blanke Freude blühte in ihrer Brust wie eine Blume in der Sonne auf,  vertrieb die dort existierende Finsternis. "Wie könnte ich denn auch nicht? Ausgerechnet du! Der schönste und klügste und..."

Mit einem leidenschaftlichen Kuss brachte Fabian seine Geliebte zum abrupten Schweigen. Beide Körper verschlungen in einer begierigen Umarmung, schon bald wusste niemand, wo das eigene Fleisch anfing oder gar endete. In aller Eile flog teures Gewand auf den blanken Boden,  die verhakten Leiber fielen  stattdessen auf einen weichen Perserteppich. Strahlend hell züngelte das  funkensprühende Feuer in dem angrenzenden Kamin, während sich Liebespaar dem Spiel hingab, das genauso alt wie die Natur höchstpersönlich zu sein schien. 

Ungeachtet aller bedrohlichen Konsequenzen. 

Nur das leise Zufallen der Türe zeugte für die beunruhigende Tatsache, dass jemand in der Zwischenzeit durchaus Zeuge ihres skandalöses Treiben geworden war. 

Kopfschüttelnd erwachte Victoria gleich darauf wieder aus ihrem überfallenden Tagtraum. Ihr Herz schlug nun so schnell wie die Flügel eines Kolibris, emsig und unaufhörlich. Blanker Schweiß tropfte ihr nun von der verkniffenen Stirn, während sich ihre Arme in gebeugter Haltung auf den Oberschenkeln abstützten. 

"Ach, du grüne Neune! Was ist los, geht es dir nicht gut? Für ein paar Augenblicke hast du so gewirkt, als wärst du in einer völlig anderen Sphäre gelandet. Und blass um die Nase bist du auch ganz schön...", ereiferte sich eine höchst unruhig gestimmte Louisa bei der Heimgesuchten, legte dieser sogar zur Unterstützung eine Hand auf die Schulter. Charlotte trat gleichfalls näher heran, vorsichtig, so als verkörperte Victoria ein aufgeschrecktes Tier, das ein nicht weiter in die Ecke gedrängt werden wollte. 

"Puh, da hast du mir die Worte aus dem Mund genommen", murmelte die Schwarzhaarige in die bleierne Stille hinein, während sie keuchend tiefe Atemzüge einholte und sich schließlich mit gerade gehaltenem Rücken in die Senkrechte aufrichtete. "Also ich könnte jetzt echt einen ziemlich starken Schnaps vertragen. Der ganze Mist in meinem Kopf bringt mich irgendwann um den Verstand..."

"Also die Karaffen findest du wie gehabt im Wohnraum", versuchte Louisa die angespannte Stimmung mit einer Prise Humor aufzulockern, doch scheinbar wähnte sic hierfür gerade niemand in der entsprechenden Laune. Blank Schweigen spannte sich für einen langen Augenblick wie eine ausgebreiteter Mantel über aller Köpfe aus, ehe Charlotte schließlich zögerlich das Zepter des Wortes ergriff. 

"Spann uns aber nicht länger auf die Folter. Hast du etwa wieder eine Version gehabt?"

Victoria zögerte für einen Augenblick, doch dann sprudelten die Worte wie Öl aus einer geöffneten Quelle aus ihrem Munde hervor. Jede ausgesprochene Silbe hing schwer in der Luft, sicherlich nichts Gutes verheißend. Immer wieder huschten die unterschiedlichsten Ausdrücke über Charlottes und Louisas Gesichter hinweg, auch die Zwei schienen vollkommen überfordert mit der Situation. 

"....und dann bin ich wieder in meinem eigenen Kopf aufgewacht!"

Bleierne Stille lastete so schwer wie eine imaginäre Rüstung auf des Trios Schultern, drückte schwer hinab und hinterließ auf aller Körper einschneidende Abdrücke.  Und Victoria konnte ihnen diese Sprachlosigkeit kaum verübeln, so  wähnte sie sich selbst doch um keinen Deut schlauer. 

Dieses Mal war es jedoch Charlotte, die Licht ins Dunkle zu bringen versuchte.

"Wir haben uns entschieden, hier zu bleiben. Jetzt müssen wir eben diese Entscheidung aushalten. Also,  glaubt ihr, dass Rosmarie über die Blutsverbindung mit Victoria mit uns kommunizieren will? Oder ist Victoria gar Rosmarie und vice verca? Quasi eine Reinkarnation aus einem früheren Leben?", sprach der Rotschopf leise seine Gedanken aus, feiner erklingend als der sanfteste Windhauch. 

Das dunkle Lächeln, das um ihre Lippen spielte, erreichte allerdings ihre flackernden Iriden nicht. 

"Aber viel wichtiger erscheint mir, wie man solch eine Beziehung wieder trennen kann?" 

"Eine gute philosophisch Frage", seufzte die Schwarzhaarige und pflichtete der Aussage mit einem kurz gehaltenen Kopfnicken bei. 

 Ihre Finger umklammerten weiterhin den besudelten Knochen. 

 "Nach dem Desaster mit Fabian wollte ich eigentlich die Bibliothek oder den geheimen Raum aufsuchen, doch da Louisas Schrei meine Pläne durchkreuzt hat...", grinste die Victoria schwach,  während sich ihre Sicht nun auf die berühmte Buchautorin richtete. 

"Ja, ja. Immer die Schuld auf mich schieben...", verdrehte die Blondine unweigerlich die Augen, ehe der Schleier des pures Ernstes abermals ihr Antlitz verhüllte. "Aber Charlottes Vorschlag erscheint mir trotzdem als ganz vernünftig. Wir könnten uns ja gleich auf den Weg machen. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass jemand von uns heute noch seinen Schlaf finden wird." 

"Gut gesprochen, Louisa. Und ich muss Victoria bei einer Sache wirklich zustimmen: Alkohol wäre  jetzt wirklich ganz gut ", seufzte die Krankenschwester laut auf, ehe ihr umherwandernder Blick schließlich auf den mitgebrachten Knochen kleben blieb.

 "Aber bevor wir in der Bücherei die Zelte aufschlagen, müssen wir unbedingt dieses Gebein wieder in der Kellererde einbuddeln. Irgendwie jagt mir ja der Anblick dieser Überreste ständig einen Schauder über den Rücken hinweg. Und abgesehen davon, finde ich, dass wir nicht einfach Rosmaries sterbliche Relikte wie ein Hund mit Gassi durch die Gegend führen können ... ist einfach unmoralisch. Wenn ihr mich fragt." 

Louisa und Victoria, die zu beider Teilen nicht den entschlossen anmutende Worten zu widersprechen wagten, gesellten sich raschen Schrittes an die Seite von Charlotte.  Flanke an Flanke gereiht, so stieg das Trio bereits wenige Momente später die erste Treppe ins Erdgeschoss hinab, nur um gleich darauf weitere, bergabwärts führende Stufen zu erklimmen. In Windeseile buddelten die Drei den dreckigen Knochen mitsamt dem übrig gebliebenen Rest des knorrigen Leichnams ein, bis am Ende lediglich ein Fleck aufgewirbelter Erde für den vorausgegangenen Grabraub sprach. 

Nicht eine Sekunde länger wollten die  Freundinnen in in diesem gruseligen Gewölbe verweile, daher traten die Weggefährtinnen nach Beendigung ihrer Arbeit unmittelbar den Rückzug an. Und dieses Mal führte ihr angepeiltes Ziel direkt in ein bereits gut bekannten Raum. 

Endlich in der Bibliothek angekommen, legte Victorias tastende Hand sogleich den vorhandenen Lichtschalter um. Zitterndes Licht erhellte innerhalb des nächsten Wimpernschlages den riesigen Saal und tauchte dessen altmodisches Ambiente in einen erstaunlich warmen Glanz ein.  Beim genaueren Hinsehen bemerkte die Schwarzhaariger sofort den dunkel schimmernden Fleck auf dem edlen Perserteppich, ein übergebliebener Zeitzeuge ihrer ersten richtigen Geisterheimsuchung. 

"Wonach suchen wir eigentlich genau?", wollte Louisa nach einer Weile des anhaltenden Schweigens von ihren beiden Freundinnen in Erfahrung bringen, die buschigen Brauen hielt sie dabei weit hoch gezogen und beider Hände fest auf die schlanken Hüten gestemmt.

"Hab nicht den blassesten Schimmer, aber irgendwo müssen wir ja anfangen. Vielleicht gibt es hier ja irgendwo einen Bereich des Okkulten, der Sagen oder Legenden", versuchte Victoria ihre erste eigene Idee in entsprechende Worte einzukleiden. "Und wenn dieser Versuch nicht fruchtete, dann probieren wir es mit dem unheimlichen Zimmer.." 

Im Insgeheimen wähnte sich auch die Heimgesuchte nicht zu hundert Prozent sicher, auf welche Art von Informationen sie ihr Augenmerk auszurichten hatte, wollte sich aber ihr Unbehagen keinesfalls von ihrer Miene ablesen lassen. "Na dann, ran an den Speck!"

Schon bald teilten sich Victoria, Charlotte und Louisa die zu durchstöbernden Bücherregale in gleichem Maße auf, hier und da schienen bereits vielversprechende Abschnitte entdeckt. Während also die Schwarzhaarige den letzten Bereich des Lesesaals übernahm, so bearbeiteten die anderen Zwei die übrig gebliebenen  Gebiete. 

Trotz des eigenen wachen Gesamtzustandes vermochte Victoria das ein oder andere aufgestiegene Gähnen nicht mehr so einfach runter zu schlucken. Dies wird, so befürchte ich, noch eine sehr lange Nacht werden.

Und bald darauf verfielen die jungen Frauen in eine wohl verdiente Leseschnaufpause. Nicht wissend, dass die Freunde schon bald die Bekanntschaft mit einem weiteren Familienmitglied der von Lahnsteins schließen würden. 


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro