7. Once upon a December

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"Dancing Bears
Painted Wings
Things I almost remember.
And a song someone sings
Once upon a December..."


In Windeseile schien bereits der nächste Saal betreten.

Unweigerlich entschlüpfte Victoria ein Seufzer der Bewunderung, sobald ihr umher wandernder Blick erstmals auf den monströs großen Raum traf.

Auch in diesem bemerkenswerten Salon hing eine altmodisch aussehende Lampe von der Decke, die gleich darauf von Victoria angeschaltet wurde. 

Bereits in der nächsten Sekunde flutete güldene Helligkeit den aufgebahrten Ort und vertrieb dabei in aller Schnelle die  spukenden Schatten ins weit entlegene Abseits.

Rötlich schimmerte das vertäfelte Wandholz, an dem mehrere  Kerzenhalter hingen. Blütenweiße Wachskerzenstummel, halb niedergebrannt, lugten hier und da über ihre umfassenden Kerker hinweg. Neben dem Zierrat schienen hier auch alte Porträts ausgestellt, allesamt in goldene Rahmen gepresst.

Wachsame Augenzeugen, die ihre  Geheimnisse wohl niemals mit einer lebenden Menschenseele teilen würden.

Auch an diesem besonderen Ort gab es keinerlei Fenster, ein dusterer Umstand,  der die vorherrschende Aura, bedrückend und finster, weiter unterstrich. 

Insgesamt betrachtet, entsprach das Aussehen dieser Bücherei haargenau Victorias gepflegte Vorstellung, wie ein Lesesaal aus einer längst vergangenen Zeit auszusehen hatte. Nur zu gerne hätte sich die Schwarzhaarige in jenem Moment auf all das bereit liegende Wissen gestürzt, doch nun war wirklich nicht der Zeitpunkt für zerstreuenden Müßiggang.

Ist ja nicht so, als würden wir hier nicht für ein paar Wochen kampieren. Ein bisschen Geduld muss schon sein.

»Ein toller Anblick, nicht wahr?«, flüsterte Victoria in Richtung Charlotte hinüber, die ebenfalls eine Miene der Verzückung zur Schau stellte. Und selbst Louisa, die sich im Allgemeinen nicht leicht für verstaubte Dinge zu begeistern wusste, bedachte die altertümliche Pracht, welche der Raum bis zum heutigen Tag inne hielt, mit einem anerkennenden Blick.

Unzählige Regale ragten wie Pilze aus dem Boden hervor, sogar in gleichmäßigen Abständen hintereinander aufgestellt. In Reih und Glied verweilten die in Leder eingebundenen Bücher, sich dabei gegenseitig in Größen und Farben übertrumpfend.

Für eine gute Weile hing das still stehende Trio den eigenen Gedanken nach, ehe bedeutsam ausgetauschte Blicke sogleich die wortlose Entscheidung trafen, ihre Erkundungstour rasch fortzusetzen. Nach einem letzten sehnsuchtsvollen Blick kehrte Victoria schließlich dem Saal buchstäblich den Rücken zu.

Schnell schien das Licht ausgeschaltet, die Tür erneut verschlossen.

Wenig später machten die drei Frauen bereits mit dem nächst gelegenen Raum Bekanntschaft und staunten regelrechte Bauklötze in die Luft, sobald aller Sicht auf eine wohl behütete Schönheit traf.

Bewundernd stellte Victoria nach eingehender Betrachtung fest, dass sich der weitläufige Salon auf mindestens dreißig Meter Länge belaufen musste. Nur mit halbem Bewusstsein nahm die junge Frau davon Notiz, wie Louisa sich derweilen um die Lichtherstellung kümmerte.

Augenblicklich strahlte wabernde Helligkeit von der verputzten Decke herab und rückte somit den magischen Zauber, der diese verwunschenen Saal von Kopf bis Fuß einhüllte, ins Zentrum der menschlichen Aufmerksamkeit.

Neben der angebrachten Lampe hing ein wunderschöner Kristallkronleuchter. Seine um die Wetter funkelnden Fangarme griffen gleich gläserne Fühler in alle Richtungen hinweg.

Helles Parkett säumte den Boden und streckte sich zu allen Seiten aus.

An manchen Stellen offenbarte der Schein der herab fallenden Illumination dunkelbraune Maserungen. In ihrer Gestalt so ähnlich wie Bergadern, die sich ins Gestein fraßen und tief hinab in das Herz der Erhebung führten. Honigfarbener Stuck, vermischt mit weißer Wandfarbe, erweckte letzten Endes den Eindruck von verschwenderischem, aber nicht minder apartem Reichtum.

Doch selbst diese wundervolle Einrichtung konnte die Kälte,  welche in diesem Saal lebte, nicht schmälern.

Auch hier entstand schnell der Eindruck als hätte der Tanzsaal, angesichts der hier stattgefundenen Tode, seinen warmen Glanz für immer verloren. Übrig geblieben war nur ein verwahrloster Schatten seiner Selbst, durchtränkt von geheimnisvollen  Mysterien und melancholischen Erinnerungen.

Victoria fröstelte es leicht, während sich ihre Füße, ganz ohne Zutun, automatisch in Gang setzten und sich rasch der zentralen Mitte annäherten. Jedem einzelnen Schritt hing ein klackernder Hall nach, ein ständiger Verrat ihrer verweilenden Anwesenheit.

In Windeseile fiel ihr Blick auf die verglasten Innenwände.

Unzählige Spiegel, groß und mächtig, zierten die umfassenden Wälle und gaben fortwährend die Reflexion ihres eigenen Selbst wider.

Für einen lang gezogenen Moment fühlte sich die Schwarzhaarige mutterseelenallein und es war ihr, als konnten ihre entgegen starrenden Augen bis tief in die eigene Seele hinab blicken. Pure Schauder des Grusels jagten über ihren Rücken hinweg, woraufhin Victoria rasch ihre Aufmerksamkeit auf die gegen überliegenden Seite ausrichtete.

Trotzdem ließ sich das unangenehme Gefühl des Bekanntseins, das ihr wie ein schwerer Stein in ihrem Magen lag, nicht so einfach verdauen. 

Meterhohe Fenster, eingelassen zwischen kahlen Außenmauern, gaben sogleich den Blick auf die draußen vorherrschende Finsternis frei. Prasselnde Regentropfen prallten im Sekundentakt an den verglasten Scheiben ab, während der weiße Atem des aufgezogenen Nebels dort gleichfalls seine Spuren hinterließ.

Unweigerlich fühlte sich Victorias in eine längst zu Staub zerfallende Zeit zurück versetzt.

Elegant gekleidete Frauen, gepflegte Männer, Wiener Walzer und Musik, soweit das Auge reicht... drängten sich ihr geradezu folgende Assoziationen auf. Wie eine solch festliche Feier wohl ausgesehen haben musste?

Für einen schier ewig andauernden Augenblick war es der jungen Frau, so als würde ein Teil von ihr, der bislang im Verborgenen geschlummert hatte, zu neuem Leben erwacht.

Noch seltsamer erschien ihr allerdings diese kaum greifbare Sehnsucht nach der Vergangenheit, in ihrer Form so substanzlos und doch auch zum Greifen nahe. So als wäre sie hier bereits vor langer langer Zeit selbst gestanden, sich ständig zum Rhythmus der aufspielenden Musik bewegend.

Fragen über Fragen bäumten sich wie eine überrollende Welle auf hoher See in Victorias Inneren auf, ohne dabei etwaige Auskunft in Erfahrung zu bringen. Und dennoch wollte diese Bestürzung nicht von der Stelle weichen.

Erneut rüttelte ein versperrtes Fach ihres Erinnerungsschranks laut auf, ließ sich aber weiterhin in seiner festen Verankerung nicht los lösen.

Tiefe Luftzüge einholend, so kämpfte Victoria schon bald um ihre Contenance und Geistesgesundheit.

Schnell schien die Unruhe, die bislang in ihrer Brust wie ein eingesperrter Vogel in seinem güldenen Käfig auf und ab geflattert war, niedergerungen.

Reiß dich gefälligst zusammen, tadelte sie sich, während ihr Geist sich damit beschäftigte, die Überbleibsel ihres frühabendlichen Traumes so schnell wie möglich zu entledigen. Schon bald ließ sich nicht mehr sagen, wo Furcht und Vorstellung begannen oder gar endeten. 

Erst als ein gemeinschaftliches Magengrummeln, unleugbar von allen drei Frauen herrührend, wie das Donnern zorneserfüllter Gewitterwolken erklang, erwachte das Trio schließen aus seiner schläfrigen Trance.

Zwar schien das feine Band des zauberhaften Bannes für das Erste durchschnitten, doch das Schicksal hatte bereits andere Handlungsfäden gesponnen, bereit, die drei Frauen weiter in das Netz der Geheimnisse und Flüche hinein zu treiben.


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