Eine Einladung

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Nach dem Überfall Coras hatte Regina ihre Mutter betäubt. Dies war nur möglich gewesen, da sie in ihrem Auto noch eine Flasche Chloroform gefunden hatte, die der Polizei und Zelena wohl entgangen sein musste. Nun war die Bürgermeisterin in einem der vielen Räume eingeschlossen. Das Handy war ihr abgenommen worden. Dafür hatte Regina ihr drei Liter Wasser und eine Schale Äpfel zur Verfügung gestellt. Eben das, was sie auf die Schnelle hatte finden können. Schließlich hatte sie nicht vor, allzu lange in Storybrooke zu bleiben, da musste sie sich keine Mühe geben, wenn es um die Verpflegung ihrer Mutter ging.
„War das wirklich nötig?", wollte Henry wehleidig wissen, während Regina in Grübeleien versunken auf und ab ging.
„Ja", erwiderte sie kurz angebunden und ohne ihn anzusehen. In ihrem Kopf formte sich bereits ein Plan, wie sie Mary Margaret töten konnte, ohne dass die Polizei das sofort mitbekam. Gift wäre eine Idee. Qualvoll und nahezu unaufhaltsam, wenn es stark war – aber zu indirekt. Regina wollte es selbst sein, die ihrer Widersacherin ein Ende bereitete. Erdrosseln wäre da das Naheliegendste. Dummerweise war Mary Margaret ziemlich wehrhaft. Erstechen. Das war es.
„Henry, du bleibst hier", wies sie ihren Adoptivsohn an, der sich missmutig in einen der riesigen Ohrensessel sinken ließ, die in diesem Raum standen.
Regina suchte das Haus nach einer Waffe ab. Ihre Wahl fiel auf ein erschreckend spitzes Klappmesser, das sie in einem Regal voller Sammelstücke fand. Sie steckte es in eine Tasche ihres schwarzen Anoraks.
„Ich bin in maximal zwei Stunden zurück", sagte sie kühl, als sie das Wohnzimmer betrat, in dem ihr Sohn nahezu regungslos gewartet hatte. Er starrte stumm geradeaus. „Hey!" Sie ging vor ihm in die Hocke und sah ihm in die Augen. Als er sie ansah, brach es ihr fast das Herz. Er weinte. „Schatz, nein...", flüsterte Regina. Ratlos strich sie ihm über den Arm, aber er entzog ihn ihr. „Es ist das letzte Mal, versprochen", redete sie eindringlich auf ihn ein. „Nur noch diese Tat, dann beginnen wir neu. Ganz weit weg. Wie klingt Montreal für dich?" Sie sah ihn auffordernd an.
„Ganz okay", sagte Henry zwischen zwei weinerlichen Hicksern. „Aber nur noch heute. Dann ist es vorbei?"
„Ich verspreche es", sagte Regina mit einem ehrlichen Lächeln und wuschelte ihm durchs Haar. Sie war sich nicht sicher, ob sie so etwas überhaupt konnte: neu anfangen. Aber für Henry würde sie den Versuch wagen.
Nachdem sie das Haus verlassen hatte, wich der weiche Ausdruck auf ihrem Gesicht der brodelnden Wut, die sich in ihr breitmachte, wenn sie auch nur an den Namen Mary Margaret dachte. Das eingeklappte Messer in ihrer Jacke schlug beim Gehen gegen ihre Hüfte.
Sie versuchte Storybrooke nicht allzu große Beachtung zu schenken. Sie konnte diese Stadt nicht ausstehen. Am liebsten hätte sie sofort mehrere tausend Kilometer zwischen sich und diese Ansammlung von niedlichen Häusern gebracht. Aber eine Art von Besessenheit, wie sie nur die Wenigsten kannten, hielt sie hier.
Ehe sie sich's versah, hatte sie ihr Ziel erreicht. Nahezu wie auf Autopilot hatten ihre Füße den Weg zu Mary Margaret gefunden. In den oberen Stockwerken brannte Licht, sie war also da. Die Haustür war nicht abgeschlossen, daher trat sie einfach ein. Verstecken hatte sie nicht nötig, sie war in dieser Stadt bereits als unangenehme, wenn nicht sogar gefährliche Person bekannt. Regina ging das Treppenhaus hinauf, bis sie vor der Wohnungstüre stand. Kurzerhand klingelte sie. Eine Minute, in der sie das Messer zog und aufklappte, war es still, daher drückte sie wieder auf den Knopf, nun etwas ungehalten.
„Ich komme schon!", rief eine vage bekannte Stimme, die aber definitiv nicht zu Mary Margaret gehörte.
Das brachte Regina völlig aus dem Konzept. Hastig steckte sie das Messer wieder weg. Sie überlegte kurz, einfach wieder zu gehen, aber da wurde die Tür auch schon geöffnet. Vor ihr stand die Blondine aus dem Granny's, die sich ihr als Emma vorgestellt hatte. Sie starrten einander überrascht an.
Dann fing sich Emma und setzte ein wackliges Lächeln auf. „Hallo... Roni, richtig?"
„R...?", entfuhr es Regina, ehe sie sich im letzten Moment noch erinnerte, dass sie ihr nicht ihren richtigen Namen genannt hatte. „Roni, ja."
Peinliches Schweigen.
„Mary Margaret macht gerade die Wäsche, tut mir leid", sagte Emma plötzlich. „Sie muss noch ein paar Sachen... verarbeiten."
Regina nickte verstehend. Sie war ein bisschen verärgert, dass ihre Feindin nicht alleine zuhause war, denn das hätte es viel einfacher gemacht, sie zu ermorden. Stattdessen hatte sie nun eine lose Bekanntschaft vor sich stehen, die sie insgeheim ziemlich attraktiv fand. „Und Sie wohnen jetzt bei ihr, ist das korrekt?", erkundigte sie sich interessiert.
„Ja, das stimmt", antwortete Emma. „Sie wollen vermutlich zu Mary-"
„Nein, nein, schon gut", unterbrach Regina sie eilig. Jetzt, wo jemand wusste, dass sie ihrer Erzfeindin einen Besuch hatte abstatten wollen, sollte sie schnellstens Entwarnung geben. „Eigentlich wollte ich zu Ihnen."
„Zu... mir?", wiederholte ihr Gegenüber verblüfft.
„Was ist daran so schwer zu verstehen?", fuhr Regina sie nervös an, bemerkte ihren Fehler jedoch sofort. „Verzeihung", entschuldigte sie sich. „Hätten Sie Lust, bei mir vorbeizuschauen?" Für diese plumpe Frage hätte sie sich gerne selbst geohrfeigt, aber es war ihre einzige Möglichkeit, die Situation zu entschärfen, ohne dass Mary Margaret von der Besucherin Wind bekam.
Zu Reginas großer Überraschung nickte Emma begeistert: „Gerne doch. Jetzt?"
„Wenn Sie sonst nichts zu tun haben", meinte Regina.
Emma biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf schief. „Ich hole noch schnell meine Jacke, es ist ein wenig kühl", sagte sie dann mit einem bezaubernden Lächeln und verschwand kurz in der Wohnung.
Regina blieb derweil etwas überrumpelt vor der Wohnungstür stehen. War sie eben etwa angeflirtet worden?

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