Eltern und Kinder

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Lily war die Wahl gelassen worden: Entweder sie wartete die neun Stunden, die Whale für den DNA-Test benötigte, auf der Wache oder sie ging nach Hause. Sie war zwei Stunden geblieben, ehe sie hatte einsehen müssen, dass die Zeiteinschätzung keine Übertreibung gewesen war.
Maleficent befand sich immer noch im nicht direkt zugänglichen Verhörzimmer, in das der Sheriff sie gebracht haben musste, als Emma mit Regina unterwegs gewesen war.
Jetzt waren nur noch David und Emma da. Er wirkte ungeduldig, sagte aber nichts. Emma brauchte ein paar Momente, ehe ihr einfiel, um was er sie gebeten hatte. „Achso, entschuldige", sagte sie schnell. „Ich lese das Geständnis grad schnell."
„Lass dir ruhig Zeit", sagte David eindringlich.
Sie nickte ein wenig verwirrt. Worum ging es ihm? Sie ging zur Schreibtischschublade und schloss sie auf. Maleficents Geschriebenes lag ganz zuoberst. Als sie das Papier berührte und Davids gespannten Blick auf sich spürte, kam in ihr ein Gefühl auf, als würde sich ihr Leben in sehr kurzer Zeit drastisch ändern. Was genau es war, vermochte sie nicht zu sagen, aber es lag etwas in der Luft, das ihr den Hals zuschnürte.
Und dann begann Emma zu lesen. Mit jedem Satz, den sie verschlang, schlug ihr Herz schneller. Konnte es denn die Möglichkeit sein...?
... Ich fuhr mit dem Kind nach Boston. Die Stadt schien mir geeignet, da sie Stunden mit dem Auto entfernt war. Außerdem war sie groß, also würde ein verlassenes Baby keinen Medienrummel auslösen. Ich wollte nicht, dass David Nolan und Mary Margaret Blanchard ihr Kind allzu bald wiedersahen. Das hatten sie damals in meinen Augen verdient.
Emma war bei der Hälfte des Texts angekommen, als sie auf die Worte stieß, die ihr die Luft zum Atmen nahmen. Sie brannten sich förmlich in ihr Gehirn ein, als sie sie las.
Damit das Baby einigermaßen sicher war und bald gefunden würde, legte ich es in ein Taxi, das am Straßenrand geparkt war. Ich legte ihr ein Gummiarmband, auf das ich ihren Namen geschrieben hatte, ums Handgelenk.
Das war ihre Geschichte. Emma Swan war als Neugeborenes in einem Taxi in Boston gefunden worden. Mit einem Gummiband ums Handgelenk.
Sie schluckte, aber ihr Hals blieb trocken. Ihre Augen dagegen waren feucht. Sie wischte sich darüber, aber das hatte nur zur Folge, dass noch mehr Tränen kamen. Mit verschwommener Sicht sah sie David an, der ebenfalls um Fassung rang. „Dad?", flüsterte sie. Ohne zu zögern kam er auf sie zu und nahm sie in den Arm. Er hielt sie lange fest. Nie wieder wollte er sie loslassen.
Nach einer Ewigkeit lösten sie sich wieder voneinander.
„Ich kann nicht fassen, dass du die letzten Tage die ganze Zeit hier warst", sagte ihr Vater kopfschüttelnd, aber strahlend. „Du warst so nah und wir wussten es nicht." Dann blinzelte David erschrocken. „Ich muss sofort Mary anrufen!"
Wenige Minuten später – ihre Mutter musste jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtet haben – war auch Mary Margaret da, um Emma zu sehen. Von schweren Schluchzern geschüttelt lagen sie sich in den Armen.
„Wir lieben dich so sehr", sagte Mary Margaret verweint, die Nase in Emmas dichtem blonden Haar vergraben. „Du weißt nicht, wie sehr wir es bereuen, dich nie gefunden zu haben. Wie gerne hätten wir dich aufwachsen gesehen!"
Für Emma fühlte es sich an wie ein Traum. Ihr Leben lang war sie alleine gewesen, hatte sich gefragt, warum ihre Eltern sie einfach in einem Taxi zurückgelassen hatten. Und nun war das alles nur ein riesiges Missverständnis, das auf einem alten Rachefeldzug einer verbitterten Frau basierte. Emma konnte es nicht fassen, dass sie ihre Eltern endlich bei sich hatte. Und David hatte recht, sie waren die letzten Tage alle beisammen gewesen, ohne es zu ahnen. Dass es ihnen irgendwie anders gegangen war als all die Jahre zuvor hatten sie auf das Aufblühen von alten oder neuen Gefühlen geschoben. Zwischen Mary und David war wieder irgendwie etwas, auch wenn sie sich dagegen wehrten, und Emma hatte Regina. Nie war ihnen in den Sinn gekommen, dass es die Nähe der Familie sein könnte, die ihnen Storybrooke in letzter Zeit so heimisch gemacht hatte.
Einige Stunden später, in denen Emma ihre gesamte Kindheit hatte erzählen müssen, tauchte Lily zur verabredeten Zeit wieder im Revier auf. „Was ist denn hier los?" Skeptisch musterte sie die verheulten, aber überglücklichen Gesichter und das verschmierte Makeup.
„Lily, ich hab meine Eltern auch wiedergefunden!", sagte Emma mit einem breiten Lächeln. „Es sind Mary Margaret und David!"
Überrumpelt sah ihre Jugendfreundin sie an. „Wow", machte sie sprachlos. Es dauerte kurz, ehe sie wieder Worte fand. „Jetzt, wo du es sagst, sehe ich die Ähnlichkeiten", meinte sie mit einem schiefen Grinsen. Dieses verschwand jedoch, als sie sich suchend umsah. „Hat Dr. Whale die Testergebnisse?" Wo jetzt Emma dieses Glück vergönnt war, wollte sie es auch. Sie hoffte so sehr, dass Maleficent Drake tatsächlich ihre Mutter war, auch wenn das bedeutete, dass sie sie vermutlich eine lange Zeit nicht sehen würde, weil die der wiedervereinten Familie vor ihr so etwas Schreckliches angetan hatte.
„Ich bin direkt hier", ertönte Whales Stimme von der Tür, die er bemerkenswert lautlos geöffnet hatte. „Die Ergebnisse lauten folgendermaßen..." Er stellte sich aufrecht hin, als er verkündete: „Sie ist definitiv Ihre Mutter, Miss Page."
Lilys Gesicht leuchtete auf. Emma kam zu ihr und drückte sie. Ihre älteste Freundin presste sie so fest an sich, dass der Blonden das Atmen schwerfiel, aber dennoch teilte sie die Freude über diese Nachricht mit ihr.
„Kann ich sie jetzt sehen?", fragte Lily, an David gewandt.
Dieser nickte wohlwollend. Es mochte die Tochter der Frau sein, die sein Kind entführt hatte, aber er hatte Maleficents sehr ähnliches Schicksal mitverschuldet. Und am Ende war es Emmas Jugendfreundin, die nach den achtundzwanzig Jahren ohne ihre Mutter diese endlich kennenlernen wollte. „Selbstverständlich. Ich bringe Sie hin."
Lily folgte dem Sheriff zum Verhörzimmer. Sie war so nervös wie noch nie in ihrem Leben.
Er legte die Hand auf die Türklinke, drückte sie aber noch nicht herunter. Mit einem Lächeln sah er sie an. „Sind Sie bereit?"
Die Brünette nickte heftig. „Und wie! Ich warte schon einen halben Tag darauf!", sagte sie. Nie war sie sich bei irgendetwas sicherer gewesen. Sie wollte ihre Mutter treffen. Nichts lieber als das.
Als der Sheriff die Tür öffnete und sie den ersten Blick auf Maleficent erhaschte, wurde sie von einer plötzlichen Unsicherheit erfasst. Was, wenn sie zu verschieden waren? Was, wenn sie nichts miteinander anzufangen wussten? Was, wenn Lily nicht das war, was sie erwartet hatte?
Maleficent sah überrascht auf. Sie hatte ihre Hände betrachtet, die in Handschellen an den Verhörtisch befestigt waren, ehe die beiden eingetreten waren. Als ihr Blick Lily traf, stand ihr Mund offen. „Ist sie das?", fragte sie David, ohne den Blick von der Besucherin abzuwenden. „Ist das meine Lilith?" Sie schien die Antwort bereits zu kennen, aber sie wollte sie laut hören.
„Ja, ich bin's", sagte Lily heiser. „Ich bin deine Tochter."
Ein lauter Schluchzer entfuhr Maleficent. Sie unternahm keinen Versuch, es zu kaschieren. „Du bist so wunderschön", flüsterte sie gerührt. „Ich würde dich jetzt so gerne umarmen, aber da bin ich ein wenig eingeschränkt." Sie hob die Hände leicht, dass die Handschellen klapperten.
David zögerte kurz, dann ging er zum Verhörtisch und öffnete die Handschellen. „Ich denke, die sind nicht nötig. Zeigen Sie mir, dass ich mich nicht irre." Damit ließ er die beiden alleine und kehrte zu seiner eigenen Familie zurück.

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