Fünfzehnter Eintrag

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Mittlerweile war es Freitag geworden und heute war mein letzter gemeinsamer Schultag mit Alex. Ich war ihm echt dankbar für alles was er in der Woche für mich getan hatte. Mich in Schutz nehmen, mir Mut zusprechen endlich den ersten Schritt in ein besseres Leben zu tun, mir helfen es meinen neuen Freunden zu erzählen... einfach alles! Niemals hätte ich gedacht, dass eine einzige Person mir zu so großen Schritten verhelfen konnte. Insgesamt fühlte ich mich auch weniger wie ein Opfer, sondern hatte Momente, in denen ich mir wirklich normal vorkam, in denen ich vergessen konnte, dass ich Narben am Arm trug, die mich fürs Leben zeichnen würden und das ich das Leuten zu verdanken hatte, die einfach dumme Bauerntrampel waren die keine Ahnung hatten, was sie überhaupt anrichten mit dem was sie tun. Meine Mutter hatte mir auch schon mit Freude mitgeteilt, dass sie daran arbeitet den ganzen Papierkram beim Amt durch zu bekommen und das ihr Verlobter Lukas sich auch schon freute, dass ich bald mit ihm und meiner Mutter in einem Haus wohnen würde. Er hatte schon versprochen, er würde sein Bestes tun mir ein besserer Vater zu sein als mein eigentlicher Dad. Ich hatte keine Zweifel, dass er das werden würde. Die paar Tage in den Ferien, die ich bei meiner Mutter verbringen konnte, waren für mich ein Traum, was die Situation mit den Sorgeberechtigten anging. Lukas war wirklich ein Mann, den ich meiner Mutter jahrelang gewünscht hatte. Nicht nur meinetwegen, sondern einfach weil sie einen Mann wie ihn verdient hatte. Sie muss für ihn nicht das Hausmädchen machen, ist bei ihm kein Opfer häuslicher Gewalt oder der Rauschmittelkurrier. Die beiden sind meiner Meinung nach ein Traumpaar und es würde mich sehr glücklich machen, wenn ich ein Teil davon werden würde.

Ja, von nun an dauerte es nicht mehr lange und es würde alles besser sein, und das alles hatte ich Alex zu verdanken.

Gerade beendete der Gong die letzte Stunde und wir gingen nach draußen.
»Ich finde es echt schade, dass ich gleich mit meinem Vater schon los muss. Ich würde echt gerne noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Du bist nämlich ein echt toller Mensch«, seufzte mein bester Freund.
»Das kannst du laut sagen. Aber dank dir komme ich ja bald in die Stadt und dann können wir so viel zusammen rum hängen wie wir wollen«, vertröstete ich ihn.
»Außerdem haben wir ja Kontakte ausgetauscht, da können wir ja schreiben.«
»Eben. Und für deinen Auftritt komme ich hierher in die Stadt. Vergiss ja nicht mir eine Karte zu hinterlegen«, grinste er und ich nickte nur.
Als wir nach draußen gingen seufzte Alex nur, als er das Auto seines Vaters entdeckte.
»Das ist wirklich eines der wenigen Male, dass ich noch nicht nach Hause möchte...«
»Hey, wir sehen uns ja wieder«, versuchte ich ihn wieder zu vertrösten.
Während wir dem Auto entgegen liefen kramte ich in meiner Schultasche.

»Ich hab dir noch nen Snack für die Fahrt besorgt«, sagte ich und überreichte ihm ein Päckchen Schokolade, welches er dankend annahm.
»Ich hoffe, sie ist nicht geschmolzen.«
»Danke Darius, das wäre gar nicht nötig gewesen«, sagte Alex verblüfft.
»Ich fühle mich ein bisschen schlecht, weil ich nichts für dich habe...«
»Ach was, das passt schon. Du hast mir die letzten Tage echt mein Leben erleichtert, da ist eine Packung Schoki doch das Mindeste was ich dir geben kann«, gab ich bescheiden zurück.
»Und denk dran, bald wohnen wir in der selben Stadt und gehen in die selbe Schule und alles, da hast du noch mehr als genug Zeit mir ein paar Süßigkeiten zu geben.«

Alex sagte nichts weiter und umarmte mich zum Abschied. Es war ungewohnt für mich jemanden zu umarmen, doch ich gab mir einen Ruck und erwiderte die Umarmung. Ich merkte in dem Moment echt, dass er mir in den fünf Tagen wirklich ans Herz gewachsen war und es tat weh, als wir voneinander abliesen, Alex seinen Schulranzen in den Kofferraum schmiss und dann auf der Beifahrerseite einstieg. Der Motor wurde gestartet und wir winkten uns noch kurz durch die Fensterscheibe zum Abschied zu, ehe das Auto im dichten Verkehr verschwand.

So ging ich dann auch an meine Bushaltestelle, wo ich mit höhnischen Blicken von den selben Idioten begrüßt wurde. Glücklicherweise fuhr der Bus gerade vor, sodass sie keine Zeit hatten irgendeinen dummen Spruch zu drücken. Aber selbst wenn sie es getan hätten, ich war nun ein wenig selbstbewusster und würde mich wehren, wenn sie wieder anfangen würden mich als Harzer, Schwul oder einfach nur als Opfer zu beleidigen.
Ich suchte mir einfach einen freien Platz und haute mir Musik auf die Ohren.

Als ich dann an meiner Haltestelle angekommen war, wollte ich einfach strikt meines Weges gehen, aber natürlich musste mir da ein Strich durch die Rechnung gemacht werden, indem Manuel mich am Arm packte und zurück zog. Ali zog mir die Ohrstöpsel aus den Ohren und hielt sie sich selbst in die Ohren.
»Herzlichen Glückwunsch, du hast soeben meinen Ohrenschmalz in deine Ohren geschmiert, du Idiot«, gab ich eher unbeeindruckt von mir.
Sofort schmiss der Junge mir die Dinger entgegen.
»Was hörst du denn da für nen Schrott?«, fragte er.
»Cannibal Corpse. Im Gegensatz zu dir hat die Musik Sackhaare«, entgegnete ich kühl.
»Alter, versuchst du etwa deinen komischen Freund da nach zu machen?!«, fragte mich Manuel angespannt und drückte noch fester an meinem Arm.
»Wenn ich Alex nachmachen würde, würdet ihr die Sprüche kennen, die ich euch entgegen feuer«, meinte ich locker.

Ich war wirklich erstaunt über mich. Normal würde ich sie einfach ihre Sprüche drücken lassen und ziemlich down nach Hause gehen, mich in irgendne Ecke verkriechen und heulen wie ein Schlosshund, aber so nicht mehr. Ich stand komplett ruhig da während die ganze Gruppe mich gehässig und kalt ansah. Ich versuchte mich nicht von ihren Blicken beirren zu lassen und blieb einfach locker. Die Jungs sagten nichts.
»Na? Ist euch etwa der Gesprächsstoff ausgegangen?«, foppte ich sie.
»Halt die Klappe, jemand wie du hat gar nichts zu melden!«
»Ach ja? Dann sorry, dass ich ein Mensch wie jeder andere bin und ein Mitteilungsbedürfnis habe. Ach ja, ich würde euch gerne folgendes mitteilen: Lasst mich einfach in Ruhe, ihr Idioten. Ich hab euch nichts getan und würde gerne einfach mein Leben leben.«

Mit diesen Worten löste ich mich aus Manuels Griff und ging einfach in die Richtung meines Hauses. Eigentlich rechnete ich damit, dass sie mir noch irgendetwas hinterher brüllten oder mir gar hinterher rannten, doch die blieben einfach stehen und rührten sich nicht. Ein leichtes Lächeln der Schadenfreude stand mir im Gesicht geschrieben. Endlich hatte ich es geschafft mich zu wehren. Und diese Idioten standen nur verdattert da. Ihre Drohung, dass das noch Folgen haben würde, ignorierte ich ganz einfach.

Zuhause angekommen sagte ich wie üblich laut, dass ich wieder da war und stellte meine Sachen in meinem Zimmer ab. Als keine Antwort kam ging ich verwundert in Richtung des Wohnzimmers und sah nach ob mein Vater da war, normal arbeitete er Mittags ja nicht. Als ich ins Wohnzimmer auf die Couch sah fand ich ihn auch; er schlief. Auf dem Tisch stapelten sich wieder die Bierdosen und ich entdeckte auch einen Aschenbecher mit Zigarettenstummeln. Er hatte wohl Besuch gehabt. Als ich mich umdrehte und raus gehen wollte stach mir ein besonderer Geruch in die Nase. Fuck, das war jetzt nicht wahr...! Ich hatte diesen Geruch zwar nicht oft gerochen, aber ich erkannte ihn sofort wieder: Canabis. Mein Vater hatte mit jemandem gekifft. Das gefiel mir ganz und gar nicht, weil ich genau wusste, von wem er Besuch bekommen hatte, und von diesem Typen wollte ich weder was wissen, noch wollte ich mit ihm in Verbindung gebracht werden. Jonathan hieß der Kerl und der handelte mit allen möglichen Substanzen hier in der Stadt. Ich hoffte einfach, dass hier in der Wohnung nicht noch illegalere Drogen rumlagen und verzog mich in die Küche um mir was essbares zu suchen. Auf einem Teller neben dem Kühlschrank standen Brownies, aber da ich nicht wusste wo die her kamen und ich wenig Lust hatte später einen weg zu haben weil die Dinger von Jonathan kamen, ließ ich auf jeden Fall die Finger davon. Im Kühlschrank fand sich allerdings auch nichts Essbares und ich entschied mich einfach dazu später was bei Markus zu essen. Seufzend ging ich in mein Zimmer und sah auf mein Handy. Adam hatte mir versprochen, er würde mich abholen wenn er mit der Arbeit fertig ist und würde mir bescheid geben sobald er da war.

Schwerfälltig schmiss ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Den Geruch vom Gras konnte ich sogar bis in mein Zimmer riechen. Also solange konnte Jonathan noch nicht weg sein. Ich fragte mich generell was da jetzt auf einmal wieder falsch lief. Mein Vater hatte sich nen Job gesucht und versuchte seine Alkoholsucht zu überwinden und jetzt kam er wieder auf Rauschmittel zurück? Den Depp hätte ich eigentlich schlauer eingeschätzt. Aber jetzt wo ich so drüber nachdachte, er hatte schon seit Monaten keine anderen Substanzen mehr konsumiert. Er war nie der Kiffer gewesen, nur ab und an mal, und dann auch "nur" ein oder zwei Joints. Normal hätte ich mir da nicht so viele Gedanken gemacht, weil mir der Idiot herzlich egal geworden ist, aber jetzt hatte ich meine Bedenken. Klar, für das Jugendamt war es nur ein Grund mehr mich aus diesem Loch zu holen, aber besonders angenehm war es nicht. So wie ich meinen Vater kannte würde er wegen dem Sorgerecht auf jeden Fall Einspruch einlegen. Urgh, ich sah es kommen. Eine Gerichtsverhandlung und solange bis das geklärt ist darf ich schön ins Heim... Sowas von keine Lust auf den Scheiß...
Ein Vibrieren holte mich aus meiner Gedankenblase. Adam. Er steht vor der Tür, ich soll raus kommen. Endlich!
Ich schnappte meine Gitarre, zog mir meine Jacke über und polterte durchs Treppenhaus nach unten. Adam saß in seinem Wagen, die Anlage aufgedreht mit einer 2000er Rock und Metal Playlist. Ich packte meine Gitarre in den Kofferraum und hockte mich dann vor auf den Beifahrersitz. Zu spät viel mir ein, dass ich vielleicht nach der Grasfahne von meinem Vater riechen könnte, aber offenbar wohl doch nicht. Oder Adam behielt es für sich, das konnte ich nicht sagen. Fakt war jedoch, dass ich mich bei ihm deutlich besser fühlte als daheim. Auch später bei Markus konnte ich alle Sorgen vergessen. Jedoch vertraute ich mich ihm nicht an. Hinterher schimpfe ich mich, dass ich es nicht gemacht habe, das hätte mir ne ganze Menge erspart...

Ich fuhr später mit dem Bus nach Hause und kam so gegen kurz nach 21 Uhr durch die Wohnungstür. Ich nahm an, mein Vater würde arbeiten, also dachte ich mir nichts, als ich kurz ins Wohnzimmer schaute, um mich zu vergewissern, dass alles wieder seinen Ursprungszustand hatte. Böser Fehler...
Da saß mein Vater am Wohnzimmertisch und baute sich Joints zusammen. Neben ihm ne frisch geöffnete Flasche Vodka und ein Päckchen mit irgendeinem weißen Pulver drinnen.
»Was zum...«, begann ich, als er mich unterbrach.
»So, das du dich hier noch Blicken lässt. Ich dachte du willst hier raus.«
Dabei viel mir ein geöffneter Briefumschlag auf den Tisch auf. Der musste vom Amt oder so sein. Noch ehe ich etwas sagen konnte zog er seinen Flachmann ab und schmiss mir das Ding entgegen. Glücklicherweise verfehlte er. Die Flasche ging mit einem lauten Krachen irgendwo in Flur kaputt und überall lagen die Splitter.
»Geht's noch?!«, rief ich entsetzt.
»Und seit wann bist du so Drogenabhängig? Das mit dem Gras war mir ja relativ egal, aber was ist das für ein Zeug? Ist das Koks oder was?!«
»Muss dich nicht interessieren!«, brüllte er zurück.
»Wenn du hier weg willst, schön! Lass deinen Alten hier sitzen! Hoffentlich verreckt der ja elendig weil er alleine nicht in seinem Loch zurecht kommt!«

Man merkte ihm seinen Drogenrausch deutlich an, als er jedoch wutentbrannt aufstand war er dennoch bedrohlich genug, dass ich es mit der Angst zu tun bekam und schützend meinen Gitarrenkoffer vor mich hielt, um irgendwie Abstand zwischen ihm und mir zu gewinnen. Langsam wich ich in den Flur zurück, jedoch war mein Vater schneller bei mir als gedacht.
»Du bleibst hier, du ...«, knurrte er. Den Rest seiner Worte konnte ich kaum verstehen, da sie sehr undeutlich waren. Der Hauptgrund war allerdings, dass er mir den Gitarrenkoffer entriss und ihn mit einem lauten Scheppern ins Wohnzimmer schmiss. Aus dem Winkel konnte ich gerade so sehen, wie der Koffer erst gegen die Wand knallte, der Deckel dann aufsprang und die Gitarre auf den Boden fiel und am Hals brach. Ob sie noch weitere Schäden nahm wusste ich nicht, da ich in diesem Moment die Beine in die Hand nahm und aus der Wohnungstür rannte. Ich wollte echt nicht wissen, was mein Vater mit mir angestellt hätte wäre ich geblieben. Ich rannte einfach nur nach draußen und weg von dem Haus, wo ich ihn noch rumschreien hörte, ich solle gefälligst zurück kommen. Doch ich hörte nicht, auf ihn würde ich nie wieder hören!
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Heyho! Nach langem hin und her ist das Kapitel auch endlich fertig!
Ich habe lange überlegt, ob ich diese Drogenidee einbauen sollte, da ich nicht wusste, ob ich das richtig darstellen kann, aber letzten Endes habe ich mich doch dazu entschieden, damit die Story etwas "härter" wird. Außerdem beschäftigt mich das Thema gerade auch ein bisschen, da sehr viele in meinem Umkreis, also Schule und so, tatsächlich was nehmen, auch wenn es "nur" Gras ist. Um meine Vorbildfunktion zu erfüllen: Kinder, Finger weg von Drogen, Alkohol und Tabak. Das ist nicht sonderlich gesund, gerade dann nicht, wenn ihr jünger seid. Wenn ihr irgendwann mal raucht oder trinkt dann in einem verantwortungsvollen Konsum bitte (so, Prediger-Modus aus. Ich bin ja nicht die Mama von allen Lesern).

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ihr seid gespannt wie es weiter geht!

Song oben: P.O.D. - Youth of the Nation

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