Neunzehnter Eintrag

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Am Sonntag Nachmittag hatte ich mich bei Alex mit ihm verabredet. Er hatte vor mich seinen Kollegen aus der Schülerband vorzustellen und wollte, dass ich ihnen eine Kostprobe meines Könnens zeigte. Mit der neuen Gitarre bepackt lief ich gerade durch die Wohnviertel des Neubaugebiets und suchte Alex' Haus. Ein wenig seltsam war es schon durch diesen Ort zu laufen, mit dem Gedanken, dass ich bald hier wohnen würde. Es war schon immer seltsam für mich gewesen bei meiner Mutter zu sein, da sie um Längen besser lebte als mein Zeuger. Der ranzige Plattenbau war nichts gegen die schönen, neuen Häuser die hier standen. Und bald würde ich ein Teil davon sein. Das war schon irgendwie sehr befremdlich, aber doch auch irgendwo was Schönes.

Nach kurzer Zeit fand ich die richtige Hausnummer und klingelte an einem großen, gelb angestrichenen Haus. Drinnen hörte ich jemanden zur Tür rennen und kurz darauf öffnete Alex die diese.
»Hey Darius, schön dich wieder zu sehen!«, sagte er freudig.
»Komm rein, die anderen sind im Wohnzimmer.«
Ich trat ein, hing meine Jacke in die Garderobe und zog meine Schuhe aus. Anschließend folgte ich Alex ins Wohnzimmer, wo eine Gruppe von drei Jugendlichen auf den Sofas saß, zwei Jungen und ein Mädchen.
»Darf ich vorstellen? Das ist Darius«, stellte er mich vor.
»Hi«, sagte ich ein wenig schüchtern.
Zusammen sah die Gruppe schon ein wenig furchteinflösend aus. Ein Punk mit hochgestelltem grünen Iro und stark zugetackerten Ohren sowie eine Menge Halsketten, ein Emo mit dickem, schwarzen Haar und Piercings im Gesicht und das hübsche Mädchen mit korall gefärbten Haaren und Goth Klamotten. Jedoch lächelten sie mich alle einladend an.

»Grüß dich, Darius. Ich bin Sandor. Die anderen beiden sind Erik und Mareike, aber nenn sie lieber Rey. Alex hat praktisch von dir und deinen Gitarrenkünsten geschwärmt«, begrüßte mich der Punk mit dem grünen Iro.
»Lass dich von ihnen nicht einschüchtern. Sie sehen vielleicht wüst aus, aber sind völlig harmlos«, lachte Alex und setzte sich zu ihnen. Ich folgte.
»Sandor spielt übrigens Schlagzeug und Rey ist unsere Bassistin. Erik ist unser Techniker und schaut, dass alles läuft. Außerdem kann er Screamen«, fuhr Alex fort.
»Bevor Mirko weggezogen ist, hat er Leadgitarre gespielt. Aber ich wette, du übertriffst ihn bei Weitem vom Können her.«
»Naja, das kann ich dir nicht versprechen«, meinte ich verlegen.
»Dann solltest du mal was hören lassen«, empfahl das Mädchen.
»Lass uns hoch in dein Zimmer, Alex.«
Mit diesen Worten stand sie auf und ging voraus in den Flur zur Treppe. Wir Jungs folgten ihr.

Das Zimmer lag im ersten Stock und war minimalistisch eingerichtet. Nur eine Ecke stand voll mit älteren Instrumenten sowie Technikkram. Alex machte einen Verstärker bereit während ich meine neue Gitarre raus kramte und anschließend anschloss. Nachdem alles eingestellt war fragte ich:»Habt ihr Wünsche was ich spielen soll?«
»Du sollst nicht imitieren, du sollst zeigen, wie du spielst«, kam es unerwartet von Erik in einem monotonen Tonfall.
Nach ein paar Momenten des Überlegens fing ich einfach an meine Finger über die Saiten gleiten zu lassen. Nach und nach verlor ich mich immer mehr in der Musik. Ich dachte nicht darüber nach was ich spielte, meine Finger flogen einfach über den Gitarenhals und die Griffe ergaben sich spontan. Nach ein paar Minuten beendete ich mein Spiel und wartete ab, was die anderen dazu sagen würden.

»Alle Achtung Alex, du hast wirklich nicht zu viel versprochen«, grinste Sandor zufrieden.
»Den will ich für die 'Lords of Blood'.«
»Ich bin immer noch dafür, dass unsere Band 'Hate fucking everything' heißen sollte, aber solange Darius dabei ist, ist es mir fast schon egal wie unsere Band jetzt heißt«, schloss sich Rey an.
Auch Erik nickte.
»Und ihr dachtet, ich würde jemanden anschleppen der gar nichts kann«, meinte Alex mit einem selbstsicheren Grinsen.
»Wegen dir und Mirko hieß unsere Band bis jetzt 'Joghurt ohne Gräten', also denk ja nicht, dass wir in dich sehr großes Vertrauen gesetzt haben!«, schimpfte das Mädchen.
»Zum Glück ist diese Zeit vorbei und die Band kann endlich einen Namen bekommen für den man nicht ausgelacht wird.«
»Denk dran, Alex' neuer Vorschlag war 'Metalbrät'«, erinnerte Sandor sie mit unschuldiger Miene.
»So heißt die Band auf keinen Fall! Oder ihr seid eure Bassistin los!«
»Streitet ihr euch ruhig weiter. Ich hab noch was zu erledigen«, sagte Erik auf einmal und war im Begriff zu gehen.
»Was hast du vor?«, fragte Sandor ihn.
»Muss was abholen«, antwortete der Schwarzhaarige, ehe er zum Abschied die Hand kurz hob und anschließend aus der Tür verschwand.
Bis unten die Haustür zugefallen war sagte keiner irgendwas, als Mareike das Schweigen brach.
»Ist das nicht schon das dritte Mal diese Woche, dass er sich was holt?«
Sorge lag in der Stimme der Goth, was ich als relativ ungewöhnlich empfand. Gerade war sie noch recht aufbrausend gewesen.
»Stimmt, normal holt er sich nur alle zwei bis drei Wochen mal was. Gestern Abend hat er sich allerdings auch ne Menge Tabak besorgt«, kam es von Sandor.
Ich war noch mehr verwirrt. Was hatten sie denn wegen Erik? Mir war der Junge zwar auch relativ suspekt, aber ich entschied mich nicht nachzufragen. Eriks Angelegenheiten gingen mich nichts an.

»Er kann von dem Zeug keine Überdosis nehmen, also sollten wir uns vielleicht nicht so viele Gedanken machen«, versuchte Alex sie zu beruhigen.
»Mit Glück verpennt er morgen einfach nur.«
»Sollten wir eigentlich vor Darius so in Rätseln sprechen?«, fragte der Punk in die Runde, woraufhin alle Blicke nun auf mir ruhten.
»Es geht mich nichts an, also frage ich nicht nach«, antwortete ich darauf nur.
»Nun ja, wenn du allerdings bald in die Band gehörst wirst du nicht drum herum kommen es zu erfahren«, meinte Sandor schulterzuckend.
»Ich denke, da können wir es dir auch erzählen.«
»Lass mal, ich weiß nicht, ob Erik das auch Recht ist«, wies ich den Punk zurück.
»Darius hat Recht. Erik sollte es ihm selbst erzählen«, warf nun auch Alex ein.
»Er hat aber jedes Recht zu wissen, mit welchen Leuten er sich abgibt«, verteidigte Sandor seine Aussage.
»Gut, dann erzähl Darius doch mal was über dich«, warf Rey ein und sah den Jungen herausfordernd an.

»Hey, hey, hey, jetzt wartet doch mal! Ihr müsst mir nicht gleich alles über euch erzählen, wenn wir uns gerade mal mit Vornamen kennen und seit knapp einer Stunde zusammen sitzen«, versuchte ich die beiden zu beruhigen und die Situation abzuwehren.
»Das hat doch alles noch Zeit bis ich her gezogen bin und wir gemeinsam zur Schule gehen. Wir können uns ja erstmal über ganz andere Sachen unterhalten.«
Kurz war es still, bis sie beiden verständnisvoll nickten.
»Gut, ist halt die Frage über was«, meinte Sandor.
»Naja... ähm...«, kurz überlegte ich, welche Frage ich nun in den Raum werfen könnte.

»Wie bist du den auf Punk gekommen, Sandor?«
Der Junge lächelte leicht.
»Durch meinen älteren Halbbruder Janosch. Sein Vater war auch schon ein Punk und durch ihn bin ich selbst zu einem geworden.«
»Mareike, warum willst du Rey genannt werden?«, fragte ich weiter.
»Weil das cooler ist als Mareike«, antwortete sie und fügte bissig hinzu
»und wenn ich aus deinem Mund auch nur noch einmal Mareike höre kannst du was erleben!«
Ein wenig war ich doch von ihrem Temperament eingeschüchtert und mir wollte keine neue Frage einfallen.
»Wie bist du denn zum Gitarre spielen gekommen?«, fragte der grünhaarige Punk mich.
»Ich werde schon seit ich klein bin von meinem jetzigen Musiklehrer unterrichtet. Ich hab damals zu Weihnachten eine kleine Akustikgitarre für Kinder bekommen von meinen Eltern und sie haben mich dann zu Markus in den Unterricht geschickt. Und es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Seitdem spiele ich«, antwortete ich.
Ein wenig freute ich mich darüber in den guten Erinnerungen daran schwelgen zu können. Bis...
»Warum ziehst du um?«
Reys Frage kippte meine Stimmung ziemlich, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen und wollte ehrlich sagen, warum ich umzog. Ich musste ja nicht ins Detail gehen.
»Ein paar Monate nach diesem Weihnachten haben sich meine Eltern getrennt und es wurde gerichtlich entschieden, dass ich bei meinem Vater in der gewohnten Umgebung bleiben soll. Allerdings hatte er durch die Trennung auch einen Totalabsturz. Alkoholsucht, arbeitslos geworden, in Schulden verstrickt und schließlich Harz IV. Seine Launen hatte er immer an mir ausgelassen und ich hab es jahrelang stillschweigend ertragen. Jetzt habe ich endlich den Mut gefunden und ziehe hierher zu meiner Mutter.«
Beim Erzählen merkte ich zwar, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, aber ich schaffte es stabil zu bleiben und sie zurück zu halten.

»'Tschuldigung, ich hätte ehrlich gesagt nicht geahnt, dass so viel hinter dem Umzug steckt«, merkte Rey an.
»Du hast wahrscheinlich über die Jahre einiges durchgemacht.«
»Ja«, gab ich zu.
»Ich hab ne Menge Scheiß durch gemacht und war immer zu verschlossen und schüchtern um mir irgendwie Hilfe zu holen. Aber Alex hat mich da raus geholt. Er hat mir den Mut gegeben, den ich gebraucht habe.«
Ich sah lächelnd zu meinem besten Freund, welcher mir kammeradschaftlich auf die Schulter klopfte.
»Ja, das kann Alex gut«, lächelte Sandor.
»Für uns war er schon immer der seelische Mülleimer, besonders für Erik.«
»Naja, wenn ich mal an dich denke als dein Bruder in den Knast gewandert ist...«, begann Rey und schlug sich kurz darauf die Hand vor den Mund.
»Verdammt...«, hörte man sie noch nuscheln.
»Schon gut, Janosch ist halt Janosch. Früher oder später war das bei ihm ja zu erwarten«, wehrte der Punk ab.
»Darf ich wissen, was passiert ist?«, fragte ich vorsichtig.
Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ich war sehr neugierig geworden.

»Es ist nichts Schlimmes, also er hat keinen Mord oder sowas begangen. Bei einer Saufrunde mit seinen Kumpeln ist er an ne Gruppe Rechte geraten. Anklage wegen schwerer Körperverletzung, außerdem hatte er neben Alkohol auch noch andere Substanzen im Blut, das gab halt ein paar Monate«, seufzte er.
»Aber er ist kein schlechter Mensch. Er sorgt sich sehr um mich und seine Freunde und ist immer für einen da, wenn man ihn braucht. Auch wenn er keine weiße Weste trägt.«
»Ich glaube dir, dass dein Bruder ein gutes Herz hat. Auch wenn er im ersten Moment nicht danach klingt«, bestätigte ich Sandor.
»Ich weiß noch, mit dreizehn hab ich mir bei ihm ne Kippe geklaut weil ich unbedingt wissen wollte wie es ist zu rauchen. Gerade als ich ziehen wollte hat er mich erwischt, mir die Kippe aus der Hand genommen und sich selbst in den Mund gesteckt. Anschließend gab es ne Predigt darüber wie dumm die Idee ist als Asthmatiker zu rauchen. Dabei hat er auch Asthma und hat sogar mit elf seine erste Fluppe gehabt«, lachte er.
Nach einem kurzen Moment hatte er sich wieder und lächelte in die Runde.
»Ich tu ihm auch den Gefallen und lass die Finger von Kippen und Drogen. Und Alkohol nur in Maßen. Auch wenn er als Negativbeispiel voran geht, er will, dass es mir möglichst gut geht und aus mir was mache.«

»Klingt so, als wäre dein Bruder nicht so erfolgreich«, meinte ich.
»Ne. Er hat viel geschwänzt und musste den Hauptschulabschluss sogar nachholen. Dumm ist er aber nicht, ganz im Gegenteil. Er ist bloß an die falschen Freunde geraten. Deshalb passt er auch so gut auf mich auf, dass mir das Selbe nicht passiert«, sagte Sandor locker mit einem Lächeln auf den Lippen.
»Auch wenn ich Janosch mag wie er ist, ich hoffe er nimmt sich mal ein Beispiel an den Belehrungen, die er mir immer predigt, und macht noch was aus sich.«
»Darf ich wissen, wie deine Mum über ihn denkt?«, fragte ich nach.
»Natürlich liebt sie uns beide. Auch wenn Janosch ganz nach seinem Vater kommt, und sie mit diesem nichts mehr zu tun haben möchte, lässt sie Janosch nicht im Stich. Und auch wenn ich mir vielleicht ein bisschen zu viel von ihm abgeschaut habe ist sie stolz, dass er auf mich aufpasst.«

»Jetzt ist das ganze doch auf Sachen hinausgelaufen, die wir eigentlich vermeiden wollten«, lachte Alex.
»Stimmt«, belächelte Rey die Situation.
»Also ich kann von mir sagen, dass bei mir soweit alles Paletti ist. Unser zweites Sorgenkind war immer schon Erik, aber der ist wohl dann das nächste mal dran, wenn wir uns sehen.«
Kaum wie das Mädchen das ausgesprochen hatte bemerkte ich ein Vibrieren in meiner Tasche am Hoody und nahm mein klingelndes Handy hervor.
»Meine Mum«, sagte ich kurz zu ihnen und nahm ab.
Das kurze Gespräch endete schnell mit dem Ergebnis, dass ich langsam nach Hause kommen sollte, damit ich wieder zu Markus gebracht werden konnte.
»Tja, dann ist es wohl Zeit sich zu verabschieden«, meinte Alex nur dazu und half mir die Gitarre einzupacken.
»War aber schön, dass du da warst«, sagte Sandor und Rey stimmte zu.
An der Haustür verabschiedeten wir uns dann und ich verschwand in der einsetzenden Dämmerung.

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Endlich habe ich die freie Zeit mal genutzt und dieses Kapitel fertig geschrieben. Ich kann jetzt schon sagen, dass das Buch in meiner Rechnung noch 5 Kapitel in dieser Länge bekommen soll. Wann ich mich dazu motivieren kann diese zu schreiben ist eine andere Sache, aber ich habe mir eine Deadline bis Anfang Juli gesetzt. Die letzten Kapitel werden auch deutlich schwieriger zu schreiben und ich hoffe, ich bekomme es so hin wie ich möchte. Zugegeben, dieses Kapitel war ein kleiner Lückenfüller und ich bin nicht so ganz zufrieden, wie es sich entwickelt hat, aber die nächsten Kapitel sind umso wichtiger ;)
Bald wird auch die Verwirrung um das Alien auf dem Cover verschwinden (ich hab das schon öfter bei den Bewertungen der Wettbewerbe gelesen) xD

Bleibt gesund!

LG Oukami 🐺

Song oben:
Savior von Rise Against

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