11 End باب

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Mit der Hand unruhig auf meinem Bauch reibend, so wie es mir zur Gewohnheit geworden war, eilte ich durch die Gänge des Palastes.
Aber etwas hatte sich verändert. In mir.
Die Zuversicht, die ich immer versprüht hatte, wenn ich die Bediensteten begrüsste, oder auch mit dem Adel sprach, war weg.
Ich hatte diesen Krieg gesehen. Und die Opfer die er forderte.
Ich hatte ihn hautnah erlebt und erneut war ich mit meinem Leben davon gekommen. Doch von Asher wusste ich nicht dasselbe.
Boten waren zwar ausgeschickt worden, doch nie brachten sie andere Nachrichten als von einem erbitterten Kampf, der sich unterdessen sogar bis auf die Bergkette ausgeweitet hatte.
Es schauderte mir bei der Vorstellung wie die Zacken des majestätischen Berges mit toten, aufgespiessten Körpern besetzt waren. Wie eine tödliche Krone. Ich würde sie nicht tragen wollen.
Ich trug schon meine.
Schwer lastete sie auf meinem Kopf als ich den Minister im Krankenflügel besucht hatte.
Er hatte zum Glück überlebt, denn ausser dem Blutverlust war die Stelle nicht lebensgefährlich.
Er hatte zwar eine weisse Schlinge um seinen Arm, doch er witzelte bereits, dass ihn mit so einem weissen Ding niemand mehr ernst nehmen würde.
Es war gut zu sehen, dass wenigstens er sich schnell von dem Erlebnis erholte.
Ich nämlich nicht.
Mein Tagesablauf begann mich in den Wahnsinn zu treiben.
Jeden Tag sass ich auf meinem Thron, als wäre ich festgenagelt, weil ich wusste, dass die Nachrichten der Brieftauben und der Boten dort als erstes eintrafen.
Doch es waren keine guten oder neuen Nachrichten gekommen. Nur der immerwährende Krieg.
Dann kam der Abend, den ich jeweils mit Amora und Kaya im Garten verbrachte, in welchem sie vergeblich versuchten, mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Danach kam der schlimmste Teil.
Die Nacht. Ich lag in meinem grossen, leeren Bett und wann immer ich einschlief verfolgten mich die Schreie der Männer, die für mich gestorben waren.
Ich hörte sie von überall her und ich hatte das Gefühl, dass ihre leblosen, schweren Körper neben mir lagen. Und ich mittendrin.
Ich wusste dass ich nur träumte, denn ich hatte den Traum nun schon zu oft erlebt.
Ich wusste was kommen würde, doch trotzdem zog ich die Decke von meinem Gesicht und drehte den Kopf langsam nach links.
Das Laken meines Bettes war blutig und eine weisse, fahle Hand fiel mir als erstes auf.
Danach wanderte mein Blick weiter hoch und ich sah direkt in die Matten; leblosen Augen meines Mannes.
Wie er dort blutleer lag und in die Ferne starrte. Direkt an mir vorbei.
Ich schrie und mein eigenes Geschrei liess mich aufwachen.
„Majestät, ist es das Baby? Geht es euch gut?"
Die alte Hebamme, welche sich für die letzten drei Mondzyklen in einer kleinen Kammer neben meinem Gemach einquartiert hatte, kam erschrocken herbei geeilt.
Auch die Wachen hatten alarmiert die Türen aufgemacht und sahen sich mit gezogenen Schwertern im Raum um.
„Ihr schwitzt meine Königin. Soll ich euch etwas zur Beruhigung holen?"
Fragte die Frau mit dem vom Leben gezeichneten Gesicht sanft.
Ich schüttelte schnell den Kopf, während ich krampfhaft versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
„Es war nichts. Nur ein Traum."
Die Wachen tauschten bedeutende Blicke aus und verliessen den Raum wieder, während sich mein Hebamme neben mich setzte.
„Ihr müsst um des Baby willens besser auf euch achten, Majestät. Jede eurer Aufregungen kann gefährlich sein. Vor allem nach der letzten Reise solltet ihr unbedingt ruhen."
Sie drückte mich an den Schultern zurück ins weiche Bett und bettete meinen Kopf auf das flauschige Kissen.
„Danke."
Murmelte ich nur, während mir schon halb die Augen zufielen.
Als sie das Zimmer verliess, hörte ich noch kurz das Knallen der Türe, bevor ich wieder in meinen Träumen versank.
Träume, die es anscheinend nicht gab. Und doch erlebte ich es als wäre es Wirklichkeit.
Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht dieses Talent unseres Priesters besass und Dinge im Traum sah, die sich dann bewahrheiteten.
Denn wenn doch, dann wäre ich verloren.

Der nächste Tag drohte wieder so zu werden wie all die anderen zuvor.
Beim Aufstehen brauchte ich Hilfe und mein Rücken schmerzte ungeheuerlich, sodass Kaya mich mit einem gut riechenden Öl massierte, um meine Glieder etwas zu entspannen.
Dann zeigte sie mir die Kleiderauswahl und ich starrte seufzend auf die samtenen Prachtstücke.
Das schwarze Kleid sollte sie sofort weg legen.
Ich hoffte sehr dass ich es in nächster Zeit nicht anziehen musste.
Als ich meine Gedanken äusserte wurde es bei meinen Zofen sehr leise und jede schien zu spüren, wie bedrückt ihre Königin wirklich war.
„Wie wäre es mit dem weissen hier?"
Kaya lächelte ermutigend, während sie mir weichen Stoff entgegen hielt, an dessen Saum des Kleides und an den Ärmeln weiche Schwanenfedern angebracht worden waren.
„Damit würdet ihr aussehen wie die Königin aller Pfauen und Vögel."
Ich lächelte leicht.
„Fliegen wäre etwas schönes. Doch dafür fühle ich mich zu schwer. Und nicht fröhlich genug."
Mit zusammengepressten Lippen legte sie das Kleid vorsichtig beiseite und zog ein braunes enges Kleid hervor, dessen Kopftuch mehr wie eine Schleppe wirkte und daran hinunterging wie ein Netz; welches man über gefangene Tiere stülpte um sie Bewegungsunfähig zu machen.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Zofen liessen es sich nicht anmerken, doch es nervte sie, jeden Tag meine Stimmung aushalten zu müssen und ihre Zeit mit meiner Ankleidung verschwenden zu müssen.
Doch das war mir egal, denn ich hatte gelernt keine Acht mehr auf das zu geben, was andere dachten.
Ich drückte aus wie ich mich fühlte und das war besser, als alles in mir zu verstecken.
Da klopfte es an meiner Türe und ich winkte Kaya zu, dass sie die Flügeltüren öffnen sollte, die beinahe so hoch waren wie mein Gemach.
Der Junge Page mit seinen dünnen Beinchen und den grossen Augen zog seine graue Mütze artig ab und verneigte sich, sodass ich einen guten Ausblick auf seinen ungewaschenen Nacken erhaschte.
Die Zofen kicherten und er richtete sich verlegen wieder auf.
„Verzeiht wenn ich euch so früh störe, meine Königin. Doch es ist sehr wichtig."
Sein Blick war für den eines Kindes erstaunlich ernst und klug. Sofort war ich beunruhigt.
Ich hob barsch eine Hand und nickte ihm dann zu.
„Sprich."
Er nickte und leckte sich über die trockenen Lippen.
„Ihr werdet im Beratungsraum des Königs erwartet. Es gibt gute Neuigkeiten, beide Truppen haben sich zurückgezogen um sich zu stärken, eine vorübergehende Waffenruhe wurde einberufen. Auch wenn sie nur von kurzer Dauer sein wird, sind die Männer zurückgekehrt."
Zwei meiner verheirateten Zofen quietschten vor Freude auf und mein Herz begann wieder Leben durch meine Adern zu pumpen.
„Und der König? Hast du ihn gesehen?"
Fragte ich, meine Stimme zitterte vor Aufregung.
„Ja, er wartet auf euch, Majestät."
Ausser mir von überwältigender Freude sprang ich auf, sodass ich wankte und schnippte Kaya herbei.
„Das weisse Kleid, schnell! Ich muss sofort zu meinem Gemahl!"
Sie nickte erfreut und in Windeseile machten sich die vier jungen Frauen daran, mich in das Kleid zu stopfen, welches gerade noch so passte.
„Na los..."
Murmelte ich unentwegt und konnte nicht still stehen, sodass sich der Schleier, den sie mir über den Kopf legten, sich immer wieder in meinen Haaren verhakte.
„Majestät bitte haltet doch ruhig.."
Murmelte Kaya , welche die Klammern zwischen den Zähnen eingeklemmt hatte.
„Unwichtig, soll der Schleier doch abfallen. Ich muss zu meinem Mann!"
Mit diesen Worten liess ich sie alle stehen und eilte mir fliegenden Füssen aus dem Raum.
Vorbei an den Wachen die ich hinter mir zurück liess.
Ich kannte den Weg zum Raum selbst.
Ich meinte zu spüren wie meine Freude meinen ganzen Körper packte und konnte meine Füsse gar nicht schnell genug voreinander setzen.
Schliesslich riss ich die Türen zum Raum der Kriegsberatungen auf und stürmte hinein.
Die Türen hatten etwas zu viel Schwung und knallten hinter mir zu.
Jetzt würde jeder wissen, dass ich hier war.
Doch Niemand war hier.
Ich runzelte die Stirn und blieb stehen, während ich mich umsah.
Der Tisch stand leer da und die Stühle waren ordentlich an ihn heran geschoben.
Meine Augen wanderten weiter und entdeckten eine schwarze Gestalt am Fenster, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte und mich nicht bemerkt zu haben schien.
Die weisse Schlinge über dem schwarzen Mantel und die langen Haare erkannte ich sofort.
„Ardon! Habt ihr die Nachrichten gehört? Er ist zurück!"
Glücklich lief ich auf den gebeugt dastehenden Minister zu, der sich langsam umdrehte.
Er kam mir entgegen, doch seine Miene zeigte keine Freude. Nur Mitleid und einen ersten Ausdruck auf den Falten seiner Stirn.
Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich verlangsamte meine Schritte.
„Ardon..was.."
Es geschah sehr schnell. So schnell das ich die Möglichkeit gar nicht hatte, zu reagieren.
Aus den Falten seines Gewandes schnellte seine Hand hervor und ich konnte dasselbe Messer erkennen, mit welchem ich den Perser in der Kutsche getötet hatte.
Ich riss die Augen auf und noch im selben Moment befiel mich die klamme Angst des Todes.
Ich kannte sie. Und der Raum war voll damit.
Dann rammte mir mein teurer Freund das Messer direkt in den Bauch.
Ich öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei verzogen, während ich mich mit einer Hand ein seiner Schulter festkrallte und mit der anderen an meinen Bauch fasste, aus dem er das Messer raus zog.
Es war rot und Blut tropfte davon hinunter auf den Boden.
„Nein...nicht du."
Flüsterte ich und spürte wie meine Beine nachgaben.
Er fing mich auf und zärtlich setzte er mich an die Wand.
„Bitte verzeiht mir, Daya. Ich habe das nie gewollt."
Ich spürte wie die Tränen über meine Wangen rollten und hob die Hände vor mein Gesicht.
Rot. Mein weisses Kleid färbte sich langsam und bestätig mit dem Blut von mir und meinem Kind.
Dann setzte der Schmerz ein, doch so schlimm war er gar nicht. Jedenfalls nicht der körperliche.
„Wieso?"
Hauchte ich, während ich verzweifelt versuchte mein Kleid auf die Wunde zu pressen, während Wehenartige Schmerzen meinen Körper schüttelten und ich mich krümmte.
„Euer Vater hat mir alles gegeben, Majestät. Ein Leben, Liebe und Freundschaft. Als er noch lebte hatte er davon gesprochen Ash zu töten. Ich musste ihm Versprechen, niemals zuzulassen dass Ash oder Jemand mit seinem Blut auf diesem Thron sitzt.
Und dieses Versprechen habe ich gehalten."
Ich spürte den metallischen Geschmack von Blut auf meiner Zunge.
„Ihr..."
Blut tropfte langsam von meiner Lippe und hinderte mich daran, weiter zu sprechen.
„Ich mochte euch immer sehr Daya, ich wollte euch nie etwas böses, ich schwöre es!"
Als müsste er sein schlechtes Gewissen von seiner unreinen Seele reden, strich er mit seinem Mantel das Messer sauber und steckte es weg.
Dann ging er vor mir auf die Knie.
Meine Beine spürte ich schon gar nicht mehr.
„Ich wollte nie König sein. Doch ich wollte euch darauf sehen, weil ihr es verdient hattet. Doch nicht mit ihm."
Er sprach es voller Verachtung aus.
„Doch trotz meines Angriffs im Bad habt ihr euch nicht umentschieden. Dann wurde euer Vater ermordet und ich hatte keine andere Wahl mehr, als das hier."
Ich hustete und konnte nicht mehr genug Luft in meine Lunge pressen.
„Das Baby..."
Er nickte und strich eine meiner Haarsträhnen von meinem Gesicht.
„Es wird mit seiner Mutter im ewigen Paradies weilen. Aber ich konnte nicht zulassen, dass es geboren wird."
Ich starrte ihn nur an und legte all den Hass und die Verzweiflung in meinen Blick, auf dass er ihn verfluchen würde.
„Ich muss nun gehen. Doch ich bitte euch, verzeiht mir meine Taten."
Hoffnungsvoll sah er mich an.
Ich streckte meine Hand nach ihm aus, vor Anstrengung verzerrte sich mein Gesicht.
Als er näher kam zerkratzte ich seine vernarbten Wangen mit meinen Nägeln.
Er wich mit einem leisen Fluchen zurück und stand dann auf.
Traurig traf mich sein Blick, dann nickte er verstehend.
„Dann sei es so. Auf wiedersehen, Königin Daya."
Mein Sichtfeld verschwamm und ich konnte nur noch seine Füsse sehen, die sich weiter entfernten, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Dann schlossen sich meine Augen und ich konnte das Rauschen meines Blutes hören.
Meine Hände lagen auf meinem Bauch und ich weinte.
Verzeih mir, mein geliebtes Kind, dass ich dir nicht das Leben auf Erden ermöglichen konnte.
Ich atmete Blut schluckend ein und bewegte meine Finger über meinen Bauch.
So würde es beruhigt sein. So würde es keine Angst haben mit seiner Mutter zu sterben.
Es wird alles gut werden.
Da lag ich also.
In einer Blutlache, die sich langsam über den Boden ausbreitete.
Kleine, weisse Federn schwammen darauf und die Sonne schien durch das Fenster auf mein weisses, beflecktes Kleid.
Ich dachte nicht mehr darüber nach, wie es war zu sterben. Es war auch nicht mehr wichtig wen ich zurück liess oder wer mich vermissen würde.
Ich hatte nicht mehr die Kraft, zu denken.
Ich hörte mein mattes Ausatmen und fühlte wie ich weg gezogen wurde.
Dann gingen die Türen auf und ich hörte gedämpfte Schreie und Schritte.
Doch alles was sie vorfanden war eine sterbende Königin die ihr Kind im Geiste umschloss.
Ich fragte mich, ob tote Seelen die Sterne am Himmel bildeten.
Wenn ja würden sie mich sehen. Und als kleinen Stern neben mir mein Kind.

~Ende des 3. Bandes~

Das 4. und damit letzte Band wird auch in diesem Buch fortgesetzt und erscheint bald. Ich weiss was das Kapitel anrichtet, doch hoffe ich dass ihr weiterlest und seht was geschieht. Bis bald
Tala

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