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Ich war eingeschlafen, so tief und ungestört hatte ich lange nicht mehr geschlafen. Die Reissäcke waren wirklich bequem. Am Abend war ich mit einem Hals ohne eine lästige Kette eingeschlafen und heute morgen wurde ich mit einer Hand in meinen Haaren geweckt.
Ich wurde unsanft daran hochgerissen und ein stummer Schmerzensschrei entwich mir, als ich grob aus der Kammer gezogen wurde. Mir blieb nicht mal richtig Zeit, aus meinem Traumland aufzuwachen. Ich verstand noch nicht genau, was gerade passierte.
"Was hast du mit deiner Kette gemacht!"
Keifte mich Ena von oben herab an, sie drückte meinen Kopf noch immer nach unten, indem sie meine dichten Haare um ihre schlanke Hand gewickelt hatte. Ihre Augen glitzerten gefährlich und ich hatte mich auf dem Boden zum Schutz zusammengerollt. Jetzt war ich wach. Durch den Schmerz, der unaufhörlich durch meine Kopfhaut strömte.
Ich verzog die Lippen und versuchte mich los zu machen, doch sie scheute nicht davor zurück, noch fester daran zu reissen. Sie zwang mich, meinen Kopf zu ihr hoch zu bewegen, sodass ich eine braune Haarsträhne unter dem Kopftuch ausmachen konnte, die sich über ihrer hohe Stirn kräuselte.
"Wolltest du etwa fliehen?"
Zischte sie mir ins Ohr und stiess direkt mich in Ashers Gemach, welches zwischen ihrem und meiner Kammer lag.
Ich landete auf den Knien und stützte mich mit den Händen auf dem weichen Teppich ab, meine Augen brannten vor Wut.
Das Haar hing mir über die Stirn und ich hatte den Blick auf den Marmor gerichtet, der unter den weichen Teppichen hervorblizte.
Ich musste tief einatmen, um sie nicht wie eine Furie anzuspringen und hob nur den Kopf, als Ash angezogen auf uns zu kam. Er musterte uns mit einem scharfem Blick, der eine sofortige Erklärung verlangte.
"Sie hat ihre Kette abgenommen."
Sagte Ena und verschränkte ihre Arme vor der Brust, die in einem weiten, schönen, orangen Kleid mit langen Ärmeln steckte. Es schleifte sogar auf dem Boden nach. Das verstand ich nicht. Wieso sollte man mehr Stoff für ein Kleid benutzen, wenn sie es doch nicht brauchte? Das Kleid war einfach zu lange.
Aber trotzdem  sah sie wirklich gut aus.
Aber Ash liess sich nicht von ihr beeindrucken. Er stellte sich vor mich, sodass ich seine Beine vor mir sehen konnte und reichte mir eine Hand.
Ich wusste nicht, ob Ena oder ich fassungsloser ausgesehen hatten, aber ich starrte ihn völlig entgeistert an.
Es wäre nicht seine Pflicht gewesen, mir zu helfen. Wenn, dann hätte er seiner Verlobten einen Gefallen tun sollen, aber doch nicht mir.
Dennoch ergriff ich die Hand langsam und stand auf, während sein Blick mir aufmerksam folgte, bis ich zwischen den beiden stand und zwischen meinen Haaren hasserfüllt zu Ena sah, die uns mit versteinertem Gesicht ansah.
"Ich habe die Ketten gelöst."
Ena strauchelte kurz und öffnete protestierend den Mund, ihre Eifersucht prasselte auf mich nieder wie eine Welle von Gift.
Dabei war ich gar keine Gefahr für sie.
Sie war seine Verlobte, eine Prinzessin und ich war nur ich. Ein Strassenkind. Wieso also fühlte sie sich von mir bedroht?
"Aber wieso...sie...sie ist nur eine Sklavin."
Stotterte sie und sie blitzte Ash an, der nun wieder, ganz die Rolle des arabischen Mannes, den Kopf hob.
"Du hast kein Recht, mich Infrage zu stellen."
Er klang kalt und befehlerisch, sodass selbst ich als rebellische Seele beinahe zurück gewichen wäre.
Doch Ena schien wirklich wütend zu sein.
"Doch habe ich, ich bin deine Frau!"
Ich presste die Lippen zusammen als sie lauter wurde, mein Körper verspannt sich. Ich fühlte die Wut von beiden Seiten über mich zusammenklappen und hätte mich am liebsten langsam und leise zurück gezogen.
Doch das würde nur dazu führen dass sie mich auch wahrnahmen.
Also blieb ich versteift stehen und versuchte, mich nicht zu bewegen.
"Du bist meine Verlobte."
Stellte Asher klar und Ena fuhr zusammen, als hätte er sie geschlagen.
Mir wurde auf einen Schlag klar, dass es eine organisierte Heirat sein musste. Die beiden schienen sich nicht so gut zu kennen, das ich sagen könnte, sie wären zusammen. Ein wirkliches Paar.
Für mich war sowas unverständlich. Wieso sollte man jemanden ehelichen, den man nicht von Herzen liebte? Das ergab doch keinen Sinn. Ich könnte niemals einen wildfremden Mann heiraten.
Meine Liebe zu erzwingen anstatt glücklich mit Jemandem zu werden, dem ich mein Herz schenken könnte, das war unvorstellbar für mich. Nicht dass ich jemals heiraten würde. Sowas taten Sklaven nicht.
Ena reckte das schmale Kinn und versuchte, sich grösser zu machen als sie war. Das war auch meine Taktik, wenn ich ernsthaft verletzt oder traurig war. Ganz kurz tat sie mir wirklich leid. Sie war vielleicht reicher auf die Welt gekommen als ich, aber etwas in mir sagte mir, dass ihr Herz musste genauso leiden musste wie das meine.
Jemanden zu lieben, der diese Gefühle offensichtlich nicht so sehr erwiderte, musste hart sein.
"Daya, hilf mir mich umzuziehen."
Sagte sie dann mit einer so dumpfen Stimme, dass ich beinahe eine Braue gehoben hätte. Jegliche Gefühle waren aus ihrer Stimme gewichen.
Sie sah Ash noch einmal mit blitzenden Augen an und drehte sich dann um, ich zögerte kurz aber eilte ihr nach, vielleicht sollte ich meine Rebellen Nummer abziehen wenn die Stimmung nicht zum zerreissen angespannt war.
Mein Kleid war etwas zerknittert aber es kümmerte mich nicht, es sah noch immer schöner aus als alles, was ich jemals berührt hatte.
Aber als ich Ashers Blick bewusst mied und Ena hinterherdackelte, hielt er mich erneut am Arm fest, nicht hart aber bestimmt, sodass ich doch zu ihm zurück sah.
"Du musst mir vertrauen, ich sorge dafür dass du nicht angefasst wirst Daya, verstanden?"
Ich nickte. Ob ich ihm glaubte, das hatte ich noch nicht entschieden. Ich wusste schliesslich nicht wieso er das tat. Aber diese Worte aus seinem Mund zu hören gaben mir doch ein klein wenig Sicherheit.
Er liess kurz seinen Blick an mir hinunter wandern und liess mich dann los.
Ohne weiteres hätte er mich nehmen können. Wann immer er es gewollt hätte.
Aber er tat es nicht, er berührte mich nicht und sah mich auch nicht mit diesem ekligen, gierigen Blick an. Er sah mich an als wäre ich ein Mensch unter vielen. Dafür war ich ihm in diesem Moment mehr als dankbar.
Ich schob die Türe hinter Ena und mir zu und beobachtete schweigend, wie sie sich mit wütenden und energischen Bewegungen aus ihren Kleid zwängte. Es war Morgen, wieso also sollte sie sich schon wieder umkleiden. Aber das war ja nicht meine Sache. Ich war nur da um ihr zu helfen.
Sie hatte besass Scham vor mir, wieso auch, eine Sklavin hatte gar nicht das Recht, den Körper einer Prinzessin anzuzweifeln, das war wohl ganz normal hier. Frauen sahen Frauen nackt. Da war nichts dabei. Also durfte ich auch nicht verlegen wegsehen.
"Bring mir das Kleid dort hinten."
Sagte sie knapp und herrisch, sodass ich dem Drang Wiederstehen musste, absichtlich stehen zu bleiben.
Ich lief über den Teppich, der über meine nackten Füsse strich und hob das schwere, mit Gold bestickte Kleid vorsichtig hoch.
Während ich es zu ihr hinüber trug, hörte ich sie beruhigend auf sich selbst einreden.
Sie tat mir nun wirklich etwas Leid und die Wut auf sie wegen vorhin verblasste.
Ich hatte mir zwar vorgenommen, nicht mehr weich zu werden, da sich solche Menschen wie Ena niemals ändern würden. Und was sie mir grade angetan hatte war auch nicht richtig. Aber sie hatte niemanden. Genau wie ich und vielleicht tat sie all das nur, um ihr eigenes Leid in dem von Anderen zu ertränken.
Während ich ihr in das Kleid half und darauf achtete,  dass sich unter dem wallenden Stoff nichts verdrehte, hörte ich wie sie sich langsam beruhigte und tief durchatmete.
"Sobald ich sein Kind in mir trage, wird er mich lieben."
Sie hörte sich hoffnungsvoll an und wieder völlig ausgeglichen, aber sie verdrängte nur die Tatsache, die uns beiden klar war.
Ich hatte ihm gesehen, wie er sie ansah. In seinem Blick war kein Funken Liebe oder Leidenschaft gewesen, und es würde sich auch nicht einfach so welche entwickeln.
Ich gab zu, dass es mich bis zu einem gewissen Mass mit Zufriedenheit erfüllte, aber es tat mir auch leid für sie.
Ich hatte mir dieselben blinden, naiven Hoffnungen bei meine Eltern gemacht.
Ich war fest davon überzeugt gewesen, dass sie eines Tages nach mir suchen würden.
Aber die Realität war anders gekommen und wenn sie sich nun an ihren Traum klammerte, würde sie später noch mehr verletzt werden.
Ich wollte nicht, dass ihr das geschah.
Und auch wenn ich wusste, dass ich es hätte sein lassen sollen, war ich doch ehrlich zu ihr. Weil ich ich die Schmerzen ersparen wollte.
"Wird er nicht."
Sagte ich leise und hob leicht ihren Fuss an, damit sie nicht auf den bestickten Stoff trat.
"Was?"
Sofort entfernte sie sich von mir und hielt sich an einem Tisch fest, von dem allerlei wunderbare Gerüche zu mir hinüber wehten.
"Das Kind wird er mit Sicherheit lieben. Aber dich nicht."
Es waren harte Worte und sie konnte sie falsch verstehen, aber ich wollte ihr helfen. Manchmal war die harte Wahrheit besser als die schönste Lüge.
Seit dem Moment an welchem ich mir eingestanden hatte, dass ich meine Eltern nie sehen würde, hatte ich mit dem Träumen aufgehört. Und auf diese Weise hatte ich überlebt, länger als man es als junge Frau in den Gassen der Hauptstadt vielleicht sonst tat.
Aber Ena verstand nicht, dass ich ihr gerade helfen wollte.
Ihr Gesicht lief rot an vor Zorn. Dabei wollte ich ihr doch nur die Wahrheit aufzeigen, damit sie nicht mehr leiden musste.
Aber sie verstand es vollkommen falsch.
"Und du denkst, dich wird er lieben?"
Sie lachte und wieder klang dieser hysterische, tief verletzte Unterton in ihre Stimme, so dass ich wirklich mit ihr mitfühlte.
Doch danach war es sofort weg.
Ich hatte mich selbst gewarnt. Ich wusste ja dass  Menschen wie sie sich nicht änderten. Dennoch hatte ich mit ihr gefühlt und hatte ihr irgendwie helfen wollen.
Aber das war falsch gewesen. Und das machte sie mir ganz deutlich.
"Du bist nur eine Sklavin, ein Nichts.
Er wird dich nicht einmal ansehen, du bist für ihn nicht mehr als ein interessanter Gegenstand."
Die Worte taten weh auch wenn sie das nicht sollten, weil ich das alles ja schon wusste.
Ich schluckte und hob den Kopf, meine Lieder flatterten. Damit hatte ich mich schon abgefunden. Trotzdem, es nochmals mit so viel Herablassung aus ihrem Mund zu hören, das tat weh.
Sie schwieg daraufhin wieder und sah arrogant nach vorne.
Ich wusste, dass sie all ihre Schmerzen hinter dieser Maske versteckte. Hinter der Art, wie sie mich behandelte. Aber mein Mitgefühl war weg. Sie hatte ja deutlich gezeigt, dass sie es nicht wollte.
Sollte sie in ihrer Trauer ertrinken, ich hatte meine eigenen Probleme und musste nicht auch noch ihre auf meinen Schultern tragen.
Also schloss ich ihr Kleid und rückte den Schleier etwas zurecht, sodass man das weiche, braune Haar nicht mehr sah.
Als ich weg treten wollte, wanderte ihr Blick an mir hinunter und sie packte mich am Handgelenk.
Ich bleib sofort stehen und regte mich nicht, während sie es umdrehte wie Asher das bereits vor ihr getan hatte.
Sie starrte das Kettchen an und als sie meinen Namen darauf las, sah sie mit einem dunkeln Blick hoch.
"Das hast du geklaut."
Meine Augen wurden gross und ich schüttelte den Kopf.
"Nein, das stimmt nicht! Das gehört mir!"
Meine Stimme zitterte und ich machte mich unsanft von ihr los.
Ein bösartiger Ausdruck huschte durch ihre Augen. Da war irgendetwas dunkles in ihr.
"Wache!"
Schrie sie dann, sodass ich zusammenzuckte und sie entgeistert anstarrte.
Sofort öffnete sich die Tür und ein Mann trat ein. Sein Bart passte zu dem weissen Gewand, welches er über der Lederrüstung trug. Er musste wohl gerade im Einsatz gewesen sein, denn er war überaus schmutzig und roch nach Schlamm und Schweiss. Doch diese Gerüche war ich mir gewohnt. Ena hingegen rümpfte die feine Nase.
"Prinzessin?"
Sie wies anklagend auf mich und ihre Stimme triefte nur so vor Schadenfreude, während sie sprach.
"Nehmt dieser Diebin die Kette weg! Als Strafe für dieses Vergehen hackt ihr ihr die Hand ab!"
Zitternd wich ich zurück, und blickte engeistert von ihr zu dem verblüfften Wachmann. Wie konnte sie so etwas tun! Ich hatte das nicht geklaut.
Die Kette war das Einzige was ich von meinen Eltern hatte und es bedeutete mir alles! Es war allein mein Besitz, das Einzige was mir alleine gehörte.
Es hatte mir Halt gegeben und jetzt wollte sie mich dafür bestrafen, es zu besitzen. Es mir weg nehmen.
„Und anschliessend geht und wascht euch."
Fügte sie noch hinzu, während sie sich die Hand vor die Nase hielt und hüstelte.
„Ja, Prinzessin."
Die Wache kam auf mich zu. In seinem Blick lag kein Bedauern. Er führte nur den Befehl der Prinzessin aus, um schnellstmöglich wieder an seine Arbeit gehen zu können.
Ich wich weiter im Zimmer zurück und wollte ihm ausweichen, doch seine starke Hand packte mich schmerzlich an der Schulter und riss mir das Kettchen ab dem Handgelenk.
Ich zuckte zusammen und presste die Lippen aufeinander, als hätte mir gerade Jemand einen Dolch ins Herz gerammt. Augenblicklich fühlte ich mich leer. Ich folgte der goldenen, feinen Kette bis hin zu seinem Umhang, und er er sie verschwinden liess.
Ich atmete zitternd aus, als er seinen Säbel zog und meinen nackten Arm vor sich hielt. Er würde es wirklich tun. Ohne zu hinterfragen, ob Ena im Recht war.
Eine Hand für einmal klauen. So lauteten die Gesetze. Doch ich hatte es nicht gestohlen. Ich würde zu unrecht bestraft werden...
Tränen stiegen mir in die Augen und ich hätte Ena in diesem Moment getötet, hätte ich die Gelegenheit dazu gehabt. So wütend war ich auf sie.
Das Einzige, was meine Wut noch übertraf war meine Angst. Eine Sklavin ohne Hand wäre nichts mehr nütze. Ich würde wieder auf der Strasse landen und unter diesen Umständen nicht lange überleben.
Ob Ena auch daran gedacht hatte, als sie mich in tiefer Wut dazu verflucht hatte? Sie hatte mein Schicksal besiegelt. Und dabei sah sie nur zu, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich blickte wieder zurück zu der gezückten Wache.
Der Säbel glitzerte im Sonnenlicht und blendete mich, bevor der Mann ihn ohne zu zögern auf meine Hand niederfahren liess.
Ich schloss die Augen. Ich würde mich nicht wehren, denn es würde nicht bringen. Also wartete ich.
Wartete auf den Schmerz.
Den Schmerz, der mir wieder einmal mehr zeigen würde wie schwach ich in dieser riesigen, gefährlichen Welt doch war.
Aber der Schmerz blieb aus.
Als ich langsam die Augen öffnete, hatte der Säbel mit der spitzen Klinge einige Zentimeter über meinem Handgelenk gestoppt.
Die Wache musste wohl im letzten Moment inne gehalten haben und als ich langsam hoch sah entdeckte ich Ash, der mit vor Wut dunkeln Augen vor mir stand.
„Weg von ihr."
Knurrte er und die Wache entfernte sich sogleich etwas von mir. Als sich die spitzige und scharfe Waffe etwas von mir entfernte, atmete ich erleichtert aus und sog die Luft wieder in meine Lungen auf.
Er hatte mich gerettet, meine Schuld ihm gegenüber wuchs schon wieder.
Eigentlich war es pure Nächstenliebe so zu handeln, wie er es gerade getan hatte. Trotzdem fragte ich mich für einen kurzen Moment, ob er vielleicht immer rechtzeitig da war, um mich zu retten, weil er mich gar nie aus den Augen gelassen hatte. Aber jetzt wurde ich überheblich. Wieso sollte er ausgerechnet mir so viel Aufmerksamkeit schenken.
„Verzeiht mein Prinz, ich habe nur..."
Asher hob eine Hand und sofort war der Mann wieder ruhig. Er hatte wohl aufgehört nachzudenken. Er folgte blin allen Befehlen, die ihn ereilten.
Bei dem Gedanken an das feine Kettchen und Enas Strafe für mich, wurde mir kalt. Ohne Asher wäre mein Todesurteil so gut wie unterschrieben gewesen.
"Verschwinde."
Asher klang in kleinster Weise respektvoll und die Wache machte, dass sie raus kam. Mit wenigen Schritten war der Mann mit dem Sand, der an seinen Stiefeln klebte, an der Türe und dann fiel sie auch schon hinter ihm ins Schloss.
Ich rieb mir kräftig über die Klammen Finger. Nur um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich noch da waren.
Asher drehte sich dann langsam zu Ena um, störrisch hatte sie den Kopf gehoben und funkelte ihn an.
„Was sollte das?"
Fragte Asher sichtlich genervt.
Die Luft zwischen ihnen schien zu vibrieren, ich konnte die Explosion die zu kommen drohte beinahe schmecken. Trotzdem war die Wut beider Menschen, die sich mit mir in diesem Zimmer befanden unterdrückt.
„Sie hat eine Kette gestohlen und ich wollte ihr die gerechte Strafe deswegen zuführen. Das ist mein Recht als ihre Gebieterin."
Schnippisch zupfte Ena an ihren Ärmeln herum.
„Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass sie mit einer Hand nicht mehr für dich arbeiten kann?"
Ena zuckte die Schultern, während sich Asher entnervt übers Kinn rieb.
„Na und. Das wäre mir auch ganz recht. Ich will sie sowieso nicht als Sklavin. Bring sie zurück auf die Strasse."
Ich horchte auf. Asher mahlte mit dem Kiefer und langsam spürte ich die Wut, die aus seiner Körpersprache sprach.
„Sie wird hierbleiben Ena. Sie ist ein Mensch und verdient, dass du sie wenigstens etwas wie einen behandelst!"
Er wies mit dem Finger auf mich, die immer noch neben den beiden Streitenden kniete. Ich stimmte ihm absolut zu. Ich war ein Mensch. Und irgendwie konnte ich nicht unterdrücken, dass ich gerade froh um Ashers Anwesenheit war.
"Du hilfst ihr also. Einer Sklavin! Wie kannst du sie deiner Fra...Verlobten vorziehen!"
Ich hörte den ehrlichen Schmerz in ihrer Stimme, doch mein Mitgefühl, welches wieder drohte, sich in mir breit zu machen, wurde von dem Wissen verdrängt, was sie mir beinahe angetan hatte.
"Ich tue was ich will. Und nur weil du dich aufspielen musst, gibt es dir nicht das Recht, Daya zu verstümmeln!"
Asher machte eine wütende, wegwischende Handbewegunt.
Enas schmaler Körper schien zu beben, während sie die zierlichen Hände zu Fäusten ballte.
"Du nennst sie schon beim Namen."
Flüsterte sie und ich konnte ihr Herz beinahe brechen hören. Nannte man Sklaven sonst nicht beim Namen? Wie sollte man sich denn sonst mit ihnen verständigen?
Trotzdem, meinen Namen aus seinem Mund zu hören brachte mein Herz für einen kurzen Moment zum flattern.
Wie er ihn aussprach, die Bindung zwischen den letzten Silben, es hatte etwas edles, königliches. Es klang ganz und gar nicht herablassend.
Asher hatte nicht geantwortet und nur den Kopf geschüttelt, während er sich durch die Haare gefahren war. Sein ganzer Körper war angespannt.
"Du nennst eine Hure und eine Diebin beim Namen aber mich, eine treue und wertvolle Frau behandelst du wie Dreck!"
Sie schrie ihn tatsächlich an.
"Was findest du nur an ihr? Du magst doch sonst auch keine Sklavinnen."
„Du solltest jetzt schweigen, Ena."
Ash klang ruhig, sehr ruhig und extrem gefährlich, so wie ich es bisher nur von wenigen Männern hatte sagen können. Doch Ena dachte nicht einmal daran. Es wirkte auf mich, als ob sie den Schwall an Worten, der aus ihrem Innern strömte, nicht mehr aufhalten.
"Sie hat eine Kette geklaut! Andere Menschen hast schon andere verurteilt! Wieso also nicht sie, Ash? Wieso sie nicht?"
Ena war den Tränen nahe aber Asher antwortete darauf nicht, sein Blick war kalt, als er sie ansah.
Ich hatte recht behalten, er würde sie niemals lieben.
Aber in diesem Moment fragte ich mich, ob es ihm überhaupt leicht fiel, zu lieben.
Ich wollte den Mund öffnen und sagen, das ich die Kette nicht gestohlen hatte. Es nochmals klarstellen und versuchen, sie zurückzubekommen.
Aber ich spürte den Kloss in meinem Hals, der heisse und brennende Tränen ankündigte. Nein, ich durfte vor ihnen nicht weinen. Aber meine Finger fuhren unaufhörlich über die Stelle an meinem Handgelenk, wo die Kette gewesen war. Ohne sie fühlte ich mich verloren. Sie war für mich das Wertvollste gewesen, was ich besessen hatte.
Es war feige und überhaupt schwach von mir, aber ehe ich vor ihnen weinte, musste ich hier lieber einfach weg. Also erhob ich mich blitzschnell und rannte los aus dem Zimmer. Die ersten Tränen schmeckte ich bereits salzig auf meiner Zunge.
Hinter mir hörte ich sie weiter streiten. Ich war mir nicht sicher, ob es dabei noch um mich ging oder nicht. Sie schrien sich einfach an und alle Menschen, an denen ich vorbei kam, versuchten, das so gut es ging zu ignorieren.
Ich hörte das Plätschern, als ein Schwan mit den Flügeln flatternd aufschreckte, als ich mit wehendem Rock an dem angelegten Teich vorbei rannte.
Natürlich waren bereite viele verschiedene Leute im Saal eingetroffen. Dieses Mal waren es Händler, für die sofort die besten Speisen aufgetragen werden mussten.
Sie brachten auf ihrem Weg nämlich viele wertvolle Dinge aus fremden Ländern mit.
Einer der Köche, seine schwarzen Augen waren schmaler als Mandeln, packte mich im Vorbeigehen kurzerhand am Arm und legt mir einen Krug hinein, während er mich ohne ein Wort in die Richtung der Gäste schubste. Er hatte mich wohl mit jemand anderem verwechselt.
Die Sklaven und Bediensteten hatten viel zu tun, wie Bienen eilten sie um den König herum und erledigten ihre Pflichten. Und ich stand schon wieder mitten drin.
Ich wischte mir schnell das Nass von den Wangen und fuhr über meine verklebten Wimpern.
Dann lief ich auf die Männer zu, die es sich wie beim gestrigen Fest auf dem Boden bequem gemacht hatten. Es waren weniger, dafür besser gekleidete.
Vor ihnen die besten Köstlichkeiten und hinter den Sitzenden eine Menge von merkwürdigen Sachen, die ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen hatte.
Wahrscheinlich die neue Ware aus den westlichen Ländern.
Die Händler hatten von der Sonne gegerbte Gesichter und waren ausschliesslich grobschlächtige Männer.
Ihre Gewänder waren weiss um das Licht der Sonne so gut es ging los zu werden. Sie waren oftmals zu eng für ihre bulligen Körper und ihre runden Gesichter gafften mich mit Knopfaugen gierig an.
Ich spürte auch den Blick des Königs und seiner Lieblingsfrau, der Frau die das einzige auf der Welt war, dass im Moment etwas für mich bedeutete.
Die Männer hoben mir grölend und laut redend die Becher entgegen und erzählten dem Hof von ihnen Reisen und Abenteuern. Selbst die Sklaven horchten aufmerksam von den Ländern der Freiheit, die sie niemals zu Gesicht bekommen würde.
Von dem Schnee, der wie weisser kalter Sand war und von merkwürdigen Tieren mit Rüsseln, die sich nun die Perser angeschafft haben sollten.
Ich füllte einfach stumm die Becher nach, es war eine Art Trance und meine Handgriffe wiederholten sich automatisch, aber mein Blick war gesenkt und ich ging auf keinen einzigen Blickkontakt ein.
Wenn die Männer mich zu ihnen ziehen wollten entschlüpfte ich ihren wulstigen Fingern und bediente weiter, ich versuchte die Mauer um mich herum so gut es ging aufrecht zu erhalten.
Irgendwann sah ich aus den Augenwinkeln Ash und Ena hinein kommen, schön angezogen. Sie stand so nahe bei ihm als wären sie das glücklichste Paar der Welt.
Die nagenden Eifersucht an mir auf ein Mädchen, wegen einem Jungen den ich nicht liebte und dazu noch hassen sollte, war merkwürdig und dennoch liess sie sich nicht zurück drängen.
Ich sah weg und war den Rest des Morgens darauf bedacht, nicht in seine oder ihre Nähe zu kommen.
Mein leerer Arm erinnerte mich ebenfalls schmerzhaft an meinen Verlust und die Wut, die wie ein kochender Vulkan in mir brodelte, würde ich nicht mehr lange einsperren können.
Oder wollen.
Die Frau des Königs, aus meinen Augen mehr als eine Königin, auch wenn sie keinen Titel trug, schien es ebenfalls zu bemerken.
Ihre Blicke wanderten zwischen uns dreien herum und sie musste wohl versucht haben, alles zu begreifen.
Dann, als ich mich endlich zurückziehen durfte und die Männer und den König ihren Handel abzuschliessen begannen, hielt mich die Königin vor dem Teich ab.
Die Menschen um sie herum verneigten sich verwirrt, aber wagten es nicht, zu hinterfragen wieso sie mit einer Sklavin sprach.
Ohne ein Wort zu mir zu sagen, fühlte sie mich in ihr Gemach.
Ihr waren die Blicke, die uns folgten wohl egal.
„Was beschäftigt dich, Daya?"
Fragte sie dann und hielt meine Hände fest in ihren.
Ich antwortete nicht darauf. Was sollte ich schon sagen, was irgendetwas ändern würde.
Hätte ich mich vor ibr rechtfertigen sollen und Ena anschwärzen? Was hätte es mir gebracht.
Hätte ich ihr von meinen merkwürdigen Gefühlen erzählen sollen? Ich wusste doch selbst nicht einmal was sie bedeuteten und versuchte ja ohnehin, sie zu verdrängen.
Dass sie eine weise Frau war, sah ich in Ihren hellen grossen Augen.
Sie fragte mich nicht aus. Sie akzeptierte mein Schweigen. Ihr Zimmer war wunderschön, auch wenn ich nicht um die Ecke sehen konnte, war das was ich sah, wahnsinnig schön.
Alles in dem Raum war in satten, dunkeln Blautönen gehalten und an den Wänden hingen silberne Verzierungen. Es sah aus als würde die Nacht sich hier mit all ihren Sternen zur Ruhe setzen.
Es sah alles so weich aus, das Bett von dem ich nur die Hälfte sehen konnte, der Rest war hinter der Wand, den Tisch vor dem Balkon, wo weiche Vorhänge im Wind schwebten, und die Teppiche, in deren Schichten meine Füsse versanken, und die so weich wie tausend Federn waren.
Es war das Gemach einer Göttin und ich bezweifelte nicht dass sie die Lieblingsfrau des Königs war.
Wie sie sich wohl fühlen musste, eine von vielen zu sein die ihr Mann besuchte.
Erniedrigend, elendig, und dennoch schien sie ihn wirklich zu lieben.
Es war ein Wunder und gerne hätte ich sie gefragt wir sie es schaffte, aber ich kannte meine Grenzen. Ich durfte sie sowas nicht fragen.
Und ich war nicht so dumm, mir das alles kaputt zu machen. Alleine ihre Aufmerksamkeit war mehr, als ich verdiente.
Ihr Blick lag nun schon eine Weile auf mir, so als würde sie in mir Lesen wie in einem der Bücher, deren Bilder ich als kleines Kind immer bewundert hatte.
Ob sie mir das richtige Lesen beibringen würde?
Sie hatte ja keinen Grund dazu. Aber gerne hätte ich die Bücher gelesen, die es hier gab, die von Freiheit und der grossen weiten Welt erzählten.
Dann unterbrach mich plötzlich ihre Stimme und riss mich aus meinen Gedanken.
"Du machst meinen Sohn glücklich. Nicht Ena. Das kann ich dir sagen."
Ich war nicht imstande mich zu bewegen.
Wie konnte sie so etwas sagen? Und vor allem wieso sagte sie das? Sie kannte mich nicht und Asher tat es auch nicht. Ich war eine Sklavin und es war unfair, mir unnötige Hoffnungen in den Kopf zu setzen. Ich war nichts wert und diese Worte taten mir nur noch mehr weh.
Ena war schon etwas wert und zudem war sie die Wahl des Königs für seinen Sohn und somit nur das Bestemögliche.
Und nun sagte sie mir dies und brachte meine, ohnehin schon auf den Kopf geworfene, kleine Welt, noch mehr aus ihren Fugen.
Ihre Augen beobachteten mich aufmerksam.
Es wäre nicht nötig zu lügen, in ihrer Gegenwart konnte ich gar nicht anders als meine ehrlichen Gedanken auszusprechen.
"Ich..."
Beinahe etwas verzweifelt berührte sie meinen Arm, leicht, so dass ich nicht einmal zusammen fuhr. Wieso war ihr das so wichtig? Dachte sie dabei an das Glück ihres Sohnes? Wenn ja, dann verstand ich, dass sie nicht Ena an seiner Seite sehen wollte. Aber eine Sklavin ja wohl auch nicht.
"Ich sehe wie du ihn ansiehst.
Nicht nur, weil er ein stattlicher Mann ist.
Du willst ihm hassen aber du kannst es nicht.
Das ist ein Zeichen, meine Tochter. Eines auf das ich lange gewartet habe. Echte Liebe im Leben meines Sohnes."
Es schien ihr wichtig zu sein, das Glück für ihren Sohn zu finden. Sie wünschte ihm alle Liebe der Welt, aber sie hatte sich in mir geirrt. Ja, ich war selbst verwirrt, was dieser junge Mann in mir auslöste. Aber ich liebte ihn nicht. Ich kannte ihn zwei Tage und so etwas wie Liebe dauerte Jahrelang. So stellte ich es mir zumindest vor.
Trotzdem, so Mutter hätte ich auch gerne gehabt, auch wenn Asher selbst entscheiden konnte, was für ihm das Richtige war.
Dennoch war ihre Liebe zu ihm gross, und dass ich in ihren Augen die Richtige für ihren Sohn war, schmeichelte mich sehr. Aber es machte mich auch etwas unruhig.
Gerne würde ich ihren Vorstellungen entsprechen, ihr etwas geben worauf sie stolz sein konnte.
Aber ich konnte sie nur enttäuschen. Ich war aufgewachsen, ohne irgendetwas wofür ich mich rühmen konnte.
"Ich kann nicht. Ich bin nur..."
Sie unterbrach mich mit unzufriedener Miene.
Als müsste sie mir so viel beibringen um aus mir einen geschliffenen Edelstein zu machen.
"Du bist mehr als du denkst Daya. Aber du bist immer nur so wertvoll, wie du dich selbst auch siehst."
Sie sah mir in die Augen und ich brauchte eine Weile um den Sinn hinter ihren Worten zu verstehen.
Die Sprache hinter den Buchstaben, die sie in den Raum geworfen hatte. Die Aussage hinter ihrer Aussage.
Es berührte mich und ich liess mich von ihr umarmen.
Wahrscheinlich ging sie auch so schon ein grosses Risiko ein, die Auserwählte ihres Mannes für ihren Sohn anzuzweifeln. Aber die Tatsache dass sie mich mochte und gerade für mich da war, war unbeschreiblich schön.
"Danke."
Hauchte ich und es war das erste Mal, dass ich das Wort ausgesprochen hatte.
Und somit auch das erste Mal, dass ich es so gemeint hatte.
Als ich spürte wie gut es auch ihr tat, als ich bemerkte, dass auch sie ihre kleinen traurigen Geheimnisse hatte, fügte ich noch etwas hinzu, worauf sie mich fester an sich drückte, als gäbe ich ihr mehr Halt als sie mir.
"Mutter."

Was denkt ihr war der Sinn hinter diesen gesprochenen Worte? Könnt ihr hinter den Zeilen lesen? Schreibt es in die Kommentare und ich hoffe ihr freut euch auf das nächste Kapitel
Love
Angora77

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