Dienstag - 0.2 - Erstmal ankommen ...

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Don't forget - it's fiction!

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Die hundert schmalen Reihenhäuser unserer kleinen Siedlung direkt hinter dem kleinen Vorstadtbahnhof liegen an lauter kurzen Stichgassen. Im Erdgeschoss gibt es zur Gasse die Küche und ein winziges Klo, auf der anderen Seite ein großes Ess-Wohnzimmer mit Terrasse und Handtuchgarten (bzw. eher einem „begehbaren Blumenkübel", größer ist der Garten nämlich nicht ...), im ersten Stock das Bad, ein kleines Zimmer (in dem bei uns die siebzehnjährige Tochter Maja wohnt) und ein ziemlich großes Zimmer (in dem unser dreizehnjähriger Pubertist Simon entweder zockt oder vor sich hin „schimmelt", wenn er grade nicht in der Schule ist). Im zweiten Stock liegen noch unser Elternschlafzimmer und das offene Arbeits-Gäste-Wäschezimmer - das Reich von meinem Mann Markus. Mein Revier ist mehr so der große Keller, denn ich bin freischaffend Kreative und habe dort meine Werkstatt. Und mittendrin in dieser deutschen Vorstadtidylle sitzen jetzt also die sieben Jungs von BTS. Ein Blick aus Majas Fenster zeigt mir, dass die Pressetypen bisher nicht wieder gekommen sind.
Gut so, sollen die doch suchen, bis sie schwarz sind. Es scheint so, als könnte ich Entwarnung geben.

Mit dieser guten Nachricht im Gepäck betrete ich das Zimmer meines Sohnes und sehe sieben erwartungsvolle Augenpaare auf mich gerichtet, die verblüfft zu mir in die Höhe schauen. Ach ja, richtig. Ich bin sogar für deutsche Verhältnisse ziemlich groß geraten. Mit meinen fülligen 1,81m kann mir nur Namjoon grade in die Augen sehen, für alle anderen muss ich ein Koloss sein. Und erst recht, wenn sie sitzen und ich vor ihnen stehe.

Liebes Gehirn, könntest du jetzt bitte ruckartig auf Englisch mit kreativem koreanischem Akzent schalten? Bittedanke.
Ich setze ein beruhigendes Lächeln auf und falte meine alten Knochen auch auf den Fußboden, wo die sieben Jungs tatsächlich hocken und allmählich wieder zu Atem kommen.
„Welcome to our home. First of all: don't worry - I think these guys are gone, you are safe here for now. Rest for a while and then we can plan how it will go on for you."

Geht doch. Irgendwie ...
„My name is Tina."

Kaum hat Namjoon das übersetzt, fangen die Jungs an, sich zu verbeugen und zu bedanken, wie man es von diversen Interviews und Award-Shows von ihnen kennt. Ich beende das mit einem Lachen und einem Handwedeln.
Das wird lustig. Ich bin ja eher der direkte Typ, das könnte „etwas" mit der asiatischen Höflichkeit kollidieren. Aber noch ist ja alles gut ...
Jedenfalls bin ich froh, dass ich meiner Tochter zu liebe im Oktober angefangen habe, die Gesichter der Jungs zu lernen. So kann ich wenigstens alle richtig anreden.

„Hi. My name is Kim Namjoon. We are SOOOO thankful, that you ..."
Wieder lächele ich und mache aus Spaß nochmal die Handbewegung von DNA und dann kleine Fingerherzchen.
„Ja, ich weiß."
Da müssen die Jungs dann auch grinsen und rattern in einem Affenzahn ihre Stagenamen runter.

„Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich es bevorzugen, euch mit euren richtigen Namen anzureden. Für die Idioten da draußen seid ihr BTS, für mich seid ihr sieben nette Menschen mit Persönlichkeit und mit einem richtigen Namen. Ihr müsst mir nur sagen, ob ihr gerne möchtet, dass ich den Familiennamen dazu sage."
Namjoon sieht erleichtert aus.
„Oh. Ja, das ist o.k. Das ist uns eigentlich auch lieber."
Er schaut die anderen an, die nur nicken.
„Und gerne auch ohne Nachnamen. Die Vornamen reichen."
Und wieder spulen sie ihre Namen runter, diesmal die echten. Aber bei manchen bin ich mir nicht sicher, ob ich sie richtig aussprechen werde. Und erklär mich für bekloppt - es ist mir grade wichtig, dass sie sich wirklich wohl fühlen.
„Laaaaangsam, Jungs! Korrigiert mich bitte, wenn ich einen Namen falsch betone."
Ich fange an, auf die Jungs zu zeigen und die Namen auszusprechen. Und die Jungs antworten mit einem Nicken. Ich mein' - manche ...
"Also - Hoseok, Namjoon, Yoongi, ... äh, heißt das 'Joon-Gi', Joo-Ngi' oder 'Jongi' ???"
Er grinst.
„Jun-Gi oder Jun-Ki".
Also ein kurzes U.
Seok-Jin."
Jin korrigiert mich gleich.
"Please, say Jin".

Ich mache weiter mit der Maknae-Line.
„Jeongguk ??? (Nicken), Jimin, - äh - heißt das Tae-Hyung oder Tae-Hyang oder ...?"
Er kommt mir zu Hilfe.
„Tae-CHjong".
Uuuund da ist es - das Kastengrinsen. Cool, dass ich das alles grade live und in Farbe in meiner bescheidenen Hütte habe! Die sitzen einfach so vor mir. Und sie werden sich auch nicht in Luft auflösen - die sind echt! Maja wird staunen, wenn sie gleich von der Arbeit nach Hause kommt.

Kurz fällt mein Blick auf Jimin, der immer noch völlig erschöpft vom Rennen auf dem Boden liegt und kaum zuhört. Im Liegen zeichnen sich die kantigen Konturen seines schmalen Körpers unter seiner viel zu weiten Kleidung ab.
Scheiße. Wie sieht der denn aus??? Wenn der noch 50 Kilo wiegt, bin ich der Weihnachtsmann. Was hat dem denn schon wieder so auf die Seele geschlagen, dass er derart abgemagert ist? Da stimmt doch was nicht!
Ich kann mich kaum losreißen von dem elenden Anblick und den sofort kreisenden Gedanken. Aber ich muss mich beherrschen, bevor es zu auffällig wird. Das wäre Jimin bestimmt grottenunangenehm.

„O.K. Jungs. Mögt ihr mir kurz erzählen, warum ihr nicht in London sondern in Frankfurt gelandet seid und wie ihr vor meine Haustür geraten seid? Ich fühle mich grade, als ob ich träume. Und dann möchte ich euch gerne zeigen, dass es auch nette, rücksichtsvolle Deutsche gibt. Sagt mir bitte ohne jede Bescheidenheit, was ihr grade braucht - Was zu trinken, zu essen, ein Badezimmer oder einfach ..."
Mein Blick fällt auf meine alte Armbanduhr, und nach kurzem Rechnen wird mir klar, dass die Jungs auch noch heftig mit Jetlag kämpfen müssten.
„... sieben weiche Betten und Ruhe?"
Wo auch immer ich die hinlegen werde, das wär' ja wohl gelacht. Wenn's sein muss, hat dieses Haus Wände aus Gummi ...

Namjoon übersetzt erst für die anderen und fängt dann an zu erzählen.
"Du hast recht, eigentlich wollten wir nach London, wo am Wochenende die ersten Konzerte der Europa-Tournee stattfinden sollen. Aber über ganz Südengland und dem Kanal herrscht ein so dichter, flächendeckender Nebel, dass unser Flieger nach Frankfurt umgeleitet wurde. Der Manager und PD sind schon seit zwei Tagen in London, weil sie von dort aus die Europa-Termine regeln wollen. Und der Flieger mit den Leuten vom Staff ist dummerweise nach Paris geschickt worden. Die sollten uns eigentlich in London erwarten und abschirmen. Aber in Frankfurt waren wir alleine und noch etwas verwirrt, was wir nun tun sollen. Weil sich die Umleitung in der ARMY und bei der Presse rumgesprochen hat, sind wir in Frankfurt schon von den Massen erwartet worden. Wir sind gejagt worden wie die Hasen. Wir hatten echt Mühe, zusammen zu bleiben. Nicht mal unser Gepäck konnten wir einsammeln. Wir sind in die ersten beiden Taxis gejumpt und haben die einfach losgescheucht. Ich konnte dann dem Fahrer meines Wagens klar machen, dass wir bitte in der nächsten Stadt erstmal an einem Geldautomaten halten müssen, damit wir ihn bezahlen können. Das fand er nicht so witzig ..."
Das kann ich mir lebhaft vorstellen ...

„Der hat dann seinen Kollegen per Funk informiert, und die beiden haben beschlossen, uns kurzerhand hier rauszuwerfen, weil hier der Bahnhof so nah an der Autobahn ist und einen Geldautomaten hat. Und - zack - waren wir draußen. Dummerweise haben ein paar Pressefritzen es geschafft, uns zu folgen. Also sind wir in den Bahnhof zum Automaten gerast, haben mein Konto geplündert, die Fahrer bezahlt und haben dann versucht, uns von den Reportern abzusetzen. Wir sind kreuz und quer durch und um den Bahnhof gerannt. Wir haben uns durch die Leute geschlängelt und sind dann auf der anderen Seite wieder raus, über die Gleise, immer gradeaus. Und dabei sind wir schließlich vor deiner Haustür gelandet."

Wie beschissen kann das Leben bitte sein? Ich schwöre: ICH will NIE berühmt werden!

„Ich war total geschockt, als ich begriffen habe, dass ich in einer Sackgasse gelandet bin. Und dann habe ich Dich hinter dem Fenster gesehen. Und drei Sekunden gebraucht, bis ich begriffen habe, dass du grade die Bewegung aus der DNA-Choreo gemacht hast und also unsere Rettung sein kannst. Nochmal tausend Dank, dass Du so schnell reagiert und uns rein gelassen hast!"
WOW!
Schnell antworte ich.
„Von Herzen gerne. Das Fan- und Pressegetümmel regt mich auf, seit ich angefangen habe, euch im Internet kennenzulernen. Ihr seid ja inzwischen echt Freiwild. Es ist mir eine Ehre, dass ich euch helfen kann. Sowas geht ja gar nicht."
Übersetzen, breites Strahlen und allseits erneutes, dankbares Verbeugen.

„Also, was braucht ihr jetzt? Seid bitte ehrlich! Hunger? Durst? Duschen? Schlafen?"
Ich schaue sie fragend an.
"Neinnein, wir können euch doch nicht zur Last fallen! Ich rufe jetzt im Konsulat an - es müsste eines in Frankfurt geben - und bei PD in London, und dann versuchen wir, ein Hotel zu finden. Wenn wir unser Gepäck irgendwie kriegen können, können wir da ja dann schlafen, bis PD rausgefunden hat, wie er uns nach London schaffen kann."

Jepp, das klingt nach einem Plan - nicht. Jungejunge, ein hoher IQ schützt vor Müdigkeit nicht. Bis du dieses nette Programm abgespult und ein Bett gefunden hast, geht in Korea die Sonne schon wieder auf.

„Namjoon, das kommt gar nicht in Frage. Ihr seid viel zu müde, und das dauert viel zu lange. Ich wüsste gar nicht, wo in dieser Kleinstadt das nächste Hotel ist und ob euch da jemand versteht. Das Essen ist sowieso fast fertig, ich mache einfach noch eine Suppe dazu. Und ich liebe es, Gäste zu haben. Ruf in dem Konsulat und bei PD an. Mein Tipp wäre, nach Frankreich zu fahren und dort mit dem Zug durch den Tunnel nach England zu kommen. UNTER dem Ärmelkanal ist der Nebel nämlich reichlich egal, und ihr könnt eure Konzerte normal geben. Das Konsulat soll sich um euer Gepäck kümmern. Und wie ihr ungesehen in den Zug kommt, lasst dann meine Sorge sein."

Aus dem Augenwinkel sehe ich nebenbei, dass Jimin bei dem Wort „Essen fertig" kurz zusammenzuckt und sich dann mühsam ins Sitzen hochstemmt.
Da.Ist.Was.Faul!

Nach etwas weiterem, höflichem Widerstand fängt Namjoon schließlich an zu telefonieren, Tae fragt nach einer Toilette, Jin bietet seine Hilfe in der Küche an und Hobi setzt seine Erleichterung in Bewegung um. Will heißen: er hüpft auf, strahlt mich an und macht eine tänzerische, lustig-hampelige Verbeugung.
Du „Fangirl inside" - könntest du dich bitte sofort wieder in deine Ecke verkrümeln und dich nicht so schnell wieder melden? Bittedanke.
Das Glücksgefühl, das mich grade überkommt, ist ja sowas von peinlich!!!

Aber immerhin tauen die Jungs langsam auf. Den Rest kriegen wir geregelt. Jetzt auf das Gepäck zu warten und ein Hotel zu suchen, ist doch völliger Blödsinn. Ich zeige Taehyung den Weg zum Badezimmer, innerlich betend, dass es da nicht zu unordentlich aussieht. Alle anderen lehnen sich seufzend zurück und warten die Ergebnisse der Telefonate ab. Yoongi sieht aus, als ob er schon schläft - er ist sozusagen im Energiesparmodus ...

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14.10.2018    -    5.4.2019    -    26.10.2019
23.3.2020    -    12.8.2020    -    7.11.2022

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