Donnerstag - 9.2 - Dear Jeongguk!

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Don't forget  -  it's fiction!

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Nach einem schnellen Kontrollblick auf die Uhr mache ich mich als nächstes daran nachzusuchen, ob ich vielleicht selbst irgendwo einen alten Schlüssel für Jeongguk habe. Ich schleiche mich ins Erdgeschoss, ignoriere die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer dringen und ganz bestimmt nicht für meine Ohren bestimmt sind, und werde tatsächlich in unserer Schlüsselschale im Regal neben der Haustür fündig. Ich muss ein bisschen wühlen, aber dann bringt der lange nicht mehr angesehene Bodensatz dieser Schale einen Schlüssel hervor, der zwar nicht schön schnörkelig und antik, aber immerhin doch recht alt ist. Ich denke einmal angestrengt nach, ob dieser Schlüssel zu irgend einem noch existierenden Schloss gehört, und beschließe, dass wir drauf verzichten können.
Gut. Dann kann ich diesen Brief ja gleich auch noch schreiben. Dann schaffe ich die letzten beiden heute Nachmittag auch noch.

Lieber Jeongguk!

Als Du als Trainee zu Big Hit kamst, warst Du nach unserer Zeitrechnung grade mal 13 Jahre alt. Eigentlich noch ein Kind. Du hast Deine Familie verlassen und bist zu vier fremden anderen Jugendlichen in eine entfernte Stadt gezogen. Das war nicht mal eben um die Ecke, falls Dir die Decke auf den Kopf fallen würde! Da gab es so schnell keinen Weg zurück. Du warst in einem Alter, wo andere vor sich hin pubertierend in ihre Jugend schlittern und für Jahre überhaupt nicht mehr wissen, wer sie sind und wo sie eigentlich hinwollen - Brain-Reset. Nichts geht mehr. Sie wollen gerne groß und selbständig sein, brauchen aber in Wirklichkeit die Hilfe von außen mehr denn je. - Als ich das begriffen habe, ist mir beinahe schlecht geworden. Ich bin eine Mutter – ich kann gar nicht anders, als das furchtbar falsch zu finden. Du hast das damals gewollt, nicht ahnend, wie viele entbehrungsreiche Jahre vor Dir liegen würden. Ihr habt zu siebt in einem Zimmer gehaust, Du bist sogar alleine nach Amerika geschickt worden, Ihr seid als Background-Tänzer ausgeliehen worden, Du hast Tanz-Training, Gesangsstunden und Schule irgendwie gleichzeitig stemmen müssen, Du hast, seit Du 13 Jahre alt bist, ununterbrochen nahezu rund um die Uhr gearbeitet. Deine Persönlichkeit ist von diesen Umständen und Deinen Bandkollegen geformt worden.

Was hat Dich angetrieben? Was hat Dich – wohl mehrfach – daran gehindert, doch das Handtuch zu werfen? In 'Begin' sprichst Du davon, was die anderen für Dich bedeuten, bedeutet haben. Auch bei 'Burn the stage' hast Du davon erzählt. Allein das Zuhören hat mir weh getan.

Aber ich sehe noch etwas anderes, noch mehr. Ist es die K-Pop-Industrie, die die Maknaes gezielt danach aussucht, dass sie besonders niedlich und besonders vielseitig sind, damit man sie zu Allround-Stars an der Front formen kann? Oder warst Du selbst es, der versucht hat, alles zu können, und alles möglichst mindestens so gut wie die anderen zu können? Schneller rennen, härter tanzen, besser singen, nebenbei rappen ... War es das Entertainment, das Dich angetrieben hat? Oder Dein Ehrgeiz? Oder Deine Lust daran, Dich auszuprobieren? Oder der Versuch, die zwei Jahre Altersabstand auszugleichen, die man Dir jahrelang so deutlich angesehen hat?

Wir sind uns hier gleich am ersten Tag in die Haare geraten, weil Du eine dumme Bemerkung über Namjoon gemacht hast, die mich auch bei den Fans immer sehr nervt. Meine Reaktion war überzogen und unangemessen und hat Dich sehr verletzt. Nochmal: es tut mir leid! Um so mehr habe ich Respekt und Bewunderung für Dich empfunden, dass Du anschließend nicht drei Tage lang geschmollt sondern Dich bei mir bedankt hast. So was habe ich echt noch nie erlebt – dass sich jemand für eine Rüge bedankt! Du hast so viel innere Größe bewiesen, das hat mich wirklich sehr beeindruckt.

Und Du hast die Herausforderung angenommen. Du hast nicht locker gelassen und all die Tage immer wieder versucht, zu verstehen und für Dich umzusetzen, was meine Kritik für Dich bedeuten kann. Es ging darum, zu merken, was die Menschen um Dich herum fühlen und brauchen. 'Wie macht man das, das Merken?' hast Du mich gefragt. Wir hatten über Hobis Ängste gesprochen. Über die Schlange im Zoo. Ich möchte Dir sagen, dass ich wirklich aufrichtig dankbar und sehr stolz auf Dich bin. Du hast sehr, sehr schnell gelernt, Dich in ihn hineinzuversetzen. Wärst Du nicht so aufmerksam gewesen, hätten Namjoon und ich nicht so schnell helfen können, als es ihm wirklich schlecht ging. Du hast genau das getan, was ich gemeint habe: Du hast Deine Kraft mit seiner Seele verbunden und auf diesem Wege verstanden, was er braucht. Ich bin unglaublich stolz auf Dich!

Und vorgestern am Felsenmeer hast Du auch gezeigt, wie gut Du darin sein kannst. Ich fand es wundervoll, wie einfühlsam Du Tae durch die Felsen gelotst hast. Er durfte alle Angst ablegen und sich ganz auf Dich verlassen. Du hast gespürt, welche Wege für ihn geeignet sind, hast Dich voll auf ihn eingestellt. So hast Du den Nachmittag und dieses bei euch beiden sogar ziemlich rasante Kletterabenteuer zu einem ganz positiven Moment des über sich Hinauswachsens für Tae gemacht.

Es heißt immer, Du seist so schüchtern, und Du selbst hast gesagt, Du könntest Deine Gefühle nicht gut ausdrücken. Könnte es sein, dass Du in der Trainee-Zeit und den harten Anfangsjahren von BTS Deine Gefühle einfach weggepackt hast, weil Du gar keine Zeit dafür hattest? Könnte es sein, dass Du Deine Gefühle weggeschlossen hast, damit sie nicht mehr weh tun? Die Sehnsüchte nach zu Hause, nach der Unbeschwertheit der Kindheit, nach Privatsphäre und nach Sicherheit?

Indem Du Deine Kraft und Furchtlosigkeit mit den Herzen der anderen verbindest, bekommst Du nicht nur zu ihren sondern auch zu Deinen Gefühlen einen neuen Zugang. Du schließt eine Tür in Dir drin auf. Was Du dort finden wirst, weiß ich nicht. Ob Dir das leicht fallen wird, ob Du das gut aushalten können wirst, weiß ich auch nicht. Aber ich glaube, es ist der richtige Weg. Ich möchte Dir etwas schenken, was damit zusammenhängt. Ich gebe Dir einen alten Schlüssel. Du kannst ihn an Deine Wand hängen, in Deine Hosentasche stecken, an Dein Schlüsselbund tun. Irgendwo hin, wo er Dich immer daran erinnert, dass es sich lohnt, einen Moment innezuhalten, hinzuspüren und sich mit den anderen Menschen innerlich zu verbinden, indem Du innere Türen öffnest.

Nochmal: Danke, dass Du Dich in den letzten Tagen so aufmerksam Hoseok zugewandt hast. Er brauchte und braucht einen Beistand gegen die Angst, und Du warst da. Lass das nicht abreißen, sei für ihn da und mach ihm Mut, zu sich und zu seinen Ängsten zu stehen. Es wird euch beide beschenken.

Jeongguk, vor euch liegt noch eine harte, lange Tour. Viel Unsicherheit über PD, über Jimins Gesundheit, über Euer aller neue Wege in Eurem Innern, die Euch noch lange beschäftigen und verändern werden. All diese „Hindernisse" zu überwinden, wird Euch viel Kraft kosten. Übernimm Dich nicht, übersieh Deine eigenen Grenzen nicht! Aber Du kannst zur Kraft für die anderen werden und den Zusammenhalt stärken, wenn Du Türen öffnest und Eure Herzen verbindest. Wenn Du Dein Innerstes freilässt, wirst Du große Kräfte in Dir entdecken. Ich freue mich darauf, zu hören und zu sehen und hoffentlich auch mal wieder persönlich zu erleben, was aus Deiner inneren Kraft alles wachsen kann.

Geh diesen Weg unter dem Segen Gottes, Deine Tina

Wie schön. Nun fehlen mir nur noch zwei Geschenke und zwei Briefe. Es ist auch nach 10:00 Uhr, also demnächst Zeit für den Aufbruch. Ich rufe gleich mal ein Taxi und mache mich dann auf die Suche nach Tae. Der kommt mir schon auf der Treppe entgegen und freut sich wie ein kleines Kind auf das Jugendstil-Zentrum. Darum rufen wir nur noch durch die geschlossene Wohnzimmertür ein „wir sind dann weg" und gehen schon mal raus.    Ich wüsste ja ZU gern, was da drinnen jetzt abgeht ...

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1.12.2018    -    17.6.2019    -    30.10.2019
30.3.2020

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