Donnerstag - 9.8 - Sei behütet ...

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Don't forget - it's fiction!

.................................................................................................................

Danach sehe ich meine Stunde gekommen. Denn ich möchte ihnen ja mit meinen Geschenken sagen, was sie so besonders macht, sozusagen warum sie „so fine" sind. Also bitte ich sie, sich so zu setzen, dass sie mit uns auf dem Sofa einen Kreis bilden. Ich hole den Korb in die Mitte und zeige ihnen die ganz unterschiedlichen Päckchen darin.

„Jungs, ich habe auch was für euch. Die Dinge sind ganz unterschiedlich groß und sehr unterschiedlich in ihrem materiellen Wert. Ich habe einfach nach Dingen gesucht, die symbolisch zeigen, was ihr mir bedeutet. Manches davon kann man in der Hosentasche immer mit sich rumtragen, anderes kann man benutzen - das ist ganz verschieden. Ich hoffe einfach, dass ihr hinter allem erkennen könnt, wie wichtig ihr mir seid. - Seid ihr bereit?"
Ich glaube, sooo schnell haben die sich noch nie irgendwo hingesetzt wie jetzt um diesen Korb herum. Ich beschließe, die Päckchen doch aus dem Korb herauszunehmen. Dann wird das Aussuchen leichter. Neugierig begutachten sie die sieben Päckchen. Mein Herz klopft auf einmal schneller, weil ich Sorge habe, ob allen ihr Geschenk gefallen wird.

Als alle sitzen und mich erwartungsvoll ansehen, räuspere ich mich.
„Möchte jemand von euch einfach eines aussuchen? Ich sage dann schon, für wen es ist."
Beherzt greift Jeongguk nach der Tüte mit dem Herzchen dran und hält sie mir hin. Ich gebe das Geschenk an Jin weiter, und während er das kleine rote Herz bewundert und die Tüte öffnet, erkläre ich ihm den Inhalt.
"Jin, du bist grade auf der Suche nach dir selbst. Für mich bist du das Salz in der Suppe von BTS."
Mit lautem „Hmmmmm!" fördert er die Gemüsebrühe zu Tage.
Gott sei Dank! Er freut sich ehrlich.
„Ich hab mich schon gefragt, wie ich da wohl in Korea drankommen soll."
Dann hält er den Salzkristall gegen das Licht und freut sich an dem matten Schimmer.
Punktlandung ...
Das Herz wandert sofort in seine Hosentasche.

Nun sucht Jin etwas aus. Er greift nach der kleinen Schachtel für Yoongi. Ich nehme sie ihm ab, öffne sie und hole den halben Achat raus. Ich stelle ihn so auf meine Hand, dass man nur das rauhe Äußere des Steins sieht, halte ihn Yoongi hin und sage mein "Sprüchlein" dazu.
"So, Yoongi, habe ich dich ganz am Anfang gesehen. Undurchdringlich, fremd und rauh. Aber mit jedem Tag, den ich dich länger kenne - schon vor eurer Zeit hier - habe ich immer mehr von dir entdeckt. Und heute bist du für mich so."
Bei den letzten Worten kippe ich den Stein in meiner Hand um und zeige ihm das schimmernde Innere. Er hat mir erst mit neutralem Gesicht zugesehen, ganz Yoongi eben, aufmerksam und abwartend. Aber als er das Innere sieht, leuchten seine Augen auf. Ganz vorsichtig nimmt er mir den Stein ab und dreht ihn im Licht hin und her. Von allen anderen kommt Ah und Oh. Behutsam legt er den Stein zurück in die kleine Schachtel und hält diese dann ganz fest. Er muss nichts sagen, ich sehe ihm die Freude an.

Seine Hand schwebt über den Päckchen, bis er sich für das Bonbon entscheidet und es mir reicht.
„Du lieber Taehyung, hast mir heute geholfen, diese Geschenke zu vervollständigen. Du bekommst selbst aber etwas, was nicht symbolisch für dich steht, sondern was zu Deinen Interessen passt. Hoffentlich ..."
Ich überreiche ihm das Bonbon und warte ab. Ich sehe, wie er fast platzt vor Neugierde - immerhin weiß er als einziger schon seit Stunden, dass da was kommt. Aber er zügelt sich und wickelt das Bonbon ordentlich aus. Als er dann den schmalen Seidenschal in den Händen hält, werden seine Augen groß. „Dieser Schal ist von einem meiner Großeltern und also ganz, ganz alt. Ich weiß nicht, wie alt. Aber definitiv älter als du, vielleicht sogar älter als ich. Du hast so eine Freude an schönen, alten Dingen, dass ich möchte, dass du ihn trägst. Wenn du magst. So würde er nochmal zu Ehren kommen." Sachte streichen seine schlanken Hände über den fließenden, kühlen Stoff, zeichnen das kleine, schwarzweiße Muster nach.

Dann legt er sich den Schal um den Nacken und bastelt ihn unter den Kragen von seinem schwarzen Seidenhemd. Es sieht wunderbar aus. Strahlend nimmt er mich in die Arme.
„Das ist von DEINEM Opa? Das gibst du einfach so her???"
Ich nicke.
„Es ist doch für dich, Tae."
Er seufzt auf und hängt mit seinem Blick an dem Tuch. Bis Yoongi ihn anstubst.
"Müssen wir mal wieder Händchen halten, oder suchst du freiwillig das nächste Päckchen aus? Die anderen sterben gleich, wenn du sie weiter auf die Folter spannst!"

Tae grinst und greift sofort nach dem Päckchen, dem er ansieht, dass darin der Hut ist. War ja klar, dass er sich das nicht nehmen lassen würde...
„Lieber Hobi. Ich denke, ich muss das erklären, weil das im Deutschen ein Wortspiel ist, im Englischen aber nicht."
Derweil wickelt er den Hut aus dem Stoff und staunt, grinst, setzt sich den Hut auf und strahlt in die Runde.
„Das englische Wort 'sheltered' bedeutet im Deutschen 'behütet', das englische 'hat' ist im Deutschen ein 'Hut'. 'Behütet' und 'Hut'. In unserer Sprache hat also die Kopfbedeckung etwas zu tun mit dem Gefühl, beschützt zu werden. Und genau das wünsche ich dir - dass du dich beschützt fühlst - eben be-hütet."
Schnell flitzt er an die leere Wand, zückt sein Handy und macht ein Selfie mit Hut. Pling! - teilt er der Welt mit, dass er nun 'behütet' ist.
Weiß ja keiner, wo, woher und warum ...
Tae erzählt derweil offensichtlich, wie viel Spaß es uns gemacht hat, den Hut auszusuchen. Denn ein breites Grinsen hat sich in seinem Gesicht festgesetzt, und alle anderen lachen auch.

Nun sucht Hoseok etwas aus. Es ist die kleine Tüte für Namjoon. Er schaut ziemlich irritiert, als er das Legoteil rausholt, schließlich haben eher andere damit gespielt in der Zeit hier. Aber bei meiner Erklärung hellt sich seine Miene sofort auf.
"Namjoon, du bist ein Mensch, der Wege findet, Streit schlichtet, Menschen verbindet. Ein Mensch, der um die Ecke denkt und Zusammenhänge versteht. Darum habe ich an etwas gedacht, das sich miteinander verbinden lässt. Du kannst die Teile immer wieder umstecken, wie es grade passt."
Er nickt bedächtig und nimmt für einen Moment meine Hand.

Jetzt bin ich neugierig. Vor Namjoon liegen noch zwei Päckchen. Der kleine Schlüssel für Jeongguk, der mit dem Verteilen angefangen hat, und die große Decke für Jimin. Was wird er wählen? Namjoon entscheidet sich für das kleine Päckchen, und ich reiche es an Guk weiter. Er öffnet die Schachtel. Und erst in dem Augenblick registriere ich, dass er es auch war, der im ersten Teaser zu „Fake Love" den Schlüssel bekommen hat. Ich bekomme Gänsehaut.
Hoffentlich geht DAS nicht nach hinten los!!!
Als er den Schlüssel rausholt, geht es wie ein Ruck durch die Gruppe. Maja zieht scharf die Luft ein.

„Guk, ich ... Ich habe gar nicht an 'Fake Love' gedacht dabei. Das ist mir wirklich grade erst jetzt aufgefallen. Ich möchte mit dem Schlüssel sagen, dass du in dir eine Tür aufgemacht und dich auf die Suche nach deinen Gefühlen gemacht hast. Und dass ich dir auf dieser Suche ganz viele offene Türen wünsche und Menschen, die dich auf dem Weg begleiten."
Jeongguk starrt stumm auf den Schlüssel in seiner Hand. Alle sind still.
„Das heißt der Schlüssel im Teaser eigentlich auch. Auf der Suche sein. Ich kapiere nur erst jetzt, dass wirklich ich damit gemeint bin. - Danke!"
Er drückt meine Hand kurz. Aufgewühlt schaut er mich an. Dann drückt er meine Hand nochmal, bevor er mich loslässt und mit seinen Fingern der Form des Schlüssels folgt. Ich bin dennoch sehr erleichtert. Das hätte jetzt auch völlig schief gehen können ...

Nun bleibt noch das letzte große Päckchen. Und Jimin. Er zögert, schaut mich an. Ich nehme es und reiche es ihm.
„Ich glaube, wenn du DAS aufgemacht hast, muss ich dir nicht mehr sagen, warum das für dich ist."
Ich lächle ihn an. Jimin nimmt das Päckchen, dreht es ein paarmal. Schüttelt es, denkt nach. Drückt es und stellt fest, dass es ganz weich ist. Dann jauchzt er auf einmal auf und reißt das Papier herunter. Mit fliegenden Fingern löst er die Banderole von der Decke, wirft sie hoch, schüttelt sie aus und wickelt sich sofort darin ein. Der ganze Kerl strahlt vor Glück. Der kleine, gelbe Geist, wie Tae ihn genannt hat, führt kurz einen Freundentanz auf, springt dann in meine Arme und jubelt, witzigerweise auf Deutsch.
"Danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke!"
Und dann auf Koreanisch (mit drei Soufleuren).
"Jetzt kann ich dich mitnehmen. Das ist cool. Du kommst mit nach Paris. Juchuuuu!!!"
Hach, ich hätte nicht gedacht, dass ich auch mal einen „Koala" bekomme ...
So löst Jimins Jubel die ganz unterschiedlichen Gefühle der anderen auf und steckt alle an mit seiner überschäumenden Freude.

Da fällt mein Blick auf die Uhr an der Wand. Die Zeit ist ziemlich fortgeschritten, aber noch ist der Abend nicht rum. Plötzlich klappt Markus neben sich im Regal den PC auf. Alle rutschen an die lange Wand, für mich wird ein Sessel dort hingeschoben. Der Beamer wird angemacht, die Leinwand runtergelassen. Und zu einer leisen Piano-Kuschel-Dauerschleifen-BTS-Version, von denen es auf Youtube Massen gibt, zeigt Guk uns einige Bilder und Filmsequenzen der abgelaufenen Tage - Lustiges und Bedeutsames. Essen-mit-Stäbchen-Üben, das Abendritual, Tanzen, Spielen, im Felsenmeer klettern, meine Hände, die das Schloss am Geländer des Eisernen Stegs in Frankfurt anschließen. Kunterbunt alles, was unsere gemeinsamen Tage ausgemacht hat.
„Die endgültige und vollständige Version bekommst du aber erst später. Noch ist es ja nicht vorbei!"
Mit einem Zwinkern in meine Richtung erläutert Guk die Zusammenschau.

Zum Abschluss des wundervollen Abends werde ich mitsamt dem Sessel wieder zurück Richtung Sofa geschoben, und die Jungs setzen sich nochmal in den Kreis zu uns. Und dann singen sie das Lied, das für mich sicher immer zu den ganz besonderen zählen wird - vom neuen, noch nicht erschienenen Album den Song „Love Myself". Anschließend ist es ganz still. Ganz lange ganz still. Leise stehen die Jungs auf und räumen gemeinsam mit Markus und Simon alles im Wohnzimmer wieder an seinen Platz. Da es morgen auch kein gemeinsames Frühstück mehr geben wird, werden sogar der normale Esstisch, der kleine Verlängerungstisch und die Einhängeplatte wieder an ihre eigentlichen Plätze gestellt. Wir brauchen die lange Tafel nicht mehr. Der Teppich wird hingerollt, die Sessel darauf gestellt. Es wirkt so routiniert. Fast sieht unser normales Wohnzimmer fremd aus.

Damit der Abend nicht mit dem Räumen sondern mit etwas Schönem ausklingt, setzen wir uns nun hier in den Kreis, ganz nah aneinander. Ich schaue alle einmal an, auch meine Familie. Wir fassen uns an den Händen. Hobi hat den Hut auf, Tae den Schal um, an den Händen kann ich erkennen, dass sie außerdem auch einen kleinen Schlüssel, einen kleinen halben Achat, einen Lego-Schlüsselanhänger und ein rotes steinernes Herzchen halten. Jimin kuschelt sich richtig an mich, unser kleiner, gelber Geist. Und wir singen ein letztes Mal das „Ruhet von des Tages Müh" im Kanon - lange, leise und mit Herzen voller Dankbarkeit. Die Jungs verabschieden sich von Maja, Simon und Markus, bevor sie in ihre Betten schleichen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Guk bei Maja etwas zögert und sie dann einen Moment länger im Arm hält.

Als alle weg sind, sinke ich im dunklen Wohnzimmer wieder auf das Sofa. Nur die Geräusche der Spülmaschine und des Mixers, mit dem Markus den ersten Brotteig knetet, sind zu hören. Langsam ziehe ich meine alte gelbe Decke an mich und schnuppere daran. Sie riecht nun ganz fein nach Jimin. Wäre ich ein Teenie, würde ich sicher sagen: Die werde ich NIEEEEE wieder waschen ... Da mir der Maschinenpark aus der Küche einfach zu laut ist und ich noch so furchtbar wach bin, gehe ich nochmal in den Keller. Ich speichere die Briefe ab. Ich räume das Geschenkpapier weg. Ich finde keine Ruhe. Und ich wundere mich auch gar nicht, dass ziemlich bald Namjoon um die Ecke geschlappt kommt.

„Na? Willst du heute gar nicht auf dem Sofa auf mich warten?"
Er schüttelt missbilligend den Kopf.
„Was machst du um Himmels Willen hier??? Du gehörst ins Bett!!!"

„Aber du!",
Diesen Konter kann ich mir nicht verkneifen, und wir müssen beide lachen. Dann stehen wir ganz still da, Hand in Hand, Kopf an Kopf. Diese einzigartige Verbindung werde ich unglaublich vermissen. Ohne ein weiteres Wort gehen wir gemeinsam die Treppen hoch bis in den zweiten Stock.
Jetzt ist es amtlich - der letzte Tag ist rum, in ein paar Stunden sind sie weg. Ich kann es nicht länger hinauszögern.

.......................................................................

7.12.2018    -    17.6.2019    -    31.10.2019
30.3.2020

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro