Mittwoch - 1.5 - Lost in Translation

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Don't forget - it's fiction !

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Allmählich werden wir zum Team - die sieben Weltstars von BTS und wir deutsch-bürgerliche Kleinfamilie. Wir finden uns, lernen übereinander und voneinander. Die sozialen Fähigkeiten wie Rücksichtnahme, Höflichkeit und Co. von den Koreanern sind beeindruckend.
Es bereitet mir diebisches Vergnügen, wie viel Mühe sich unser Pubertier gibt, da mitzuhalten.
Wie schnell Absprachen umgesetzt werden, weil allen klar ist, dass es ohne nicht geht! Wie geduldig alle miteinander umgehen!

Wie groß die Hürden dennoch sind, wird allerdings schnell klar, sobald wir uns nun in Grüppchen aufspalten. Markus hat als Softwareentwickler beim technischen Support für Yoongi und Namjoon natürlich keinerlei Probleme - das Vokabular sitzt. Aber ich lande zum Beispiel mit Jin in der Küche und verzweifle bald, weil sich das Absprechen von Zutaten, Essgewohnheiten und Unverträglichkeiten ziemlich schwierig gestaltet, wenn die eine deutsch gefärbtes British English und der andere grammatik-befreites Ameri-Konglish redet. Simon kann zwar vorführen, wie Lego funktioniert, aber er kann mit seinen paar Jahren Schulenglisch einfach nicht erklären, wie die Bauanleitungen für die ganzen Ninjago-, Chima-, Herr der Ringe- u.a. Aufbauten zu verstehen sind. Jimin hat natürlich überhaupt keine Probleme, sich auf Stups und Berry einzustellen. Aber das Schweigen zwischen ihm und Maja empfinden beide als etwas unangenehm. Und so schallt nach kurzer Zeit aus allen Ecken des Hauses der selbe Ruf.
"Naaaaaamjoooooon! Kannst du mal übersetzen???"
Der arme Teufel kann sich aber ja nicht in vier Teile teilen. Seufzend lässt er seine Kabel, Mikros und Mäuse fallen und arbeitet sich von der Küche bis unters Dach durch die Gespräche. Dann setzt er sich an sein Laptop und sucht nach einem einigermaßen korrekt übersetzenden Sprachprogramm für Koreanisch-Englisch. Das wird dann zusammen mit DeepL.com auf allen Handys, Tablets und PC's im ganzen Haus installiert. Die Fehlerquote wird sicher bei so vielen Übertragungen trotzdem ziemlich hoch sein, aber solange wir das mit Humor nehmen, ist die Tippserei immer noch besser, als unser Superhirn in den Wahnsinn zu treiben.

Während in der Küche eine klare Gemüsesuppe mit Reis, Spaghetti und eine dicke Käsesahnesauce vor sich hin köcheln, fangen Jin und ich an - mal wieder -, Listen zu schreiben. Wortlisten. Küchenvokabular. Spielvokabular. Technikvokabular. Werkzeug- und allgemeines Haushaltsvokabular für den Alltag. Standardfragen. Die gemeinsam aufgestellten Regeln. Aber auch: Worte, um Gefühle, Wünsche, Ängste aussprechen zu können. Ich schreibe deutsche Wörter runter, die ich wichtig finde, und übertrage sie ins Englische. Er schreibt koreanische Wörter auf, die er braucht, und Namjoon wird sie ins Englische übertragen. Und damit kann ich dann Übereinstimmungen finden, die Listen kombinieren bzw. rausfinden, welche Wörter sich eben nicht decken. Bis heute Abend sollen alle Mitbewohner diese und weitere Listen verlängern, und dann wollen wir uns ans Zusammenführen und Übersetzen in alle drei Sprachen machen. Die Listen sollen in den entsprechenden Räumen aushängen, damit wenigstens die Grundlage für Kommunikation vorhanden ist. Zum Schluss schnibbeln wir noch einen Salat und bimmeln dann mit unserer Kuhglocke durchs Treppenhaus, damit alle zum Essen kommen.
Ach, wenn doch unsere Kinder immer so schnell reagieren würden! *StoßseufzereinerMutterausstoß*

Der Tisch ist schnell gedeckt. Im Regal warten die diversen asiatischen, mehr oder weniger scharfen Fertigsaucen, damit die Jungs sich nach Bedarf etwas Heimatfeeling auf den Teller zaubern können. Unsere Gäste sagen grinsend gemeinsam einen Spruch auf. Während wir los essen, lassen wir uns das erklären. Es ist im Grunde ein Alberspruch wie bei uns das „Piep-piep-piep, wir ham' uns alle lieb, jeder isst, so viel er kann, nur nicht seinen Nebenmann, ..."
Den spulen wir dann natürlich auch gemeinsam runter. Dann fangen wir alle an zu essen.

Namjoon, dem meine Gebetsecke im Regal und mein häufiges kurzes Verweilen dort schon aufgefallen sind, fragt neugierig nach.
"Betet ihr normalerweise vor dem Essen? Dann lasst euch durch unsere Anwesenheit bitte nicht davon abhalten!"
Hm. Ehrlich gesagt haben wir all die Jahre eher gesungen vorm Essen, und in der letzten Zeit selten, weil meine liebe Familie viele Kompetenzen hat. Aber sauberes Singen gehört zu meinem Leidwesen nicht gerade dazu. Das hat mich als Chorsängerin schon etwas genervt und frustriert. Zumindest Simon könnte nämlich wunderbar singen, wenn er denn wollte ... Dazu kommt: ich will auf gar keinen Fall, dass die Jungs sich missioniert fühlen! Andererseits habe ich hier sieben Sänger sitzen. Luxus! Egal, ich versuch' es.

„Als die Kinder kleiner waren, haben wir fast immer vor dem Essen ein Gebet gesungen. Inzwischen sage ich meistens meinen Dank im Stillen."
„Und was habt ihr dann gesungen?"

„Och, meistens Danke-Kanons, die wir aber nicht im Kanon gesungen haben, weil ich die einzige bin, die alleine eine Kanonsstimme halten kann."
„Na, das kannst du haben! Bring uns doch einen bei."
What? Yes! ... Ähm - altertümliches Deutsch von klassischen Kanonen übersetzen - eine meiner Lieblingsübungen!

Wieder mal muss mein Tablet ran. Aber ...
Cool! Die spinnen ...
Wenn man bei Google „Tischkanons" eingibt, wird daraus „Tischkanone", und es erscheinen lauter Anzeigen für Bonsai-Rumballer-Teile, die man auf den Tisch stellen kann.
Ei Leute, ich will singen, nicht schießen! Noten und so ...
Naja, ich kann auch analog. Schließlich bin ich Diakonin und habe einen Schrank voller Liederbücher. Neben einigen klassischen Dankliedern finde ich dann einen kurzen modernen Kanon mit einem Text, der zu uns passt.
"Was wir brauchen, gibt uns Gott: Fröhlichkeit und täglich Brot!"
Das ist auch leicht zu übersetzen. Witzig wird es, als die Jungs zwischen Suppe und Spaghetti versuchen, das„-brauch-" und das „-ich-" auszusprechen, und sich die Zunge am zweimaligen „br" verknoten.
Naja, Namjoon wollte ja sowieso Deutsch lernen.
Unter viel Gelächter führe ich Lippenstellungen vor, zeige mit weit aufgerissenem Mund, wo die Zunge hingehört, lasse sie an meinem Hals fühlen, wo jeweils der Klang entsteht. Dann kugeln wir fast unter den Tisch, als die armen Teufel versuchen, dieselben Klänge mit Hilfe dieser Mundstellungen nachzusprechen. Dagegen sind die 18 Töne des Kanons echt ein Kinderspiel. Und nachdem wir auch noch eine Schachtel Kekse als Nachtisch geschlachtet haben, erschallt lupenrein und wunderschön, wenn auch etwas fremdartig klingend, das Lied vierstimmig. Ich weiß nicht, wie es den anderen geht - ich empfinde bei dieser gelösten Stimmung und nach all dem, was wir in nicht mal 24 Stunden schon bewältigt haben, wirklich tiefe Dankbarkeit und schicke jeden einzelnen Ton wie einen Jubel zum Himmel.

Jimin hat derweil seine eigene Strategie entwickelt: die Flucht nach vorn. Getragen von der im Moment ziemlich entspannten Wohlfühlatmosphäre ohne öffentliche Zuschauer will er wieder essen lernen. Raus aus der Lethargie! Übel ist ihm sowieso, glücklicher leben will er trotzdem. Also nimmt er eine einzelne Spaghetti, hält sie hoch und lässt sie unter Grimassenschneiden in seinem Mund verschwinden. Mit frechem Grinsen stipst er in die Sauce auf Taes Teller und leckt mit genussvoll verdrehten Augen seinen Finger ab. Dann knabbert er ein einzelnes Salatblatt und kaut theatralisch lange darauf herum, als wär es aus Gummi. Noch ein paar Nudeln. Am Schluss sogar noch einen Keks. Die anderen spielen mit, applaudieren und jubeln. Nach jedem einzelnen Bissen schnappt er sich Taes oder meine Hand und atmet tief durch. Aber er macht tapfer immer weiter. Nach dem Keks steht er auf, verbeugt sich tief, als wäre er auf einer Bühne, genießt seinen Applaus - und schlägt sich mit einem Würgen die Hand vor den Mund. Das war wohl etwas zu schwungvoll ... Hilflos sausen seine Augen zwischen der Tür zum Klo und der Terrassentür zur Frischluft hin und her.
Boah, was mühsam! Halte durch, du schaffst das!!!
Ich schubse Tae an, der springt auf, flitzt zu Jimin, und dann stehen die beiden eine Weile dort und atmen miteinander. Gott sei Dank kann Jimin nicht sehen, dass Tae dabei Tränen in den Augen hat.

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22.10.2018    -    5.4.2019    -    28.10.2019
23.3.2020

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